TODESJAGD. Eberhard Weidner

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TODESJAGD - Eberhard Weidner Anja Spangenberg

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hatte der nach Aussage seines Mitbewohners ansonsten höchst zuverlässige und besonnene junge Mann bestimmt nicht so panisch reagiert und war nachgerade kopflos davongerannt. Doch was hatte diese für seine Verhältnisse ungewöhnliche Reaktion überhaupt erst hervorgerufen?

      Ein Telefonanruf, eine SMS oder eine E-Mail?

      Vieles sprach nach Anjas Meinung dafür, dass Stumpf am Abend eine dieser Nachrichten bekommen hatte, denn wenn er Besuch gehabt hätte, dann hätte Baumbach das zweifellos mitbekommen.

      Trotz ihrer gründlichen Suche hatte Anja allerdings kein Mobiltelefon gefunden. Das hieß, dass Stumpf es vermutlich bei sich gehabt hatte, als er die Wohnung verlassen hatte. Doch offensichtlich war es ausgeschaltet, denn Anja hatte immer dann, wenn sie seine Nummer gewählt hatte, die Mitteilung bekommen, dass der Teilnehmer momentan nicht erreichbar wäre.

      Sie machte sich in Gedanken eine Notiz, sich unbedingt die Verbindungsdaten zu besorgen, sobald sie wieder im Büro war. Unter Umständen konnte sie auf diese Art herausfinden, ob und von wem Stumpf am Abend seines Verschwindens angerufen oder anderweitig kontaktiert worden war.

      Da sie im Zimmer des Vermissten alle Möglichkeiten ausgeschöpft hatte und nichts mehr finden würde, das in der Lage wäre, Licht ins Dunkel zu bringen, zog sie ihre Einweghandschuhe aus und steckte sie in die Jackentasche. Anschließend nahm sie Stumpfs Laptop und die Vermisstenakte und verließ den Raum.

      Ferdinand Baumbach saß in der kleinen Küche an einem winzigen Tisch und hatte einen halbvollen Kaffeebecher vor sich stehen. Als Anja eintrat, sah er in einer Art und Weise auf, die vermuten ließ, dass er bis soeben tief in Gedanken versunken gewesen war. Rasch nahm er den Mittelfinger der linken Hand, an dessen Nagel er gedankenverloren geknabbert hatte, vom Mund.

      »Kaffee?«, fragte er und deutete auf seinen eigenen Becher.

      Normalerweise wäre Anja nicht abgeneigt gewesen, denn sie liebte guten Filterkaffee und konnte nicht genug davon bekommen. Doch erstens wollte sie sich nicht mehr so lange hier aufhalten, und zweitens hatte sie das Glas mit löslichem Kaffee neben der Spüle entdeckt. Somit wusste sie, dass sie hier keinen Filterkaffee bekommen würde. Sie schüttelte daher den Kopf. »Tut mir leid, aber ich muss gleich wieder los.«

      Baumbach nickte und stand rasch auf. »Na dann«, sagte er und seufzte. »Aber wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, dann brauchen Sie mich nur anzurufen. Meine Handynummer haben Sie ja.«

      »Natürlich. Ich nehme übrigens den Computer Ihres Mitbewohners mit, um ihn im Büro genauer unter die Lupe zu nehmen. Gegebenenfalls finde ich darauf ja etwas, das uns einen Hinweis gibt, warum und wohin er verschwunden ist.«

      »Heißt das, dass Sie in seinem Zimmer sonst nichts gefunden haben?«

      Anja nickte. »So ist es. Ich hätte aber noch eine Frage an Sie.«

      »Worum geht’s?«, fragte Baumbach eilfertig.

      Die Polizistin legte den Laptop auf den Tisch, der damit voll war, und öffnete die Akte. Sie entnahm ihr das Foto von Christian Stumpf und der jungen Frau.

      »Können Sie mir sagen, wer die junge Dame ist?«

      Baumbach warf nur einen kurzen Blick auf das Foto, bevor er zu nicken begann. »Das ist Susanne.«

      »Eine Bekannte von Herrn Stumpf?«

      »Seine Ex-Freundin.«

      »Seit wann sind die beiden nicht mehr zusammen?«

      »Seit ungefähr einer halben Woche.«

      Anja hob die Augenbrauen. »Davon haben Sie mir bei unserem Gespräch vorhin gar nichts gesagt.«

      Baumbach zuckte mit den Schultern. Er schaffte es, gleichzeitig betreten und zerknirscht dreinzublicken. »Tut mir echt leid. Daran hab ich bei der ganzen Aufregung überhaupt nicht mehr gedacht.«

      »Wie lange waren die beiden zusammen?«

      Der Student überlegte kurz, bevor er antwortete: »Ich glaube, ungefähr anderthalb Jahre.«

      Anja runzelte die Stirn. Sie konnte nicht nachvollziehen, wie Baumbach so etwas hatte vergessen können. Wenn Stumpf und seine Freundin nur wenige Tage oder Wochen ein Liebespaar gewesen wären, dann hätte sie es ja noch verstanden. Aber da die beiden bis vor wenigen Tagen achtzehn Monate lang zusammen gewesen waren, dachte man doch beim Verschwinden des einen nahezu zwangsläufig auch an den anderen, auch wenn sie kein Paar mehr waren. Allerdings war es natürlich denkbar, dass Baumbach zu aufgeregt gewesen war, sodass er es tatsächlich zu erwähnen vergessen hatte.

      »Wer von den beiden hat denn die Beziehung beendet?«, fragte sie.

      »Das war Susanne.«

      »Und wie hat Herr Stumpf das aufgenommen?«

      »Gar nicht gut. Er war ziemlich deprimiert deswegen. Ich glaube, er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es mit ihnen beiden doch noch mal was werden könnte. Er bezeichnet Susanne immer als seine große, einzig wahre Liebe.«

      »Wie heißt die Dame mit vollen Namen?«

      »Susanne Winkler. Sie studiert Betriebswirtschaftslehre. Die beiden lernten sich auf der vorletzten Karibikfete kennen. Das ist die Semesterparty des Corps Alemannia München, die jedes Jahr im November in ihrem Wohnheim stattfindet.«

      Anja hatte ihr Notizbuch aus der Innentasche ihrer Jacke geholt und notierte sich die Angaben. Als sie fertig war, fragte sie nach einer Telefonnummer, unter der sie die Frau erreichen konnte.

      »Warten Sie, die muss hier irgendwo hängen.« Baumbach ging zu einer Pinnwand, die neben dem Kühlschrank an der Wand hing. Sie war übersät mit Zetteln, Postkarten, Flyern, Visitenkarten und alten Terminzetteln von Ärzten. »Hier ist sie.« Er nahm einen hellblauen Notizzettel, auf der eine Handynummer stand und gab ihn der Polizistin.

      Anja legte ihn in ihr Notizbuch. »Wissen Sie zufällig auch, warum seine Ex-Freundin mit Herrn Stumpf Schluss gemacht hat?«

      Baumbach zuckte mit den Schultern. »Soweit ich weiß, gab es keinen konkreten Grund. Zumindest hat Susanne Christian keinen genannt. Sie hat von einem Tag auf den anderen die Beziehung beendet und jeden Kontakt zu ihm abgebrochen.«

      »Okay.« Anja steckte ihr Notizbuch zurück. »Gibt es sonst noch etwas, das Sie vergessen haben, mir zu sagen? Jetzt haben Sie die Gelegenheit, es nachzuholen.«

      »N…n…n…nein«, sagte Baumbach stotternd. »Ich hab Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«

      »Na schön. Wenn Ihnen doch noch etwas einfällt, rufen Sie mich bitte umgehend an. Verstanden?«

      Er nickte eifrig.

      Sie gab ihm ihre Visitenkarte, bevor sie die Akte und den Laptop wieder an sich nahm und sich verabschiedete.

      2

      Nach dem Mittagessen war sie allein in ihrem Büro in der Vermisstenstelle, die sich im zweiten Stock des Dienstgebäudes in der Hansastraße befand. Daniel Braun war in einem seiner Vermisstenfälle unterwegs.

      Anja hatte sich auf der Rückfahrt von der Studenten-WG ein Grill-Sandwich und eine

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