TODESJAGD. Eberhard Weidner

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TODESJAGD - Eberhard Weidner Anja Spangenberg

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      Er nickte lächelnd. »Da bin ich wohl offenbar nicht der Einzige.« Mit hochgezogenen Augenbrauen deutete er auf das Telefon.

      »Ja.« Anja erzählte ihm von den anderen Fällen und zeigte ihm auf dem Monitor die entsprechenden Zeitungsfotos. »Und was hast du für mich?«

      Er legte die Akte vor ihr auf den Schreibtisch, sodass sie den Namen darauf lesen konnte, und sagte: »Markus Lehner, 57 Jahre alt, war bis zu seiner Frühpensionierung Finanzbeamter. Vor drei Jahren ist er an Knochenkrebs erkrankt. Keine Aussicht auf Heilung. Seine Lebenserwartung beträgt nach Aussage seines Arztes voraussichtlich nur noch wenige Monate. Die Wohnungsnachbarin erzählte mir, dass er in letzter Zeit oft von Selbstmord gesprochen habe. Im Nachhinein meinte sie, dass es in letzter Zeit durchaus so klang, als habe er sogar schon konkrete Pläne gehabt. Sie hat aber nicht ernsthaft damit gerechnet, dass er auch den Mumm hätte, es zu tun. Nachdem sie ihn ein paar Tage lang nicht gesehen hatte, begann sie sich Sorgen um ihn zu machen und rief die Polizei. In der Wohnung fand man jedoch keine Spur von ihm. Da er als suizidgefährdet gilt, wurde Vermisstenanzeige erstattet, und der Fall landete bei uns.«

      Während Brandstetter sie über die wichtigsten Details in Kenntnis gesetzt hatte, hatte Anja die Akte aufgeschlagen und sich die Fotos des vermissten Mannes angesehen. Dann hatte sie in der Ruhmeshalle des Selbstmordclubs nach seinem Konterfei gesucht und es auch rasch gefunden. Es handelte sich ebenfalls um das körnige Schwarzweißfoto aus einer Tageszeitung, das vermutlich zu einer öffentlichen Fahndung nach dem Vermissten gehört hatte.

      »Seit wann ist er verschwunden?«

      »Er wurde vor acht Tagen zum letzten Mal gesehen.«

      »Angehörige?«

      »Einen Bruder, der in Norddeutschland lebt. Die beiden hatten in den letzten Jahren aber keinen Kontakt mehr. Seine Frau ist vor fünf Jahren gestorben, und der einzige Sohn kam vor fast dreißig Jahren bei einem Badeunfall ums Leben.«

      »Tragisch!«

      Brandstetter nickte. »Wie bist du überhaupt auf diesen ominösen Selbstmordclub gestoßen?«

      Sie erzählte es ihm.

      »Du solltest zum Chef gehen«, sagte Brandstetter anschließend. Der Chef war Polizeirat Alexander Zumbruch, der Leiter der Vermisstenstelle und damit ihr unmittelbarer Dienstvorgesetzter. »Da die Fotos der Vermissten auf dieser Seite auftauchen und diese Leute eindeutig alle suizidgefährdet waren, besteht meiner Meinung nach ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den Fällen. Da ist es vermutlich vorteilhafter, wenn die Bearbeitung all dieser Fälle in einer Hand liegt.«

      »Und wenn du von einer Hand redest, meinst du vermutlich meine Hand.« Anja winkte ab. »Ich habe mit meinen eigenen Fällen schon mehr als genug zu tun.«

      »Wer hat das nicht?« Brandstetter grinste. »Und ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen, einen offenen Vermisstenfall auf diese Weise elegant loszuwerden. Aber darum geht es mir gar nicht.«

      Anja nickte. »Du hast ja recht. Ich werde gleich zum Chef gehen und ihn bitten, die drei anderen Fälle an mich zu übertragen. Sobald ich das erledigt habe, hole ich mir die übrigen Akten von den Kollegen.«

      »Dann viel Glück bei den Ermittlungen.« Brandstetter stand auf. »Ich hoffe, du bekommst den Kerl zu fassen, der hinter dieser Seite steckt. Sag Bescheid, wenn du dabei Hilfe benötigst.«

      Sobald der Kollege ihr Büro verlassen hatte, machte sich Anja auf den Weg zu Polizeirat Zumbruch. Sie schilderte ihm mit knappen Worten die Vermisstenfälle. Anschließend zeigte sie ihm die Webseite des Clubs der toten Gesichter. Er stimmte mit ihr darin überein, dass es aufgrund der Fotos in der vermeintlichen Ruhmeshalle einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Fällen gab. Aus diesem Grund übertrug er ihr die Verantwortung für die Ermittlungen. Sollte sie Hilfe benötigen, versprach er ihr Unterstützung durch einen der Kollegen.

      Auf dem Weg zurück in ihr Büro holte sie die beiden restlichen Vermisstenakten bei Sarah Neuner und Josef Fuchsner ab.

      4

      Als sie wieder an ihrem Schreibtisch saß, überprüfte sie sogleich das Postfach des E-Mail-Accounts, den sie unter falschem Namen eingerichtet hatte.

      »Wer sagt’s denn?«, murmelte sie. Neben einer Begrüßungsmail des Betreibers, die sie ungelesen löschte, hatte sie noch eine weitere Nachricht erhalten. Sie stammte von jemandem, der sich Nemesis nannte, wobei unklar blieb, ob sich dahinter eine Frau oder ein Mann verbarg. Anja erinnerte sich an den Abschiedsbrief des vermissten Studenten. Darin hatte er ebenfalls einen Todesengel namens Nemesis erwähnt.

      Anja las die E-Mail.

      Hallo, Laura,

      Freut mich, dass du den Weg zu uns gefunden hast und bereit bist, dich der »Suicide-Challenge« zu stellen. Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen.

      Ich heiße Nemesis und bin dein Todesengel. Als Erstes werde ich dir die Regeln erklären. Anschließend begleite ich dich durch die gesamte Challenge, indem ich dir die Aufgaben stelle, die du zu bewältigen hast. Außerdem bin ich für die nächsten 24 Stunden dein Ansprechpartner und werde dir all deine Fragen beantworten, sofern ich dazu in der Lage bin.

      Hier nun die Regeln, die strikt zu befolgen sind:

      1. Die »Suicide-Challenge« besteht aus 24 Aufgaben, die innerhalb von ebenso vielen Stunden erfolgreich absolviert werden müssen.

      2. Du darfst keiner Menschenseele etwas davon erzählen. Nicht einmal deiner besten Freundin oder deinen Eltern.

      3. Du musst jede Aufgabe, die ich dir stellen werde, sorgfältig und wortgetreu erfüllen!

      4. Sobald du eine Aufgabe erfolgreich absolviert und abgeschlossen hast, sendest du mir eine Nachricht mit einem Beweisfoto.

      5. Nach jeder erfolgreich bestandenen Aufgabe erfolgt zur jeweils vollen Stunde die nächste, bis schließlich alle erfüllt wurden.

      6. Am Ende der Challenge geht dein Todeswunsch in Erfüllung, und du wirst sterben! Damit hast du die Suicide-Challenge erfolgreich bewältigt. Dann wird auch dein Foto in die »Suicidal Hall of Fame« aufgenommen.

      Du kannst mir dafür gern ein Foto von dir mailen. Wenn nicht, ist das auch nicht tragisch. Dann nehme ich einfach ein Foto aus der Zeitung. Beispielsweise, wenn du vermisst wirst und nach dir gesucht wird. Oder aus deiner Todesanzeige.

      Das war’s auch schon für den Anfang.

      Bist du bereit?

      Anja verfasste sofort eine Antwort.

      Hallo Nemesis,

      herzlichen Dank für die freundlichen Worte und deine Hilfe. Tut mir echt leid, aber ich weiß noch gar nicht, ob ich überhaupt schon bereit bin zu sterben. Ich habe Angst! Was, wenn ich mittendrin aussteigen und die Challenge abbrechen will. Geht das?

      Anja schickte die Nachricht ab. Während sie auf eine Antwort wartete, öffnete sie die Akte des vermissten Fernfahrers Stefan Greinwald, der an Lungenkrebs litt und als Erster verschwunden war.

      Doch sie kam mit dem Aktenstudium nicht weit, denn als sie nach einer

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