TODESJAGD. Eberhard Weidner

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TODESJAGD - Eberhard Weidner Anja Spangenberg

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      Du kannst jetzt nicht mehr aufhören und die »Suicide-Challenge« abbrechen, denn die hat bereits mit deiner Anmeldung begonnen. Von nun an gibt es weder einen Ausstieg noch einen Weg zurück.

      Anja lächelte grimmig. Genauso hatte sie sich das vorgestellt. Die Betreiber des Clubs der toten Gesichter bedienten sich haargenau derselben Mittel wie andere Selbstmordclubs oder -spiele auch. Offensichtlich kopierten sie nur das Vorgehen ihrer Vorgänger. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sich andere derartige Seiten ausschließlich an Jugendliche richteten, die natürlich leichter zu beeinflussen waren, und nicht an Erwachsene. Doch die Ruhmeshalle des Clubs bewies, dass der Masche mit der Suicide-Challenge auch Erwachsene auf den Leim gingen. Vermutlich, weil sie extrem verzweifelt waren und sich den Tod wünschten.

      Grundsätzlich war Anja der Ansicht, dass jeder Erwachsene das Recht hatte, über das eigene Leben und den eigenen Körper zu bestimmen. Aus diesem Grund konnte er sich gegebenenfalls selbst das Leben nehmen, wenn er sich für diesen Weg entschlossen hatte. Auch in ihrem Leben hatte es eine Phase gegeben, in der sie immer wieder mit dem Tod geliebäugelt hatte, den sie in Gestalt einer Packung Schlaftabletten im Spiegelschrank ihres Badezimmers aufbewahrt hatte. Doch im Laufe ihrer Ermittlungen im Fall des Apokalypse-Killers hatte sie diese latente Todessehnsucht erfolgreich überwunden.

      Die Hintermänner des Clubs der toten Gesichter richteten sich aber nicht nur an Erwachsene. Auch Kinder und Jugendliche konnten auf die Webseite gelangen und sie lesen. Und sie konnten sich sogar problemlos anmelden, denn auch Anja hatte sich bei ihrer Anmeldung als fünfzehnjähriges Mädchen ausgegeben. Und dennoch hatte sich der Todesengel Nemesis bei ihr gemeldet, damit sie die Challenge durchführte. Sie war daher fest entschlossen, diesen Leuten das Handwerk zu legen. Doch dazu musste sie unbedingt herausfinden, wer hinter diesem Internetauftritt steckte und wer sich hinter ihrem Todesengel verbarg.

      Sie schrieb eine kurze E-Mail an Nemesis.

      Was, wenn ich trotzdem aussteigen will?

      Die Antwort kam weniger als zwei Minuten später.

      Ich habe dir doch schon mitgeteilt, dass du nicht aussteigen kannst. Dein Weg ist von nun an vorgezeichnet und führt ohne Umwege in den Tod. Das wolltest du doch! Deshalb hast du dich doch in unserem Club angemeldet! Glaub mir, jeder hat ein bisschen Muffensausen, wenn der Tod endlich greifbar nahe ist. Das ist völlig normal und sollte dich daher auch nicht beunruhigen.

      Vertrau mir!

      Vertraust du mir?

      Anja antwortete:

      Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann. Ich kenne dich doch gar nicht! Wer bist du eigentlich? Wenn ich wüsste, mit wem ich es zu tun habe, würde es mir vermutlich leichter fallen. Erzähl mir bitte etwas von dir.

      Nemesis schrieb nahezu postwendend zurück.

      Tut mir leid, aber ich darf dir nichts über mich erzählen, so gerne ich’s auch täte. Es verstößt gegen die Regeln, wenn ein Todesengel gegenüber einem Teilnehmer der Challenge seine wahre Identität oder Informationen über sich preisgibt.

      Du musst mir einfach blind vertrauen! Schließlich wollen wir doch beide dasselbe: deinen Tod.

      Also lass uns nicht länger zögern, sondern endlich anfangen. Die Zeit läuft!

      Bist du jetzt bereit?

      Anja schüttelte den Kopf.

      »So einfach mache ich es dir nicht, Schätzchen!«, murmelte sie.

      Wäre schön gewesen, wenn Nemesis ihr etwas über sich selbst verraten hätte. Allerdings hatte Anja nicht ernsthaft damit gerechnet.

      Sie überlegte kurz und verfasste dann eine Antwort-Mail.

      Ich weiß nicht, ob ich bereit bin. Als ich mich angemeldet habe, habe ich nicht erwartet, dass es sofort losgeht. Können wir es nicht noch etwas verschieben?

      Nemesis’ Reaktion erfolgte innerhalb kürzester Zeit.

      Anja hatte das Gefühl, dass ihr Todesengel allmählich wütend wurde. Aber genau das hatte sie beabsichtigt. Sie wollte ihn aus der Reserve locken. Womöglich machte er in seiner Wut einen Fehler und verriet mehr, als er ursprünglich wollte, sodass Anja endlich einen Anhaltspunkt für ihre Ermittlungen in die Hand bekam.

      Ich habe dir doch schon mitgeteilt, dass es kein Zurück mehr gibt. Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du dich angemeldet hast.

      Zweifel und Ängste sind normal, aber die musst du jetzt überwinden und hinter dir lassen. Und genau dafür ist die Challenge da.

      Du willst doch sterben, sonst hättest du nicht die Seite unseres Clubs besucht und dich angemeldet.

      Und meine Aufgabe ist es, dir dabei zu helfen, dich umzubringen.

      Mit der Anmeldung hast du in gewissem Sinne einen unkündbaren Vertrag mit uns abgeschlossen. Ziel dieses Vertrages ist dein Tod. Und der wird hundertprozentig spätestens in 23 Stunden und 34 Minuten eintreten, ob nun mit deiner Hilfe oder auch ohne dein Zutun.

      Endlich ließ Nemesis die Katze aus dem Sack, denn das war eine eindeutige Todesdrohung.

      Doch als Laura gab sich Anja weiterhin ahnungslos.

      Was meinst du mit »auch ohne dein Zutun«? Was hat das zu bedeuten?

      In ihrer nächsten Nachricht wurde Nemesis konkreter.

      Stell dich bitte nicht dümmer, als du bist, Laura!

      Wir wissen schließlich durch die Daten deiner Anmeldung, wo du wohnst. Also kannst du dich auch nicht vor uns verstecken. Wenn du nicht zur Challenge antrittst oder vor der finalen Aufgabe aussteigst, sind wir gezwungen, selbst die Initiative zu ergreifen.

      Kann ja sein, dass du einen Bruder oder eine Schwester hast, die du liebst. Du möchtest doch nicht, dass ihm oder ihr etwas zustößt, oder? Auf dem Weg in die Schule oder den Kindergarten kann schließlich viel passieren.

      Und was ist mit deinen Eltern?

      Und wage es bloß nicht, jemandem etwas von uns zu erzählen. Vor allem deinen Eltern, Lehrern und der Polizei solltest du unter keinen Umständen etwas sagen. Wir werden auf jeden Fall davon erfahren. Dann wirst es nicht nur du bereuen, sondern alle, die dir etwas bedeuten, werden dafür büßen.

      Aber jetzt haben wir lange genug geplaudert und kostbare Zeit vertrödelt. Lass uns endlich anfangen.

      Hier ist deine erste Aufgabe. Sie ist nicht schlimm und sollte daher auch für dich kein Problem sein.

      Schreibe dir mit einem wasserfesten Stift die Ziffern 4:20 auf den Unterarm.

      Du hast noch eine halbe Stunde Zeit, um die Aufgabe zu bewältigen. Und vergiss nicht, mir ein Beweisfoto zu schicken.

      Anja wusste, dass die Teilnehmer der Blue Whale Challenge oft aufgefordert worden waren, um 4:20 Uhr in der Nacht aufzustehen und irgendwelche haarsträubenden Dinge zu tun. Die Ziffern hatten die Betreiber der Suicide-Challenge

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