Sky-Navy 08 - Der Wrack-Planet. Michael Schenk
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„Deswegen werden wir auch schnellsten in die Schwingung zur Quarantäne-Welt gehen“, meinte Hen-Talar.
Woraus bestand die Waffe, beziehungsweise deren Wirkungsweise? Einige vermuteten eine Strahlung, andere eine Art energetischem Projektil, wieder andere glaubten an eine Art von Sporen, die im Weltraum überlebten und sich von anorganischem Material ernährten. Es war bislang nicht möglich, dies genauer zu analysieren.
„Ausführende Hand der Sprecher an das Hoch-Wort: Es ist mir nicht möglich, mit einer der Stammwelten in Verbindung zu treten. Alle Langstreckensprecher versagen den Dienst. Ich kann nur einen Kurzstreckensprecher aktivieren.“
„Dann wird man nicht erfahren, dass wir die Quarantänezone anfliegen“, meinte der Systemkontrolloffizier betroffen. „Man wird uns nicht vermissen und uns nicht abholen.“
„Das ist falsch“, erwiderte Hen-Talar mit fester Stimme. „Im Orbit um die Quarantäne-Welt gibt es eine Überwachungsstation. Über Kurzstrecke können wir mit ihr sprechen. Sie wird ein Rettungsschiff für uns rufen.“
„Herr, der Schwingungsantrieb ist fast aufgeladen“, meldete der Pilot.
„Dann spreche ich das Wort.“ Hen-Talar sah die Anwesenden entschlossen an. „Wir gehen in die Schwingung und retten uns.“
Kapitel 2 Das Trump-Prinzip
Hangar 12-C, Flotten-Basis Arcturus, Hauptliegeplatz der Sky-Navy
Arcturus war die größte der drei Flottenbasen, welche die Hauptwelt des Direktorats und das solare System in der ungefähren Anordnung eines gleichschenkligen Dreiecks umgaben. Die Basen Arcturus, Rigel und Arantes waren allesamt künstliche Satelliten im Orbit um einen Planeten oder, wie im Fall von Arcturus, die Sonne. Arcturus Navy Base bestand aus einer diskusförmigen Scheibe von fast zehn Kilometer Durchmesser, aus deren oberen und unteren Polen die hohen Nabentürme aufragten, in denen unter anderem gewaltige Ortungs- und Kommunikationseinrichtungen enthalten waren. Riesige hydroponische Gärten dienten der Versorgung mit Lebensmitteln. Zwei Decks waren vollständig bewaldet und wurden zur Erzeugung der Atemluft genutzt. Der Bau hatte sich über fast zwanzig Jahre hingezogen und war nur möglich gewesen, da man die Basis nur zu einem geringen Teil aus Tri-Stahl errichtet hatte. Genau genommen bestand lediglich ihr Skelett aus Metall, der Rest war aus jenem Bauschaum geformt, der auch auf dem Mars und in den Kolonien als Hauptbaumittel für alle Gebäude diente. Der Schaum war billig, leicht herzustellen, feuerfest und, abhängig von seiner Dicke, auch strahlungsabschirmend. Kleinstmeteoriten wurden von dem dicken Material förmlich verschluckt, welches sich hinter den kosmischen Projektilen wieder schloss. Wirklich gefährliche Brocken wurden von den Geschützen der Basis abgewehrt. In den Hangars und an den langen Pylonen, die wie die Arme eines Kraken vom Diskus in den Weltraum hinaus ragten, dockten oder ankerten zivile Schiffe und die der Sky-Navy. Kern der hier stationierten Flotte waren drei der gewaltigen Trägerschlachtschiffe, von denen stets eines als Rettungsträger für Katastropheneinsätze bereitgehalten wurde.
Mit Entdeckung des Hiromata-Nullzeit-Sturzantriebs war die Bedeutung von Arcturus als Umschlagplatz für Waren und Menschen zurückgegangen. Handel und Personentransport wurden häufig durch Fast Landing Vehicles wahrgenommen, die man mit einem Hiromata für Langstreckenflüge umrüstete. Trotzdem nutzten die Handelsgesellschaften die Basis gerne, da man hier seine Schiffe überholen und warten lassen konnte.
Die Medien interessierten sich in den vergangenen Jahren nur noch mäßig für die Vorgänge auf Arcturus, doch nun lag die Menschheit im Krieg mit den Greens. Wie es ein Sergeant der Sky-Cavalry so treffend formulierte: Jeder Darmwind des Militärs wurde plötzlich zum Tornado, über den sich die Medienvertreter in aller Breite ausließen.
Medien besaßen ein Gespür dafür, wenn etwas vor sich ging. Was im Hangar 12-C der riesigen Flottenbasis Arcturus geschah, sollte ihnen jedoch verborgen bleiben. So wandte Hoch-Admiral John Redfeather das Trump-Prinzip an, bei dem die Medien durch alternative Informationen von den wahren Ereignissen abgelenkt wurden.
Hangar 12-C war hierfür ideal, da er als Doppelhangar konzipiert war, in dem zwei Schiffe gleichzeitig gewartet oder versorgt werden konnten. Momentan lagen hier die beiden APS-Kreuzer D.S. Marseille und D.S. Blackwing. Während die Marseille für einen weiteren Patrouillenflug neu ausgerüstet wurde, erfolgten an der Blackwing kleinere Umbauten, um ihre tetronische Ausstattung zu modernisieren.
Die Reporter hatten einen kurzen Vid-Bericht über die Vorgänge im Hangar an ihre jeweiligen Medien gegeben, aber bezweifelt, dass es überhaupt eine Erwähnung geben werde, da die Ausrüstung zweier Kreuzer schlicht zu banal war.
Ihre Meinung hätte sich geändert, wäre es ihnen gelungen, einen Blick in die Blackwing zu werfen, zumal sich dieser Kreuzer gravierend von der standardisierten Bauweise der APS-Schiffe unterschied.
Es war offensichtlich, dass der Landungskreuzer auf dem Rumpf eines modernen APS basierte, doch ebenso, dass es wesentliche Änderungen gab. Die Außenhülle war stärker gewinkelt und wirkte kantiger, die beiden großen Kuppeln der Railguns auf der Oberschale und unter dem Rumpf fehlten vollständig. Das erhöhte nicht nur die Effektivität der tetronischen und optischen Tarnung, sondern erlaubte es auch, den Rumpf auf fünf Meter über den Boden abzusenken. Dies erleichterte das Ausschleusen von Bodentruppen und Fahrzeugen.
Dennoch verfügte das Schiff auch über eine der schweren Railguns. Diese war zwar im Bug eingebaut, was ihren Erfassungsbereich reduzierte, doch das Schiff war auch nicht für normale Kampfeinsätze gedacht. Neben der schweren Waffe verfügte es noch über sechs versenkbare Waffentürme, die mit der üblichen Kombination aus Raketen, Hochenergie-Lasern und 20-Millimeter-Gatlingkanonen ausgestattet waren.
Weit unauffälliger als die baulichen Abweichungen war jedoch die besondere Fähigkeit zur Tarnung. D.S. Blackwing, mit der Nummer 84 im offiziellen Flottenregister, war das erste effektive Tarnschiff der Sky-Navy und sie wurde gerade auf eine Mission vorbereitet, die man tunlichst vor den Medien verborgen halten wollte.
Eigentlich war die Blackwing für geheime Landungsoperationen konzipiert und hatte sich erstmals bei der Erkundungsmission auf Regan III bewährt. Als reines Landungsschiff benötigte sie zwar hohe Transportkapazitäten, war jedoch nicht für Langstreckenflüge und einen entsprechend ausgedehnten Aufenthalt im Raum gedacht. Dies machte einige Veränderungen im Schiff erforderlich, was Captain Jen-Li und seinen ersten Offizier, Lieutenant-Commander Hiroshi Yagoda, nicht unbedingt erfreute.
Jen-Li konnte seine chinesische Abstammung ebenso wenig verleugnen, wie Hiroshi Yagoda seine japanische. Obwohl beide inzwischen gut befreundet waren, genossen sie es sichtlich, sich gelegentlich, vor Anderen, mit Anspielungen auf die traditionelle Gegnerschaft ihrer Stammvölker zu reizen. Während Jen-Li an Bord gerne die Kappe eines chinesischen Mandarins trug, war Yagoda oft mit dem geerbten Samurai-Schwert seiner Vorväter zu sehen. Eine Marotte der beiden Navy-Offiziere, die stillschweigend geduldet und belächelt wurde.
Obwohl die Besatzung aus Angehörigen der Navy bestand, war die Blackwing ein Schiff der Cavalry. Dies war eine Kröte, an der die „Vakuumschwimmer“ mächtig zu schlucken hatten, unterstanden sie damit doch dem direkten Befehl des „Schlammfußes“ Hoch-General Omar ibn Fahed. Zumal andere Crews die der Blackwing hinter vorgehaltener Hand gerne als Transportkutscher bezeichneten und nicht als reguläre Kreuzerbesatzung sahen.
Im Augenblick standen Captain und Eins-O außerhalb des Schiffes, an der Trennlinie