Sky-Navy 08 - Der Wrack-Planet. Michael Schenk

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zu, bis sich die Innentore zum Deck der Station schlossen, schwenkten dann ein und nahmen die Blackwing zum Ziel.

      Hier wandelte sich das Bild nach zwei lauten Kommandos und die Kompanie stellte sich in Formation, nahm Haltung an und der First-Sergeant machte Custer Meldung. Der wiederum ließ Jen-Li keine andere Wahl, als die Truppe zu inspizieren.

      Jen-Li hätte sich lieber um die Startvorbereitungen gekümmert, konnte und wollte jedoch nicht unhöflich sein. Immerhin gab ihm dies die Gelegenheit, eine Tradition der Navy zu erläutern.

      „Ladies und Gentlemen, wenn Sie nun an Bord meines Schiffes gehen, dann wird Ihr verehrter Captain augenblicklich zum Major befördert. Natürlich nicht offiziell, aber ich muss Sie bitten, ihn an Bord ausschließlich mit „Major“ zu titulieren. Um keine Verwirrungen aufkommen zu lassen, Ladies und Gentlemen, denn an Bord der Blackwing kann es nur einen Captain geben.“

      „Zur Kenntnis genommen“, bestätigte Custer für seine Truppe. „Bedauerlich, dass damit keine Anpassung meines Solds verbunden ist.“

      Ein paar der Sky-Troopers lachten leise, bis ein scharfer Blick von First-Sergeant Nolte sie zum Verstummen brachte.

      Hiroshi Yagoda sah dem Zeremoniell mit distanziertem Lächeln zu. Die Truppe machte einen guten Eindruck, doch der musste sich natürlich erst im Einsatz bestätigen.

      „First-Sergeant, lassen Sie einrücken“, befahl Custer schließlich.

      „Während Ihre Truppe an Bord geht, wird mein Eins-O Sie durch das Schiff führen, damit Sie die Räumlichkeiten kennenlernen.“ Jen-Li deutete eine Verbeugung an. „Mich selbst müssen Sie allerdings entschuldigen, da ich mich nun den Startvorbereitungen widme.“

      Kapitel 3 Notlandung

       Kandahaar, leichtes Zweischiff der Norsun

      Die Kandahaar kam genau an der vorausberechneten Position aus der Schwingung. Sie befand sich direkt am Rand des Sonnensystems, in welchem die Quarantäne-Welt lag.

      Doch auf die Bestätigung des Ortungs- und Navigationsoffiziers folgte sogleich eine erneute Schadensmeldung von der Systemkontrolle. „Ausführende Hand der Maschine an das Hoch-Wort: Ich sehe starke Fluktuationen in den Zuleitungen des Schwingungsmoduls. Wahrscheinlich wurde es doch durch die Auswirkung des Zersetzers geschädigt. Ich rate dringend davon ab, die Schwingung nochmals zu benutzen.“

      Hen-Talars Kopffühler vibrierten für einen flüchtigen Moment. „Ausführende Hand der Seher, wie weit ist es zum Ziel?“

      Der Norsun nannte die Werte und Hen-Talar überschlug, dass der Flug mit Überlicht immerhin zwei Tage betragen würde. Eine lange Zeitspanne, wenn ein Schiff durch den Zersetzer vom Verfall bedroht war. Er konnte jedoch nicht riskieren, mit einer Fluktuation des Schwingungsmoduls in die Schwingung zu wechseln.

      „Ausführende Hand des Schiffes, mit maximaler Fahrt Kurs auf die Quarantäne-Welt nehmen. Ausführende Hand der Sprecher, wann können wir die Orbitalstation mit Kurzsprech erreichen?“

      „Mit Höchstfahrt sind wir ebenso schnell, wie die Kurzsprechverbindung, Herr“, antwortete der Funkoffizier.

      „Dann warten wir mit der Kontaktaufnahme, bis wir kurz vor dem Landeanflug sind“, entschied das Hoch-Wort enttäuscht. Er wandte sich erneut an den Systemkontrolloffizier. „Hand der Maschine, frage nach, ob man die Ursache der Fluktuation kennt.“

      Kurz darauf meldete sich einer der Technik-Offiziere. „Hier ist Wosul, Wort der Maschine, Herr. Eine der Hauptverbindungen des Schwingungsantriebs ist beschädigt.“

      „Eine Folge der Zersetzung?“

      „Nur indirekt, Herr. Der Zersetzer hat einige der tragenden Elemente der Schiffskonstruktion geschädigt. Diese Schwächung der Stabilität und die fortwährende Belastung des Schiffes unter Höchstfahrt, führen unweigerlich zu weiterer Instabilität.“

      „Berichte mir, wenn weitere Schwächen auftreten“, befahl Hen-Talar und unterbrach die Verbindung.

      Er befand sich in dem, was man eine Zwickmühle nennen konnte. Ließ er die Kandahaar weiter mit Höchstleistung fliegen, belastete der Triebwerksschub die Stabilität des Rumpfes und er konnte, im extremsten Fall, während des Fluges auseinander brechen. Ließ er den Kreuzer jedoch langsamer fliegen, benötigte man mehr Zeit zum Erreichen des Zielplaneten und die Auswirkungen des Zersetzers konnten ebenfalls zu seiner Zerstörung führen.

      Hen-Talar entschied sich, auf Geschwindigkeit und die Robustheit der Konstruktion zu vertrauen.

      Knapp zwei Tage später erreichte der angeschlagene Kreuzer endlich das Ziel.

      „Ausführende Hand der Sprecher, rufe die Orbitalstation und schildere unsere Lage. Sie sollen unseren Landekurs verfolgen und dann ein Rettungsschiff senden.“

      „Herr, ich kann die Station nicht erreichen“, meldete der Funkoffizier nach kurzer Zeit. „Möglicherweise steht die Station jenseits des Planeten und wird von unseren Sprechwellen nicht erfasst.“

      „Hoch-Wort, wir können nicht warten, bis die Station aus dem Planetenschatten tritt“, mahnte die ausführende Hand der Maschine. „Die Schäden in der Konstruktion haben sich durch die Belastung während der letzten Zyklen ausgebreitet. Jedes Flugmanöver kann nun zum Brechen des Rumpfes führen.“

      Hen-Talar verschränkte die Hände auf dem Rücken und wanderte ein paar Schritte durch die Zentrale. Sie hatten keine Wahl. Der Eintritt in die Lufthülle würde eine hohe Belastung für das Schiff mit sich bringen, doch wenn sie im Orbit warteten, so würde dies den Zerfall höchstens verlangsamen. Ein Überleben für die Mannschaft war jedoch nur auf dem Boden des Planeten möglich. Dort gab es eine atembare Atmosphäre, ein erträgliches Umfeld und sie konnten mit der Notausrüstung aus dem Schiff ein provisorisches Lager errichten, bis man sie abholte.

      „Ich spreche das Wort“, kündigte er schließlich an. „Ausführende Hand der Sprecher, versuche weiterhin, Kontakt aufzunehmen. Ausführende Hand des Schiffes, wir landen. Ich gebe unser Schicksal in deine erfahrenen Hände.“

      „Meine Hand folgt deinem Willen, Herr.“

      Hen-Talar wusste, dass der Pilot der Kandahaar erfahren war. Wenn es einen Norsun gab, dem es gelang, das Schiff sicher zu Boden zu bringen, dann saß er gerade an den Kontrollen. Trotzdem verspürte er zunehmende Unsicherheit, als der Kreuzer in der Umlaufbahn langsam schwenkte und in Schwerefeld und Lufthülle eintrat. Die Haupttriebwerke waren abgeschaltet und in den unteren Dritteln der beiden Kugeln öffneten sich die Blenden der Atmosphäreantriebe.

      Der besorgte Blick galt den Anzeigen der Systemkontrolle. Etliche Lichter zeigte schon seit Langem das besorgniserregende Grün des Totalausfalls. Nur wenige zeigten ihre volle Funktion in beruhigendem Blau. Einige flimmerten Gelb und Hen-Talar konnte nur hoffen, dass die betreffenden Funktionen bis zum Aufsetzen durchhielten.

      Die Kandahaar sank auf ebenem Kiel nach unten. Die große Panoramascheibe der Zentrale diente wieder als Bildschirm, der die näher kommende Oberfläche zeigte. Norsun bevorzugten Planeten mit viel Sonne und viel Pflanzenwuchs. Nicht zu viele Wasserflächen, damit die Luftfeuchtigkeit gering blieb. Diese Bedingung konnte die Welt unter Hen-Talars Füßen immerhin erfüllen, ebenso wie eine atembare Atmosphäre mit den richtigen Druckverhältnissen und eine akzeptable Schwerkraft.

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