Der Pfadfinder. James Fenimore Cooper

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Der Pfadfinder - James Fenimore Cooper

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und reißende Fahrwasser zu schwimmen, ehe sie den Theil der Stromenge erreichen konnten, welcher ihnen das Waten gestattete. So weit war jedoch die Unternehmung bald gediehen, und Jasper und Serpent erreichten in dem gleichen Augenblick Seite an Seite den Grund. Als sie nun festen Fuß gewonnen hatten, nahmen sie sich gegenseitig bei der Hand und wateten langsam und mit der äußersten Vorsicht in der Richtung fort, in welcher sie den Kahn vermutheten. Aber die Tiefe der Finsterniß brachte sie zu der Ueberzeugung, daß ihnen der Gesichtssinn hier nur wenige Hülfe gewähre, und daß ihr Suchen durch jene Art von Instinkt geleitet werden müsse, welche die Jäger in den Stand setzt, ihren Weg unter Umständen zu finden, wo keine Sonne und kein Stern einen Leitpunkt abgibt, und wo einem Neuling in den Labyrinthen der Urwälder Alles nur wie ein Chaos erscheinen würde. Unter solchen Verhältnissen ergab sich Jasper darein, sich von dem Delawaren leiten zu lassen, dessen Gewohnheiten ihn am ehesten geeignet machten, die Führung zu übernehmen. Es war jedoch keine kleine Aufgabe, in dieser Stunde mitten durch das brausende Element zu waten, und alle Oertlichkeiten dem Geiste so einzuprägen, daß ihnen die nöthige Erinnerung daran blieb. Als sie sich in der Mitte des Stromes glaubten, waren die Ufer blos noch als dunkle Massen zu unterscheiden, deren Umrisse am Himmel kaum durch die Einschnitte der Baumwipfel angedeutet wurden. Ein oder zweimal veränderten die Wanderer ihren Curs, weil sie unerwartet in das tiefe Wasser gekommen waren; denn sie wußten, daß der Kahn an der seichtesten Stelle der Stromenge sich befand. Dieß war auch überhaupt ihr einziger Leitpunkt, und Jasper und sein Gefährte tappten nun schon nahezu eine Viertelstunde im Wasser herum, eine Zeit, welche dem jungen Mann gar kein Ende zu nehmen schien, und doch waren sie scheinbar dem Gegenstand ihres Suchens nicht näher, als sie es im Anfang gewesen waren. Gerade, als der Delaware anhalten wollte, um seinem Kameraden mitzutheilen, daß sie besser thun würden, an's Land zurückzukehren und von dort aus einen neuen Versuch zu machen, sah er in einer Entfernung, die er mit dem Arme erreichen konnte, die Gestalt eines Menschen sich im Wasser bewegen. Jasper stand neben Serpent, dem es nun auf einmal klar wurde, daß die Irokesen die gleiche Absicht mit ihnen hatten.

      „Mingo!" wisperte er in Jaspers Ohr — „Big Serpent wird seinem Bruder zeigen, wie man schlau ist."

      Der junge Schiffer warf in diesem Moment einen Blick auf die Gestalt und die erschreckende Wahrheit blitzte auch in seiner Seele auf. Da er die Nothwendigkeit erkannte, sich hier ganz dem Delawarenhäuptling anzuvertrauen, so hielt er sich zurück, indeß sein Freund sich vorsichtig in der Richtung fortbewegte, in welcher die fremde Gestalt verschwunden war. Im nächsten Augenblick wurde sie wieder sichtbar und bewegte sich augenblicklich auf unsere beiden Abenteurer zu. Die Wasser tobten in einer Weise, daß von dem gewöhnlichen Ton der Stimme nichts zu besorgen stand; der Indianer wendete daher den Kopf rückwärts und sprach hastig: „Ueberlass' dieß der Schlauheit der großen Schlange."

      „Hugh!" rief der fremde Wilde und fuhr in der Sprache seines Volkes fort — „der Kahn ist gefunden, aber es ist Niemand da, mir zu helfen. Kommt, laßt uns ihn vom Felsen losmachen."

      „Gern," antwortete Chingachgook, welcher den Dialekt verstand, „führe uns, wir wollen folgen."

      Der Fremde, welcher mitten in dem Brausen der Wasser die Stimme und den Accent nicht zu unterscheiden vermochte, führte sie in der erforderlichen Richtung, wobei die beiden Letzteren sich dicht an seine Ferse hielten, und so erreichten alle Drei schnell den Kahn. Der Irokese hielt an dem einen Ende, Chingachgook stellte sich in der Mitte auf, und Jasper begab sich zu dem andern, da es von Wichtigkeit war, daß der Fremde nicht die Anwesenheit eines Blaßgesichts gewahr werde, — eine Entdeckung, die eben so gut durch die Kleidungsstücke, welche der junge Mann noch trug, als durch das Sichtbarwerden seines Kopfes hätte herbeigeführt werden mögen.

      „Lüpft!" sagte der Irokese mit der seiner Rasse eigenthümlichen Kürze, und mit geringer Anstrengung machten sie den Kahn vom dem Felsen los, hielten ihn einen Augenblick in der Luft, um ihn auszuleeren, und setzten ihn dann sorgfältig in der geeigneten Lage auf das Wasser. Alle Drei hielten fest, damit er nicht unter dem heftigen Drängen der Strömung ihren Händen entschlüpfte, während der Irokese, welcher den Curs leitete und sich an dem Bug des Kahnes befand, die Richtung nach dem östlichen Ufer, oder dem Orte, wo seine Freunde seine Rückkehr erwarteten, einschlug.

      Da der Delaware und Jasper auf dem Umstand, daß ihre eigene Erscheinung dem Indianer so gar nicht aufgefallen war, annehmen konnten, daß sich noch mehrere Irokesen in der Stromenge befanden, so fühlten sie die Nothwendigkeit der äußersten Vorsicht. Männer von weniger Muth und Entschlossenheit würden zuviel Gefahr zu laufen gefürchtet haben, wenn sie sich in die Mitte ihrer Feinde begaben; aber die kühnen Gränzleute kannten die Furcht nicht, waren mit Gefahren vertraut, und sahen die Nothwendigkeit, wenigstens die Besitzergreifung des Fahrzeugs von Seite der Feinde zu verhindern, zu sehr ein, um nicht mit Freuden zu Erringung dieses Zweckes sich sogar noch größeren Wagnissen zu unterziehen. Jaspern erschien auch in der That der Besitz oder die Zerstörung dieses Kahnes für Mabel so wichtig, daß er sein Messer zog, und sich bereit hielt, Löcher in denselben zu stoßen, um ihn wenigstens für den Augenblick unbrauchbar zu machen, wenn er und der Delaware durch irgend einen Umstand zum leeren Rückzug genöthigt werden sollten.

      Mittlerweile schritt der Irokese, welcher den Zug anführte, in der Richtung seiner eigenen Partei, langsam durch das Wasser und schleppte seine widerstrebenden Hintermänner nach. Einmal hatte Chingachgook schon seinen Tomahawk erhoben, um ihn in das Hirn seines vertrauenden und argwohnlosen Nachbars zu senken; aber die Wahrscheinlichkeit, daß der Todesschrei oder der schwimmende Körper Lärm erregen würden, veranlaßte den behutsamen Häuptling, sein Vorhaben zu ändern. Im nächsten Augenblick bereute er jedoch seine Unentschlossenheit, denn plötzlich fanden sich die Drei, welche den Kahn festhielten, von vier Andern umgeben, welche gleichfalls nach dem Fahrzeug spähten.

      Nach den gewöhnlichen kurzen charakteristischen Ausrufungen, welche ihre Zufriedenheit bezeichneten, hielten die Wilden den Kahn mit Lebhaftigkeit an; denn Alle schienen die Notwendigkeit, sich dieser wichtigen Erwerbung zu versichern, zu fühlen, da solche auf der einen Seite zur Verfolgung der Feinde, auf der andern zur Sicherung des Rückzuges dienen sollte. Dieser Zuwachs der Gesellschaft war jedoch so unerwartet, und gab dem Feinde ein so vollständiges Uebergewicht, daß sich selbst der Scharfsinn und die Gewandtheit des Delawaren einige Augenblicke in Verlegenheit befand. Die fünf Irokesen, welche den Werth ihrer Sendung vollkommen erkannten, drängten gegen ihr Ufer zu, ohne zu einer Besprechung anzuhalten: denn ihre Absicht ging in Wahrheit dahin, die Ruder, deren sie sich vorläufig versichert hatten, zu holen, und drei oder vier Krieger einzuschiffen, sammt allen ihren Büchsen und Pulverhörnern, deren Mangel allein sie verhindert hatte, sobald es dunkel war, über den Fluß zu schwimmen.

      So erreichten nun Freunde und Feinde mit einander den Rand des östlichen Fahrwassers, wo, wie in dem westlichen, das Wasser zu tief war, um durchwatet werden zu können. Hier erfolgte eine kurze Pause, denn es war nöthig, die Art zu bestimmen, wie man den Kahn darüber wegbringen solle. Einer von den Vieren, welcher eben bei dem Boot angelangt war, war ein Häuptling, und da der amerikanische Indianer dem Verdienst, der Erfahrung und dem Range Achtung zu zollen gewöhnt ist, so verhielten sich alle Uebrigen stille, bis her Führer gesprochen hatte.

      Durch diesen Halt wurde die Gefahr einer Entdeckung für Jasper, obgleich er zur Vorsorge seine Mütze in den Kahn geworfen hatte, noch vermehrt. Doch mochten seine Umrisse in der Dunkelheit, da er Jacke und Hemd ausgezogen hatte, weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und seine Stellung am Hintertheile des Kahnes begünstigte gleichfalls ein Verborgenbleiben, da die Indianer mehr vorwärts blickten. Nicht so verhielt sich's mit Chingachgook, welcher sich buchstäblich mitten unter seinen tödtlichsten Feinden befand und sich kaum bewegen konnte, ohne einen derselben zu berühren. Er verhielt sich jedoch ruhig, obgleich alle seine Sinne rege waren und er jeden Augenblick bereit stand, zu entwischen, oder im geeigneten Moment einen Schlag zu führen. Die Gefahr einer Entdeckung wurde noch dadurch vermindert, daß er sich sorgfältig enthielt, auf die, welche hinter ihm waren, zurück zu blicken, und so wartete er mit der unüberwindlichen Geduld eines Indianers auf den Augenblick, welcher ihm zu handeln gestattete.

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