Love and Crime. Harley Barker
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„Ich muss zugeben, dass das wirklich gut ist. Sowas habe ich auch noch nie gehört.“
„Meine Mutter hatte ihm den Vorschlag gemacht, damit er nicht mehr so sauer ist. Er kann wie ein kleines Kind schmollen.“
Ich zucke mit den Schultern, da ich nicht so genau weiß, was ich deswegen von mir geben soll. Ich kann ihr ja schlecht auf die Nase binden, dass meine Eltern sich da noch verstanden haben und meine Mutter bereits drei Jahre später mit mir nach Deutschland gegangen ist.
„Das können alle Männer. Ich war dreimal verheiratet und weiß, wovon ich spreche. Letztes Jahr ist er gestorben und meine Kinder und Enkel wohnen auch nicht hier. Für sie ist die Stadt zu klein. Sie hat es nach Miami und New York verschlagen.“
„Das tut mir leid“, murmle ich.
„Muss es nicht“, winkt sie mit einem breiten Strahlen ab. „Ich sehe sie oft genug und gönne es ihnen. Jeder einzelne von ihnen hat es sich hart erarbeitet, dass sie nun das Leben führen können, was sie sich immer vorgestellt haben. Du kannst mich ruhig Dorothy nennen. Misses Miller werde ich nur von meiner Schwiegertochter genannt. Auf diese Weise will sie mir Respekt erweisen. Allerdings bin ich mir bei ihr manchmal nicht so sicher, ob sie überhaupt weiß, was das ist.“
Dorothy verzieht ein wenig das Gesicht, sodass ich nicht verhindern kann, leise zu lachen. Ich weiß, es ist gemein. Schließlich kenne ich die Frau ihres Sohnes nicht. Doch es ist auch viel mehr die Weise, wie Dorothy es sagt.
„Was kann ich dir denn gutes tun?“, frage ich sie nun und spiele damit auf ihre neue Frisur an.
„Ich möchte etwas peppiges. Sagt man das noch so? Ich bin zwar schon sechzig, allerdings gehöre ich noch lange nicht zu den alten Schachteln, die ihre Nachmittage mit den Frauen aus der Nachbarschaft beim Kaffeekränzchen verbringen. Um genau zu sein, will ich das auch nicht. Ich will noch Spaß haben.“ Während sie spricht, kann ich im Spiegel das schelmische Grinsen auf ihren Lippen erkennen, sodass ich lachen muss.
Ich mag ihre offene Art. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und hat ihre eigene Ansicht des Lebens. Alleine deswegen frage ich mich schon, was sie den ganzen Tag so macht, wenn sie nicht gerade beim Friseur ist. Doch ich werde sie nicht danach fragen, da ich die Befürchtung habe, dass ich damit eindeutig einen Schritt zu weit gehe.
Ich brauche nicht lange zu überlegen, bis mir etwas einfällt, von dem ich mir sicher bin, dass es ihr gefallen wird.
„Wie wäre es mit blond mit einem Hauch von rot? Und einem frechen Schnitt?“, frage ich sie und lasse sie über den Spiegel keine Sekunde aus den Augen.
Deswegen kann ich genau erkennen, wie sie große Augen bekommt, die zu leuchten beginnen.
„Ich sehe schon, wir verstehen uns.“
Sie zwinkert mir zu und gibt mir so ihr Einverständnis.
Die nächsten drei Stunden zaubere ich ihr eine neue Frisur, von der ich mir sicher, dass sie zu ihr passt.
Als sie endlich fertig ist, kann ich nicht für mich behalten, dass ich nervös bin, was sie von dem Ergebnis hält. Meistens ist es nämlich so, dass die Kunden ihre ganz eigene Vorstellung haben, wie es aussieht, sobald es fertig ist. Doch ich brauche nur einen Blick in ihr Gesicht zu werfen um zu wissen, dass ich mir umsonst Sorgen gemacht habe.
Ein wenig erinnert sie mich an ein kleines Kind an Weihnachten, als sie ihren Kopf von einer Seite zur anderen dreht und sich ausgiebig betrachtet.
„Das ist fantastisch und endlich mal etwas anderes“, jubelt sie und klatscht begeistert in die Hände. Als nächstes umarmt sie mich fest.
„Es freut mich, dass es dir gefällt.“
„Du bist eine wahre Künstlerin. Ich werde dich all meinen Freundinnen empfehlen. Du wirst eine Menge zu tun bekommen.“
„Meine Oma hat immer gesagt, man ist nur in den Dingen gut, die man gerne macht. Was soll ich sagen? Ich habe meinem Vater schon als kleines Kind gerne die Haare geschnitten.“
Dass das nicht immer gut war, behalte ich lieber für mich. Er ist jetzt nämlich wahrscheinlich die einzige Person, die sich nicht mehr von mir die Haare machen lässt.
„Ein wahres Wort.“
Gemeinsam gehen wir zur Kasse, wo sie sich noch ein paar Pflegeprodukte aussucht und ich alles abkassiere.
„Ich bin mir sicher, dass wir uns schon bald wiedersehen werden“, verabschiedet sie sich von mir und verlässt den Laden.
Einige Sekunden bleibe ich noch stehen und schaue ihr nach, bis sie zwischen den parkenden Autos am Straßenrand verschwunden ist.
Eine sehr interessante Frau, denke ich.
Seufzend drehe ich mich um und gehe zur nächsten Kundin, die bereits auf mich wartet.
Als ich um fünf Uhr den Laden verlasse, bin ich müde und hungrig. Ich habe den Tag durchgearbeitet, sodass ich nicht dazu gekommen bin, mir etwas Essbares zu besorgen.
Nachdem ich den Laden verlassen habe, biege ich nach rechts und mache mich auf direkten Weg nach Hause. Doch bereits in der nächsten Sekunde bereue ich es, dass ich nicht in die andere Richtung gegangen bin, auch wenn es einen kleinen Umweg bedeutet hätte.
„Harley“, höre ich Jackson laut meinen Namen rufen. Er breitet seine Arme aus und grinst von einem Ohr bis zum anderen.
Für den Bruchteil einer Sekunde schießt mir der Gedanke durch den Kopf einfach umzudrehen und doch den anderen Weg zu nehmen, aber ich bin chaotisch, nicht kindisch. Hätte ich ihn als erstes gesehen, hätte ich genau das machen können, aber so hat er mich bereits bemerkt.
„Hi, wie geht es dir?“, erkundige ich mich, verdrehe die Augen und gehe an ihm vorbei, ohne ihn weiter zu beachten.
Jackson ist mein Ex-Freund. Die Beziehung ist schon seit drei Jahren vorbei und hat nicht funktioniert, da er von Treue nicht sehr viel gehalten hat, während ich in Deutschland war. Es ist herausgekommen, weil seine heimlichen Affären mir irgendwann Nachrichten geschrieben haben, die weniger schön waren. Noch am Telefon habe ich mich von ihm getrennt, nachdem er es geleugnet hat. Bei einer oder zwei Frauen hätte ich es ihm unter Umständen ja noch geglaubt. Aber bei acht war es dann vorbei.
Mir war von Anfang an klar, dass ich ihm nicht ewig aus dem Weg gehen kann, wenn ich erst hier bin. Und eigentlich war mir das auch immer egal. Dennoch muss ich zugeben, dass ich gerade nicht in der Verfassung bin, mich mit ihm zu unterhalten. In Gedanken bin ich nämlich bereits bei dem gemeinsamen Abendessen mit Myles.
„Ich wusste gar nicht, dass du in der Stadt bist“, verkündet er und geht einige Schritte neben mir her.
„Wenn das so ist, wirst du auch sicherlich nicht wissen, dass ich nun hier lebe“, erkläre ich und drehe dabei meinen Kopf in seine Richtung.
In der nächsten Sekunde greift er jedoch nach meinem Arm und zieht mich so ruckartig zur Seite, dass ich gegen ihn stolpere.
„Wie ich sehe, bist du noch immer ein kleiner Tollpatsch.“