Rückkehr der Gerechtigkeit. Anno Dazumal

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Rückkehr der Gerechtigkeit - Anno Dazumal

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angelangt. Sofort einigten sie sich darauf, dem Chef auf keinen Fall zu sagen, daß sie übertölpelt worden waren. „Wir erzählen ihm, daß die alte Kiste nicht mehr fährt und daß wir sie deshalb versteckt haben“, stellte ein Aufseher klar und die anderen nickten. Währenddessen hatte Nathu angehalten, weil er seinen Freunden die Chance geben wollte, zu ihm ins Führerhaus zu kommen. „Na, wie habe ich das gemacht?“ begehrte er freudestrahlend zu erfahren, als er plötzlich den bewaffneten Aufseher erblickte und fürchterlich erschrak. „Ganz hervorragend hast Du das gemacht, Freundchen! So und jetzt wirst Du uns alle schön wieder zurückfahren“, befahl der Aufseher mit scharfer Stimme. Schnell erfaßte Nathu die Situation. Er wechselte kurz einen Blick mit Shankar, nickte und lief dann davon. Damit hatte der Aufseher nicht gerechnet. „Hiergeblieben! Sonst schieße ich!“ donnerte er und setzte zum Schuß an. Nathu blieb stehen. Inzwischen waren die vier Anderen im Rücken des Aufsehers. Jener beschäftigte sich für wenige Sekunden nur mit dem fast Geflohenen und das wurde ihm zum Verhängnis. Shankar schlich sich von hinten an ihn heran und schlug ihm mit der Faust auf den Kopf. Der Aufseher ging zu Boden und Raja schnappte sich seine Pistole. Sofort kehrte Nathu zum Lastwagen zurück und ließ ihn an. Doch der Aufseher kam sehr schnell zu sich, schnappte sich Indira und setzte ihr ein Messer an die Kehle. „Her mit der Waffe!“ rief er. Raja zögerte. Auch Shankar hatte nicht mit so einer Wende gerechnet. Sie waren alle schon auf dem Weg in den Lastwagen gewesen und jetzt das! Plötzlich holte Indira mit ihrem Ellbogen aus und rammte ihn dem Mann voll in den Magen. Während sich der vor Schmerzen krümmte, gelang es ihnen allen, in den Lastwagen zu steigen und damit loszufahren. Jetzt waren sie frei. Zumindest für ein paar weitere Stunden. „Du meine Güte! Vor Dir muß man ja richtig Angst haben“, meinte Shankar zu Indira. „Nur meine Feinde“, entgegnete sie lächelnd. Fröhliches Gelächter erscholl. Man hatte die Häscher abschütteln und ihnen auch noch ihre beste Waffe entreißen können. Es sah nun wirklich gut aus und deshalb war die Stimmung hervorragend.

      „Nathu, Du bist der Beste“, lobte ihn Daya. „Nicht übertreiben. Das verdanken wir alles nur unseren Sklavenhaltern“, widersprach der. Verwundert schauten ihn die vier Anderen an. „Na ja, wenn die mir nicht gezeigt hätten, wie man den Lastwagen fährt, dann würden wir jetzt immer noch zu Fuß rumgurken.“ Da lachten sie. Aber auf einmal fiel Raja etwas ein. „Leute, das mit dem Lastwagen ist gut und schön, aber das kann uns noch zum Verhängnis werden“, behauptete er. „Was meinst Du damit?“ wunderte sich Indira. „Die wissen die Nummer und wenn sie ihn finden, dann finden sie auch uns.“ „Stimmt. Daran hätte ich jetzt nicht gedacht.“ „Raja hat Recht. Wir müssen den Lastwagen früher oder später stehen lassen“, bemerkte Shankar. „Lieber später“, ließ Daya verlauten, die froh war, nicht mehr laufen zu müssen. „Laßt mich mal kurz zusammenfassen: Wir sind höchstens noch 50 Kilometer von Neu Delhi weg und es wird bis abends dauern, bis die Aufseher in der Fabrik ankommen“, erläuterte Nathu. „Außer wenn sie jemand mitnimmt“, fügte Raja hinzu. „Jetzt hör aber auf. Vor solchen Gestalten laufen die Leute davon. Die nimmt niemand mit“, lästerte Shankar und sorgte damit für Stimmung. Plötzlich sah Nathu einen Schatten, der Sekunden später verschwunden war. Er hielt an. „Was hast Du vor?“ wunderte sich Shankar. „Da ist gerade jemand in die Höhle hinein“, antwortete Nathu. „Na und? Was geht uns das an?“ „Viel. Entweder sind das Freunde oder Feinde.“ „Scheißegal. Fahr weiter!“ „Nein, ich seh mir das jetzt mal genauer an“, gab Nathu von sich, hielt an und stand auf. Er verließ den Wagen und da er der Einzige von ihnen war, der ihn fahren konnte, stiegen auch die anderen Vier aus, um ihm zu folgen. Nathu ging in eine Höhle hinein, in der er das Lebewesen vermutete. „Hab keine Angst! Wir tun Dir nichts!“ rief er in die Dunkelheit. „Verschwindet!“ brüllte jemand aus dem Inneren der Höhle. „Wir sind Freunde!“ „Das sagen sie alle.“ „Wir sind unbewaffnet und kommen in friedlicher Absicht!“ „Dann schafft erst mal Euren Lastwagen weg! Es muß ja nicht sein, daß man uns hier findet“, mahnte die Stimme. Shankar hatte inzwischen gemerkt, daß es sich bei dem Antwortgeber um einen Jungen in ihrem Alter handeln mußte. Darum erteilte er Nathu folgenden Auftrag: „Fahr den Lastwagen ein paar Kilometer weg, verstecke ihn ein wenig und komm dann zurück!“ „Ich komme mit“, stellte Daya klar und dagegen hatte Nathu nun wirklich überhaupt nichts. Während er sich mit Daya daran machte, den Lastwagen in ein sicheres Versteck zu bringen, setzte Shankar die Unterhaltung fort. „Ich bin Shankar und neben mir sind Indira und Raja. Wir sind aus einer Kinderfabrik geflohen.“ Als die „Höhlenbewohner“ jene Worte vernommen hatten, fühlten sie sich sicher. Wenige Augenblicke später standen sechs junge Menschen vor den drei Neuankömmlingen. „Dann seid Ihr so wie wir. Ich bin Bharat, das ist Sardar, das ist Parwez, das ist Tejbin und das sind Hirabai und Sonia“, stellte Bharat sich und seine Leute vor. „Später kommen noch Nathu und Daya. Die bringen nur den Lastwagen weg“, erzählte Shankar. „Wie kommt Ihr eigentlich an einen Lastwagen?“ wollte Tejbin wissen. Da erzählte ihm Shankar die ganze Geschichte und seine Zuhörer begannen zu lachen. „Das ist ja ein starkes Stück. Da seid Ihr ja in kurzer Zeit verdammt weit gekommen“, stellte Sardar fest. „Und was ist mit Euch?“ fragte Indira. „Ja, das ist eine etwas längere Geschichte. Aber ich denke, daß Ihr ein bißchen Zeit habt und darum will ich sie Euch erzählen“, begann Parwez, um dann fortzufahren: „Wir kommen aus einer Kinderfabrik in der Nähe von Moradabad. Dort haben wir es nicht mehr ausgehalten. Die hatten tatsächlich vor uns zu zwingen, von früh sechs Uhr bis zehn Uhr abends zu arbeiten und wollten uns nicht mal mehr zahlen. Wir hatten eh schon lange vor zu fliehen und darum waren wir dann umso entschlossener. Das Problem war, daß man uns in der Nacht immer einsperrte, so daß wir eigentlich keine Fluchtmöglichkeit hatten. Um das zu umgehen, sagten wir sechs, wir wollten gleich mal bis zehn Uhr arbeiten um zu sehen, wie das ist. Der Chef und seine Aufseher hatten natürlich nichts dagegen, so daß wir weitermachen konnten. Zur Belohnung für unseren Fleiß durften wir dann kurz nach zehn Uhr raus und ein bißchen was rauchen. Natürlich waren zwei Aufseher dabei, die uns nicht aus den Augen ließen. Auf einmal fuhren Hirabai und Tejbin wie vom Blitz getroffen zusammen und gingen zu Boden. Das war zwar alles nur gespielt, aber das wußten die Aufseher natürlich nicht. Normalerweise hätten sie ja auf die Beiden eingeprügelt, doch nachdem wir so fleißig gewesen waren, wollten sie uns natürlich am Leben erhalten. Sie beugten sich zu den scheinbar Verletzten hinunter und da bekamen sie von uns ein paar Hiebe, bis sie bewußtlos waren. Na gut, wir haben sie auch ein wenig gewürgt, weil diese Typen ja verdammt zäh sind. Jedenfalls haben wir sie geknebelt und gefesselt und sie an einen Platz gebracht, wo man sie nicht so leicht finden würde. Das ging, weil sie bewußtlos waren. Dann machten wir uns aus dem Staub. Die anderen Aufseher saßen drinnen im Büro vom Chef und forderten derweil höhere Löhne, weil sie uns nach der geplanten Arbeitszeitverlängerung ja länger mißhandeln mußten. Das alles geschah vor fast zwei Wochen. Und jetzt sind wir hier, ganz nahe an unserem Ziel.“ „Sagt mal, wieso habt Ihr so lange gebraucht? Ich meine, Ihr konntet doch den ganzen Tag marschieren“, äußerte sich Raja ein wenig erstaunt. „Hast Du eine Ahnung! Wir sind nur in der Nacht gelaufen und da auch nur ein paar Stunden. Dann haben wir uns einen sicheren Unterschlupf gesucht. Am Tag ist das alles viel zu gefährlich. Da treiben sich so viele fiese Typen herum, daß es besser ist, wenn man sich versteckt hält. Solche Bosse einer Kinderfabrik haben überall ihre Leute. Lieber brauchen wir etwas länger und kommen sicher ans Ziel als umgekehrt“, trug Bharat vor. Seine Mitstreiter nickten. „Was haltet Ihr davon, wenn wir uns zusammenschließen?“ erkundigte sich Shankar, der von der Einstellung seiner neuen Bekannten sehr angetan war. „Nichts dagegen. Je mehr zu uns gehören, desto stärker sind wir“, ließ Tejbin von sich hören.

      Währenddessen hatten Nathu und Daya den Lastwagen sicher versteckt. Ungefähr zweieinhalb Kilometer von der Höhle entfernt hatten sie ihn in einem Wald untergebracht und dort mit Zweigen Blättern und Ästen bedeckt. Nathu hatte das Nummernschild abgeschraubt und im Erdboden vergraben. Ein paar Sachen hatte er aus dem Lastwagen mitgenommen und in eine Tüte geworfen, die er nun mit sich trug. „Weißt Du, wie wir gehen müssen, um wieder zur Höhle zu kommen?“ fragte Daya ein wenig ängstlich, weil sie sich nicht so sicher war, daß sie den Weg finden würde. „Na klar. Bleib einfach bei mir, dann kann Dir nichts passieren“, antwortete Nathu. „Das mach ich. Du sag mal, was machen wir dann in Neu Delhi?“ „Gute Frage. Ich weiß es auch nicht so genau. Erst einmal ist es wichtig, daß wir nicht

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