Violet - Verfolgt / Vollendet - Buch 6-7. Sophie Lang

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Violet - Verfolgt / Vollendet - Buch 6-7 - Sophie Lang Violet

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an die Szene damals im Wald, als ich sie fast getötet habe und ich von ihrem Blut gekostet habe. »Von was werden die Texte handeln, die du schreibst?«, fragt sie glücklich und gedankenverloren.

      Ich zögere. »Davon, wie ich die Welt sehe. Davon, was die Welt in Wirklichkeit ist und wie es für die Menschen weitergeht. Es wird wie ein Tagebuch sein, nur ohne persönliche Empfindungen.«

      »Also eine Dokumentation der Ereignisse?«

      »Ja, denke schon.«

      »Wie langweilig«, sagt Hope und lacht wieder.

      Ich grinse. »Langweilig?«

      »Wer will das schon lesen? Du solltest eine Geschichte schreiben. Eine, die man den eigenen Kindern abends vorliest, bevor sie zu Bett gehen. Eine, die spannend und schön und traurig ist. Aber auch eine Geschichte, bei der sich jeder fragt, ob sie nicht wahr sein könnte.« Ich liege still da, lausche Hopes Ausführungen und je länger ich zuhöre, desto sicherer werde ich mir, dass das eine gute Idee ist.

      »Ja, das ist es. Das könnte ich wirklich so machen«, sage ich schließlich.

      »Schön, ich sagte doch, ich kann dir beim Schreiben helfen. Und hast du schon einen Titel für deine kleine, herzergreifende Geschichte? Einen Titel, der sich einprägt, der einen schon fesselt, bevor man angefangen hat zu lesen.«

      »Ja, ich denke schon«, sage ich und bekomme eine Gänsehaut.

      »Rücks raus!«

      »Ich werde sie Das Ende nennen.«

      Für eine Sekunde sind wir beide todernst, dann schlägt sie mir auf die Schulter und prustet los. Ich finde keine Worte dafür, wie sehr ich den Klang ihrer gottgegebenen Stimme und ihres glockenhellen Lachens liebe.

      Kapitel 2

      Stunden später stehe ich vor der natürlichen Felshöhle, die sich ganz in der Nähe von Hopes altem Zufluchtsort, einer Blockhütte mitten in den Wäldern, befindet. Die Höhle ist jetzt ein Lazarett. Eine seltsame Funktion für einen dunklen, feuchten, kalten Raum unter der Erde. Wir benötigen Platz für die Verletzten und Schutz vor fremden Blicken, ist wohl die Erklärung, die ich jedem geben würde, der diese Entscheidung in Frage stellt.

      Dort im Innern hält sich Asha Stunde um Stunde, Tag und Nacht auf. Sie lässt die verletzten Gelöschten und Fischers Vollstrecker nicht im Stich. Und sie sucht fieberhaft nach einem Heilmittel. Irgendetwas, das Trish helfen könnte, sich nicht in einen Schatten zu verwandeln.

      Flavius weicht kaum von Trishs Seite. Er ist unermüdlich. Er liebt Trish. Er würde alles tun, um ihr zu helfen, doch er ist machtlos. Er kann nur zusehen und hoffen, dass Asha niemals aufgibt.

      Vor wenigen Minuten sind Gouch und Kristen eingetroffen. Gemeinsam mit einer Handvoll Jungs aus der Forschungssektion laden sie schweres Gerät und Kisten mit Lebensmittel, Ausrüstung und Kleidung ab. Eine neue Lieferung aus dem Kapitol. Ein Außenstehender würde es stehlen nennen. Aber ist es Diebstahl, wenn es die nicht mehr gibt, denen die Sachen einst gehörten? Wenn es niemanden außer uns mehr gibt, der etwas damit anfangen kann? Wir fliegen nur bei Tageslicht ins Kapitol und verlassen es vor Einbruch der Nacht. Jeder hier in unserem Lager fürchtet sich vor den Schatten und ich bin da keine Ausnahme.

      Gouch hat den Helikopter einen halben Tagesmarsch von unserem Standort entfernt gelandet. Das machen wir immer so. Flavius hat sich etwas einfallen lassen, damit er nicht so leicht vom Himmel aus zu entdecken ist. Wir wissen nicht, wem wir trauen können. Drohnen sicherlich nicht. Ich denke, wir sind auf uns allein gestellt. Es ist zweifelsfrei eine schwierige Zeit.

      Dass der Helikopter so weit von unserm Lager entfernt ist, ist also eine notwendige aber auch sehr ermüdende Sicherheitsmaßnahme. Die Ausrüstung, die sie heute hergeschafft haben, stammt zu großen Anteilen aus Kristens komischem Schneckenhaus in Sektion 0. Keine wirklich schönen Erinnerungen. Ich betrachte die hübsche Frau und weiß meine Gefühle ihr gegenüber nicht richtig einzuordnen. Soll ich sie hassen für das, was sie mit mir gemacht hat oder dankbar sein dafür, dass ich weiß und mitreden kann, wie es sich anfühlt, gelöscht und programmiert zu werden.

      Wie auch immer, wir haben uns nun dazu durchgerungen, die blauhaarige Frau in unserem Team aufzunehmen. Sie überzeugt uns mit ihren Worten und Handeln, dass sie kooperieren will, dass wir im Grunde die gleichen Ziele verfolgen. Wir wollen alle überleben. Aber ich fühle, dass sie auch nach etwas anderem strebt und manchmal habe ich die Befürchtung oder ist es eine Vorahnung, dass sie uns alle ins Verderben führen wird. Ginge es nach Hope, dann hätten wir sie längst zum Teufel gejagt. Die zwei hassen sich abgrundtief und machen daraus kein Geheimnis.

      Ich weiß, dass Kristen jeden sich bietenden Augenblick erhascht, um in Adams Nähe zu sein. Sie will ihn zurückerobern, für sich haben, ihre alte Beziehung zurück haben. Ich sehe das in ihren Gesten, ihrem falschen Lachen, in ihren Augen, wenn sie mit ihm spricht. Manchmal ertappe ich sie dabei, wie sie mich taxiert. Ich könnte nicht sagen, dass ich mich mit solchen tödlichen Blicken auskenne. Vermutlich ist es der Urinstinkt jeder Frau, zu fühlen, wenn sich eine Rivalin in Schlagnähe befindet. Ich stehe zwischen ihr und Adam und diese Gewissheit macht mir Angst. Gut, dass ich nicht zu schlafen brauche, denn ich traue ihr nicht über den Weg.

      Es wäre mir lieber, sie würde nicht so gut über die Welt der Gesandten Bescheid wissen und sie würde nicht so viel Zeit mit Adam verbringen müssen, um deren geheime Nachrichten abzufangen.

      Meine nächtlichen Meditationsphasen nehmen an Anstrengung und Intensität zu. Ich kann mittlerweile nur noch schwer unterscheiden, ob ich meditiere oder einem meiner schaurigen Alpträume erliege. Doch jedes Mal, wenn ich morgens aus der Trance erwache und es ist noch der gleiche Tag, atme ich durch, bin erleichtert, dass ich nicht in die Astralwelt abgedriftet bin. Wäre Hope nicht an meiner Seite, wäre ich schon längst ein Fall für die Klapsmühle.

      »Kann ich helfen?«, frage ich vorsichtig. Tausendundein Schweißtropfen perlen von Jesses Stirn.

      »Schnapp die schwerste Kiste und schaff sie runter«, sagt er schroff. Er ist nicht besonders freundlich zu mir. Etwas zehrt wieder an ihm, seitdem wir uns alle hier an diesem Ort gemeinsam verstecken. Mit gemeinsam meine ich vor allem Adam, Jesse und mich. Jesse und ich sind nur Freunde, das haben wir unter Stahl und Beton im Innern des Atombunkers per Faustschlag besiegelt. Aber er ist noch nicht darüber hinweg, dass Adam und ich jetzt zusammengehören und uns auch nicht vor allen anderen verstecken. Es fällt ihm offensichtlich schwer, mich in Adams Armen zu sehen.

      Ich schaue mir die Ladung auf dem Anhänger an. Es sollte seltsam sein, so etwas Anstrengendes von einer jungen, schlanken Frau wie mir zu erwarten, aber es haben sich alle an diese Umstände gewöhnt. Mich eingeschlossen. Ich lächle Jesse ehrlich an und wende mich von ihm ab, widme meine Aufmerksamkeit den gelöschten Jungs, die mit vereinten Kräften eine der Kisten heranschleifen. Sie passen unmöglich nebeneinander durch die schmale Höhlenöffnung und würden auch den steilen Abstieg über die Felsen nur unter größter Mühe bewältigen können. Es bleibt uns dennoch nichts anderes übrig, als Muskelkraft anzuwenden oder wie in meinem Fall, über die tatsächlichen physikalischen Zusammenhänge der Welt ein bisschen besser Bescheid zu wissen.

      »Lasst mich mal ran«, sage ich zu den gleichaltrigen, muskelbepackten Jungs und schnappe mit Leichtigkeit die Kiste. Obwohl alle schon so oft gesehen haben, zu was ich fähig bin, sind sie immer wieder aufs Neue erstaunt. Selbst über eine solche Kleinigkeit, wie eine Kiste hochzuheben.

      Ich spüre das Gewicht kaum und folge Flavius hinunter in die

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