Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7. Sophie Lang

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Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7 - Sophie Lang

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als die meisten anderen. Fühlt sich das seltsam an, sich an nichts zu erinnern und trotzdem alles zu wissen?«

      »Alles?«

      »Naja, vieles!«

      »Was ist mit mir passiert? Was für eine Patientin bin ich? Warum kann ich mich an nichts erinnern?«

      »So viele Fragen? Nun, du kannst dich doch erinnern. Du weißt, wie man spricht, wie man sich bewegt, wie man kommuniziert. Du kennst doch das Wort kommunizieren? Oder?«

      »Ja. Es ist das Gegenteil von schweigen.«

      »Siehst du. Du erinnerst dich.«

      »Aber ich weiß nicht, wer ich bin?«

      »Komm schon, Schätzchen. Wer weiß das schon. Das ist eine philosophische Frage.«

      »Ich kenne meinen Namen nicht«, sage ich und setze mich auf das Bett, ziehe meine Beine hoch und umklammere sie und lege meinen Kopf auf meine Knie. Sind das alles Gesten, die schon früher zu mir gehörten?

      Kristen beobachtet mich amüsiert und schlendert zu dem Gerät, dessen Name ich nicht kenne. Das Piepsen hört abrupt auf, als sie daran herumfummelt. »Du kannst neu anfangen. Sieh es positiv. Du sitzt hier. recht hübsch, aufgeweckt, gesund, sozusagen frisch geboren. Ach, wo wir gerade beim Thema sind. Du solltest dich frisch machen und du solltest dir etwas anderes anziehen, überhaupt mal etwas anziehen.« Sie grinst und ihr linkes Auge zwinkert mir zu. »Den Korridor entlang, dann links halten. Dort findest du alles, was du brauchst und ich habe ein paar hübsche Sachen besorgt. Such dir einfach etwas aus. Ist alles für dich. Und pass auf, du lagst eine ganze Weile im künstlichen Koma. Deine Muskeln brauchen ein paar Tage, bevor sie sich wieder an die Belastung gewöhnen«, sagt sie und ich nicke und stelle fest, dass man auch schweigend kommunizieren kann.

      Kapitel 2.7

      Ich folge, so schnell ich kann, dem geschwungenen Korridor, der aus purem Licht zu bestehen scheint und öffne die zweite Tür links, genauso wie Kristen es gesagt hat. Ich wäre gerne schneller gegangen, aber mein Körper lässt schnelle Bewegungen tatsächlich nicht zu. Da hat sie Recht. Alles fühlt sich an wie…

      Leider finde ich keine Erinnerung, mit der ich es vergleichen könnte.

      Das Bad ist umwerfend schön. Ein Pool lädt mich zum Schwimmen ein, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann. Eine durchgehende Fensterfront eröffnet mir eine atemberaubende Aussicht auf schneebedeckte Berge. Ich bleibe für einen Moment wie hypnotisiert stehen.

      Die Anziehsachen, die Kristen für mich vorgesehen hat, liegen auf einer weißen Holzbank, dahinter sehe ich die Dusche. Voller Vorfreude ziehe ich mich aus, lasse Nachthemd und Baumwollhose auf meinem Weg einfach liegen und öffne die undurchsichtige Glastür. Es dauert einen Moment, bis ich verstehe, wie man das Wasser anstellt. Es ist sofort warm. Ich schmuggle mich darunter, schließe die Tür, schließe die Augen und stehe einfach nur da. Mir kommen zwei Worte in den Sinn. Eine Erinnerung kann es ja unmöglich sein. Warmer Sommerregen. Einfach unbeschreiblich - einfach schön.

      Ich bleibe eine halbe Ewigkeit so stehen, aber irgendwann ist es unausweichlich, dass ich weiter muss. Ich stelle das Wasser ab und als die letzten warmen Tropfen in der Wanne aufschlagen und in tausend Stücke zerspringen, wickle ich mich bereits ein, in ein riesiges, weißes, unendlich weiches Handtuch.

      Ich gebe der Duschtür einen Schubser und schau mir die Sachen an, die mir Kristen bereitgelegt hat. Ich kann mich nicht spontan entscheiden und ziehe mir erst einmal einen schwarzen BH und den passenden Slip dazu an und verkrümle mich nochmals. Dieses Mal in den flauschigen Bademantel, den ich neben der Dusche entdeckt habe.

      Ich habe keine Lust, mich anzuziehen für eine Welt, die ich nicht kenne. Keine Ahnung, was man trägt, wem man begegnet? Spielt das überhaupt eine Rolle? Mit angezogenen Knien, das Kinn darauf gestützt, kauere ich mich am Beckenrand nieder. Mein Blick schweift über den Pool, auf die sich in der Ferne auftürmenden Berge.

      Hier sitze ich, weiß nicht, woher ich komme, weiß nicht, wohin mein Weg führt. Einen Neuanfang? So hat es Kristen genannt.

      Ich lasse meine Füße ins Wasser gleiten. Es ist angenehm warm. Was bin ich ohne persönliche Erinnerungen? Was ohne ein persönliches Ziel? Was erwartet mich? Mir gehen so viele Fragen durch den Kopf. Ich habe jetzt Platz ohne Ende in meinem Kopf.

      Ich frage mich, ob ich mir hilflos vorkommen sollte, obwohl ich mich stark fühle?

      Ob ich mich alleine fühlen sollte, wenn ich mit mir selbst, für den Moment, genug beschäftigt bin?

      Sollte ich mir Sorgen machen, wenn ich mich frei fühle? Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich, aber besser lasse ich es bleiben.

      Etwas, das sich anfühlt wie ein kühler Regentropfen, perlt von meinem Bauch, meiner Hüfte und meinem linken Bein hinab. Es kitzelt mich und fühlt sich nass an. Erschrocken öffne ich den Bademantel und sehe nach. Eines meiner Tattoos hat sich selbständig gemacht, wickelt sich um meinen Fuß, bewegt sich wie flüssige Tinte auf meiner Haut. Blitzschnell ziehe ich die Füße aus dem Wasser. Das Tattoo huscht an seinen Platz zurück und auf seinem Weg hinterlässt es eine eiskristallknisternde Spur auf meiner nackten Haut. Dann liegt es wieder vollkommen regungslos da.

      Himmel, was war denn das? Ich stehe auf und berühre die Stellen, über die es geflossen ist, mit meinen Händen. Eiskalte, geschmolzene Luftfeuchtigkeit. Meine Haut darunter ist wie gefroren. Ich reibe daran, um mich zu wärmen. Habe ich mir das nur eingebildet? Vielleicht eine Halluzination? Keine Ahnung.

      Ich treffe jetzt erst einmal eine einfachere Entscheidung.

      Ich lege den Bademantel ab und ziehe das ärmellose Top an. Es sitzt eng, aber die schwarze Farbe steht mir gut. Passt gut zu meinen blonden Haaren, die mir frech auf die Schultern fallen. Ich schnappe mir die Jeans und die bequemen Turnschuhe und ziehe alles an.

      Das Duschen und Anziehen und Nachdenken und das komische Erlebnis mit dem Tattoo machen mich ganz schön fertig. Ich fühle mich schlapp, gehe aber trotzdem los, zurück zu Kristen. Ich kann mich nur wackelig auf den Beinen halten, weil meine Knie mit jedem Schritt mehr zittern.

      Trotzdem wanke ich in den Korridor hinaus. Es ist mir schleierhaft, dass ich mich an nichts erinnern kann und trotzdem? Alles was ich sehe und fühle, kommt mir so bekannt vor.

      Ich muss unbedingt Kristen finden. Will mehr von ihr über diese Erinnerungslöschsache erfahren.

      Wie eine Betrunkene schwanke ich zurück in mein Zimmer, wo ich sie zuletzt gesehen habe. Sie ist nicht da. Aber der Spiegel ist noch da und ich trete wieder davor. Frisch geduscht, angezogen. Irgendwie bereit.

      Die Augen der jungen Frau im Spiegel scheinen sich in mein Inneres zu bohren. Wollen mir etwas verraten, aber ich kann sie nicht verstehen. Wie eine Stahlbetonwand, die sich quer durch mein Gehirn zieht, bin ich von ihr abgeschottet. Mein Magen knurrt wie eine hungrige Bestie. Bestie? Ich denke an das Tattoo, das sich bewegt hat, oder habe ich mir das doch nur eingebildet? Ich brauche dringend etwas für meinen leeren Magen und ich will Antworten.

      Irgendwie armselig folge ich dem gewundenen Gang, der mich immer wieder an das Innere eines bizarren Schneckenhauses erinnert. Ich bin mir sicher, ich war noch nie in einem Schneckenhaus. Der Boden unter mir schwankt hin und her, aber ich weiß, dass ich es bin, die schwankt und nicht der Boden.

      Immer wieder halte ich an den

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