Begnadet - Wiedergeburt - Buch 3. Sophie Lang

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Begnadet - Wiedergeburt - Buch 3 - Sophie Lang Begandet

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das Bild nie ganz vollendet hätte.

      »Außergewöhnlich«, haucht er. Seine Stimme ist warm und doch durchschneidet sie die Stille wie eine geölte Rasierklinge.

      »Öffnen Sie das«, befiehlt er und der Russe leistet Gehorsam; benötigt nur ein paar wenige einstudierte Handgriffe, um die Sicherheitsvorkehrungen zu deaktivieren und die Panzerglasscheibe zu entsichern. Der Besucher tritt an das Gemälde heran, streicht ehrfurchtsvoll mit seiner Hand über die Leinwand, jedoch ohne diese zu berühren. Michail hält den Atem an. Die Finger des Besuchers verharren in einem Zentimeter Abstand über dem Ölgemälde, genau im goldenen Schnitt. Es ist das gleiche Phänomen wie auf den Skizzen der Madonnenbilder im Louvre, in Paris und im British Museum in London. Wie bei der Mona Lisa.

      Die scheinbare Unvollkommenheit des Jesuskindes und die vollkommene, göttliche Perfektion des Gesamtgemäldes stehen im Kontrast. Ramires kennt als einer der wenigen, das Geheimnis, den Ursprung seiner eigenen Spezies, die in diesem Gemälde zum Ausdruck kommt. Die Schöpfer wollten etwas Vergängliches erschaffen, aber das genaue Gegenteil ist eingetreten.

      »Wir können weiter«, sagt er.

      Minuten und dutzende Räume später, schreiten sie durch eine unscheinbare Tür, gelangen hinter die Kulissen. Über eine Steintreppe kommen sie zwei Etagen tiefer, durch eine weitere Pforte, einen Gang und noch eine Treppe, bis in eine unterirdische Galerie. Zwischen all dem alten, modrigen Holz hängen zahllose Katzengemälde. Wesen, die in ganz Ägypten als heilig verehrt wurden. Die Katze wurde als Jägerin der Nacht mit dem Mond in Beziehung gesetzt und sie ist die Verkörperung der Katzengöttin Bastet, die Tochter des Sonnengottes Ra. Götter? Schöpfer? Ein und dasselbe!

      Hier und da springt ein lebendes Katzenexemplar aus einem der Schatten und beobachtet misstrauisch die Ankömmlinge.

      »Katharina die Große hatte eine Leidenschaft für diese Wesen mit den Sieben Leben«, sagt Ramires. »Die Sieben steht für das Vollkommene, ist die Summe aus der Drei, die das Göttliche symbolisiert und der Vier, die für das Weltliche steht. Sie steht für die Unendlichkeit«, flüstert er, um die Katzen nicht aufzuscheuchen.

      Dann, nach der Durchquerung des unterirdischen Labyrinths, hat die Gruppe ihr nächtliches Ziel erreicht, bleibt vor einer metallenen Tür stehen und wartet, bis Michail sie mit einer Chipkarte aus purem Gold öffnet. Ramires und seine Begleiter folgen ihm durch einen unterirdischen Irrgarten, der Teil der Sicherheitsvorkehrungen ist. Ramires geht nun voraus. Er kennt den Weg.

      Sie betreten eine Sackgasse, bleiben vor der massiven Steinwand stehen. Er entfernt Insektenkot und Schmutz, der sich im Verlauf der letzten Jahre angesammelt hat und zwei unscheinbare Schlitze in den Fugen werden sichtbar. Er holt eine weitere goldene Karte hervor und gleichzeitig stecken sie die Schlüssel in die dafür vorgesehenen Öffnungen. Ein faustgroßer Stein schiebt sich langsam zur Seite und legt ein kleines, modernes Touchfeld frei. Michail legt den Daumen darauf und das Panel erwacht zum Leben. Ägyptische Hieroglyphen leuchten in goldenen und weißen Lettern auf und warten geduldig auf die Eingabe der korrekten Reihenfolge.

      Wie zu erwarten war, entriegeln sich verteilt in der Wand die Schlösser und eröffnen ihnen den Zugang in eine alte, dahinterliegende Aufzugsanlage.

      »Nehmt das. Hilft beim Druckausgleich«, sagt Michail, der seit über einem Jahrzehnt der Wachmann dieses Hochsicherheitstraktes ist, und öffnet seine Finger. Auf seiner Handfläche liegen Kaugummis, von denen sich jeder einen nimmt und in den Mund steckt.

      Der Aufzug setzt sich in Bewegung, ohne dass Michail einen Knopf drücken muss.

      Auf der Fahrt nach unten knallen Ramires Ohren. Die drei ausgebildeten Elitekämpfer kauen nervös weiter. Ramires sagt keinen Ton.

      Michail hat seine Arme hinter seinem Rücken verschränkt und ändert weder seine Position noch seine Mimik. Auch dann nicht, als einer der Männer bewusstlos zusammenklappt.

      »Was hat das zu bedeuten?«, fragt ein Mann der Leibwache. Dies sind seine letzten Worte. Er ist der Nächste und eine Sekunde später bricht auch der letzte Mann zusammen, so als wären sie alle nur Marionetten, denen jemand die Fäden durchgeschnitten hat.

      »Seltsame Art und Weise, den Druck auszugleichen«, stellt Ramires fest und schaut den Wachmann an. »Was wäre, wenn ich mich für den falschen Kaugummi entschieden hätte?«

      »Es ist die reinste Zeitverschwendung, Fragen zu beantworten, die mit was wäre wenn beginnen«, lächelt der Wachmann, doch Ramires verzieht keine Miene.

      »Musste das wirklich sein?«

      »Sie würden es nicht verstehen, was wir hier tun. Jede Sicherheitslücke, würde das ganze Unternehmen gefährden. Wir müssen bereit sein Opfer zu bringen.« Ramires schaut auf die am Boden liegenden Männer.

      »Sind sie tot?«

      »Nein, nur bewusstlos.« Ramires betrachtet die Körper seiner Männer, schluckt den Kaugummi hinunter.

      »Bereit den Teufel frei zu lassen?«, fragt Michail.

      »Ich bin bereit!«, antwortet Ramires.

      Naomi - Kulturen

      »Hilfe! Lasst uns in Ruhe! Was wollt ihr? Verschwindet!«, höre ich eins der Mädchen ängstlich rufen. Angespannt schiebe ich die Stahltür auf, schlüpfe hindurch und suche hinter einem Pfeiler Deckung.

      »Halt die Schnauze!«, brüllt ein Typ.

      Ich lehne mit dem Rücken an Beton, blicke über die Schulter, scanne die Situation. Sehe drei Männer in Militärkleidung, registriere das rasierte Hakenkreuz in ihren Nacken, ihre kurzgeschorenen Haare. Sie haben zwei hilflose Mädchen, zwischen zwei Elektrofahrzeugen, einem VW E-Golf und einem Ford E-Focus, in die Enge getrieben. Niemand der Anwesenden ist älter als fünfundzwanzig und jeder der männlichen Subjekte passt in das Bild eines gewaltbereiten Menschen. Ihre Mimik verströmt Ignoranz und Hass und sie scheinen jeglicher Möglichkeit beraubt, logische oder liebevolle Gedankengänge zu spinnen. Die zwei Mädchen sind jünger. Die Asiatin, versucht ihre dunkelhäutige Freundin, mit ausgestreckten Händen zu schützen, bekommt aber einen fürchterlichen Faustschlag seitlich in den Bauch gerammt und bricht stöhnend zusammen. Ihr exotisches Gesicht wird von Tränen überflutet. Sie liegt wie ein Häufchen Elend auf dem kalten Steinboden und hält sich, krümmend vor Schmerzen, den Unterleib.

      »Das habt ihr davon, unser Land zu verpesten. Ihr asoziales Pack!«, werden sie mit erhobenen Fäusten beschimpft. Mein Magen zieht sich zusammen, als ich einen Schlagring aufblitzen sehe.

      »Bro, die verstehen dich nicht. Die können kein deutsch. Die verstehen nur eine Sprache«, geifert der angsteinflößende Kerl neben dem Typen mit dem Schlagring.

      »Ja, die Prügelsprache«, lacht der Dritte. Er zückt eine schwarze Lackdose und sprüht dem Mädchen ins Gesicht. Sie schafft es gerade noch, den Kopf abzuwenden. Der Lack trifft sie auf Hals, Nacken und in den Haaren. Das verängstigte Ding fleht um Gnade, sieht voller Furcht zu, wie der Typ ein schwarzes Hakenkreuz auf ihr Shirt sprüht, dann blickt sie zu ihrer Freundin, die niedergestreckt am Boden liegt und vor Schmerzen schluchzt. Sie hat es böse erwischt. Mir fällt sofort auf, was den drei Angreifern offensichtlich verborgen bleibt. Beide Frauen sprechen akzentfrei deutsch. Vermutlich sind sie hier geboren und aufgewachsen. Als würde das irgendetwas bedeuten oder an der Situation etwas ändern, wo jemand geboren wurde. Eine Sekunde lang überfluten mich die Eindrücke.

      Der Flüchtlingsstrom

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