Begnadet - Wiedergeburt - Buch 3. Sophie Lang

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Begnadet - Wiedergeburt - Buch 3 - Sophie Lang Begandet

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sind alle Flüchtlinge ein Teil unserer Gesellschaft geworden. Die Klassen auf den staatlichen Schulen setzen sich multikulturell zusammen. Europäer, Afrikaner, Asiaten und die Nachkommen der Flüchtlinge aus dem Mittleren Osten sind nahezu zu gleichen Anteilen vertreten. Doch in gleichem Maße, wie die Integration vorangeschritten ist, haben auch die Proteste und rechtsradikalen Gruppierungen immer weiter an Stärke gewonnen. Sie haben es noch immer nicht begriffen, dass wir auf dem gleichen Planeten leben und diese drei Hirnamputierten sind der Beweis dafür, dass es eine Minderheit immer wieder schafft, Böses zu tun, während der Großteil der Bevölkerung wegsieht oder es einfach nicht mitbekommt. Ich gehöre nicht zu denen. Ich bin zur Hälfte eine Begnadete und unsere Aufgabe ist es, für Frieden in der Welt zu sorgen und das Böse auszumerzen.

      Die bewaffnete Faust holt erneut zum Schlag aus. Der Schlagring fährt hinab, um auf den Kopf des asiatischen Mädchens niederzufahren. Die pure Gewalt hätte dort verheerenden Schaden angerichtet, doch die feige Attacke wird aufgehalten, abgefangen. Von mir!

      Ich komme von hinten, schmettere ihm mein Knie in die Kniekehlen und packe ihn bei den Schultern. Er sackt zusammen nach allen Gesetzen der Physik.

      Ich wende mich schnell wie eine Katze und wehre, seinen erneuten Versuch, mit der Faust einen Treffer zu landen, mit meinem Unterarm ab. Überrascht, verdutzt, sprachlos über die unerwartete Gegenwehr sind geeignete Adjektive, um den Gesichtsausdruck der drei Männer zu beschreiben.

      »Verpiss dich du Hure!«, sagt der Typ rechts. Das ist äußerst geistreich. Immerhin ist er der Erste, der seine Sprache wiedergefunden hat, was ich ihm positiv ankreide.

      Der, dessen Faust ich immer noch gefangen halte, will mich zu Fall bringen, was ich verhindere, indem ich ihn loslasse, seinen eigenen Schwung und sein Körpergewicht dazu verwende, ihn herumzuwirbeln und gegen den Golf zu katapultieren. Er kracht unsanft mit der Stirn gegen das Blech, was ein hohles Geräusch verursacht. Er flucht in seiner Muttersprache. Die beiden anderen wollen mich packen, doch ihr Versuch endet kläglich. Ich habe mich blitzschnell zur Seite gedreht, ducke mich unter den Angreifern hindurch und packe das hilflose Mädchen am Arm, um sie hinter mich zu schieben.

      Die Situation hat sich um 180 Grad gewendet. Die drei dilettantischen Schwachköpfe stehen zusammengedrängt in der engen Schlucht, zwischen zwei Autos, die an der Wand in einer Sackgasse endet. Vor Wut schlägt ihr Anführer gegen die Fahrerscheibe des Ford und bringt sie mit dem Schlagring zum Bersten. Ich breite beide Arme aus, um die Mädchen zu schützen.

      »Ihr kommt hier nicht raus, bis die Polizei hier ist«, sage ich und hoffe, dass mein Bluff funktioniert, denn niemand hat die Polizei informiert. Noch bevor ich den Satz beenden kann, springen sie in meine Richtung. Ich wende das an, was ich in Jiu Jitsu gelernt habe, lege alle Energie in die nächste Ausatmung, schreie und treffe den Ersten mit der flachen Hand auf der Brust. Es reißt ihn von den Füßen und er wird nach hinten geworfen, wo er seine Kumpanen zu Fall bringt.

      »Jetzt! Lauft! Schnell weg hier!«, brülle ich die zwei verängstigten Mädchen an und dann fliehen wir.

      Zac - Naomi

      Die kleine süddeutsche Perle, wie seine Schwester Freiburg immer beschrieben hat, ist erstaunlich groß. In einer Bäckerei am Münster hat er sich vor einer halben Stunde eine deutsche Laugenbrezel und einen Kaffee gekauft. Er stand an einem der Stehtische mit Blick auf den belebten Marktplatz und das Münster. Danach hat er sich zur S-Bahn begeben, wo er jetzt mit dem Gesicht der Länge nach auf dem Boden liegt. Zac wurde glatt niedergemäht, als habe ihn ein Bulldozer überfahren, genauso fühlt es sich an.

      Er blickt auf und kann sein Glück kaum fassen. Sie ist es! Er hat sie gefunden. Oder verhält es sich umgekehrt? Hat sie etwa ihn aufgespürt?

      Sie ist über ihn gestolpert und gemeinsam sind sie umgefallen. Sie ist auf ihm gelandet, irgendwie atemlos und unbeholfen. Ein Hauch von Parfüm und ihrem weiblichen Duft, steigt ihm in die Nase, bevor sie sich wieder aufrappelt.

      Die Person, die für sein Niederstrecken verantwortlich ist, steht nun mit großen Augen über ihm und entschuldigt sich auf äußerst charmante Weise.

      »Das tut mir sehr leid. Wirklich. Das passiert mir manchmal und ist niemals Absicht«, sagt das attraktive Mädchen auf liebenswerte Weise. Sie hat einen so entzückenden Augenaufschlag, der es Zac unmöglich macht, ihre Ungeschicktheit nicht unmittelbar zu verzeihen. Die S-Bahn Linie 4 kommt in diesem Moment an der Haltestelle des Stadttheaters an. Die Menschen machen einen Schritt nach vorne, wissen, dass sich die Türen der S-Bahn gleich öffnen, was sie einen Wimpernschlag später auch tun. Als hätte jemand den Schalter umgelegt, herrscht auf einmal ein riesiges Durcheinander.

      Die Digitalisierung hat in den letzten zwei Jahrzehnten die Welt verändert. Über achtzig Prozent der Bevölkerung der USE, der United States of Europe, trägt ein sogenanntes View, entweder als Brille oder Kontaktlinse und ist allzeit mit der Datenwelt des Netzes verbunden. Ein Erlass verbietet es in manchen Regionen, Autos selbst zu steuern. Gesetze und Computersysteme nehmen dem Menschen die ethischen Entscheidungen in kritischen Verkehrssituationen ab, wo es um Leben und Tod geht.

      Aber die Menschen haben sich noch nicht verändert. Ihnen gelingt es nicht, so etwas einfaches wie den Einstieg in die S-Bahn zu koordinieren. Jeder scheint nur sein eigenes, egoistisches Ziel zu verfolgen, ohne Rücksicht auf Verluste.

      Zac fällt es schwer, die Ruhe zu bewahren, geschweige denn aufzustehen und die Vorstellung abzuschütteln, totgetrampelt zu werden. Freiburg ist nicht im mindesten so groß wie Sankt Petersburg, dennoch, die vielen Eindrücke überwältigen ihn für einen Moment, dann endlich erkennt er die helfende Hand, die sie ihm reicht und erstaunt über ihre Kraft, lässt er sich von ihr hochziehen.

      »Alles okay mit dir?«, fragt das Mädchen. Sie hat dunkle Augen, fast könnte man meinen, Iris und Pupillen verschmelzen zu kleinen schwarzen Murmeln und durch die Wimperntusche wirken sie geradezu riesig. Sie trägt keine View. Weder als Brille noch als Kontaktlinse. Das bewaffnete Auge würde bei Tageslicht irisierend schimmern und bei Nacht schwach leuchten. Ist sie eine der wenigen, die der Neuen Welt den Rücken kehren? Aber seine vorliegenden Informationen, sagen ihm etwas anderes. Ihr Talent macht nur in einer Zeit wie dieser Sinn.

      Er betrachtet sie, erfasst ihre komplette Erscheinung in weniger als einer Sekunde. Ihr Körper wirkt weder stark noch robust. Eher schlank und von einer schönen Struktur, wie es für heranwachsende Frauen in ihrem Alter üblich ist. Ihre zarten, weichen Hände stehen im Widerspruch zu der physischen Kraft, die sie aufbringt, um ihm wieder auf die Beine zu helfen.

      Ihr Gesicht? Es ist noch schöner als auf dem Foto.

      Es hat etwas Reines, Unergründliches. Zac bewegt vorsichtig seinen Kopf nach links und rechts, prüft, ob noch alles am rechten Fleck sitzt.

      »Tut mir aufrichtig leid«, sagt sie ehrlich und hat den Kopf jetzt auch schräg gelegt, um ihr schmales Gesicht auf die gleiche Ebene wie Zacs zu bringen. Ihre dunkelbraunen, fast schwarzen Haare fallen dabei zur Seite und entblößen ein frisch gestochenes Tattoo, eine kleine Mondsichel unter einem transparenten Pflaster auf ihrem Hals.

      »Ich muss weiter«, sagt sie mit einem Bedauern in der Stimme und dem Blick auf zwei Mädchen gerichtet. Eine Asiatin und eine Afrikanerin, die ziemlich mitgenommen aussehen. »Aber ich gehe erst, wenn du einen Ton gesagt hast.« Ihre Brauen stehen in einer sorgenvollen Linie über ihren Augen. Zac will ansetzen ihrer Aufforderung nachzukommen, will etwas sagen, aber dann wird ihre Aufmerksamkeit wieder fortgezogen.

      »Naomi, wo bleibst du denn?«, fragt eine hübsche Blondine, welche die beiden Mädchen an den Händen nimmt und ihnen hilft, in die S-Bahn einzusteigen. Dazwischen

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