Düsteres Erbe. Rita Renate Schönig

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Düsteres Erbe - Rita Renate Schönig Regional Krimi - Seligenstadt

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zwischen Ihnen und den Häuslers, oder weshalb …?“

      „Bleedsinn. Wenn des jemand behauptet hot, dann lücht der.“

      „Dann haben Sie sich also gut verstanden, mit den Häuslers?“

      „Hm“, brummte Sepp. „Des jetzt aach widder net. Der Hannes hot nie viel gered.“

      „Herr Richter.“ Harald bemerkte, wie er langsam die Geduld verlor. „Dort drüben“, er zeigte in die Richtung, in der das Haus der Häuslers gestanden hatte, „wurde vielleicht die Leiche eines amerikanischen Soldaten gefunden.“ Das wollte und durfte er eigentlich gar nicht sagen. Aber jetzt war es heraus. „Es wurde uns mitgeteilt, dass Maria Häusler, die Schwester von Herrn Johannes Häusler mit einem Amerikaner befreundet gewesen sein soll. Also, wenn Sie darüber etwas wissen, dann reden Sie.“

      Sepp fixierte das Muster der gestickten Tischdecke. „Die Amis lungerte doch üwerall hier rum. Die warn hinner jedem Rockzippel her und die Maria ...“ Er erkannte, dass er einen Fehler gemacht hatte. „Ach.“ Er winkte ab. „Des is doch alles schon so lang her. Wen intressiert des heut noch? Außerdem bin ich en alte Mann und moi Gedächtnis is aach net mehr des beste. Jetzt hab ich Hunger. Elfi, is des Esse schon ferdisch?“

      Maier und Weinert tauschten einen Blick. Beide waren sicher, dass Josef Richter viel mehr wusste, als er im Moment zugeben wollte. Darüber hinaus war bekannt, dass das Langzeitgedächtnis bei Leuten in seinem Alter erstaunlich gut funktionierte, während sie Dinge, die in naher Vergangenheit passierten häufig vergaßen. Aber heute würden sie hier nicht viel weiterkommen.

      ***

      „Bratkartoffel! Helenchen, du bist ein Schatz.“

      „Gut, dass du das einsiehst.“ Helene lächelte. „Und, was gibt es Neues?“

      „Bitte, bitte, ich habe einen Bärenhunger. Außerdem kann ich mit vollem Magen besser denken.“

      „Sag ich doch immer. Würdest du öfter etwas Ordentliches essen und nicht immer dieses furchtbare Zeug in dich hineinstopfen, dann könntest du deine Verbrecher noch schneller fangen.“ Helene stellte eine Schüssel mitten auf den Tisch und reichte Nicole einen Teller. „Matjes in Sahnesoße und Bratkartoffel in Schmalz gebacken. Lass es dir schmecken, min Deern!“

      Nach dem herzhaften Mittagsmahl fühlte Nicole sich ein wenig schläfrig. Sie überlegte, ob sie sich ein Stündchen aufs Ohr legen sollte, schließlich hatte sie Urlaub.

      „Jetzt erzähl schon. Handelt es sich bei dem Toten um den Amerikaner?“

      „Das wissen wir noch nicht und eigentlich dürfte ichmit dir ncht darüber reden, aber …“

      „Das Essen hat dir doch geschmeckt?“ Helene zeigte demonstrativ auf die leere Schüssel und Nicoles nahezu ausgeleckten Teller.

      „Ist ja gut“, seufzte die Kriminalbeamtin. „Vielleicht kannst du mir wirklich helfen. Ich meine, was die Charaktere der Nachbarn betrifft und ihr Verhältnis zu den Häuslers“, fügte sie schnell hinzu, als sie Helenes aufgeregten Gesichtsausdruck sah.

      „Eine Art Profiling, also?“

      „Du schaust definitiv zu viele Krimis.“ Nicole grinste. „Nicht ganz. Der Begriff Profiling bezeichnet allgemein die Erstellung, Aktualisierung und Verwendung von Profilen, beispielsweise zum Zweck der Identifikation, Optimierung, Überwachung oder Vorhersage.“ Nicole bemerkte, wie sie besserwisserisch rüberkam, und sagte deshalb: „Na ja, so ungefähr. Ich hole schnell meinen Laptop. Dann kann ich alles was du mir erzählst, gleich eingeben.“

      „Gut. Aber beeil dich!“, forderte Helene und wedelte mit den Händen.

      „Wieso, hast du noch etwas vor? Oder was soll die Hektik?“

      „Na du sagst doch immer, die ersten Stunden sind entscheidend bei der Klärung eines Falles.“

      „Schon, aber nur wenn die Leiche frisch ist. Was man hier ja nicht gerade behaupten kann.“

      „Stimmt auch wieder“, bestätigte Helene zu. „Trotzdem will ich später nochmal zum Tatort. Vielleicht schnappe ich etwas auf, was uns weiterhelfen kann. Bestimmt haben die Nachbarn dir nicht alles erzählt.“

      Da war es wieder – dieses UNS. Nicole seufzte erneut und rannte die Treppen hinauf in ihre Wohnung. Als sie mit ihrem Laptop unter dem Arm in Helenes Küche zurückkehrte, rutschte diese wie auf glühenden Kohlen sitzend auf ihrem Stuhl herum.

      „Ok, also dann“, sagte Nicole. „Beginnen wir mit Johannes Häusler. Erzähl mir alles, was dir über ihn und seine Familie einfällt.“

      „Hannes war Richter am Amtsgericht, Vorsitzender im Kirchenbeirat, Organist und Mitglied des Kirchenchors. Aber das weißt du ja schon. Er galt als überaus spendenfreudig. Speziell das hiesige Waisenhaus hat er finanziell unterstützt, aber auch verschiedene Vereine in denen er im Vorstand saß.“

      „Das deckt sich mit der Aussage von Herbert Walter“, unterbrach Nicole und tippte die Angaben fleißig in ihren Rechner.

      „Ansonsten“, fuhr Helene fort, „war Hannes ein recht griesgrämiger Mensch. Freunde hatte der wohl nicht. Außer vielleicht den Sepp Richter, von gegenüber. Die zwei müssen früher mal ganz dick gewesen sein.“ Mit zusammengelegten Zeigefingern tippte sie sinnierend auf ihren Lippen. „Aber nachdem die Maria also Hannes‘ Schwester gestorben war, kühlte das gute Verhältnis stark ab, soweit ich das von meinen Friedel erfahren habe. Er glaubte, es könnte daran gelegen haben, dass der Sepp ein Auge auf die Maria geworfen hatte, bis sie dann mit diesem Ami zusammen war.“

      „Aha“, bemerkte Nicole. „Was war mit Frau Häusler?“

      „Die Wilhelmine? Die war Hausfrau und im christlichen Verband der katholischen Frauen und Vorbeterin bei Beerdigungen und anderen kirchlichen Anlässen. Hab ich dir aber auch schon erzählt. Sie lebte sehr zurückgezogen. Hab sie nur ab und an in der Stadt gesehen, beim Einkaufen und da huschte sie durch die Straßen, so, als ob sie nicht gesehen werden wollte.“

      „Frau Krämer ließ verlauten, dass Edeltraud die Tochter der beiden nicht ganz richtig im Kopf sei. Und Karl Neumann sagte, dass sie seit dem Tod ihrer Eltern – die sollen bei einem Brand ums Leben gekommen sein – in einer betreuten Einrichtung lebt. Weißt du etwas darüber?“

      „Mein Friedel erzählte, dass die Schwester vom Johannes epileptische Anfälle gehabt hätte und, dass die Edeltraud das wohl geerbt hätte. Die Häuslers hätten dann jedes Mal den Pfarrer gerufen, der die halbe Nacht an ihrem Bett saß und sie gesundbetete. Dass sie geistig nicht ganz auf der Höhe sei, bezweifelte mein Friedel. Er meinte, dass man sie mit den richtigen Medikamenten bestimmt gut hätte behandeln können. Aber solche Anfälle wurden auch Teufelskrankheit genannt.“ Helene zeichnete bei dem Ausdruck imaginäre Gänsefüßchen in die Luft. „Du kannst dir vorstellen, was das in einer erzkatholischen Familie wie die der Häuslers bedeutete. So etwas durfte rein gar nicht an die Öffentlichkeit. Der Hannes hätte auch schon frühzeitig auf die Vormundschaft von Edeltraud durch diesen Anwalt bestanden, sagte mein Friedel.“

      „Mein Gott, ein Priester, als eine Art Teufelsaustreiber“, schlussfolgerte Nicole. „Wo bin ich hier nur hingeraten? Reinstes Mittelalter.“

      „Keine Angst. Soweit ich weiß wurden hier die letzten Hexen im Mittelalter verbrannt“ Helene grinste.

      „Na,

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