Düsteres Erbe. Rita Renate Schönig

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Düsteres Erbe - Rita Renate Schönig Regional Krimi - Seligenstadt

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hieß, in der Wohnstube wäre wohl ein Holzscheit auf den Teppich gefallen, während der Hannes und die Mine ihren Mittagsschlaf hielten. Jede Hilfe kam zu spät.“

      „Und die Tochter, die Edeltraud? Wo war die zur Zeit des Brandes?“

      „Ja, das war seltsam. Die Edeltraud wäre im Garten unter dem Apfelbaum gesessen und in einem Buch gelesen.“

      „Die las?“, wiederholte Nicole, mit gerunzelter Stirn, „während hinter ihr das Haus brennt?“

      „Tja, jedenfalls fand man sie dort. Der Sepp nahm sie nach dem Brand mit zu sich nach Hause, bis sie den Platz in diesem Heim bekam, in dem sie heute noch lebt. Am besten du fragst ihn.“

      Helene sah gebannt zu, wie schnell Nicole die Angaben in ihren Computer tippte. „Nicht schlecht, so ein Ding. Sollte ich mir vielleicht auch anschaffen.“

      „Einen Laptop? Wozu?“

      „Glaubst du ich bin zu alt dazu?“, fragte Helene leicht pikiert.

      „Nein, so habe ich das nicht gemeint. Du und alt? Du bist die flotteste 68-jährige, die ich kenne. Außerdem, man ist nie zu alt um etwas Neues zu lernen.“

      „Genau. So bleibe ich fit im Kopf. Könntest du mir beibringen, wie man damit umgeht?“

      „Na ja.“ Nicole bedachte ihre wenige Freizeit, die bei ihrem aufreibenden Job blieb, sagte dennoch: „Klar. Aber um effektiv damit arbeiten zu können brauchst du unbedingt auch einen Internetzugang.“

      „Einen was?“

      „Eine Verbindung zum weltweiten Web. Das ist so etwas, wie ein großes Lexikon; nur brauchst du kein Buch zur Hand zu nehmen. Alles was du wissen willst, gibst du in eine Suchmaschine ein.“

      „Suchmaschine? Oh je.“ Helene seufzte. „Das hört sich doch alles sehr kompliziert an.“

      „Gerade sagtest du, du willst deinen Geist auf Trapp halten.“ Nicole drückte die Hand ihrer mütterlichen Freundin. „Ich werde dir helfen, beim Antrag auf Internetanschluss und Virenschutzprogramm und so weiter.“

      „Virenschutz?“

      Nicole lachte. „Keine Angst. Bei einem Infekt sind bestenfalls alle deine Daten verloren. Deine eigene Gesundheit ist davon nicht betroffen. So, jetzt muss ich aber. Harald und Lars warten bestimmt schon.“

      ***

      „Schorsch, komm mol riwer“, brüllte Sepp Richter ins Telefon. „Isch muss mit dir redde. Die Polizei war bei mer. Die komme bestimmt noch amol. Mer misse uns abspreche, was mer dene saache.“

      „Ja, hab ich gesehe. Misch un de Herbert, de Karl und die Gundel hawe se aach vernomme. Die Gundel konnt natürlich ihrn Mund widder net halte und hat gleich von dene Anfäll von der Edeltraud verzählt. Awer ich bin gleich bei dir. Ich komm durch en Gadde.“

      Schorsch ging über seine Terrasse durch den Garten und durch ein schmiedeeisernes Türchen, das zum Grundstück von Josef Richter führte und nie abgeschlossen wurde. Der stand am Küchenfenster und warf seinem Nachbarn den Schlüssel für die Haustür zu.

      „Also, mir derfe nur des verzähle was unbedingt nötisch is.“

      Schorsch nickte. „Aber mir hawe den doch net um die Eck bracht. Mer hawe doch nur geholfe den im Gadde zu vergrabe.“

      „Ja un. Moanste die glawe uns? Hawe mer Beweise?“ Sepp stöhnte. „Ich will net die nächste fufzeh Johr im Zuchthaus verbringe, aach wenn’s heut net mehr so schlimm soi soll, wie des früher war. Die hätte heut sogar Fernseh und derfe ohne Kette im Hof spaziern gehe.“

      „Ja, moanst de ich will in de Knast?“ Schorsch guckte seinen Freund irritiert an. „Wie kommst de jetzt uf fufzeh Johr? Wie lang haste noch vor zu lebe?“

      „Na, wenn die Elfi noch kann, dann tät ich schon gern so hunnert wärn.“

      „Doi Dochter werd sich freue. Meinst de net, dass die aach gern amol mit ihrm Mann alloa wär.“

      „Warum?“ Sepp hob verwundert den Kopf. Dann sagte er nachdenklich: „Ich tät schon gerne wisse, was domols werklich passiert is und ob der Hannes den Ami umgebracht hat odder ob’s en Unfall gewese war. Du net?“

      Schorsch nickte und die beiden starrten eine Weile Löcher in die Luft. „Hast du net amol verzählt, die Maria hätt immer alles in e Buch geschriewe und des hätt jetzt die Edeltraud?“ , setzte Schorsch der Stille ein Ende.

      „Ja. Ich hab se doch selbst mit dem Buch in de Hand domols im Gadde gefunne.“

      „Jesses na.Warum sinn mer do net schon längst druf gekomme? Mer fraache die Edeltraud, ob se uns amol do noi gucke lässt?“

      „Schlofende Hunde weckt mer net. Außerdem hats bis jetzt koan Grund gewe.“ Sepp griff nach dem Schnaps, der auf dem Tisch stand. Er zitterte aber so sehr, dass ein Teil der hochprozentigen Flüssigkeit auf der gestickten Tischdecke landete. Schorsch nahm seinem Freund die Flasche ab und goss ihre beiden Gläser randvoll. Sie leerten diese mit einem Zug.

      „Was mache mer jetzt?“, fragte Sepp nach einigen Minuten.

      „Mer müsse zur Edeltraud und mer müsse unbedingt in des Buch gucke.“

      „Ja, vielleicht host de recht. Awer, wie solle mer do hiekomme? Du host schon seit a paar Johr koa Auto mehr un e Taxi bis Nauheim is bestimmt mordsmäßisch deuer.“

      „De Herbert. Der fährt uns doch ab und zu zum Dokter nooch Offebach.“

      „Awer dann misse mer den oiweihe“, erwiderte Sepp mit bedenklicher Mine.

      „Och, der Herbert hält schon dicht.“ Schorsch machte eine abwehrende Handbewegung. „Ich geh gleich mal riwwer zu dem. Mer muss sich halt immer anschnalle“, setzte er nach. „Do druff besteht de Herbert. Des wäre Pflicht, seit a paar Johr, sacht er.“

      ***

      Könnte der Tote tatsächlich der damals vermisste Fliegerpilot sein, mit dem Maria Häusler eine Affäre gehabt hatte? Es musste so sein, bestätigte sich Helene in ihrem Verdacht. Warum sonst wäre er im Garten der Häuslers vergraben?

      Am Tatort hatte sie nichts mehr in Erfahrung bringen können. Die Polizeifahrzeuge waren abgerückt und die Nachbarn wieder in ihre Häuser zurückgekehrt. Nur ein paar Fußgänger, die durch die Straße liefen, schauten verwundert zu dem Absperrband, auf dem Polizei zu lesen war.

      Helene beschloss, auf den Friedhof zu gehen. Am Grab ihres Mannes konnte sie immer am besten ihre Gedanken sortieren. Manchmal hatte sie sogar den Eindruck, ihr Friedel gäbe ihr Ratschläge.

      Durch die Wolfstraße ging sie zum Marktplatz, ließ diesen links liegen und lenkte ihre Schritte durch die Freihofgasse zum Freihofplatz. Vor ihr ragten die Türme der Basilika auf. Die Glocke schlug gerade vier Uhr. Sie erklomm die ersten sechs Stufen der Sandsteintreppe zur Plattform des aus der Zeit der Karolinger bestehenden historischen Kirchenbaus; ging dann links über den ehemaligen Schulhof der Hans-Memling-Schule und setzte sie ihren Weg rechtsseitig der Klostermauer fort. Einige Meter weiter trat sie durch die Friedhofspforte. Sie schaute kurz in die Noth-Gottes-Kapelle, in der

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