Der Fluch von Azincourt Gesamtausgabe. Peter Urban
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Laval nickte de Craon zu: „Ihr habt gewiss recht, Grossvater. Er ist hier, er hat viele Erkenntnisse der Mauren und der Israeliten im Originaltext studiert und wenn wir es ihm nicht gestatten, dann kann er Champtocé niemals wieder verlassen...Benutzen wir ihn vorläufig, um zu sehen was er herausfindet. Doch daneben sollten wir nicht vergessen, das Eure Bibliothek noch andere Schlüssel enthält, mit denen es unter Umständen möglich ist, dem Geheimnis des Lapis ex Coelis auf die Spur zu kommen.“
De Craon erhob sich von dem Lehnstuhl, in dem er gesessen hatte und ging langsam und nachdenklich im Laboratorium auf und ab. Der Athenor lag still. Die langen Wandregale, in denen ordentlich aufgereiht die Substanzen standen, sahen verwaist und unberührt aus. Er nahm ein Stück weißer Kreide in die Hand und betrachtete es nachdenklich: „Du willst also versuchen, den Geist des Alchemisten Flamel aus dem Totenreich zu locken, Gilles?“
Der junge Mann nickte. Er würde mit seinen Halunken losreiten. Sie würden natürlich nicht im Gebiet seines Großvaters jagen, sondern durch den Wald und über die Grenze verschwinden. Dort konnte er finden, was er für den Versuch benötigte...unschuldige Kinderherzen. Für ihre Hilfe verlangten der Schattenfürst und seine Dämonen immer frisches Blut und reine Herzen. Gilles spürte, wie es anfing, in seinen Lenden zu pochen. Unschuldige, reine Kinderherzen! Er hatte schon seit Monaten keine mehr gehabt. Einen, der sich ihm nicht bereitwillig hingab und es mit sich geschehen lies und der ihm für diesen Gunstbeweis, die Nacht in seinem Bett verbracht zu haben auch noch die Hände küsste. Die, die sich willig nehmen ließen, erregten Gilles schon lange nicht mehr in dem gleichen Maß, wie die die vor Angst zitterten, um Gnade flehten, weinten und winselten.
Er hatte es zum ersten Mal in der Nacht von Azincourt getan, nachdem er den Barbaren aus Cornouailles totgeschlagen hatte. Sie waren damals mit ihrer Beute triumphierend von dem blutigen Feld verschwunden. Der Großvater hatte ihn gelobt und geherzt und er hatte ihm erlaubt, den Sieg mit den Waffenleuten zu feiern. Er hatte seinen ersten Mann eigenhändig totgeschlagen...ohne mit der Wimper zu zucken.
Sie hatten ihn in dieser Nacht als einen richtigen Mann in ihrem Kreis akzeptiert, mit ihm getrunken und gelacht. Und als de Kerma’dhec ihn umarmt, geküsst und gestreichelt hatte, da hatte er es zum ersten Mal gespürt, dieses Pochen. Es war so wild gewesen, dass er geglaubt hatte zu zerspringen. Doch de Kerma’dhec hatte ihn mit zu sich in sein Zelt genommen und ihn gelehrt, wie man sich Erleichterung verschaffte. Gilles hatte es genossen...auf die eine Art und auf die Andere. Hinterher hatte er es dann auch noch mit einem Mädchen ausprobiert, einer kleinen Küchenmagd aus dem Tross von Champtocé. Die Waffenleute hatten sie ihm gebracht. Zuerst hatte ihm einer von ihnen gezeigt, wie man es einem Weib richtig besorgte: Sie hatten alle zugeschaut. Der Mann hatte laut gegrunzt und gestöhnt, während die Kleine sich in de Kerma’dhecs Zelt unter seinen harten Stößen wie ein Aal gewunden und vor Lust geschrien hatte. Dann war Gilles an der Reihe gewesen. Die Kleine hatte noch ganz feucht, schlüpfrig und lüstern vor ihm gelegen und sie hatte sich viel Mühe gegeben ihm zu gefallen. Er hatte es genossen, obwohl es irgendwie nicht dasselbe war, wie mit einem echten Kerl. Ab und an, wenn sich niemand anders fand, dann lies er die Kleine aus der Küche von Champtocé holen und bestieg sie: Ihre prallen Brüste und ihr runder Hintern erregten ihn. Es gefiel ihr, wenn er sie hart anpackte. Sie ließ sich von hinten nehmen, wie eine Stute. Aber vor allem schreckte sie vor keiner neuen Erfahrung zurück, die man in einem Bett machen konnte. Gilles spürte schmerzhaft die Härte zwischen seinen Beinen. Allein schon der Gedanke an die Jagd hatte ausgereicht. Zuerst würde er sie holen lassen...für diese Nacht. Und morgen, beim ersten Tageslicht würde er mit seinen Halunken losreiten und sich richtig amüsieren. Der junge Mann atmete tief durch, um sich ein wenig unter Kontrolle zu bringen, dann grinste er de Craon an, dem die Erregung seines Enkels und die harte Schwellung in dessen enger Lederreithose natürlich nicht verborgen geblieben war.
„Der Mann aus Anjou kann ja auf seine Art arbeiten, und wir beide werden es nebenher zur Sicherheit noch auf unsere Weise versuchen“, er nahm dem Großvater das Stück Kreide aus der Hand und lies sich gutgelaunt auf den Knien nieder. Geschickt zog er die Linien eines Dreiecks der Kunst auf den Steinboden. In dessen Mitte zeichnete er einen Kreis. Dann schrieb er an jeder Seite des Dreiecks griechische Worte: Tetragrammon, Primeumaton und Anaphaxeton. Zuletzt spaltete er den Namen des Erzengels Michael in drei Silben und schrieb sie umgekehrt um den Kreis.
De Craon schüttelte belustigt den Kopf und wandte sich zum Gehen: „Ich werde Dich wohl nicht weiter stören, mein lieber Junge.