Die Liebesfalle. Peter Splitt
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„Lass uns doch mal wieder tanzen gehen.“
Keine Antwort.
„Hast du gehört, was ich gesagt habe? Ich sagte, gehen wir doch mal wieder tanzen …“ Mutters Stimme klang verärgert und schrill.
Wieder folgte ein Zeitungsrascheln. „Du hast doch getrunken!“
„Nein, habe ich nicht!“
„O doch, ich rieche deine Alkoholfahne bis hierhin.“ Vater würdigte Mutter keines Blickes, während er diese Worte sagte.
Ich stellte mir vor, wie sie schmollte.
„Gut, dann gehen wir eben nicht tanzen. Wie sieht es denn mit dem Kino aus? Ich war schon so lange nicht mehr im Kino.“
„Ich habe jetzt keine Lust. Geh doch mit einer deiner Freundinnen ins Kino.“
Ich hörte Mutter laut atmen. „Ich habe keine Freundinnen, im Gegensatz zu dir.“ Ihre Stimme wurde noch lauter.
„Pst! Sprich nicht so laut! Du weckst noch die Kinder auf.“ Vater las weiter in der Zeitung.
„Ich wette, deine Freundinnen behandelst du nicht so wie mich. Denen sagst du bestimmt nicht, sie sollen leise sein, wenn sie lustvoll stöhnen.“ Mutters Stimme glich einem lauten Krächzen.
„Jetzt hör auf damit, verdammt noch mal! Das ist ja nicht zum Aushalten.“
„Glaubst du etwa, ich weiß nichts von deinen Weiberbekanntschaften? Glaubst du wirklich, ich weiß nicht, wohin du gehst, wenn du mir sagst, du müsstest noch Überstunden machen?“
Ratsch! Aus dem Wohnzimmer ertönte ein eigenartiges Geräusch. Mutter hatte ihm die Seite seiner Zeitung aus den Händen gezerrt und sie vor seinen Augen zerrissen.
Vater sprang aus dem Sessel und warf den Rest der Zeitung auf den Teppich. „Du bist ja total verrückt geworden!“
Ich hörte ihn hinter dem grünen Veloursofa hin und her laufen.
„Du bist hier der Verrückte“, donnerte Mutters Stimme zurück.
Ich stellte mir vor, wie sie im Begriff war, sich auf ihn zu stürzen.
„Ja, ich bin wirklich verrückt! Verrückt, weil ich noch bei dir bleibe!“
„Na, dann hau doch endlich ab, du Mistkerl!“
„Ganz genau, das werde ich tun.“ Vater nahm etwas von der Garderobe und rannte zur Haustür, doch Mutter hatte noch nicht genug.
„Ich weiß ganz genau, wohin du jetzt gehst, du Schwein!“
Die Haustür fiel ins Schloss.
„Nein!“ Mutter fing an zu schreien. Dann schlug sie mit den Fäusten gegen die Tür, die Vater vor ihr zugeschlagen hatte.
Er kam nie mehr zurück.
Die Vorderfront des Hauses war blitzblank geputzt. Sie maß in der Breite etwa neun Meter. Hier gab es sogar Zimmer mit einem Blick auf den angrenzenden Park. Und was für einen. Für einen atemlosen Augenblick starrte ich auf das grandiose Panorama vor mir. Eine ältere Dame saß in einem altmodisch geschwungenen Korbsessel in der Tiefe von diesem Teil der Veranda und döste friedlich vor sich hin. Das musste Tante Ingeborg sein. Sie hatte graue Haare und war ganz in Schwarz gekleidet. Als sie die Augen öffnete, blickte sie direkt in mein fragendes Gesicht.
„Bist du das wirklich, Katharina? Wie gut, dass du hier bist. Komm, setz dich zu mir auf die Terrasse und lass dich ansehen. Mein Gott, nach so vielen Jahren lerne ich dich endlich kennen.“
Ich war verlegen und setzte mich, unfähig, auch nur ein einziges Wort zu sagen.
„Magst du eine Tasse Kaffee?“, fragte Tante Ingeborg, nachdem sie mich ausführlich begutachtet hatte.
„Ja gern, Tante Ingeborg.“ Dies waren die ersten Worte, die aus meinem Mund kamen.
Tante Ingeborg schenkte mir aus der Thermoskanne in eine saubere Tasse ein, die seitlich auf einem runden Tischchen stand. „Hattest du eine angenehme Reise?“
Ich schluckte. Dann bemühte ich mich, einigermaßen klar und deutlich zu antworten. „Ja, schon. Der Flug war zwar sehr lang und dann noch das viele Umsteigen, aber wenigstens hatten wir keine größeren Turbulenzen.“
„Na, dann bin ich ja beruhigt. Ich fliege überhaupt nicht gern. Ich stehe lieber mit meinen Füßen fest auf dem Boden.“
Ich sah mir Tante Ingeborg genauer an. Sie entsprach nicht ganz dem Abbild, dass ich mir von ihr nach dem Telefongespräch gemacht hatte. Sie war nicht groß, eher dünn und knochig. Ich hatte mir das genaue Gegenteil vorgestellt. Auf den ersten Blick wirkte sie liebenswürdig und freundlich, doch die tiefen Furchen in ihren Mundwinkeln bestätigten, dass sie auch ganz anders sein konnte. Mit anderen Worten, Tante Ingeborg hatte Haare auf den Zähnen, und das passte wiederum bestens zu ihrer Aussage, sie wolle lieber mit den Füßen fest auf dem Boden stehen.
„Gefällt es dir hier bei uns, Marie?“
„Ja, sicher. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Vater hier sehr wohlgefühlt hat.“
„Das hat er in der Tat, meine Liebe, das hat er!“
„Er hat sicher viel dafür übriggehabt. Ich meine für den Garten, die Landschaft, das Haus …?“
„Nun ja, dein Vater war kein Mann, der so etwas kaufte, weil es standesgemäß war. Er hat das alles hier wirklich geliebt.“
„Ich verstehe, und doch komme ich mir hier ehrlich gesagt vor wie in einer anderen Welt.“
Tante Ingeborg schenkte mir ein verständnisvolles Lächeln. „Das kann ich gut verstehen. Es muss alles eine große Umstellung für dich sein. In Amerika war dein Leben bestimmt ganz anders.“
„Es kam alles so plötzlich, Tantchen, und jetzt diese vielen neuen Eindrücke. Dieses Haus hier zum Beispiel ist ein Teil des Lebens meines Vaters gewesen. Alles, was ich hier sehe, hat einem Mann gehört, den ich niemals richtig gekannt habe. Es fällt mir sehr schwer, das alles zu begreifen, und dazu sein plötzlicher Tod …“
„Schrecklich, nicht wahr? Glaub mir, ich