Die Liebesfalle. Peter Splitt

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Die Liebesfalle - Peter Splitt

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gekommen ist, müssen wir eben gehen. Es ist gut, dass du so schnell gekommen bist.“

      „Das ist wohl das wenigste, was ich noch für ihn tun kann. Außerdem bin ich in der Hoffnung hierhergekommen, etwas mehr über Vater in Erfahrung zu bringen. Willst du mir dabei helfen, Tante Ingeborg?“

      Wieder lächelte die alte Dame. Diesmal war es ein zweideutiges Lächeln. Sie zögerte einen winzigen Augenblick. „Aber sicher, Katharina.“

      „Weißt du, da ist so vieles in mir drin, was ich gern verstehen möchte. Zum Beispiel, warum ich so geworden bin, wie ich bin, und wer meine Eltern wirklich waren. An Mutter kann ich mich noch ganz gut erinnern, aber bei Vater habe ich eine völlige Leere. Da ist nichts. Rein gar nichts. Oh, da fällt mir ein, mein Koffer … ich habe ihn vorhin unten vor der Veranda stehen lassen.“

      „Das macht nichts.“ Irgendwie schien sie der Themenwechsel zu beruhigen. „Warte, ich werde nach Elisabeth rufen lassen. Sie kann den Koffer hinauf in dein Zimmer bringen. Sicher möchtest du duschen und dich umziehen? Elisabeth ist übrigens unsere Haushälterin.“ Sie zwinkerte mir zu.

      „Vielen Dank, Tantchen, sehr gern, aber das mit dem Koffer schaffe ich noch allein. Wo sagtest du, befindet sich mein Zimmer?“

      „Oben, unterm Dach. Dort gibt es gleich drei Gästezimmer. Du kannst dir eins aussuchen. Geh nur schon hinauf. Gleich gibt es bei uns Abendbrot. Du magst doch mit uns zu Abend essen?“

      „Aber sicher, Tante Ingeborg.“

      „Sehr gut! Ah, da ist ja Elisabeth. Darf ich bekanntmachen: meine Nichte Katharina. Sie ist extra aus den USA zu uns gekommen. Bist du so gut und begleitest sie nach oben?“

      Elisabeth lächelte, und ich gab ihr die Hand. Sie war etwa Mitte fünfzig, eine gepflegte und adrette Erscheinung. Danach holte ich meinen Koffer und schleppte ihn eigenhändig die Treppe zum Dachgeschoss hinauf. Oben angekommen, musste ich erst einmal tief durchatmen. Dann bemerkte ich die unglaubliche Aussicht. Von hier oben konnte man kilometerweit in die Landschaft blicken. Was für ein einzigartiger Ausblick!

      Elisabeth übernahm die Initiative. Sie schnappte sich meinen Koffer und ging entschlossen auf das dritte Zimmer zu. Es lag direkt neben dem Dachgiebel. Die Tür war offen, und Elisabeth hob den Koffer auf das große Doppelbett. Ich staunte nicht schlecht. In dem Zimmer sah es aus wie auf einem bayrischen Ferienhof. Decke und Wände waren mit Holzpaneelen verkleidet. Die wuchtigen Möbel aus Kiefernholz passten dazu wie die Faust aufs Auge. Das Zimmer wirkte gemütlich. Hier konnte man sich wohlfühlen. Ich bedankte mich bei Elisabeth, öffnete meinen Koffer und begann, einen Teil meiner Kleidungsstücke in den Schrank zu räumen. Elisabeth sah mir eine Weile zu, dann ging sie nach unten und ließ mich mit mir und meinen Gedanken allein zurück. Diese drehten sich weiter um Vater.

      Er hatte das Haus mit so viel Liebe zum Detail eingerichtet, er musste ein liebenswerter Mensch gewesen sein.

      Nachdem der Koffer leer war, entschied ich mich für Jeans und eine rote Westernbluse aus dem Schrank, angelte mir frische Unterwäsche aus einem der seitlichen Schubladen, verließ das Zimmer und suchte nach der Dusche. Die befand sich auf der anderen Seite des Giebels und war quasi in die Dachschräge integriert worden. Sie war ein weiteres Detail meines Vaters. So langsam bekam ich einen Eindruck davon, wie er tatsächlich gewesen war. Ich betrat das Duschbad und drehte den Warmwasserhahn auf.

      Ah, wie gut tat das denn …

      Danach war ich ein anderer Mensch. Ich trocknete mich ab, föhnte mein Haar und schlüpfte in Jeans und Bluse. Ich fühlte mich wie neugeboren, spürte nichts mehr von einem Jetlag. Ich pfiff die Melodie eines Countrysongs vor mich hin und ging die Treppe hinunter.

      Tante Ingeborg saß bereits im Esszimmer, als ich den Raum betrat. Sie schluckte, als sie meine Aufmachung sah, und spätestens jetzt wusste ich, dass ich etwas ganz Entscheidendes außer Acht gelassen hatte. Vater war gestorben, Tante Ingeborg trauerte, und ich erschien in einem bunten Western-Outfit. Das ging gar nicht!

      „Oh … verdammt … äh, ich bitte vielmals um Entschuldigung.“ Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte nach oben auf mein Zimmer.

      Im Kleiderschrank hing eine schwarze Lederkombination, die ich mir noch extra vor dem Abflug gekauft hatte. Ansonsten besaß ich nichts Schwarzes. Ich hasste die Farbe. Sie wirkte düster und traurig, aber diesmal musste es wohl sein. Zehn Minuten später war ich wieder unten im Esszimmer und bemerkte Tante Ingeborgs wohlwollenden Blick auf mir ruhen. Alles war wieder in Ordnung. Ich setzte mich an den Tisch. Er war für zwei Personen gedeckt.

      „Weißt du schon, wie es weitergeht?“, wollte ich wissen, während ich mir etwas von dem Essen auf meinen Teller schob.

      Es gab Rinderbraten mit Rotkohl, biedere Hausmannskost. Ich probierte den Braten. Das Fleisch war zart und saftig. So etwas hatte ich schon lange nicht mehr gegessen.

      Tante Ingeborg beobachtete mich eine Weile, ehe sie auf meine Frage antwortete. „Nun, ich denke, zunächst wirst du ein paar Tage brauchen, um dich von den Strapazen deiner Reise zu erholen und um dich einzugewöhnen. Danach haben wir einige Dinge zu erledigen. Immerhin geht es um das Wohl der Firma. Wie ich dir bereits geschrieben habe, besaß dein Vater eines der größten Industrieunternehmen in der Gegend. Und genau darum dreht es sich bei dem Notartermin am kommenden Freitag. Bei der anstehenden Testamentseröffnung sollen die Besitzverhältnisse geklärt werden. Als seine Tochter hast du natürlich gewisse Ansprüche …“

      „Nicht nur ich, sondern auch Anni, meine Schwester. Apropos, hast du sie erreichen können?“

      „Leider nein. Magst du noch ein Stück von dem Rinderbraten?“

      „Bitte Tante, ich habe dich etwas gefragt.“

      Sie zögerte, deutete auf die Schüssel mit dem Rotkohl. „Es ist noch genug da, Kindchen.“

      Mich beschlich ein unangenehmes Gefühl. Wollte mir Tante Ingeborg etwas verheimlichen? Sie tat so, als würde sie überlegen. Schließlich schien sie eine passende Antwort gefunden zu haben.

      „Unser Notar hat es versucht, genauso wie bei dir, aber er hat die Anni nicht gefunden. Sein Brief kam zurück mit dem Vermerk ‚Adresse unbekannt‘. Aber dass du selbst keinerlei Kontakt zu ihr hast?“

      „Nein, schon all die Jahre nicht. Als ich aus dem Heim kam, habe ich in Wolfersdorf nach ihr gesucht. Aber von meiner Familie hat niemand mehr dort gewohnt. Ich weiß nicht, wo sie abgeblieben ist oder ob sie überhaupt noch lebt?“

      „Eben drum. Somit wärst du die Alleinerbin …“

      „… und genau davon möchte ich im Moment überhaupt nichts wissen, Tantchen.“

      „Das verstehe ich sehr gut, Katharina, aber es ist unabdingbar, dass wir darüber reden. Früher oder später müssen wir uns um die Hinterlassenschaften deines Vaters kümmern. Ich habe einen Gedenkgottesdienst zu seinen Ehren eingeplant. Die Andacht könnte in der kleinen Kapelle des Stadtfriedhofes stattfinden. Außerdem denke ich, wir sollten ein Abendessen für die engeren Freunde deines Vaters geben, wobei auch die Direktoren der Firma geladen werden sollten, sowie einige wichtige Persönlichkeiten aus der Politik.“

      „Damit

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