Die Liebesfalle. Peter Splitt
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„Marie, bitte nicht.“
Ich blickte ihn herausfordernd an. „Du hast keine andere Wahl, oder?“
Er starrte mich an, ich sah Panik in ihm aufsteigen. „Warum denn gerade ich, Marie?“
„Weil ich dich mag. Du bist immer freundlich und nett zu mir.“ Ich nahm seine Hände und führte sie vorsichtig an meinen Schoß. „Siehst du, ich bin eine richtige Frau. Zeig mir, wie es ist. Lass mich fühlen, wie eine Frau liebt.“
Was konnte er anderes tun?
Ich führte ihn zu meinem Bett, half ihm sogar aus Hose und Shorts. Dann kniete ich mich vor ihm nieder und berührte seine Männlichkeit mit den Lippen, so, wie es mir die älteren Mädchen erzählt hatten. Er stöhnte auf. Kurz darauf nahm ich sein Ding ganz in den Mund.
Ich spürte, wie hart er war, ließ von ihm ab und legte mich auf ihn. Bertram schlang seine Hände um meinen Nacken und drang von unten tief in mich ein. Er spürte keinen Widerstand, sah mich erschrocken an, aber ich drückte mich noch enger auf ihn, während sich meine Hüften fordernd an die seinen pressten.
„Mein Gott, das ist umwerfend.“
Ich fühlte mich gut. Es kam mir so vor, als wäre ich dafür geboren. Instinktiv wusste ich genau, was ich zu tun hatte. Mein Körper übernahm allein die Initiative. Als es vorbei war, blieb ich noch ein Weilchen neben ihm liegen. „Und morgen machen wir es gleich noch einmal.“
Von diesem Zeitpunkt an war Bertram König mein Verbündeter. Durch ihn genoss ich Freiheiten, von denen meine Mitgefangenen nicht einmal zu träumen wagten.
Ich bekam gesonderte Essensrationen, Süßigkeiten und Obst, und ich durfte sogar ab und zu fernsehen. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, es waren nicht die Heime, in denen ich es nicht aushielt, es war das ganze Land.
In der Folgezeit lernte ich, wie der Hase lief, wurde abgebrühter und emotionslos. Ich nahm mir mehrere Liebhaber, von denen ich mir gewisse Vorteile erhoffte. Mit dem Erreichen der Volljährigkeit wurde ich aus dem Heim entlassen. Bei der Entlassung musste ich mich verpflichten, über das Erlebte zu schweigen. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Ich hatte meinen Hass besiegt, ihn umgedreht, sogar Kraft aus ihm gezogen, nur, um meine ganz persönliche Rache zu nehmen. Meine ersten Schritte in Freiheit führten mich nach Wolfersdorf und danach direkt zu den Sowjets.
September 1976
Das Gebäude der Besatzungsbehörde in Berlin Karlshorst sah ganz anders aus, als ich erwartet hatte. Ich hatte angenommen, das Hauptquartier der russischen Staatssicherheit wäre in einem historischen Prachtbau untergebracht. So etwas wie das alte Bankgebäude mit seinen kunstvoll gemeißelten Pfeilern, die den Platz zweier Ladenfronten auf dem Alexanderplatz einnahmen, doch dem war nicht so.
Die Dienststelle der sowjetischen Staatssicherheit befand sich in einem rechteckigen Gebäudekomplex, dessen Mittelbau über einen erhöhten Sockel mit Kellerfenstern verfügte. Darüber streckten sich vier Vollgeschosse in die Höhe und mündeten in ein leicht geneigtes und deutlich über die Fassade reichendes Flachdach. Der mit einer Sicherheitsschleuse versehene Eingang im erhöht liegenden Erdgeschoss war über eine Freitreppe zu erreichen. Auch wenn dieser Komplex den Charme anderer historischer Gebäude vermissen ließ, so war er dennoch ziemlich beeindruckend.
Ich stand vor dem Tor und wusste nicht so recht, was ich tun sollte. Ein Wachsoldat in dunkelgrüner Uniform trat aus einem der kleinen Kontrollhäuschen, sah mich und kam auf mich zu. Als er beinahe vor mir stand, bemerkte ich sein ernstes Gesicht.
„Sie wünschen, bitte?“
Ich versuchte, meine Nervosität zu unterdrücken, und setzte eine Unschuldsmiene auf. „Ich möchte jemanden vom KGB sprechen.“
Der Soldat musste offensichtlich an sich halten, um nicht gleich laut loszulachen. „Hören Sie, Kindchen. Das hier ist das Hauptquartier der sowjetischen Besatzungsmacht. Von einem KGB weiß ich nichts. Zu wem genau möchten Sie denn?“
Ich sah ihn ratlos an. Das war schon mal schiefgegangen. „Leider ist mir hier keine bestimmte Person bekannt. Ich weiß nur, dass ich mit jemanden vom Geheimdienst sprechen möchte.“
Der Uniformierte schenkte mir ein breites Grinsen. „Ich glaube, Sie gehen zu oft ins Kino. Wenn Sie nicht wissen, zu wem Sie wollen, darf ich Sie nicht hineinlassen.“
Mein Mut fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen. „Aber es ist dringend.“
„Nun kommen Sie mal runter, gnädiges Fräulein. Ich habe die Order, hier niemand Unbefugten passieren zu lassen, und Befehl ist Befehl. War mir eine Ehre.“ Der Mann hob seine Hand zum Gruß und ließ mich einfach vor dem Tor stehen.
Und jetzt? Ich glaube, ich war ein wenig blauäugig, zu denken, ich könnte einfach so in das Gebäude der sowjetischen Staatssicherheit hinein marschieren und irgendwer würde sich schon um mich kümmern.
Ich überlegte, was ich tun konnte, wandte mich zum Gehen, zögerte und blieb wieder stehen. In diesem Moment näherte sich eine schwarze ZIL Limousine dem großen Tor. Der Wachsoldat nahm Haltung an und grüßte formell. An der Limousine wurde ein Seitenfenster heruntergelassen. Jetzt trat der Soldat näher an den Wagen heran. Seine Mimik entspannte sich. Anscheinend kannte er die Insassen.
„Hallo Ivan. Na, schiebst wohl eine ruhige Kugel heute, was?“
„In der Tat. Ist nicht viel los heute, Genosse Oberst.“
„Na, ist doch besser als umgekehrt.“
„Das stimmt, Genosse Oberst. Aber gerade ist mir etwas Komisches passiert. Kommt doch die Kleine, die da hinten steht, zu mir und sagt, dass sie zum KGB will. Ich habe mir fast in die Hose gemacht vor Lachen.“
Der Oberst beugte sich aus dem Fenster. Seine Augen folgten Ivans Blickrichtung. Und dann sah er mich. Ich stand einfach nur da, rührte mich nicht und bestaunte die glänzende Limousine.
„Na, die ist vielleicht einfältig. Hat sie gesagt, was sie von uns will?“
„Nein, sie meinte nur, es sei sehr wichtig. Aber zu wem sie wollte, konnte sie mir nicht sagen, und da habe ich sie natürlich auch nicht passieren lassen. Schließlich kenne ich die Dienstvorschriften.“
„Hm … gut. Aber sieht doch ganz manierlich aus, das junge Fräulein. Ich sehe sie mir mal etwas genauer an.“ Der Mann bewegte seinen Oberkörper nach vorn, um sich weiter aus dem Fenster lehnen zu können. „Hey, Sie, kommen Sie doch mal her.“
Ich starrte noch immer auf den glänzenden Wagen, meine Gedanken waren bereits ganz woanders. Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich merkte, dass ich angesprochen wurde. Wie in Trance bewegte ich mich auf die Limousine zu. Ein älterer Herr mit grauem Haar und einem großen Schnauzbart lächelte mich freundlich an. Er war der Typ Vater, den ich gern gehabt