Der rote Feuerstein. Kim Scheider
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Читать онлайн книгу Der rote Feuerstein - Kim Scheider страница 17
Ein paar Tage später, als Vicki sich wieder durch Atlantis bewegen konnte ohne gleich von Scharen belagert zu werden, traf sie sich mit Deak, um ein paar entspannte Stunden mit ihm zu verbringen. Doch der kleine Wehrdackel war alles andere als entspannt. Aufgeregt kam er auf seinen kurzen Beinen angetrippelt und konnte vor lauter Atemlosigkeit kaum sprechen.
„Vicki! Du musst - sofort verschwinden!”
„Bitte, was muss ich?” Verständnislos sah die kleine Fee ihren japsenden Freund an.
Deak war so aufgeregt, dass er kaum einen vernünftigen Satz zustande brachte. „Du musst sofort abtauchen! Verschwinden! Sofort! Große Gefahr...”
Vicki landete auf einem etwas größeren Stein am Wegesrand und streichelte ihren Freund beruhigend über das schweißnasse Fell. „Du meine Güte, jetzt komm erstmal zu dir. Was ist denn nur passiert?”
„Die Rochusmenschen! Große Gefahr für dich, sofort abhauen hier...”
Deak war völlig von der Rolle, soviel war klar. Er führte Vicki an eine „abhörsichere” Stelle und begann nach einer kurzen Verschnaufpause mit seinem Bericht.
Auf der Suche nach einer geeigneten Stelle zum Wasser lassen sei er zufällig auf die Rochusmenschen getroffen und habe unfreiwillig ihr Gespräch belauscht, erklärte er, und was er dabei zu hören bekommen hatte, ließ ihm nachträglich noch das Blut in den Adern gefrieren. Ein Attentat auf sie, Vicki XII., habe man vor, einen Anschlag auf das geordnete System von Atlantis und sogar die Herrschaft über die Welt der Menschen würden sie planen. Vicki war, wie so oft in den letzten Tagen, sprachlos vor Entsetzen.
„Wir müssen sofort zu König Fosite”, beschloss sie, als der Wehrdackel seine Ausführungen beendet hatte. „Er muss doch was unternehmen können!” Und augenblicklich machten sie sich auf den Weg zum Schloss des Regenten.
„Meine lieben Freunde”, begrüßte sie Fosite herzlich, als sie Glanzheim, den Palast des Königs, betraten. Der atlantischen Tradition entsprechend hatte er ihn sich in der ersten Nacht seiner Regentschaft erträumt und damit das pinke Schloss von Barbara ersetzt hatte. „Was kann ich für euch tun?”
Noch halb unter Schock stehend, berichteten Deak und die kleine Fee ihm, was sie in Erfahrung gebracht hatten. Doch offenbar trafen diese Informationen den König nicht so unvorbereitet wie es Deak und Vicki erwischt hatte.
„Ja”, setzte der König unsicher an. „Ja, ich habe auch so etwas gehört.”
„Ich beantrage die sofortige Verbannung der Rochusmenschen in die Abgründe!”, rief Vicki aufgebracht. „Die haben doch hier nichts mehr verloren!”
„Die Auslosung muss für ungültig erklärt werden”, pflichtete ihr der Wehrdackel entrüstet bei. „Wer weiß, ob die nicht da schon ihre Finger im Spiel hatten!”
Traurig schüttelte Fosite den Kopf. „Glaubt mir, ich bin auch besorgt. Aber für eine Verbannung haben wir nicht genügend Beweise.”
„Ich glaube euch selbstverständlich jedes Wort”, fügte er hastig hinzu, als er ihre ungläubigen Gesichter sah. „Aber leider reicht die Beweislage nicht aus, um eine Verbannung auszusprechen.”
„Meine Güte, du bist König! Wenn nicht du, wer soll dann etwas tun können?” Vicki konnte einfach nicht glauben, was sie da hörte.
„Es tut mir leid. Wir können vorerst nicht viel tun. Sie würden behaupten, dass wir nur Birgers eventuelle Krönung verhindern wollen. Jeder weiß, dass wir ihnen gegenüber „nicht wohlgesonnen“ sind. Wir können die Rochusmenschen nur unter Beobachtung halten und darauf hoffen, dass sie einen Fehler machen, der eine Verbannung rechtfertigt.”
„Und du,” wandte er sich an Vicki. „Du musst einfach verdammt gut auf dich aufpassen!”
Fassungslos starrten die beiden Fosite an und Deak knurrte leise.
„Ihr kennt den Zauber, der auf unserer Welt liegt. Nur, wenn wir uns an die uralten Gesetze halten, kann Atlantis weiter so bestehen, wie wir es kennen.”
Doch Vicki hörte ihm schon gar nicht mehr zu. In ihrem hübschen Kopf braute sich bereits ein unerhörter Plan zusammen. Ihr Weg würde sie wieder einmal in die Welt der Menschen führen und dort würde sie sich Hilfe holen, um ihren Plan in die Tat umzusetzen.
Das doppelte Tor
„Meine Güte, ist das dunkel hier!”
Paul stolperte unsicher den Tunnel entlang, während die kleine Fee voraus flog.
„Warte, ich leuchte uns ein wenig”, antwortete Vicki und tatsächlich wurden die Sichtverhältnisse gleich besser. Wie ein Irrlicht huschte das rosa Ding in die Dunkelheit und Paul gelang es allmählich, Konturen vor sich auszumachen.
„Ich denke, du kannst nicht mehr zaubern?”, fragte der Junge argwöhnisch.
„Das erklär ich dir später. Wir müssen so schnell wie möglich das Tor erreichen. Der Rochusmensch kann jeden Moment wieder zu sich kommen und die Verfolgung aufnehmen.”
Paul protestierte noch nicht einmal mehr, ob der vielen „Späters”, die er inzwischen zu hören bekommen hatte. Auch ihm war klar, dass jetzt keine Zeit für langwierige Erklärungen blieb. „Kennst du den Weg von diesem Eingang aus zum Tor?”
„Nein, hier war ich auch noch nicht”, antwortete die Fee. „Aber erstmal werden wir uns ostwärts halten und dann schon bald nach Norden abbiegen.”
„Das ist schön, ich hoffe nur, dass du irgendeinen Trick kennst, wie du hier unten Osten und Norden erkennst”, meinte Paul zweifelnd.
Doch Vicki machte sich darüber weniger Gedanken.
„Wenn ich erstmal an einer Stelle bin, die ich kenne, ist es ein Klacks. Unsere größte Sorge sollte vielmehr sein, dass wir hier nicht in einer Sackgasse landen.”
Paul fand diese Antwort nicht gerade beruhigend, zumal vom Eingang her polternde Geräusche durch den Tunnel hallten, die seine Befürchtungen noch bestärkten. Offenbar war der Rochusmensch inzwischen erwacht. Vicki bedeutete dem Jungen, ihr möglichst leise zu folgen, doch das war gar nicht so einfach. Der Boden war übersät mit Sand und kleineren Gesteinsbröckchen, so dass jeder seiner Schritte ein leises Knirschen erzeugte. Da er leider nicht wie Vicki über Flügel verfügte, um geräuschlos durch die Gänge zu fliegen, zog er sich kurzerhand die Schuhe aus und schlich dem schwachen Schimmern der Fee um die nächste Ecke hinterher. Jetzt knirschten seine Schritte zwar nicht mehr, dafür zischte er ständig, wenn er versuchte, ein Schreien zu unterdrücken, weil sich ein spitzer Stein schmerzhaft in seine Fußsohlen gebohrt hatte.
Es dauerte nicht lange und Paul verstand, warum dieser Teil der Bunkeranlagen der Öffentlichkeit nicht zugänglich war. Überall waren eingestürzte Gänge, in denen sie nicht weiter kamen und einen neuen Weg suchen mussten. Die noch erhaltenen Tunnel sahen allerdings auch nicht wesentlich Vertrauen erweckender aus. Moosige Behänge zogen sich an den Wänden entlang, durch die kleine Rinnsale brackigen Wassers zu Boden liefen. Binnen kürzester Zeit waren die Socken des Jungen klatschnass und die Füße kalt