Asitor10 - Asitor (Band1). Simon Savier
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Selbst überrascht antwortete Tyy: »So sieht es wohl aus.«
»Ich glaube, ich kann das erklären«, sagte Throna. »Dies sind alte Schriftzeichen unserer Heimat.«
Wops’ hochgestellte Augen weiteten sich in die Breite. »Eurer Heimat?«
»Was bedeuten diese Zeichen?«
Die Augen des Creen blieben an der Wand haften. »Im Großen und Ganzen wird hier die Geschichte des Planeten beschrieben: …Armeen ziehen über das Land … Kaiserreich … Aufbruch in die Ferne…«, übersetzte er die Worte Tyys. »Außerdem steht hier etwas, das nicht direkt mit der Geschichte zu tun hat: …Hüter der Quelle … Vermächtnis … Auserwählte… Ich weiß nicht genau, was das alles bedeuten soll, denn die Fragmente sind aus dem Zusammenhang gerissen und viel mehr bin ich nicht in der Lage zu entziffern«, erklärte Throna nachdenklich.
»Ich bin kein Experte für Creens Geschichte, Schriften und was weiß der Kuckuck«, mischte Boone sich ein, »aber bin ich der einzige, der es merkwürdig findet, dass wir hier bereits das zweite Anzeichen vorgefunden haben, dass hier schon einmal Creen gewesen sein mussten?«, fragte er in die Runde und schaute dabei die beiden schwarzhäutigen Biologen an.
»Habt Ihr uns etwas zu sagen?», fragte der hochgewachsene Gidaner Dran.
Throna warf seiner Partnerin einen fragenden Blick zu. »Nicht dass ich wüsste. Darf ich das als Unterstellung verstehen?«
Boone stellte sich zwischen den langen Gidaner und den muskulösen Creen. »Niemand will hier jemandem irgendetwas unterstellen, nicht wahr, Celáhr?« Dabei sah er den Gidaner mit durchdringendem Blick an.
Hochnäsig meinte der perlmuttschimmernde Mann: »Nein, natürlich nicht.«
»Bleibt immer noch die Frage, wie es möglich ist, Tiere hier anzutreffen, die von Rechts wegen nach Creen gehören?« Unbewusst suchte sie ihren neuen kleinen Begleiter. »Nicht zu vergessen die Wandgravuren, die ihr zum Teil enträtseln konntet. Versteht mich nicht falsch, ich mache Euch keinen Vorwurf, ich versuche es nur zu verstehen.« Sie näherte sich den Wänden und strich – wie zuvor Tyy - über die Zeichen.
Throna blieb ernst. »Glaub mir, Abby, das versuchen wir auch. Wir haben ebenso wenig eine Erklärung für diese eigenartigen Entdeckungen wie Ihr.«
»Ich würde vorschlagen, wir verschieben diese Diskussion auf ein andermal und fragen uns lieber, welche dieser sechs Gänge der richtige ist. Was mich noch interessieren würde, ist«, Dran hielt seine Hand unter die rieselnden goldfarbenen Körner. »was es mit dem wasserfallgleichen Sandspiel auf sich hat?«
Keiner hatte eine Idee, welchen Zweck dieser Sandfall erfüllte. Abermals befragte die Erste, Uco’Chenty, ihre elektronische Landkarte, um den rechten Weg zu erfahren.
Die Falten, die sich zwischen ihren smaragdgrünen Augen bildeten, verhießen nichts Gutes. »Das verstehe ich nicht«, sagte sie, und tippte auf ihrem Gerät einige Tasten. »Laut Karte sollten wir genau an der Stelle des Energievorkommens sein.« Sie drehte sich im Kreis. »Aber hier ist weit und breit nichts.«
»Wie erfahren wir nun, welches das Tor zum Jackpot ist?«, fragte Boone.
Quinn sah auf den sandigen Boden und meinte: »Diesen Gang meiden wir lieber.« Sie zeigte auf die Pfotenabdrücke der Shantari, die in einem der Gänge verschwunden waren. »Wenn Ihr genau hinseht, erkennt Ihr keinen Durchgang, sondern die Behausung der Shantari.«
Throna war überrascht, dass ihm diese Spuren nicht selbst aufgefallen waren. Er war offenbar zu sehr von den Hieroglyphen abgelenkt. Und genau das war es, was ihm immer noch keine Ruhe ließ. Wie kamen diese Schriftzeichen in diese Höhle, auf diesen Planeten? Seine Blicke wanderten durch das Gewölbe. »Bleiben noch fünf weitere Möglichkeiten.«
»Ich schlage vor, dass wir uns in Zweiergruppen aufteilen, um schneller herauszufinden, welcher Tunnel der richtige ist«, überlegte Anúa Sora laut.
Sie waren einverstanden. Mittlerweile verstand es sich von selbst, wie die Aufteilung der Mannschaft aussah. Kein Alesstri mit einem Alesstri, kein Creen mit einem Creen…
Throna wagte sich mit der verletzten Siri in den Gang direkt vor ihnen. Der kleine Tari blieb freiwillig in der Mitte des Raumes sitzen.
»Können wir Tari alleine zurücklassen, während in unmittelbarer Nähe seine hungrigen Artgenossen lauern?«, fragte Siri Throna besorgt.
Yadoo blickte zu ihr nach unten. »Zum einen werden wir bald wieder hier sein. Zum anderen hat Tari unseren Geruch angenommen. Er wirkt abschreckend auf die Tiere«, war er sicher.
Wie aneinandergereihte Perlen lagen leuchtende kleine Steine an den Seiten der Stollen. Die Sicht war erheblich besser. Und doch war es unheimlich. Dieses Licht warf Schatten, unheimliche Schatten, die ihre Sinne hin und wieder zu täuschen vermochten.
Der Dritte, Uco’Nephty, und Sora gingen Schritt für Schritt immer tiefer in den Tunnel. Als sie ein Geräusch hörten, zuckten sie zusammen und hielten inne. Konzentriert setzten sie einen Fuß vor den nächsten und starrten an die Decke. In dem Moment brach bei Bras das Ru’Uco aus. Seine Augen leuchteten intensiv smaragdgrün, und seine Haare begannen wie wild zu tanzen.
Unkontrolliert sagte er: »Drei Sekunden…«
Vor ihnen tauchte eine Schlucht auf. Der Alesstri blieb noch rechtzeitig stehen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und in die Tiefe zu stürzen. Anúa Sora, die durch Bras’ leuchtenden Haare wie ein perlmuttfarbenes Glühwürmchen schillerte, hatte nicht das Glück und rutschte mit einem Bein über den Rand.
Das Unvermeidliche trat ein. Sie stürzte. Der Uco’Chenty packte ihre Hand und wurde zu Boden gerissen. Durch die Bewegung wurde Sora herumgeschleudert und klatschte mit der Bauchseite an die Felswand. Weil ihn das Gewicht so weit nach vorne zerrte, rutschte er immer weiter über die Klippe. Er war fest entschlossen, sie auf keinen Fall loszulassen, was auch passieren mochte. Auf Soras Stirn stand der Angstschweiß. Bras schwitzte vor Anstrengung. Er merkte, dass er langsam immer weiter über die Kante gezogen wurde.
»Hör zu! Ich zähle bis drei, dann spannst du deine Muskeln an und versuchst, deinen ausgestreckten Arm an Deine Schulter zu ziehen. Verstanden?«, keuchte er.
»Ja«, antwortete sie knapp und angestrengt.
Irgendwelche Anzeichen, dass wir hier richtig sind?«, fragte Boone gelangweilt.
»Wenn du damit meinst, dass noch kein Ende in Sicht ist, muss ich deine Frage bejahen«, sagte Tyy, die einen halben Kopf größer und etwas breiter war als ihr Begleiter. Kaum hatte sie dies ausgesprochen, tauchte vor ihnen eine solide Wand auf.
»Wie es aussieht, muss ich meine Antwort revidieren.«
Daraufhin machten sie kehrt.
Bei Dran und Quinn lief es nicht anders.
Lih’Ar und der kleine Carsi hatten ebenfalls kein Glück mit ihrer Wahl. Wie bei den anderen versperrte eine massive Wand den Weg. Sie drehten um und gingen wieder zurück. Doch die Alesstri blieb plötzlich stehen. Ihre Augen leuchteten, wie bei ihrem Mann, grün auf. Ihre transparenten Haare strahlten hell, folgten nicht mehr der Schwerkraft und wirbelten umher. »Drei Sekunden…«, gab sie von sich.