Finisterre. Claus Karst

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Finisterre - Claus Karst

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Markgraf am Friedenspark erbaut und bewohnt hatte. Ein liebevoll gepflegter Vorgarten, der die Hand kreativer Bewohner verriet, entzückte das Auge von Spaziergängern. Ein Balkon an der Vorderseite des Hauses mit Blumenkästen voll blühender Geranien zeigte auf die wenig befahrene Straße. Hinter dem Haus war eine Terrasse im Schatten einer gewaltigen Platane angelegt.

      Als der Erbauer – des Alleinseins nach dem Tode seiner Frau müde – eine Wohnung in einem exklusiven Seniorenstift anmietete und zur gleichen Zeit seine geliebte Enkelin Leonie heiratete, vererbte er ihr sein Anwesen. Sie zog mit Pascal, ihrem Angetrauten, in das Haus ein.

      Leonie hatte Kulturgeschichte studiert und betrieb mit ihrer besten Freundin Gitte eine Buchhandlung, an die ein mit anmutigen antiken Möbelstücken behaglich ausgestattetes Café angeschlossen war. An den Wänden hingen Gemälde regionaler Künstler und Künstlerinnen, die zum Verkauf feilgeboten wurden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte sich das Café zum Szene-Treff entwickelt, der sich zudem immer mehr auch mit einem Kleinkunstprogramm einen Namen machte. Die Arbeit erfüllte Leonie, aber jede Erfüllung hatte ihren Preis. Für die Zweisamkeit mit Pascal blieb wenig bis keine Zeit. Sie waren inzwischen keine Jungverliebten mehr, die Arbeit ging vor, wann immer sie vorgehen musste.

      Pascal Lambert war Kulturjournalist und Kritiker. Er schrieb freischaffend für mehrere Zeitungen und Magazine. Seine Honorare verschafften ihm ein auskömmliches Einkommen, das deutlich über dem Durchschnitt der Branche lag. Sein Beruf führte ihn zu vielen Veranstaltungen im Lande, über die er berichtete, oft mit spitzer Feder. Namhafte Künstler und Kulturmacher suchten seine Nähe, um sich bei ihm ins rechte Licht zu rücken, obwohl oder gerade weil die Höhe seiner Messlatte gefürchtet war. Lobbyisten und Schmeichler waren ihm zuwider. Er zählte nicht zu jenen, die Umgang mit solchen Menschen pflegten. Die Unabhängigkeit war für ihn ein bedeutsames Gut, sein berufliches Kapital.

      Ihren siebten Hochzeitstag hatten Pascal und Leonie aus beruflichen Gründen nicht gemeinsam feiern können. Pascal war zu einem auswärtigen Interview mit einem bekannten Opernsänger, Leonie besuchte eine Antiquitätenmesse auf der Suche nach Schnäppchen für die Einrichtung des Cafés. Wieder daheim, stellten sie fest, dass sie sich offensichtlich wirklich in dem gern zitierten verflixten siebten Jahr befanden, damit auf dem direkten Weg, sich auseinanderzuleben. Das Thema anzusprechen, erschien ihnen zu riskant, Glatteis, auf das sie sich nicht begeben wollten. Daher schmorte das unausgesprochene Problem permanent unter der Oberfläche ihrer Ehe.

      Meistens gelang es ihnen, sich nach einem Streit daran zu erinnern, dass sich guter Sex als wirksame Medizin gegen partnerschaftlichen Verdruss erweisen konnte. Von Anbeginn ihres Zusammenlebens hatten beide ein feines Gefühl entwickelt, dem anderen körperliche Sinnenfreude zu bereiten, Leonie allerdings mehr als Pascal. Ihm gelang es nur schwer, die Erziehung seines prüden Elternhauses abzuschütteln. Die verträumte Leonie hingegen konnte sich dabei von einer vollkommen anderen Seite zeigen, verweilte aber mit ihren Gedanken selbst beim Sex in einer Traumwelt, zu der sie ihm nur selten Zutritt gewährte.

      In jüngster Zeit hatten sich Unstimmigkeiten gehäuft, oft aus nichtigem Anlass. Dabei flogen auch schon mal Fetzen, neulich sogar einmal Geschirr. Darüber erschrak die ansonsten eher zurückhaltende Leonie mehr als ihr Gatte, der sich nach dem Streit mit einem Buch zurückzog, das er zu rezensieren hatte. Schmollend und angekratzt, begab er sich auf die bequeme Designercouch, während von Leonie einige Zeit nichts zu sehen und zu hören war.

      Pascals Ärger verrauchte. Meistens benötigte er nicht viel Zeit dafür. Er ging völlig in der spannenden Handlung des Buches auf, als er plötzlich Paul Ankas Song You are my destiny vernahm. Er blickte überrascht auf. Leonie tänzelte mit nackten Füßen im Takt der Musik auf ihn zu, nur eines seiner Oberhemden übergeworfen,.

      Sie nahm ihm mit einem unwiderstehlichen Lächeln das Buch aus der Hand, legte es auf dem Couchtisch ab und setzte sich auf seinen Schoß.

      Wohl wissend, was seine Frau in diesem Aufzug im Schilde führte, schob Pascal seine Hände unter das Hemd und ließ sie über ihre warme Haut streifen, ohne sich sein Erstaunen anmerken zu lassen. Schon eine Weile hatte er nicht mehr ihren schönen, sportlich durchtrainierten Körper mit den immer noch festen Brüsten gestreichelt.

      Mit einer Hand fuhr sie über seine leicht behaarte Brust unter seinem Polohemd. Ein leises Stöhnen entfuhr ihren Lippen, als er die Knöpfe ihres langsam Hemdes öffnete, einen nach dem anderen. Genüsslich liebkoste er dabei mit seinen Lippen zärtlich ihren Hals, ihre Schulter und ihre Brüste, bis sie das Hemd schließlich abstreifte und sich nackt auf seinem Schoß wiegte. Die Ouvertüre zu einer Versöhnung war gefunden.

      Voll erwachter Lust blickte Pascal seine hübsche Frau an und fragte: „Hier oder oben?“

      Sie lächelte, kuschelte sich an ihn und flüsterte ihm ins Ohr: „Lieber oben.“

      Er hob sie hoch wie ein Kind und trug sie hinauf ins Schlafzimmer. Leonie hatte dort schon einen berauschenden Abend vorbereitet: Kerzen flackerten, Rosenblüten lagen auf dem Bett verstreut, selbst gekühlter Champagner stand bereit. Sie schien den Streit geahnt, vielleicht gar provoziert und die Versöhnung in allen Einzelheiten geplant zu haben. Ohne viele Worte zu verlieren, stürzten sie sich heißhungrig aufeinander und genossen in dieser Nacht den besten Sex seit langer Zeit.

      Als sie sich schließlich erschöpft einen Moment der Ruhe gönnten, flüsterte er: „Warum machen wir das nicht öfter?“

      „Dasselbe wollte ich doch auch gerade fragen“, hauchte sie und rekelte sich neben ihm.

      Eine Zeit lang lagen sie nackt und träumend beieinander. Beide hingen eigenen Gedanken nach, besonders Leonie. Seit ihrer Kindheit hatte sie – besonders in Vollmondnächten – Zugang zu geheimnisvollen Wesen. Neuerdings erschien ihr ein immer wiederkehrendes Bild, über das sie noch nie mit jemandem gesprochen hatte.

      Sie unterbrach die entspannte Stille: „Liebster, wollen wir nicht ein paar Tage verreisen, ein paar Tage ganz für uns alleine, ein paar Tage, um unser siebtes Jahr gebührend zu feiern? Schließlich mussten wir den Hochzeitstag ausfallen lassen. Gönnen wir uns ein paar Tage, um unsere Beziehung aufzufrischen.“

      „Wie ich dich kenne, hast du schon eine Idee, wo du einen solchen Urlaub verbringen möchtest?“, vermutete Pascal.

      „Was liegt näher, als mit dir ans Ende der Welt zu fahren, wo wir unter uns sind? Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“

      „Das hört sich spannend an. Ob es allerdings näher liegt, ist eine andere Frage“, schmunzelte Pascal. „Sicher hast du bereits Vorkehrungen getroffen. Sag mir wann, und ich werde mich zwei Wochen freimachen für dich, für uns. Kannst du mir einen Tipp geben, was ich mir unter dem Urlaubsziel Ende der Welt vorzustellen habe?“

      „Das soll eine Überraschung werden, mein Herz!“, antwortete sie. „Vielleicht nur so viel: Richtung Süden, in die Berge. Dort soll sich ein magischer Ort befinden, den ich kennenlernen möchte.“

      „Magischer Ort?“ Pascal richtete sich auf und sah seine Frau misstrauisch an. „Wer sagt das? Etwa dein esoterisches Kaffeekränzchen? Du kennst meine Skepsis, was diese Dinge betrifft.“

      Leonie überhörte großzügig die Spitze, kannte sie doch seine Meinung über ihre Freunde, die sich regelmäßig trafen, um über den Sinn des Lebens zu diskutieren und nach alternativen Lebensformen zu suchen. Nein, von diesem Ort hatte sie nicht irgendwo gehört, sie hatte von ihm geträumt. Sogar der Weg dorthin war ihr im Traum gewiesen worden.

      „Können wir, wenn wir schon gen Süden fahren, einen kleinen Abstecher machen, falls dies keinen zu großen Umweg erfordert?“, fragte Pascal, dem plötzlich eine Idee gekommen war.

      „Warum

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