Mörderliebe. Elke Maria Pape

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Mörderliebe - Elke Maria Pape

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Bilde, konnte sich aber auch zurückziehen, wenn sie es wollte oder wenn Personen zum Verhör kamen. Verhörräume wie in den Großstädten gab es hier leider nicht.

      Am Schreibtisch angekommen knallte sie ihre große Beuteltasche auf den Tisch, zog ihre Jacke aus und ließ sich auf den Schreibtischstuhl plumpsen. Durch die Scheibe konnte sie sehen, wie ihr Kollege Reinhard Köhler demonstrativ auf seine Uhr schaute. Auch er war gestern Nacht erst spät nach Hause gekommen, er schaffte es aber immer wieder trotz solcher Einsätze am nächsten Morgen jugendlich frisch auszusehen. Das lag wahrscheinlich an dem vielen Sport den er so trieb! Karla winkte ihn zu sich herüber. „ Reinhard.”, rief sie. „Gehen wir doch noch einmal die Sache von gestern Abend im Detail durch.” Reinhard Köhler kam forschen Schrittes in ihr Büro und zog sich einen Stuhl an ihren Schreibtisch. Er musterte Karla mit seinen hellgrauen Augen: „Na, ausgeschlafen?“, fragte er und grinste, sodass sich sein rechter Mundwinkel und die linke Augenbraue gleichzeitig hoben, was seinem Gesicht jedes Mal einen seltsamen Ausdruck verlieh. Karla hatte mal mit einigen Kollegen auf einer bierseligen Weihnachtsfeier versucht das nachzuahmen. Es war ihnen nicht gelungen. Sie winkte ab: „Frag nicht, lass uns arbeiten!“

      Gemeinsam studierten sie die Unterlagen des Unfalls, der sich gestern Abend gegen 19.00 Uhr auf einer Landstraße rund 4 km von hier ereignet hatte. Der Notruf kam so gegen 19.15 bei der hiesigen Polizeiwache an.

      Eine ältere Dame hatte aufgeregt in den Hörer gerufen, dass sie einen Toten gefunden hatte. In ihrer Aufregung und ihrem Schock hatte sie sich zunächst endlos darüber ausgelassen, von wo sie kam, dass sie mit ihren Hunden im Wald spazieren war, wo doch so schönes Wetter war, wo sie nun hinwollte und das ihr Mann zu Hause wartete, usw. Der Beamter in der Notrufzentrale hatte mit einer geschulten Geduld immer wieder auf sie eingeredet, dass sie sich doch beruhigen möge und genau sagen soll, wer sie ist, wo sie ist und wen sie denn gefunden hatte. Sie hieß Irene Müller war 78 Jahre alt, wohnte in einem benachbarten Dorf und hatte auf der Rückfahrt mit ihrem Auto plötzlich mitten auf der Fahrbahn kurz hinter ein paar Kurven einen Mercedes stehen sehen. Um ein Haar wäre sie aufgefahren, sie konnte im letzten Moment bremsen und kam hinter dem Wagen zu stehen. Sie dachte noch, wer ist so blöd, die Unfallstelle nicht abzusichern in einer solch kurvenreichen Strecke. Irene Müller überlegte nicht lange, fuhr ihren alten Toyota rechts ran, schaltete die Warnblinkanlage an und stieg aus. Ihre zwei Schäferhunde hinten im Auto spürten wohl, dass etwas nicht in Ordnung war und krochen hinten auf dem Rücksitz an die Scheibe und begannen lauthals zu bellen. Sie sah jetzt, da sie von hinten an den Mercedes heranging, dass am Steuer des Wagens jemand zusammengekrümmt saß.

      Unruhe machte sich in ihr breit und ihr Herz begann bis zum Hals zu hämmern. Sie blieb stehen. Was mach ich jetzt, überlegte sie noch, während sie zögernd zu dem Wagen ging. Soll ich zuerst meinen Verbandskoffer aus dem Auto holen? Und was erwartet mich? Liegt dort jemand blutüberströmt und schwer verletzt? Oder hatte dieser jemand vielleicht einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, röchelt vielleicht, stöhnt um Hilfe?

      Sie merkte, dass sie flüsternd mit sich selbst sprach. Hunderte Gedanken schossen ihr in Sekundenschnelle durch den Kopf, während ihre beiden Hunde, die ihre Anspannung sicherlich bemerkten, pausenlos, mittlerweile fast hysterisch, bellten.

      Langsam mit fast bedächtigen Schritten bewegte sie sich um das Auto herum. „Hallo?”, rief sie. „Hallo, sind Sie verletzt? Kann ich Ihnen helfen? Hallo!” Das Rufen half ihr, sich ein wenig zu beruhigen, so wie bei einem Kind, das laut ruft und lärmt, wenn es einen dunklen unheimlichen Keller betritt. Nun sah sie den Mann.

      Er war extrem dick. Das fiel ihr komischerweise zuerst auf. Und er war definitiv tot.

      Starke Kopfschmerzen setzten schlagartig ein und das Bellen ihrer Hunde wurde plötzlich zu einem alles über tönendem Geräusch. Sie überwand sich, den Mann, der seitlich etwas zusammen gesackt hinter dem Lenkrad saß, mit der Hand ein wenig anzufassen, seinen Kopf etwas gerade zu schieben, um zu sehen, ob nicht doch noch etwas zu machen war, ob sie nicht irgendwas helfen konnte, obwohl ihr Verstand ihr schon lange gesagt hatte, dass nichts aber auch gar nichts diesem Menschen noch helfen würde.

      Auf dem Hemd des Mannes hatte sich ein großer Blutfleck gebildet. Mit aller Kraft schob sie seinen großen schweren Kopf in eine gerade Position -- und blickte in starre, weit aufgerissene tote Augen.

      Auf diesen Anblick war sie trotz allem nicht vorbereitet gewesen. Irene Müller stolperte zwei Schritte zurück, schnappte hechelnd nach Luft und beugte sich vornüber, bis sie einigermaßen atmen konnte. Ihre Hunde bellten unaufhörlich. Aber sie sah es als ihre Pflicht an, sich in einem Notfall wie diesem zusammen zu reißen. Als sie sich wieder aufrichtete und sich zwang noch einmal hinzuschauen, bemerkte sie, dass in der Windschutzscheibe ein Loch war, von wo aus sich kleine Risse in alle Richtungen der Scheibe verteilten. Vielleicht ein Steinschlag, überlegte sie. Aber mit so gravierenden Folgen? Ich muss Hilfe holen! Sie stolperte zurück zu ihrem Toyota, riss die Tür auf und kramte wild in ihrer Handtasche. Schließlich hatte sie ihr Handy in der Hand. Die Hunde bellten immer noch. „Ruhig!”, herrschte sie ihre Schäferhunde an. „Seit endlich ruhig!” Überrascht über die plötzliche Lautstärke ihres sonst so sanftmütigen Frauchens verstummten die Hunde augenblicklich und legten sich mit reumütigen Blicken auf die Rückbank. Irene Müller wählte mit zittrigen Händen die Notrufnummer.

      „Tja.“, sagte Reinhard Köhler. „Das muss ziemlich heftig für die alte Dame gewesen sein. Sie hat mir gestanden, dass sie trotz ihres hohen Alters noch nie einen Toten gesehen hat.” Karla dachte an gestern Abend zurück, wie sie und Reinhard an diesen Ort mitten im Wald gerufen wurden. Es war schon 19.30 und sie wollten gerade Feierabend machen, als der Anruf kam. Zwei Beamte von der Polizeistreife, die aufgrund des Anrufes von Irene Müller zur Unfallstelle gefahren waren, hatten ziemlich schnell gemerkt, dass es sich eben nicht um einen normalen Unfall handelte. Ihnen waren sofort das Loch in der Scheibe und das seltsame Verletzungsmuster des Mannes aufgefallen und sie hatten die Kriminalpolizei informiert.

      Als Reinhard und Karla in dem Waldgebiet ankamen hatten ihre Kollegen bereits den Rest der Landstraße gesperrt. Einer der Streifenbeamten, ein stattlich wirkender älterer Beamter, den Karla von anderen Einsätzen kannte, kam auf sie zu. Er begrüßte sie mit einem kräftigen Händedruck. „Das müsst ihr euch mal anschauen.”, sagte er. „ Das ist kein normaler Unfall. Die Scheibe, die Verletzung des Mannes! Sieht eher wie ein Schuss aus!” „ Okay.” Karla zog sich ein Paar Handschuhe über. „Wir werden sehen. Sie haben hoffentlich nichts angefasst?” „Ich nicht.”, antwortete der Beamte. „Aber die Dame dort drüben.” Er zeigte auf Irene Müller, die in einiger Entfernung noch immer stark zitternd an ihr Auto gelehnt stand. „Na ja, sie hat halt gedacht, dass sie ihm noch helfen konnte. Daher hat sie seinen Kopf bewegt.” „Ja, ja...”, erwiderte Karla. „Wir werden uns die Sache erst mal ansehen.” Zusammen mit Reinhard ging sie zu dem Mercedes herüber.

      Karla schluckte. Es kostete doch immer wieder Überwindung, sich einen Toten genau anzusehen.

      Gott sei Dank kam das nicht zu häufig vor. Schweigend untersuchten sie den Mann. Sein Kopf lag zurückgebeugt im Nacken und es schien, als starrten seine Augen zur Wagendecke. Karla knöpfte vorsichtig die oberen Knöpfe von seinem Hemd auf. Durch das viele, bereits geronnene Blut fühlte sich das Hemd an, als wäre es aus Pappe und würde jeden Augenblick zerbrechen.

      „Unser Kollege hat Recht. Informiere bitte den Rechtsmediziner.“ Karla wandte sich Reinhard zu, der die Scheibe untersuchte. Er nickte: „ Ja, dies hier ist eindeutig ein Einschussloch!”

      Kurze Zeit später waren bereits die angeforderte Spurensicherung und der zuständiger Kollege von der Gerichtsmedizin eingetroffen. Karla und Reinhard überließen ihnen das Feld und gingen auf Irene Müller zu, um sie noch einmal genau zu den Geschehnissen zu befragen. Viel bekamen sie nicht aus ihr heraus. Eine junge Polizeibeamtin mit einem langen blonden Zopf, der geflochten unter ihrer Polizeikappe hervorlugte stand ihr

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