Dämonenschlächter. Toya Bradly
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Im Badehof der Krieger saßen schon ein paar müde Nachtschwärmer im flachen Badebecken und ließen sich, vor Erschöpfung immun gegen die Kühle, von Dienern den Rücken schrubben. Varkan entdeckte Shikan, dem am Rand des Bades von einem Diener Öl in die Haut massiert wurde. Auch sein bestes Stück wurde behandelt, doch es war für heute kein Leben mehr in ihm. Dann hatte Shikan seine Sache mit den Shuri ja gründlich gemacht.
Shikan fing erneut seinen Blick auf. Er nickte ihm zu, mehr nicht.
Bald würden sie wieder auf derselben Seite im Labyrinth stehen. Bald. Varkan schlüpfte aus seiner Kleidung und setzte sich in das vom Tag lauwarme Wasser. Der schwarze Stein des Beckens hatte noch immer ein wenig der Tageshitze gespeichert. Das Wasser war angenehm lau. Ein buckliger Diener kam zu ihm, um ihm den Rücken zu waschen. Varkan warf einen Blick auf die verzogene Gestalt und war Rashna dankbar, dass er ihn zum Krieger erwählt hatte. Er schloss die Augen und ließ sich von dem Buckligen aufwarten.
Das Labyrinth der Dämonen
„Krieger, es ist soweit.“ Das Flüstern riss Varkan aus dem Tiefschlaf, so zuverlässig wie ein Eimer Eiswasser. Der Schlafwächter ging zum nächsten Schläfer und berührte auch ihn an der Schulter, sagte dabei den Spruch weiter auf: „Krieger, erwachet.“ Dem jungen Mann, den er berührt hatte, erging es nicht besser als Varkan. Er fuhr hoch und biss die Zähne zusammen. „Nehmt Euren Säbel zur Hand, Krieger. Stählt euer Herz, Krieger und reiht euch auf. Versammelt Euch, Krieger, zum Schutz des Reiches, unüberwindlich, unbarmherzig, immerdar.“ Varkan setzte sich auf der Matte auf und blinzelte ins Abendlicht. Blutigrot schimmerte der Stein des Schlafhauses. Der Schlafwächter, ein alter, knorriger Mann, schritt nun die gegenüberliegende Reihe Schläfer ab. Varkan begann, die Hosen um die Beine zu wickeln und in die Stiefel zu schlüpfen. Er fühlte sich, Dank des Trunkes, den sie letzten Abend alle zu sich genommen hatten, ausgeschlafen, frisch und relativ frei von Nervosität. Seine Gedanken kreisten mehr um praktische Dinge als um die Möglichkeit, verwundet zu werden oder zu sterben. Er band die gewickelten weißen Hosenbeine mit Akribie fest und prüfte, ob die Stiefel über den Stofflagen auch angenehm saßen, dass nichts ihn im Labyrinth ablenken würde. Er schlüpfte in sein dünnes Lederhemd und legte das leichte Kettenhemd darüber an. Dann kam das weite Hemd des Kämpfers, das er ordentlich in den Gürtel steckte. Nicht jeder hatte schon genug gespart, um sich ein Kettenhemd zu leisten und längst nicht jeder sah es als ehrenhaft an, nicht ganz auf Rashnas Segen zu vertrauen, aber Varkan dachte praktischer. Ohne die Schicht aus Ketten und Leder hätte der Pechdämon sehr viel mehr Schaden angerichtet, als er seine Spucke über ihn hustete. Und so manche Dämonenkralle war schon an den winzigen Kettengliedern abgerutscht.
Er erhob sich von seinem Lager und versammelte sich mit den anderen draußen in der Abendsonne, bevor sie gemeinsam zum Gebet gingen. Varkan sah der Routine des Betens freudig entgegen. Die Worte und die Ruhe des Priesters würden den letzten Rest der Nervosität vertreiben, die in seinem Herzen nistete und nur Fokussiertheit und Konzentration zurücklassen.
Er erspähte Shikan zwei Reihen hinter sich und musste lächeln. Der Kleine lernte. Er hatte im Shurihaus mit dem Rücken zu ihm gesessen und machte diesen Fehler nicht wieder.
Doch Varkan machte sich keine Gedanken um einen Anschlag während des Gebetes. So etwas kam nicht vor. Dafür war es zu heilig.
Nach der knappen Stunde in der Gebetshalle lief Shikan der Schweiß unter dem Kettenhemd nur so herunter und er trank im Hof draußen in tiefen Zügen aus dem Brunnen, während sie darauf warteten, dass die Pferde kamen. Die Luft hatte sich bereits abgekühlt, die Sonne würde gleich den Horizont berühren und bald würde die schwarze Nacht kommen, in der sie zum Labyrinth reiten würden, um den Jahrhunderte währenden Kampf Mensch gegen Dämon weiterzuführen.
Plötzlich erfüllte Grollen die Luft und Varkan richtete sich auf und wischte sich den Mund ab. Da kamen die Pferde, Söhne und Töchter der Wüste, edel aufgezäumt, reich geschmückt und reiterlos und das Geräusch ihrer Hufe hallte von den Gebäudewänden wieder.
Die Herde strömte in den Vorhof der Gebetshalle und jeder Krieger hoffte, ein schwarzes Pferd zu erwischen, was als gutes Omen galt, doch genau auf Varkan, der nur dastand und wartete, lief ein schwarzes Tier zu und ließ ihn den Zügel ergreifen. Varkan wartete ruhig ab, bis das Tier sich beruhigt hatte, bevor er sich bedächtig in den Sattel schwang. Die Kameraden, die schon aufgesessen waren, stifteten Unruhe und Verwirrung, indem sie kampflustig auf den so zarten wie zähen Pferden hierhin und dahin sprengten. Varkan hielt sein Pferd still und in der Nähe des Brunnens. Shikan hatte die Zügel eines Fuchses ergriffen und saß auf. Sie warfen einander Blicke zu. Würde Shikan heute seine Nähe suchen? Wollte er es im Labyrinth ausfechten? Die Aufteilung in Kampfgrüppchen regelte sich meist von selbst, die Männer fanden jeweils zusammen, die meinten, gut zu harmonieren. Ihre Anführer und Hauptleute überwachten nur den Kampf und achteten darauf, dass keiner sich drückte, zählten die Heldentaten und lenkten die Gruppen zu den Dämonen. Sie mischten sich in die Zusammenstellung nicht ein.
Als alle Krieger beritten waren, ging es im schwindenden Licht des Tages zur Jagd. Die Pferde drängelten um ihren Platz in der Herde und Varkan konnte spüren, dass es unter ihnen ein ähnliches Gerangel um die Hierarchie gab wie unter den Kriegern. Die Herde mit ihren Reitern quoll durch die engen Gassen, walzte alles nieder, was nicht fortgeräumt worden war und zog sich auf den breiten Straßen auseinander. Aus den Fenstern der Häuser winkten ihnen hier und da Menschen, meist waren es kleine Jungen oder verschleierte ehrbare Frauen, die verstohlen und heimlich einen Blick auf die Krieger warfen.
Die Stadttore der Oberstadt wurden für sie geöffnet und die Herde wurde noch schneller, preschte hinunter durch die Unterstadt und die Pferde drängelten ungeduldig in Erwartung der Wüste. Varkan kannte die Strecke so gut wie seine Westentasche, die Straßen mit den losen Pflastersteinen, welche die Pferde stolpern ließen und ausbremsten, die Häuser, zwischen denen immer Wäsche hing, unter der man sich ducken musste, die Bettler, die die Pferde mit ihren flatternden Lumpen erschreckten und wahlweise Rashnas Segen oder den Fluch irgendeines Gottes auf sie riefen.
Als sie die Wüste erreichten, war da auf einen Schlag nur noch Stille, Endlosigkeit und die Sterne am klaren Himmel über ihnen. Die rasenden Pferde hatten sich zu ihrer Zufriedenheit geordnet und ihre Mähnen wogten in der Dunkelheit, während ihre starken Leiber die Krieger ihrer Bestimmung entgegen trugen.
Shikan galoppierte ganz in seiner Nähe, geschmeidig mit den Bewegungen seines Pferdes verbunden, während andere Krieger auf den edlen Tieren hingen wie die Mehlsäcke. Varkan missbilligte diesen Mangel an Können, trugen die Pferde sie doch wirklich schon lang genug abends hinaus ins Labyrinth und morgens wieder hinein in die Stadt! Wenn das einem Krieger nicht reichte, sich auf einem Pferd zu halten, konnte er nichts taugen.
Er zumindest hatte es schnell raus gehabt, nicht zu fallen. Zu Fuß im Labyrinth anzukommen war auch zu demütigend. Langsamer machte die Herde jedenfalls nie, weder für blutige Reitanfänger noch für heruntergefallene Krieger.
Als sie endlich das trutzige Mauerwerk des Labyrinthes erreichten, wurden die Pferde langsamer. So wie Varkan sehen konnte, wurde an den Mauern mal wieder gebaut. Die Dämonenbrut arbeitete eifrig daran, das Bollwerk rund um ihr Tor zu unterminieren und zu werfen und ständig war das Labyrinth ein Ort der Ausbesserungsarbeiten. Die Hütten der Handwerker und Arbeiter schmiegten sich an die Außenmauer und hatten sich zu einem eigenen kleinen Dorf entwickelt,