Sky-Navy 10 - Feind ohne Gesicht. Michael Schenk
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„Danke, Nav“, erwiderte Rufus. „Tech, ich will ab Höhe Eintausend mit der Fahrt weiter herunter gehen.“
Master-Chief Sung bestätigte und fügte dann hinzu: „Ich empfehle Zehn pro Sekunde. Kurz vor der Landung müssen wir dann allerdings auf Überlast gehen, Sir, um unsere Zwei pro Sekunde zu erreichen.“
„Rudergänger, berücksichtigen Sie das.“
„Aye, Sir“, bestätigte Lieutenant Geoffrey. „Nav, denke daran, dass die Tetronik unsere Schiffsbewegungen und Sinkgeschwindigkeit exakt mit der vorausberechneten Höhe synchronisiert.“
„Aktualisierung und Synchronisation der Daten erfolgt permanent“, versicherte Nav.
„Unsere Position zum Zentrum? Denkt daran, Ladies und Gentlemen, ich habe nicht vor, direkt auf der Nanjing oder dem Feind zu landen.“
Nav lächelte flüchtig. „Ist, wie geplant, berücksichtigt, Sir. Unsere geplante Landestelle befindet sich fünf Kilometer südwestlich des Mittelpunktes dieser Nebelfläche.“
„Es sind über sechzehn Stunden seit der Meldung von Captain Tyne vergangen, dass die Negaruyen seine Nanjing angreifen“, sagte Palmer missmutig. „Ich kann nur hoffen, dass wir nicht zu spät kommen. Verdammt, Phil, wenn man nur wüsste, was in diesem Wallen vor sich geht.“
„Nun, wir werden es wohl bald…“
Phil Rufus verstummte, als ein helles Pfeifen ertönte. Gleichzeitig versteifte sich Nav. „Warnung! Annäherungswarnung aus dem Nebel!“
Rufus reagierte instinktiv. „Arms!“
Lieutenant Djemal berührte eine einzelne Taste. „Abwehr aktiviert, Sir.“
Sie waren vorbereitet. Die unter dem Rumpf befindlichen vier Gefechtstürme waren ausgefahren, ihre Scanner suchten längst nach Zielen. Die eigenständig arbeitenden Tetroniken erfassten nun zahlreiche Objekte, die rasend schnell aus dem Nebel aufstiegen. Die Tetroniken sortierten die Ziele nach Bedrohungslage und glichen ihre Daten untereinander ab, damit nicht zwei Waffen dasselbe Ziel bekämpften. Das ging dermaßen schnell, dass die Türme scheinbar ohne Verzögerung das Feuer eröffneten. Hochenergie-Laserimpulse und 20-Millimeter-Gatling-Projektile rasten den Objekten entgegen.
Es war ein Feuerüberfall mit intelligenten Raketengeschossen. Später würde man anhand der Aufzeichnungen feststellen, dass der Feind fast vierhundert der armlangen Projektile abgefeuert hatte. Unter anderen Umständen wären sie für die Verteidigungssysteme eines APS-Kreuzers kein Problem gewesen, doch der Angriff erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem die Europe nur noch fünfzehnhundert Meter über dem Nebel stand und er erfolgte mit Überschallgeschwindigkeit.
Dennoch gelang es der Abwehr, nahezu achtzig Prozent zu vernichten, die übrigen trafen jedoch die Unterschale des Kreuzers. Ihre Explosivladung war nicht besonders stark, dennoch wären die Auswirkungen verheerend gewesen, wenn die Panzerung des Rumpfes und, vor allem, die dämpfende Schicht des isolierenden Bauschaums, zwischen den beiden Tri-Stahl-Schichten, nicht die meiste Wirkung abgefangen hätte. Trotzdem war die Auswirkung gravierend.
„Ausfall Atmosphäretriebwerk Eins“, meldete Tech. „Nummer Drei wechselt auf Orange!“
„Schiff sackt durch“, kam es vom Rudergänger. „Schalte auf Jentao!“
Die beschädigten Staustrahltriebwerke, beide saßen an der Unterschale, waren nicht mehr in der Lage, gegen die Masse des Schiffes anzukämpfen. Pilot Lieutenant Geoffrey nutzte seine einzige Option und startete das Jentao-Impulstriebwerk.
Der Kreuzer kippte zur Seite weg, was wohl sein Glück war. Er sackte in den Nebel hinein und entkam, durch die ungewollte Kursänderung, einem zweiten Raketenschwarm, dessen Geschosse an ihrem Ziel vorbei flogen, aus dem Nebel austraten und die Europe nicht mehr vorfanden. Stattdessen registrierten ihre Suchköpfe drei Objekte im hohen Orbit. Die Raketen beschleunigten weiter, um diese zu bekämpfen. Keine von ihnen erreichte ein Ziel, denn hoch über ihnen schienen sich drei Kreuzer für einen kurzen Augenblick in altmodische Flackerlampen zu verwandeln. Als das Blitzen von Laserfeuer und Leuchtspur erlosch, existierte keine der Raketen mehr.
Die Europe kämpfte indessen gegen den drohenden Absturz an.
Man konnte mit Jentao-Impulstriebwerken innerhalb einer Atmosphäre fliegen, das Problem war allerdings, dass der für den Raum konzipierte Antrieb im Schwerefeld eines Planeten keinen Schwebeflug zuließ.
Während Rudergänger Lieutenant Geoffrey versuchte, das Schiff zu stabilisieren und in die Waagrechte zu bringen, bewies er zugleich seine Kaltblütigkeit. „Wie wollen Sie es haben, Captain? Rauf oder Runter?“
Rufus waren die Konsequenzen bewusst. Geoffrey konnte mit dem Jentao durchstarten und das Schiff wieder in den Weltraum bringen oder mit gedrosselter Leistung eine Landung versuchen. Da ein Schwebeflug unmöglich war, musste der Rudergänger den Kreuzer innerhalb des riesigen Nebelkraters in einer langsamen Abwärtsspirale kreisen lassen, bis er zur Landung ansetzen konnte. Wenn das dem Piloten gelang, so war es fraglos eine Meisterleistung, denn er musste ohne Sicht und ohne exakte Daten fliegen. Geoffrey hatte nur die Angaben über Durchmesser und Tiefe des Kraters verfügbar, die er in Relation zu den Schiffsbewegungen bringen musste. Es würde dem Zufall überlassen sein, wo die Europe den Boden berührte.
„Runter“, entschied Rufus. „Und wenn möglich, Geoffrey, in einem Stück.“
„Aye, Sir“, bestätigte der junge Rudergänger. „Wenn es geht, in einem Stück.“
Palmer aktivierte die Bordverständigung. „Achtung, hier spricht die Brücke. Wir setzen weiterhin zur Landung an. Wir wurden angegriffen und getroffen, haben das Schiff aber unter Kontrolle. Dennoch alles auf eine harte Landung vorbereiten.“ Er zögerte einen kurzen Augenblick. „Alles fixieren.“
Der letzte Befehl des Eins-O war durchaus extrem und auf der Europe von Captain Rufus eingeführt worden. Captain „Kid“ hatte sich in der Vergangenheit sehr intensiv mit den Gefechts- und Schadensberichten befasst, die nach Kämpfen gegen Piraten oder Greens verfasst worden waren. Das Direktorat hatte, nach dem kolonialen Krieg zwischen dem alten Heimatsystem und einigen nach Unabhängigkeit strebenden Kolonialwelten, eine sehr lange Epoche des Friedens hinter sich. Ein Zeitraum, in dem man gelernt hatte, durch das Shriever-System künstliche Schwerkraft zu erzeugen und so den Andruck von Schiffsmanövern auszugleichen. Man hatte daraufhin auf einfache Sicherheitsmaßnahmen, wie zum Beispiel Anschnallgurte, verzichtet und in den Gefechten gegen die neuen Feinde teuer dafür bezahlt. Die im Kampf auf ein Schiff ausgeübten Gewalten konnten nicht immer von der künstlichen Schwerkraft ausgeglichen werden und Menschen wurden dann zum Spielball von Kräften, die zu Verletzungen oder dem Tod führten. Als Konsequenz hatte die Sky-Navy wieder Anschnallgurte eingeführt. Rufus ging noch einen Schritt weiter, denn die Angehörigen der Schadenkontrollteams mussten bei drohender Gefahr ihre Positionen einnehmen und wurden bislang nicht durch Gurte geschützt. Er hatte daher auf der Europe entsprechende Vorrichtungen anbringen lassen, an denen die Männer und Frauen sich mit ihren Raumanzügen fixieren konnten.
Überall im Schiff vergewisserten sich die Besatzungsmitglieder nun, dass ihre Gurte angelegt und gestrafft waren. Dies geschah ebenso auf der Brücke, wobei Pilot Geoffrey jedoch Probleme hatte, da er vollauf beschäftigt war, den Flug des Kreuzers zu stabilisieren.
Palmer beobachtete dies, löste seine Gurte und tastete sich nach vorne, um zu helfen. Ein durchaus gefährliches Unterfangen, denn die Bewegungen der