Schattenschwestern. Maya Shepherd
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Sie nickte und senkte den Blick, um mich ihre Tränen nicht sehen zu lassen. „Grüß die Anderen von mir“, murmelte sie leise.
Während ich das Polizeigebäude verließ, rannen mir Tränen über die Wangen. Es tat weh, Eliza zurücklassen zu müssen. Sie litt und ich konnte nichts dagegen tun. Meine Wut auf sie war zwar immer noch da und ich konnte nach wie vor nicht verstehen, wie sie so skrupellos hatte sein können, aber das alles erschien mir in diesem Moment völlig unbedeutend. Ich fühlte mich ihr mehr verbunden denn je. Ich hatte bereits fast den Ausgang erreicht, als sich mir plötzlich jemand in den Weg stellte. „Winter?“
Schnell wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und sah auf – Detektive Windows. „Hallo“, murmelte ich verlegen.
„Bist du nicht mehr in Velvet Hill?“, fragte sie überrascht, als wäre meine Anwesenheit im Polizeirevier nicht Antwort genug.
„Meine Eltern haben dafür gesorgt, dass ich vorzeitig entlassen wurde. Mir geht es wieder besser.“
Sie musterte mein tränenfeuchtes Gesicht. „Warst du deine Schwester besuchen?“
„Ja.“
„Habt ihr gestritten?“
Sie interpretierte meine Tränen völlig falsch, aber wer konnte es ihr auch verübeln? Immerhin war ich nur in der Psychiatrie gelandet, weil ich unter anderem versucht hatte meine eigene Schwester umzubringen, nachdem ich sie bei der Polizei des mehrfachen Mordes beschuldigt hatte.
„Nein, es tut mir einfach weh sie so zu sehen. Es geht ihr schlecht“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
Sie sah mich verwirrt an und berührte mich sanft am Arm. „Können wir uns vielleicht mal unterhalten? Ich hätte da noch ein paar Fragen.“
Misstrauisch trat ich von ihr zurück. „Wenn das ein Verhör werden soll, muss ich erst meine Tante anrufen. Sie ist Anwältin und vertritt Eliza.“
Detektive Windows machte einen enttäuschten Eindruck. „Seit wann brauchst du einen Anwalt, um mit mir zu sprechen? Wir beiden hatten doch noch nie Probleme miteinander.“
Das stimmte. Während die Polizei Eliza vom ersten Moment an verdächtigt hatte, war Windows mir gegenüber immer fair und verständnisvoll geblieben. Aber sie war es auch, die Eliza vor unserem Elternhaus festgenommen hatte. Ich konnte ihr nicht vertrauen!
„Ich habe nichts mit dem Mord an Will zu tun, falls Sie mich das fragen wollten.“
Sie hob beschwichtigend die Hände. „Das weiß ich doch! Wir haben Kameraaufnahmen von dem Bahnhof in Dublin, die dich eindeutig zeigen. Dazu hat Aidan Monroe deine Aussage bestätigt.“
„Was wollen Sie dann von mir?“
Sie sah sich auf dem Flur um und seufzte resigniert. „Ich wünschte wirklich wir müssten dieses Gespräch nicht im Stehen führen.“
„Ich müsste nicht einmal mit ihnen reden“, erinnerte ich sie. „Meine Aussage habe ich bereits abgegeben.“
„Traust du es deiner Schwester zu?“, fragte sie eindringlich.
Das war keine Frage des Vertrauens, denn ich wusste, dass Eliza den Mord an Will begangen hatte. Was die anderen Fälle anging, war sie jedoch unschuldig. Aber ich konnte Liam nicht verraten, genauso wenig wie Mona, die in allem mit drin steckte. Die Wahrheit würde mir ohnehin niemand glauben. Mein Zögern interpretierte Detektive Windows als Zweifel. Sie nickte und klopfte mir auf die Schulter. „Pass auf dich auf!“
Ich hätte ihr nachrufen sollen, dass meine Schwester das alles nicht verdient hatte und sie gewiss unschuldig war, aber ich hielt meinen Mund. Natürlich wollte ich, dass Eliza freikam, aber hatten Will und Beth nicht auch verdient, dass ihre Mörderin bestraft wurde? Beth war zwar ein Unfall gewesen, aber das machte es nicht weniger schlimm. Ich war hin und hergerissen, in dem Wunsch meiner Schwester zu helfen und Gerechtigkeit walten zu lassen.
Da ich den letzten Schulbus verpasst hatte, musste ich meine Mum anrufen und sie bitten mich abzuholen. Als sie mit unserem Auto vor einem Café in Wexford hielt und ich mich neben sie auf den Beifahrersitz sinken ließ, sah sie mich misstrauisch an. „Ich würde dich das unter normalen Umständen niemals fragen, aber hast du die Schule geschwänzt?“
„Nein“, rief ich empört aus und schüttelte energisch den Kopf. „Ich war nach der Schule noch in der Stadt, das ist alles.“
Sie fädelte sich in den Verkehr ein. „Was hattest du denn zu erledigen?“
Ich zögerte mit meiner Antwort, weil ich wusste, dass meine Eltern vorher gerne eingeweiht worden wären, aber schließlich gab ich zu: „Ich habe Eliza besucht.“
Sie verkrampfte für einen Moment, bevor sie sagte: „Das hast du gut gemacht!“ Auch wenn sie lächelte, sah ich wie ihre Lippen zitterten. „Ihr seid Schwestern und solltet zusammenhalten, egal was passiert.“
Ihre Worte ließen mich an den Weihnachtsabend denken, als Rhona plötzlich unangekündigt vor unserer Tür gestanden hatte. Obwohl sie Mums Schwester war, schien sie alles andere als glücklich zu sein, sie zu sehen. Rhona wohnte in Wexford in einem Hotel, anstatt in Elizas Zimmer zu schlafen, wie Mum es sonst so ziemlich jedem angeboten hätte.
„Bist du froh, dass Rhona in der Stadt ist?“, fragte ich sie neugierig.
„Natürlich“, behauptete Mum, ohne zu zögern. „Wenn jemand Eliza helfen kann, dann sie.“
„Warum hat sie uns zuvor noch nie besucht?“
„Sie ist beruflich sehr eingespannt und immer viel unterwegs.“
„Hat sie denn nie Urlaub?“
Mums Finger schlossen sich so fest um das Lenkrad, sodass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. „Rhona hat ihr eigenes Leben und ich meins.“
„Aber sie ist doch deine Schwester! Vermisst du sie nicht manchmal?“
Sie warf mir einen scharfen Blick zu, der mich deutlich dazu aufforderte nicht weiter nachzufragen. Als sie jedoch meinen enttäuschten Gesichtsausdruck bemerkte, sagte sie leise: „Du und ich sind einander ähnlicher als du vielleicht denkst.“
Ich verstand nicht, was sie mir damit sagen wollte. Sprach sie darauf an, dass ich selbst Eliza auch immer am liebsten aus dem Weg gegangen war? War sie genauso froh darüber, dass Rhona Wexford mied, wie ich es gewesen war, als Eliza für ein halbes Jahr verschwunden war? Was war zwischen ihnen vorgefallen? Ging es etwa ebenfalls um einen Jungen? Ich dachte an Dad, der Rhona freundlich bei uns aufgenommen hatte. War es möglich, dass Rhona einst mehr für ihn empfunden hatte? Meine Eltern waren in meinen Augen immer das perfekte Paar gewesen, sodass ich mir nicht vorstellen konnte, dass es je anders gewesen sein könnte.
Mona
Ein letztes Mal drückte ich mein Gesicht gegen Aidans Hals, spürte seine Wärme auf meiner kalten Haut und atmete