Hofknicks. Thomas Riedel

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Hofknicks - Thomas Riedel

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in Mays Augen. »Ihr beide verarscht mich dich gerade, stimmt's?«

      »Nein, ernsthaft, May«, widersprach Violett trocken. »Unsere Süße trägt tatsächlich eine Spange und hat ein paar Liebeskugeln in sich.«

      May schüttelte den Kopf und machte eine wegwischende Handbewegung. »Ach, Quatsch!«

      »Wenn du willst, kannst du es dir gern ansehen«, setzte Violett der Peinlichkeit noch eins drauf.

      »Du und Tammy, ihr macht doch Witze!«

      »Na, dann schau doch einfach mal nach«, forderte Violett sie auf, während Tamora vor Scham verging und sie in die tiefste Hölle wünschte.

      May war perplex und lächelte unschlüssig.

      Tamora hoffte, dass sie das Angebot allein aus Freundschaft und Anstand ablehnen würde, aber Violett feuerte sie geradezu an.

      »Komm schon, es stimmt!«

      May grinste Tamora an, schüttelte erneut den Kopf, beugte sich dann aber doch unter den Tisch.

      »Mach' für sie mal die Beine breit, damit sie besser sehen kann«, forderte Violett ihre Prinzessin auf.

      »Boah, Vio!«, setzte Tamora leise an, gefolgt von: »Ich hasse dich!«

      »Da gab's mal ein Gelöbnis …«, mahnte Violett und erhöhte die Vibration ein wenig.

      Tamora ließ sie den Satz nicht zu Ende führen und gehorchte aufkeuchend. Dafür werde ich mich revanchieren, verlass' dich drauf!

      »Das machst du ganz toll!«, lobte Violett.

      Mays Kopf war immer noch unter dem Tisch verschwunden.

      Tamora blickte sich um, ob jemand auf sie aufmerksam wurde. Dann suchte sie den Augenkontakt zu ihrer Königin. Bitte nicht, flehte sie. Aber Violetts Augen schienen ihr zu antworten: Stell' dich nicht so an, du hast es so gewollt! Du willst doch, dass ich dich zu einer perfekten ›O‹ ausbilden lasse!

      »Kannst du es sehen, May?«, erkundigte sich Violett.

      »Oh, ja!«, kam es halblaut von unten heraus. »Ich habe eine tolle Aussicht! Sogar der Rock ist hochgeschoben! … Das Tammy auf echte Nylons steht, wusste ich ja, und dass sie rasiert ist habe ich stark angenommen … aber diese süße, offengehaltene Spalte … Sogar ihr Kitzler steht raus.« May kam wieder nach oben, setzte sich auf und sah ihre Freundin mit einem frechen Grinsen an. »Sag' mal, das hätte ich echt nicht von dir erwartet, dass du hier so sitzt und dich so zur Schau stellst. Warum machst du das?«

      »Weil ich es ihr sage«, übernahm Violett auch jetzt wieder die Antwort.

      »Was?« May starrte Violett völlig ungläubig an.

      »Ich habe vorhin sogar für sie die Kugeln ausgesucht und deiner Freundin selbst eingesetzt«, stellte Violett ihre Verlobte noch weiter bloß. »Ich wollte das so und meine Süße macht so ziemlich alles, was ich von ihr möchte.«

      »Stimmt das, Tammy?«, wollte May wissen, der gerade der Mund offenstand. Ihre grünen Augen sahen sie fragend, aber auch unheimlich durchdringend an.

      Es war eine einfache Frage, aber eine, die Tamora unglaubliche Schwierigkeiten bereitete. Mays Blick bohrte sich in sie hinein. Sie war von Violett ja schon vielfach gedemütigt worden, aber noch nicht in diesem Ausmaß und dann auch noch vor ihrer Freundin, die scheinbar einfach so vorbeigekommen war. Und nun verlangte May auch noch in ihrer ganzen Naivität, dass sie sich outete und ihr gegenüber ihre Leidenschaft für BDSM aufdecken sollte. Mays Augen waren gerade schwer zu deuten und das erschwerte es ihr noch mehr. Sie sah ihre einzige Hoffnung darin, dass auch May jetzt irgendetwas von sich preisgab. Es wäre ihr am liebsten gewesen, wenn sich auch ihre Freundin zu einer devoten Ader bekannt hätte oder zumindest zu einer anderen Leidenschaft. Wenn sie sich als dominant outen würde, dann hätte sie zumindest Verständnis für ihre Position und würde nicht urteilen. Vor Mays Urteil und was sie von nun an über sie denken würde, fürchtete sie sich am meisten – und so wie es aussah, erwartete May tatsächlich eine Antwort von ihr. Sie nickte verschämt, weil sie mit ihrem ausgetrockneten Mund eh nur brüchig und unverständlich hätte antworten können. Ihr hatte es nämlich schlicht die Sprache verschlagen.

      »Da hast du es, May«, grinste Violett zufrieden. »Deine Freundin ist wirklich wunderbar und ich bin so dankbar, dass ich sie damals bei dir im Geschäft kennenlernen durfte … Ich will sie gerade heiß machen, und wenn du mal zwischen ihren Beinen fühlst, dann wirst du merken, wie feucht sie ist.«

      »Aha.«

      Tamora konnte das Grün immer noch nicht deuten. Sie konnte immer noch nicht erkennen, was May in diesem Augenblick über sie dachte – und dieser Gedanke marterte sie auf das Fürchterlichste.

      »Willst du mal fühlen wie feucht sie ist?«, ließ Violett nicht locker.

      »Nein, danke«, lehnte May schmunzelnd ab.

      Tamora war froh, dass May jetzt doch noch eine Grenze zog und Violetts Spiel nicht noch weitertrieb – es zusätzlich befeuerte.

      »Bist du sicher? Sie lässt dich.«

      »Nein, lass' mal, Violett. Ich muss nicht unbedingt anderen Frauen oder meiner Freundin zwischen den Beinen rumfummeln … in einem Café.«

      Tamora versuchte noch einmal in dem tiefen Grün zu ergründen, ob sich in ihnen Mitgefühl zeigte oder was sie bewegte.

      »Nicht in einem Café, wo denn sonst?« Violett nutzte Mays Antwort als Steilvorlage, weiterzuspielen.

      Tamora hasste Violett für deren rasche Auffassungsgabe. Auch sie hatte gemerkt, wie May das noch schnell angefügt hatte. Warum? Nur eine Ungeschicklichkeit? Warum nicht sofort: Ich muss nicht unbedingt anderen Frauen in einem Café zwischen den Beinen rumfummeln, schoss es Tamora durch den Kopf. Dann hättest du den ganzen Satz verneint, aber so verneinst du nur den Ort!

      »So meinte ich das nicht«, reagierte May sofort.

      Ist das glaubwürdig?, fragte sich Tamora.

      »Na gut, lassen wir das«, lenkte Violett ein. Machte dann aber doch weiter. »Sieh mal, sie ist ganz rot geworden, es ist ihr wohl peinlich! Ist sie nicht süß, May?«

      Mays Lächeln war für Tamora nicht zu entschlüsseln, wenngleich sie hoffte, dass es mehr nach Verlegenheit aussah.

      »Ist dein Mann mit den Kindern eigentlich in den Urlaub gefahren?«, erkundigte sich Violett, und ihre Prinzessin atmete auf, als sich das Gespräch einem unverfänglichen Thema zuwandte.

      Aber natürlich blieb die Bedrohung. Solange May anwesend war, konnte sie sich nicht in Sicherheit wiegen. Sie war überzeugt davon, dass Violett mit Leichtigkeit neue Pläne entwerfen könnte.

      »Ja«, nickte May. »Zusammen weg in den Urlaub und den Friseursalon ganz schließen geht ja nicht so einfach.« Sie seufzte. »Ist halt der Selbständigkeit geschuldet … Na ja, in zwei Wochen sind die drei ja wieder da.«

      Tamora musste an den pickeligen Jungen im Schmuddelsexshop denken, den sie vor wenigen Stunden angemacht und was ihr nicht viel ausgemacht hatte – ja, es hatte ihr sogar Vergnügen bereitet. Wo liegt jetzt der Unterschied? Warum der Schock?

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