Vampire Island - Die dunkle Seite des Mondes (Band 1). Katja Piel
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»Ach komm schon. Ein Drink. Ich will ja nicht mehr …« Plötzlich kippte der Typ zur Seite, stolperte ein paar Schritte rückwärts und starrte verdattert an ihr vorbei. Cassandra drehte den Kopf.
»Lass sie in Ruhe. Sie gehört zu mir.« Der Engländer überlegte kurz, kam dann aber einen Schritt näher.
»Ja und? Sie wird sich ja wohl aussuchen dürfen, mit wem sie einen Drink nimmt. Vielleicht wollte sie einfach nur mal jemand anderes als dich, du … Schaubudenarbeiter.«
»Ich warne dich. Besser, du hältst dich von ihr fern, oder ich lasse dich entfernen.«
»Pfff, als ob du mir was befehlen könntest.«
Entweder der Typ war wirklich strohdumm oder betrunken oder voller Drogen. Oder alles zusammen.
Cassandra holte Luft. »Hey, alles in Ordnung. Was wäre, wenn die Frau gar nichts trinken möchte, weder mit Ihnen«, damit zeigte sie wehmütig auf den sexy Kerl und wandte ihren Blick zu dem Engländer, »noch mit dir.« Damit wollte Cassandra eigentlich die Tanzfläche verlassen und zu ihrer Schwester an den Tisch, aber der Engländer hielt sie erneut fest.
»Moment mal, Süße. Wir sind doch noch gar nicht fertig, oder?« So schnell konnte sie nicht hinsehen, wie ihr sexy Kerl den Engländer im Würgegriff hatte und von der Tanzfläche zog. Sie folgte den beiden mit den Augen und sah zu, wie er den Engländer an zwei Türsteher übergab. Mit einem gezwungenen Lächeln drehte er sich zu ihr und kam mit schwingenden Hüften auf sie zu. Ihre Knie zitterten und wurden weich. Gott, war dieser Typ heiß.
»Es tut mir leid. Normalerweise schreckt der Eintrittspreis solche Typen ab.«
»Äh, ja, schon gut. Danke«, stammelte sie und hätte sich ohrfeigen können. Konnte sie nicht was Cooleres sagen? Wie zum Beispiel: »Ich will dich. Lass uns den Club verlassen und zu dir gehen«, oder »Küss mich und hör nie mehr auf.« So etwas Ähnliches zumindest. Sie standen mitten auf der Tanzfläche und die Gäste rempelten sie an.
»Kommen Sie. Ich spendiere Ihnen und Ihrer Freundin einen Drink aufs Haus.« Er nahm sanft ihren Arm, und alleine die Berührung schickte tausend Blitze durch ihren Körper.
»Schon gut, ich kann alleine gehen.« Mutiger als sie war, befreite sie sich von seiner Hand und begleitete ihn zum Tisch, wo ihre Schwester ihnen bereits mit großen Augen entgegen sah. Sie setzte sich neben sie in einen gemütlichen Ledersessel und starrte in die Kerze, die vor ihr stand.
»Was kann ich Ihnen bringen lassen? Champagner?«
»Wer sind Sie überhaupt? Arbeiten Sie hier?« Samantha ging sofort in Angriffsstellung. Ihr war vermutlich nicht entgangen, wie gut er aussah, und sie meinte, ihre kleine Schwester beschützen zu müssen. Cassandra schämte sich trotzdem. »Samantha, der Mann hat mich …«
»Mir gehört der Laden. Ihre Freundin hatte gerade ein kleines Problem auf der Tanzfläche.«
»Was für ein Problem?«
»Nichts, was wir nicht bereits in den Griff bekommen haben, stimmt’s …?«
»Cassandra«, murmelte sie und wagte nicht, ihn anzusehen. Er stand immer noch neben ihnen am Tisch.
»Gestatten. Mein Name ist Gordon Hadidas.«
»Samantha. Und das ist meine Schwester, nicht meine Freundin.«
»Tatsächlich«, stellte Gordon fest, ohne unhöflich zu wirken. Cassandra musste grinsen.
»Ich … also ich nehme ein Glas Champagner, vielen Dank«, stotterte sie. Cassandra liebte diesen Moment. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie Zeugin, dass ihre Schwester verdattert war. Köstlich. Der Abend konnte nur gut werden, denn sie hatte zufällig diesen heißen Kerl wiedergetroffen.
»Ja dann nehme ich auch einen.« Gordon sprach in ein kleines Mikrofon, das an einer Schnur um seinen Hals baumelte.
»Dann wünsche ich den Damen noch einen schönen Abend und genießen Sie die Show.« Er war im Begriff zu gehen, doch das konnte sie nicht zulassen. Sie wollte den Abend mit ihm verbringen. Ihn bei sich haben. Und sie wusste, tief in ihrem Inneren, dass auch er sich danach sehnte. Sie hatte es in seinen Augen gesehen. Wie er sie beobachtet hatte. Wenn das wirklich sein Laden war, hätte er einfach die Bodyguards schicken können. Wozu der Aufwand, von seiner Empore hinabzusteigen zu den gewöhnlichen Gästen? Sie wusste, er wollte sie.
»Gordon. Bleiben Sie doch noch ein bisschen bei uns und erzählen Sie uns von Ibizas Geheimnissen«, bat Cassandra und versuchte, so unverfänglich wie möglich zu klingen. Er warf ihrer Schwester einen abweisenden Blick zu, rieb sich über den Mund und schob den dritten Sessel vom Tisch, um sich hinzusetzen.
»Wenn Ihnen an meiner Gesellschaft so viel liegt, gerne. Cassandra.« Er sah sie an und es war ein Blick, der sie erhitzte und erröten ließ. Für einen kurzen Moment schien er verwirrt, doch dann lächelte er plötzlich.
***
Das durfte nicht sein. Gordon hatte schleunigst verschwinden wollen, und nun saß er hier, ihr gegenüber. Er versuchte, sie mit seinen Blicken zu beeinflussen, doch sie reagierte nicht darauf. Vielmehr spürte er die Hitze, die von ihr ausging. Wie ein Feuer, das jetzt erst seine volle Kraft entwickelt hatte. Warum funktionierte es nicht? Die paralysierende Kraft, die von seinem Volk ausging, schlug bei ihr nicht an. Sie wirkte auf ihn, wie ein Mädchen wirken musste, wenn sie das wahre Begehren spürte. Und das war neu für Gordon. Auch wenn er eine magische Ausstrahlung auf Frauen hatte, nutzte er doch immer seine hypnotischen Kräfte, um sie vollends zu brechen. Die Frauen. Doch Cassandra war anders. Und dieses Andere faszinierte ihn.
Eine seiner Mitarbeiterinnen brachte den Champagner und sah ihn fragend an. Gordon schüttelte den Kopf, ließ seinen Blick nicht von Cassandra. Die Schwester hatte er völlig ausgeblendet, obwohl sie direkt neben ihm saß.
»Was möchten Sie gerne wissen?«, fragte er und beobachtete, wie sie das Glas hob, einen Schluck nahm und sich mit der Zunge über die Lippen strich. In seiner Hose regte es sich. Verdammt nochmal. Er war doch kein Teenager mehr.
»Was meinen Sie, Gordon?« Cassandra sah ihn verwirrt an.
»Du wolltest etwas über die Geheimnisse von Ibiza erfahren«, mischte sich die Schwester ein.
»Oh ja. Natürlich. Entschuldigung. Das ist wohl die Hitze hier. Kann man hier kurz mal an die frische Luft gehen?« Gordon nickte, stand auf und nahm ihre Hand. »Ich begleite Sie, damit Sie nicht wieder Ärger bekommen«, grinste er.
»Oh vielen Dank.« Ohne Widerrede folgte sie nach draußen. Auf bequemen Lounge-Möbeln lümmelten sich nur einige wenige Gäste. Die meisten waren im Club und warteten auf die Show.
»Möchten Sie ein Wasser?«
»Nein danke, ich … möchte lieber noch ein bisschen Ihre Gesellschaft.« Ihr Herz raste, er konnte es hören. Es klang wie Musik in seinen Ohren. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen.
»Sehr gerne, Cassandra. Sie brauchen aber keine Angst zu haben. In meiner Nähe sind Sie in Sicherheit.« Ja, das war sie.
»Ich habe keine Angst. Komisch, aber ich habe keine Angst, obwohl Sie eine … fast hypnotische Wirkung auf mich haben.« Sie legte