Vampire Island - Die dunkle Seite des Mondes (Band 1). Katja Piel

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Vampire Island - Die dunkle Seite des Mondes (Band 1) - Katja Piel

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dachte über Patriz‘ und Gordons Worte nach. Dass hier eindeutig nicht nur eine Regel gebrochen worden war, dass es sich nicht um einen bedauerlichen Einzelfall handelte, wollte er seiner Frau nicht sagen. »Ach, Victor. Sei doch nicht immer so stur …«

      Victor ließ von ihr ab. »Ich bin stur? Soll das ein Witz sein?« Er verschränkte die Arme und blickte nach draußen. Der Tag neigte sich dem Ende zu. Eigentlich hatten sie für den Abend ein schönes Essen auswärts geplant, aber Selma wollte nicht. Sie sei nicht in Stimmung, hatte sie gesagt.

      Victor dachte darüber nach, wie in ihr die Liebe zu gutem Essen und schönen Restaurants erwacht war. Früher hatte sie, wie viele ihrer Art, komplett auf feste Nahrung verzichtet – bis er sie auf den Geschmack gebracht hatte.

      »Ich bin nicht stur, Selma. Dein Bruder ist stur.« Sie kam näher, umarmte ihn von hinten und legte ihren Kopf auf seinen Rücken. »Mag sein. Aber du kennst doch das Sprichwort: Der Klügere gibt nach.«

      »Pah«, schnaubte er und drehte sich um. »Ich will nicht der Klügere sein.« Ein sanftes Lächeln zog sich über ihre Lippen.

      »Das bist du wahrlich nicht, Victor.« Sie machte ihn wahnsinnig mit der teuren, weißen Spitze auf ihrer samtigen braunen Haut. »Ich liebe dich«, hauchte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und kam seinem Mund näher.

      »Ich liebe dich«, murmelte er auf ihre Lippen, küsste sie, hob sie auf und legte sie aufs Bett. Was sollte er ihr bloß sagen?

      Kapitel 10

      Sie verbrachten den ganzen kommenden Tag am Ses Salines im Jockey Club und ließen es sich gut gehen. Dazu hatten sie eine der weißen, luxuriösen Liegen gemietet und ließen sich die Köstlichkeiten aus der Küche an den Strand bringen.

      Samantha nippte an ihrer weißen Sangria, fischte eine Traube raus und steckte sie sich in den Mund, während Cassandra in einem Buch las.

      »Ach, es ist einfach herrlich hier.«

      »Mhmmm«, murmelte Cassandra. Sie hatte jetzt überhaupt keine Lust auf Konversation.

      »Nun erzähl doch mal. Wann wollt ihr heiraten?«

      »Ich lese gerade, Samantha.«

      »Das sehe ich. Und ich habe dir eine Frage gestellt.«

      Wie sie diese kleine Welt hasste, in der ihre Schwester lebte. Ja, man konnte sich immer auf sie verlassen und ja, Cassandra liebte sie. Aber außer Samanthas Meinung existierte keine andere, und wie gerne sie sich auch gegen ihre Schwester aufgelehnt hätte, sie wusste, am Ende, würde sie verlieren. Wie so oft.

      Cassandra legte das Buch auf das kleine Holztischchen neben sich. »Wir haben noch keinen festen Termin. Ich schätze, irgendwann im Winter.«

      »Wisst ihr schon, wo? Wer wird euer Wedding Planer? Willst du etwas Romantisches oder eher nüchtern? Also, meine Arbeitskollegin, du weißt schon, Sandy aus dem Verkauf, die hat ja kürzlich ihren Brad geheiratet, und die hatten so einen Wedding Planer aus Santa Monica, ein ganz reizender schwuler Typ, und der hat gesagt, bloß keine weißen Tauben, weiße Tauben sind total out …« Wie immer bekam Cassandra Kopfschmerzen von ihrem Redefluss.

      »Ich sagte doch, dass ich es noch nicht weiß. Immerhin hat Steve mir den Antrag erst vor dem Urlaub gemacht.«

      Prüfend blickte ihre Schwester sie an. Mit ihrem breitem Gesicht und den nah beieinanderliegenden Augen war sie wahrlich keine Schönheit. Samantha trug einen albernen weißen Strohhut und ein Strandkleid. Dabei hatte sie eine recht gute Figur. Sie war sportlich und groß und hatte an den richtigen Stellen Rundungen. Allerdings war sie einfach immer viel zu besserwisserisch. Ihre dominante Art war nicht gerade beliebt bei den Männern, deshalb war sie auch noch immer Single. Aber selbst dafür hatte Samantha eine Ausrede.

      »Wenige Männer können mit einer starken Frau zusammenleben«, pflegte sie immer zu sagen.

      »Nun ja. Wie auch immer. Du solltest dir langsam Gedanken machen, Liebes. Eine Hochzeit plant man nicht eben in wenigen Wochen.« Sie trank ihre Sangria aus, faltete das Handtuch und legte es in den Strandkorb.

      »Lass uns gehen. Mir wird es hier langsam zu laut.«

      Jetzt, wo sie darauf aufmerksam gemacht wurde, empfand auch Cassandra die Geräuschkulisse als störend. Die Musik aus dem Beachclub war lauter geworden. Viele Gäste tanzten im Sand und unterhielten sich laut und ausgelassen. Auch der Club war gut besucht.

      »Ja, in Ordnung. Außerdem habe ich Hunger.«

      Sie packten ihre Strandsachen zusammen und nahmen ein Taxi nach Santa Gertrudes, wo ihr Hotel lag.

      Eine Stunde später saßen sie in einer Bodega im Freien und ließen es sich mit Serrano-Schinken und verschiedenen Tapas gut gehen. Es war mittlerweile dunkel geworden. Der Wein stieg Cassandra zu Kopf, hob ihre Laune und machte sie beschwingt. Außerdem freute sie sich auf die Show heute Abend.

      Es wurde Zeit. Ein weiteres Taxi brachte sie ins Ambrosia. Mit ihren Tickets durften sie an der langen Warteschlange vorbei und nahmen ein Begrüßungsgetränk in Empfang.

      Wie leichtbekleidet die Frauen hier waren. Wenn sie sich umdrehten, konnte Cassandra die Pobacken unter ihren engen Hosen erkennen. Aufgeregt trank sie das Glas Sekt in einem Zug leer und beeilte sich, auf die Tanzfläche zu kommen. Ihr war egal, was ihre Schwester gerade machte. Sie wollte Spaß haben. Es war ihr Urlaub, und bald - wenn sie nicht noch eine Ausrede fand - würde sie mit dem Langweiler Steve verheiratet sein.

      Der Club war aufgeteilt in mehrere Stockwerke. Eine Stahltreppe führte nach oben in einen abgesperrten Bereich. Vermutlich nur für VIPs bestimmt. Der Boden des oberen Stockwerks war aus dickem Glas. Sie legte den Kopf in den Nacken, spürte den Bass in ihrem Bauch - und blickte plötzlich in zwei stahlblaue Augen, die hinter einem Vorhang schwarzer Locken vom VIP Bereich aus zu ihr hinab starrten. Für einen Moment blieb ihr das Herz stehen. Da war er. Einfach so. Schwindel erfasste sie und sie wagte nicht zu blinzeln, aus Angst, er könnte wieder verschwinden. Er sah unglaublich sexy aus. Er trug ein weißes, perfekt sitzendes Hemd, dessen oberste Knöpfe geöffnet waren. Seine schlanken Beine steckten in einer schwarzen Hose. Ob es Leder war, konnte sie aus der Ferne nicht erkennen, aber sie schmiegte sich an seinen Körper, ohne unerotisch zu wirken. Vermutlich war Cassandra die einzige Frau, die enge Hosen an Männern nicht sexy fand. Dieser Mann umschmeichelte sie mit seinen Blicken, und doch lag ein grimmiger Ausdruck auf seinem Gesicht. So, als wollte er nicht, dass sie hier war. Selbst auf diese Entfernung konnte sie das Knistern zwischen ihnen spüren. Wie war das möglich?

      Ein stechender Schmerz durchzog ihren Knöchel. Jemand hatte mit seinem Fuß unsanft den ihren gestreift. Cassandra gab einen Schmerzlaut von sich.

      »Sorry«, nuschelte der Typ.

      »Ja, schon gut.«

      »Ich hab dir wehgetan, oder?« Alkoholgetränkter Atem umwehte ihre Nase. Cassandra blickte wieder hoch zu der Galerie, doch der Kerl war nicht mehr da. Verflucht.

      »Ich habe doch gesagt, ist schon gut.«

      »Darf ich dich aufn Drink einladen? So als Wiedergutmachung?«

      Cassandra besah sich den Typen genauer. Er trug ein schwarzes Achselshirt und sah stark nach Engländer aus.

      »Nein

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