Vampire Island - Die dunkle Seite des Mondes (Band 1). Katja Piel
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Doch die Stimme der Frau klang mittlerweile schrill und panisch. Nicht sein Problem. Eigentlich. Verflucht …
Er wusste nicht, warum er ins Wasser gesprungen war. Menschen waren nicht sein Schicksal. Aber keine Sekunde später tauchte er unter, befreite den zierlichen Fuß der Schwimmerin aus der Felsspalte und zog die junge Frau nach oben. Prustend holte sie Luft, zappelte in seinem festen Griff. Ihre Haut war wunderbar glatt, eiskalt zwar, aber herrlich anzufassen.
»Bleiben Sie ruhig, oder wollen Sie, dass wir beide ertrinken?«, murmelte er und versuchte, sich von ihrem Geruch abzulenken. Dem Geruch nach ihrem Blut. Die Frau wurde ruhiger.
Er zog sie langsam in Richtung Strand. Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen. Während er mit ihr zurückschwamm, wurde der Duft nach ihrem Blut intensiver. Sie roch faszinierend. Verwundert kniff er die Augen zusammen. Sie roch faszinierend, sie war faszinierend, sie hatte ihn angezogen, von der Ferne.
Es wurde Zeit, dass er sie wieder loswurde. Gleichzeitig wollte er sie nie wieder loslassen. War er verrückt geworden? Sie war ein Mensch, er ein Vampir. Er durfte, wenn überhaupt, nur von ihr trinken, vielleicht auch Sex mit ihr haben, aber das war’s. Er durfte sie nicht mal interessant finden. Sie, einen Menschen.
An seinen Füßen spürte er den Grund. Sie waren gleich am Strand. Gleich würde er sie dort absetzen und abhauen. Aber vielleicht einmal genauer ansehen? Gordon biss sich auf die Backenzähne, stellte sich hin und hob die Frau mühelos hoch. Ihre Arme umschlangen seinen Hals, ihre Lippen berührten sein Kinn. Von ihrer Haut perlte das Wasser. Sie sah aus wie eine gestrandete Meerjungfrau, nur ohne Flossen. Ihr Haar war lockig und von wunderschöner goldener Farbe. Wie sie in seinen Armen lag, wirkte sie so unglaublich zerbrechlich. Endlich kamen sie zum trockenen Sand, wo er sie absetzen konnte. Hinter dem Schleier seiner Haare sah er sie an. Diese verängstigte junge Frau. Aus ihrem Knöchel tropfte nur noch wenig Blut. Vermutlich hatte sie eine leichte Verstauchung. Nichts Ernstes. Gordon ließ sie los und rückte ein Stück von ihr ab. Ihre mandelförmigen Augen blickten ihn plötzlich sehr verlangend an. Dieser hübsche, kleine Mund mit den vollen Lippen war leicht geöffnet. Für einen Kuss. Geöffnet für einen warmen Kuss von ihm. Knurrend drehte Gordon den Kopf weg, presste die Lippen fest aufeinander. Verlangen durchströmte ihn. Ein Gefühl, das ihm bislang verwehrt war. Es durfte nicht sein. Schmerzhaft spürte er, wie sich seine Fänge ausfahren wollten. Die typische Reaktion. Blut, eine erotische junge Frau, die sich ihm hingeben wollte.
»Nein«, murmelte er und wandte sich von ihr ab. Mit übermenschlicher Schnelligkeit verließ er sie. Nicht einmal der Sand unter seinen Füßen bewegte sich. Er musste weg.
***
Eine solche Leidenschaft hatte sie noch nie empfunden. Eine rauschhafte Hitze, ein drängendes Begehren, das alles andere auslöschte, ein Gefühl, dass sie ihn unbedingt haben musste, seine Lippen auf ihren spüren, seinen halbnackten Körper an ihrem. Ihre Haut vibrierte, alle Sinne waren aufs Äußerste angespannt. Doch er blickte sie nur aus seinen hellen, glitzernden Augen an, sie glitten über ihren Körper, als wolle er mit der reinen Kraft seines Willens ihren knappen Bikini von ihr reißen. Sie versuchte, das Gefühl zu unterdrücken, doch er lockte sie. Lockte sie mit seiner Zurückhaltung, durchbohrte sie mit seinem Blick, die Augen waren durch sein pechschwarzes Haar verhangen, doch sie leuchteten hinter ihm hervor. Ihr Mund wurde trocken, sie streckte die Hand nach ihm aus, wollte die stählerne Brust mit ihren Fingern berühren, doch er glitt mit einer übermenschlich schnellen Bewegung vor ihr zurück. Cassandra war für einen Augenblick verwirrt. Wie zum Henker hatte er das gemacht? Hatte sie auch am Kopf etwas abbekommen?
Er musste es auch fühlen. Die Spannung, die zwischen ihnen entstanden war. War er genauso verwirrt wie sie?
Oh Gott. Sie musste ihn jetzt kosten, seinen vollen Mund, seine kräftigen Arme um ihre Hüfte spüren, auf ihren Brüsten, ihrem Po. Sie war so voll Leidenschaft, dass ihr heiße Tränen in die Augen stiegen, so voll Verlangen.
»Cassandra!« Sie blinzelte und er war plötzlich fort. Er war fort und das Glühen auf ihrem Körper hielt an. Und der Schmerz in ihrem Knöchel kehrte zurück.
»Cassy. Oh mein Gott. Bist du ok?« Samantha, ihre Schwester. Sie setzte sich neben sie auf den Sand, berührte ihre Hand, die immer noch erhoben war.
»Wo ist er?«, flüsterte sie. Ihre Stimme zitterte, so atemlos war sie.
»Wo ist wer? Oh nein Cassy. Dein Fuß. Oh Gott, was ist passiert?«
»Wo ist er?«, wiederholte sie. Ihre Augen suchten den Strand ab, doch er war nicht mehr da. Er hatte eine Leere hinterlassen, ein Gefühl der Trostlosigkeit. Im selben Augenblick wusste Cassandra, dass sie Steve nie mehr lieben, ihn nie wieder berühren oder küssen konnte. Steve war wie eine Fata Morgana. Weit weg. Weit, weit weg. An seiner Stelle war klar und deutlich dieser wunderbare Mann mit den hellblauen Augen und den schwarzen Haaren gerückt. Dieser Mann, der etwas in ihr zum Leben erweckt hatte, das sie haben musste.
»Aber du musst ihn doch gesehen haben.« Fast vorwurfsvoll blickte Cassandra ihre Schwester an.
»Nein. Ich weiß überhaupt nicht, von wem du da redest.«
»Er hat mich aus dem Wasser geholt«, murmelte Cassandra.
»Dir ist kalt. Du hast einen Schock.«
»Mir ist nicht kalt.«
»Du musst zum Arzt.«
»Wie kommst du darauf?«
»Ähm … dir ist kalt. Sieht ja ein Blinder mit einem Krückstock. Und vielleicht ist die Verletzung doch schlimmer als du denkst.« Ihre Schwester sah eindeutig auf ihren Busen. Cassandra wurde rot. Ihr war keineswegs kalt und so schlimm schmerzte der Fuß auch wieder nicht.
»Komm, lass uns gehen. Tut das sehr weh?« Samantha deutete auf ihren Fuß.
»Nein. Schon gut.«
Mist. Wie konnte sie jetzt einfach abhauen? Vielleicht war der Kerl noch hier irgendwo. Oh Gott. Sie war mit ihrer Schwester nach Ibiza gekommen, um sich über ihre Gefühle zu Steve klar zu werden. Seit Jahren waren sie nun ein Pärchen. Aber Cassandra wollte sich einfach nicht auf ihn festlegen und jetzt, seit er den Entwicklerjob in Silicon Valley bekommen hatte, wollte er heiraten. Ihrer Beziehung den letzten Schliff geben, wie er es nannte. Wollte sie das? War Steve überhaupt der Richtige? Er war gutmütig, verlässlich, romantisch, witzig. Eigentlich alles, was ein Mann sein musste. Aber hatte er jemals diese Gefühle in ihr wachgerufen wie der fremde Mann, der sie aus dem Meer gefischt hatte? Cassandra stand auf und folgte ihrer Schwester zu den Decken. Samantha verstaute alles in dem Strandkorb, guckte ab und zu besorgt zu ihr hinüber. Cassandra klaubte ihr Kleid aus dem Sand und schüttelte es.
»Ich verstehe überhaupt nicht, dass du ihn nicht gesehen hast«, fing sie wieder von vorne an.
»Zieh dir erst den nassen Bikini aus. Komm ich helfe dir.« Cassandra knurrte genervt, als Samantha sie mit einem Handtuch vor neugierigen Blicken schützte.
»Hast du denn nicht gesehen, dass ich in Gefahr war?« Cassandra schlüpfte in Höschen und BH.
»Wen in Gottes Namen meinst du überhaupt? Nein, ich habe nicht gesehen, dass du in Gefahr warst. Erst als du im Sand gesessen hast. Herrgott, was soll ich bloß Steve sagen? Er wird mich köpfen. Ich sollte auf dich aufpassen.« Cassandra hielt inne. Steve?
»Was musst du denn Steve sagen?«
»Ich