Zu dumm zum Beten. Heiko Rosner

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Zu dumm zum Beten - Heiko Rosner

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beruhigte

      Doch so schnell wie Siebzehn an die Decke gegangen war, so schnell beruhigte er sich auch wieder. Während sich der Bläuling respektvoll verzog, musterten die ie Umstehenden den zotteligen Rasta mit skeptischer Distanz, denn was hatte der kleine Junge dem alten Mann denn getan, aber einer Rentner mit Hut meinte, es sei wirklich eine Unverschämtheit, dass die rumänischen Bettler jetzt schon ihre Kinder vorschickten, obwohl der Kleine ja wirklich sehr süß ausgesehen habe. Worauf eine mittelalte Brünette im beigen Bürokostüm über ihrer Pizza Hawaii einwarf, dass sei kein Rumäne gewesen, sondern ein anständiger deutscher Christ vom Kirchentag, an dem sich alle ein Beispiel nehmen sollte. Ob der Kirchentag denn ein Feiertag sei, wollte darauf einer aus der Laptop-Fraktion wissen. Was die Brünette mit einem vernichtenden Blick zu Siebzehn ignorierte, als wolle sie sagen: Da können Sie sehen, was Sie angerichtet haben, Sie Schnösel.

      Siebzehn kümmerte sich nicht um das Gequatsche und vertilgte die Reste seines Terra-Mare-Tellers. Damit die Fische etwas zum schwimmen bekamen, bestellte er zum Nachspülen einen doppelten Grappa, den Big G weit über dem Eichstrich einschenkte. „Besser trinken“, lautet der Tipp des Italieners, der sich geradezu rührend um Siebzehn kümmerte, fast wie ein Schwiegervater.

      Eine halbe Stunde und zwei Stonsdorfer später hatten sich die Reihen der Gäste gelichtet. Die Spülmaschine rotierte, der Pizzakoch säuberte die Bleche, es kehrte Siesta ein im kleinen italienischen Familienbetrieb. Letitia raffte eilig ihre Handtasche, angeblich ein Termin beim Friseur. Zum Abschied schickte sie ihm einen Handkuss, den er an sich vorbeifliegen ließ.

      Gar nicht drüber nachdenken, nahm sich Siebzehn vor. Vorbei, vergessen, erledigt. Sollte die blöde Ganz doch glücklich werden mit ihrem Froschprinz, den Oma für sie ausgelost hatte. Bestimmt sah er todschick aus, hatte Syphillis im Endstadium und erbte einmal den ganzen Hühnerhof. Wenn das keine Perspektiven waren. Und was hatte sie eigentlich gegen seine Jacke? Wie würde die aussehen? Verwest? Hatte sie wirklich verwest gesagt? Wie borniert war das denn? Aber selbst im Bitchfummel rumrennen, na danke. Nein, er regte sich nicht auf. Er hatte die Dinge im Griff. Wie immer.

      Nach dem dritten Stonsdorfer.

      Grazziano setzte sich neben ihn und schlug Siebzehn aufmunternd auf die Schulter: „Du nicht ärgern wegen Christenkind. Sind alle wusch im Kopf. Habe viel Besseres. Gibt Geld aus dem Himmel. Viele Geld sogar.“

      Einen ganz kurzen Moment überlegte Siebzehn, ob er Big G fragen sollte, was ihm dabei einfiel, seine Tochter in die Hände eines italienischen Geflügelgrappschers mit Schuppenflechten am Rohr zu geben, aber diese Blöße wollte er sich dann doch nicht geben. Außerdem mischte er Privates nie mit Geschäftlichem: „Viele Geld hört sich gut an“, sagte er. „Wie viele ganz genau?“

      Der stämmige Italiener lächelte vieldeutig. „Genug. Willst du erst einen Schnaps?“

      Die Frage hätte er nicht zu stellen brauchen.

      Der Einfachheit halber goß Big G gleich zwei an und stieß mit Siebzehn auf das Geld aus dem Himmel an, wie man in Italien überraschende Kontobewegungen nannte. „Aber du weißt wie immer nicht von mir.“

      „Iwo“, sagte Siebzehn und rückte noch etwas dichter an Grazziano. „Manche Dinge fallen einfach aus dem Himmel, weil der liebe Gott es so will.“

      Grazziano bekreuzigte sich: „Si“, stimmte er begeistert zu. „Fallen aus Himmel. Wie Zufall. Kann Bombe sein, kann Fortuna sein.“

      Grazziano war wie fast alle Italiener ein Fußballdoktor, der leidenschaftlich gern wettete. Und Bomben und Fortuna konnte er gut unterscheiden.

      „Also?“, fragte Siebzehn.

      „Udine“, sagte Big G. mit gesenkter Stimme, obwohl sich niemand in Hörweite befand. „Undine gegen Lazio Rom. Tipp auf 1 mit zwei Toren Abstand. Ist hundertprozentig.“

      Siebzehn runzelte die Stirn. „Wieso spielt Udine gegen Lazio? Die Meisterschaft ist doch längst vorbei?“

      „Ist irgendein neuer Cup. Hat sich Uefa-Mafia ausgedacht zum Geldmachen. Coppa Mediterraneo. Völlig diffuso.“

      „Und da gewinnt der Absteiger gegen den Tabellendritten?“, meldete Siebzehn zaghafte Zweifel an.

      „Si. Italienisch Wunder. Kommt vor.“

      „Klingt nach einem ziemlich unwahrscheinlichen Wunder.“

      Grazziano rollte lustvoll mit den Augen. „Deswegen ist ja molto prima. Zwischen Spielzeiten alles kann passieren. Die eine Mannschaft müde, die andere stronzo. Dann kommt plötzlich Ergebnis viel komisch.“

      Siebzehn begriff. Er liebte den italienischen Fußball. Er war so flexibel und selbst für Experten extrem schwer ausrechenbar.

      „Hm. Das sollte man sich durch den Kopf gehen lassen“, nickte Siebzehn. „Wie stehen die Quoten?“

      „14:1“

      „Hui.“

      „Sag ich doch. Ist Sechser im Lotto. Zwei Tore Abstand gibt Doppelgewinn. Wir teilen.“

      Siebzehn überschlug in Gedanken, was bei dem Tipp für ihn herausspringen könnte. Seine Augen begannen zu leuchten. Als es sechsstellig wurde, hörte er auf zu zählen. „Und der Tipp ist sicher?“

      „Eher schlägt Meteorit in Petersdom ein, wenn nicht sicher“, sagte Big G, als hätte er die statistische Wahrscheinlichkeit persönlich ausgerechnet. „Aber machen wie immer. Bananentipps dazwischen. Das nicht auffällt.“ Bananentipps waren solche, die auch ein betrunkener Schimpanse im Mondlicht hätte ankreuzen können, oder eine Hausfrau beim Bügeln. Hinter denen ein Einser-Zufallsteffer wie der von Udine Calzio nicht größer auffiel. „Noch Fragen?“

      „Nein. Das heißt...“ Siebzehn zögerte. „Wieviel setzen wir?“

      „5000 jeder. Hast du so viel? Sonst ich dir leihe.“

      Siebzehn pfiff durch die Zähne. „Okay.“ In Gedanken malte er weitere Nullen hinter die 5. „Gibt mein Budget gerade noch her. So gesehen, war ich schon immer ein Fan von Undine Calzio.“

      „Wem sagst du“, frohlockte Big G, aber als sein Blick über Siebzehns Schulter glitt, fror sein Gesichtsausdruck ein, als wäre Bert, das Brot im Anmarsch: „Ach herrje, da kommt Wim Tölpel.“

      „Wer?“

      Ein untersetzter Mann mit gezwirbelter Sturmfrisur, nördlichem Haaransatz und bebrilltem Rechenschiebergesicht kurvte um die Ecke des Sushi-Stands und schnaufte wie eine Dampfmaschine. In seinen Händen trug der bubenhafte Endfünfziger einen staniolverpackten Präsentkorb, der allerlei Leckereien, Alkoholika und in Geschenkpapier verpackten Krimskrams enthielt. Er kam mit einem Stock. Wahrscheinlich die Hüfte. Bedauernswert. Siebzehn erkannte Wim Tölpel sofort, ließ sich aber nichts anmerken. Er hofft nur inständig, dass sich der Großdenker nicht neben ihn setzen würde.

      Tat er aber doch. Einer wie Wim Tölpel brauchte Publikum, erst recht seit er als hyperventilierender Kreischkatholik keine Einladungen von den Talk Shows mehr bekam. Er knallte den Präsentkorb auf den Tresen und annektierte den einzig freien Hocker zwischen Big G und Siebzehn, als wäre er für ihn reserviert. Seine verbeulte Stoffhose war mindestens drei Nummern zu groß, unter den Ärmeln seines zerknitterten Hemdes zeichneten sich afrikagroße Schwitzflecke ab.

      „Meine

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