Philipps Entscheidung. Frank Springer

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Philipps Entscheidung - Frank Springer

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Widerstrebend zog Hans-Georg nun auch seinen anderen Stiefel und Socken aus und krempelte seine lange Hose hoch. Er folgte mit seinen Gummistiefeln in der Hand den anderen Kindern. Dabei schrie er öfters kurz auf, wenn er auf ein Steinchen trat.

      Wibke zeigten den Kindern noch einige weitere interessante Dinge. Obwohl sie keine ausgebildete Animateurin war, schaffte sie es mit ihrer ansprechenden Art, alle Kinder in ihren Bann zu ziehen. Selbst Philipp vergaß für einige Zeit, Trübsal zu blasen. Er bemerkte, dass Josephine mehrmals seine Nähe suchte, während er sich bemühte, ihr aus dem Weg zu gehen. Es war bereits kurz vor Mittag, als die Kinder in die Pension zurückkehrten. Aufgeregt zeigten sie ihren Eltern ihre Funde und berichteten ausführlich über ihre Entdeckungen. Hans-Georg ließ sich wegen seiner nassen Füße von seiner Mutter trösten.

      Am Nachmittag hatte es die Sonne endlich geschafft, die Luft zu erwärmen. Der Wind hatte sich weiterhin abgeschwächt, so dass nur noch ein leichtes Lüftchen wehte. Die Gäste gingen wieder an den Strand. Philipp legte sich auf sein Badehandtuch und las weiter in seinem Abenteuerroman. Er war froh, dass sich seine Schwester Isabelle und Josephine irgendwie miteinander beschäftigten. So kam er immerhin in Ruhe zum Lesen.

      Er hatte gerade ein Kapitel beendet und blickte von den Seiten auf, als er sah, dass Wibke vom Haus her in Richtung auf das Wasser lief. Sie trug einen einteiligen Badeanzug, wie ihn Sportlerinnen tragen. Nun konnte Philipp sehr viel besser erkennen, dass sie tatsächlich ein Mädchen war. Ihr weiter Pullover hatte das bisher vollständig verborgen.

       Als sie an ihm vorbeilief, rief er ihr zu: „Hallo Wibke, willst du schwimmen?“

       Sie stoppte kurz und antwortete: „Ja klar, wonach sieht es denn sonst aus?“

       Philipp fragte: „Darf ich mitkommen?“

       Wibke erwiderte: „Selbstverständlich gerne, aber ich plansche nicht nur herum, sondern möchte eine richtige Strecke schwimmen.“

       Philipp gab zurück: „Okay, ich auch. Ich bin dabei.“

       Blitzschnell sprang er auf und lief hinter Wibke ins Wasser.

      Sie schwammen beide mit kraftvollen Zügen weit aufs Meer hinaus. Erst als das Land kaum noch zu sehen war, hielten sie an.

       Wibke sagte anerkennend: „Du bist ein guter Schwimmer, Philipp.“

       Philipp antwortete stolz: „Ich habe früher im Verein trainiert. Du bist aber auch nicht schlecht, Wibke.“

       Wibke lachte und sagte: „Dann wollen wir mal sehen, wer besser ist. Wer zuerst wieder an Land ist!“

       „Einverstanden“, rief Philipp, „na, dann los!“

       Sie schwammen, so schnell sie konnten, wieder zurück zum Land. Dabei lagen sie nahezu gleichauf. Fast gleichzeitig erreichten sie den Strand, so dass keiner entscheiden konnte, wer von beiden Schwimmern zuerst angekommen war. Sie einigten sich auf ein Unentschieden.

      Die beiden mussten zuerst tief durchatmen.

       Dann sagte Wibke erschöpft: „Das tat gut. Es hat mir Spaß gemacht, mit dir zu schwimmen. Jetzt muss ich aber wieder ins Haus, meinem Vater helfen.“

       Philipp fragte: „Du arbeitest die gesamten Ferien in der Pension deines Vaters? Verreist ihr gar nicht? Unternimmst du auch nichts anderes?“

       Wibke lächelte und antwortete: „Es macht mir Spaß. Für mich ist es Abwechselung genug, wenn ich hier mit unseren Gästen etwas unternehmen kann. Mehr brauche ich nicht. Außerdem kann ich auf diese Weise mein ohnehin viel zu knappes Taschengeld etwas aufbessern. Während der Ferienzeit schafft es mein Vater nicht, alleine die Pension zu bewirtschaften. Eine Hilfskraft können wir uns nicht leisten. Daher ist er ganz froh, wenn ich ihm helfe.“

      Philipp hatte in seinen Leben bisher noch nicht gearbeitet. Er hatte auch nie die Notwendigkeit dazu gesehen, da ihm seine Eltern immer ausreichend Taschengeld gaben und auch sonst versorgten. Nun sah er aber ein, dass dies keinesfalls selbstverständlich war.

       Philipp sagte nachdenklich: „Das kann ich verstehen.“

       Wibke fuhr fort: „Später werde ich vielleicht Touristik studieren. Dabei kann ich die praktischen Erfahrungen sicherlich gut gebrauchen, die ich hier sammeln kann. Bis dahin ist aber noch etwas Zeit.“

       Philipp fragte: „Wie alt bist du denn?“

       Wibke antwortete: „Vierzehn, eigentlich schon vierzehn ein halb.“

       Philipp sagte: „In zwei Monaten werde ich auch vierzehn.“

       Wibke unterbrach: „So, wir haben genug erzählt. Ich muss schnell in die Küche, sonst bekommst du heute kein Abendessen. Bis nachher.“

       Mit diesen Worten wendete sich Wibke ab und lief zum Haus zurück.

      Das Abendessen, das Wibke zusammen mit ihrem Vater zubereitet hatte, schmeckte wieder einmal vorzüglich. Die frische Seeluft, die Eindrücke des Tages und nicht zuletzt das reichliche Mahl hatten alle müde gemacht. Philipp ging mit seiner Schwester Isabelle in das gemeinsame Zimmer. Sie wollten sich für die Nacht fertig machen und früh schlafen gehen. Isabelle verließ das Zimmer wie an den beiden Tagen zuvor, da sie sich im Badezimmer umziehen wollte. Jedoch kehrte sie kurz darauf unverrichteter Dinge zurück.

      Philipp wunderte sich darüber.

       Isabelle beschwerte sich: „Das Badezimmer ist besetzt. Da komme ich in der nächsten Zeit nicht hinein. Deine Freundin nimmt gerade ein ausgiebiges Bad.“

       Erstaunt fragte Philipp: „Welche Freundin?“

       Isabelle antwortete: „Ich meine Josephine.“

       Philipp war überrascht: „Wie kommst du denn darauf? Josephine ist doch nicht meine Freundin.“

       Isabelle entgegnete gelassen: „Es ist sehr offensichtlich. Sie will was von dir. Alle haben es schon bemerkt. Selbst deine kleine Schwester Mimmi ahnt es.“

       Philipp beschwichtigte: „Völliger Unsinn. Josephine ist es nur langweilig wie allen hier. Daher sucht sie eben nach Abwechselung. Du könntest mit ihr ja etwas unternehmen, so typische Mädchensachen eben.“

       Isabelle berichtete: „Das habe ich schon versucht, aber sie wollte nicht. Josephine interessiert sich lieber für Jungs. Sie hat mich nur nach dir ausgefragt. Um ehrlich zu sein, so eine große Auswahl an Jungs hat sie hier nicht und du siehst zudem recht gut aus.“

       Philipp musste Isabelle recht geben, zumindest was die Auswahl betraf. Es machte ihn jedoch höchst misstrauisch, dass Josephine seine Schwester über ihn ausgefragt hatte.

       Empört fragte er: „Was hast du Josephine über mich erzählt?“

       Isabelle antwortete verlegen: „Nichts, nichts Besonderes jedenfalls.“

       Philipp kannte seine Schwester besser und wusste, wie gerne sie alles herumerzählte. Er musste nun davon ausgehen, dass Josephine sämtliche peinlichen Einzelheiten über ihn wusste.

      Um jeglichen Verdacht von sich abzuwehren, sagte er: „Ich finde Josephine sehr aufdringlich. Das ist richtig lästig.“

       Isabelle bestätigte: „Ja, das stimmt. Besonders zurückhaltend und feinfühlig geht sie dabei nicht gerade vor.“

       Philipp

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