Philipps Entscheidung. Frank Springer
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Schmollend legte sich Philipp die Schwimmweste doch an. Er war wütend auf Wibke, da er sich vor den anderen Kindern wieder einmal blamiert hatte.
Mit vereinten Kräften schoben die Kinder unter Anleitung von Wibke das Boot vom Strand ins flache Wasser.
Bevor sie einstiegen, verteilte Wibke die Aufgaben: „Hans-Georg geht ans Ruder und steuert das Boot.“
Philipp widersprach ihr wütend: „Was, diese Landratte willst du ans Steuer lassen? Kann ich das nicht lieber machen?“
Wibke schaute Philipp böse an und sagte ruhig zu ihm: „Selbstverständlich bin ich mir sicher, dass Hans-Georg das kann. Glaubst du etwa, nur weil du in Hamburg wohnst, dass du besser ein Segelboot steuern kannst? Außerdem brauche ich dich als Vorschoter. Das ist auch eine sehr wichtige Aufgabe.“
Philipp musste Wibke recht geben. Von der Schifffahrt selbst hatte er nicht viel Ahnung, obwohl er in der Nähe eines der größten Seehäfen der Welt wohnte. Zwar wusste er, wo Steuerbord und Backbord waren, und konnte auch einen Öltanker von einem Stückgutfrachter unterscheiden, aber wie man mit einem Segelboot fuhr, hatte er nie gelernt.
Zu Isabelle und Josephine sagte Wibke: „Ihr beiden passt auf, dass die beiden Kleinen nicht über Bord gehen. Außerdem brauche ich euch als Gegengewichte. Dazu müsst ihr euch auf die Luvseite setzen. Das ist die Seite vom Boot, von der aus der Wind weht.“
Mimmi krähte: „Und was sollen Lenni und ich machen?“
Wibke schmunzelte: „Ihr beiden könnt das Kielschwein füttern.“
Lenni fragte erstaunt: „Was? Gibt es hier auf dem Boot ein kleines Schwein, ein Meerschwein?“
Wibke musste über den Witz lachen, den Lenni unabsichtlich gemacht hatte.
Sie erklärte den Kindern: „Nein, leider nicht. Das Kielschwein ist das Teil, mit dem der Mast am Kiel des Bootes befestigt ist. Es ist also gar kein Tier. Wenn man an Bord eines Schiffes Landratten auf den Arm nehmen möchte, dann schickt man sie das Kielschwein füttern.“
Die Kinder stiegen ins Boot ein. Zuerst mussten sie die Segel setzen. Wibke zeigte ihnen, wie das ging und half dabei tatkräftig mit. Dann nahmen die Kinder ihre zugewiesenen Plätze im Boot ein. Wibke selbst übernahm das Großsegel. Es wurde ganz schön eng mit sieben Personen in dem kleinen Segelboot. Ganz hinten saß Wibke mit Hans-Georg, an der Seite nahmen Isabelle und Josephine Platz und die beiden Kleinen wurden mitten ins Boot verfrachtet. Philipp saß weit vorne, da er als Vorschotmann das Vorsegel bedienen sollte. Dort war er von den übrigen Kindern ein wenig entfernt. Immerhin konnte er so etwas Abstand zu Josephine halten.
So segelten sie los. Da sie gegen den Wind fuhren, mussten sie kreuzen. Das heißt, sie mussten einen Zickzackkurs fahren. Dadurch machten sie in regelmäßigen Abständen eine Wende. Philipp bediente die Vorschot. Das war die Leine, die an der hinteren, unteren Ecke des vorderen Segels befestigt war. Mit ihr musste er das Segel richtig zum Wind stellen. Das war besonders während der Wenden schwierig. Wibke gab klare Anweisungen und Philipp versuchte, sie auszuführen. Das gelang ihm nie auf Anhieb richtig und er musste unter Wibkes Anleitung nachbessern.
Hans-Georg hielt sich krampfhaft an der Ruderpinne fest. Wibke legte ihre Hand behutsam auf seine Hände und korrigierte sanft das Steuer. Isabelle und Josephine mussten bei jeder Wende unter dem Großbaum hindurch auf die andere Seite des Bootes krabbeln, damit es dort mehr Gewicht gegen den Winddruck hatte. Es wäre vermutlich einfacher gewesen, wenn Wibke das Boot alleine gesegelt hätte, aber sie wollte alle Kinder mit einbeziehen, damit jeder seinen Spaß dabei hatte. Selbst Mimmi und Lenni hatten ihre Freude an der Bootsfahrt, obwohl sie keine Aufgaben an Bord hatten.
Philipp hätte nie gedacht, dass Segeln so anstrengend sein konnte. Er kam ganz schön ins Schwitzen. Wibke war nie ganz zufrieden mit ihm. Dennoch kam er mit seiner Aufgabe als Vorschotmann immer besser zurecht. Nach der siebten oder achten Wende musste er kaum noch korrigieren. Er gewöhnte sich daran und die Bootsfahrt fing an, auch ihm Spaß zu machen. Jedoch dann unterlief Philipp eine Unachtsamkeit, da er sich inzwischen zu sicher fühlte. Bei der nächsten Wende reagierte er zu spät auf das Kommando von Wibke. Er wurde nervös und passte nicht richtig auf. Als sich das Schiff von der einen auf die andere Seite neigte, verlor er das Gleichgewicht. Philipp versuchte sich festzuhalten, aber an dem glatten Schiffskörper fand er keinen Halt. Er rutschte ab und fiel in hohem Bogen ins Wasser.
Hier draußen weit ab vom Strand war das Wasser doch spürbar kälter. Es war für Philipp ein großer Schrecken, so völlig unvorbereitet darin einzutauchen. Jetzt war er froh, dass er eine Schwimmweste trug. Sie half ihm ganz erheblich, über Wasser zu bleiben. Wibke reagierte sofort und fuhr mit dem Boot ein Mann-Über-Bord-Manöver, wie sie es gelernt hatte. Sie drehte um und kam mit dem Segelboot fast direkt neben Philipp zum Stehen. Das war gar nicht so einfach mit einem Wasserfahrzeug, das nur vom Wind angetrieben wurde. Philipp schwamm zwei Züge zum Boot. Wibke streckte ihm ihre Hand entgegen und half ihm hineinzuklettern.
Als Philipp wieder im Boot saß, zog er sein nasses T-Shirt aus. Wibke zog sich ihren Sommerpullover aus und gab ihn Philipp, damit er nicht fror. Nun musste sich Philipp zu Mimmi und Lenni setzen. Josephine übernahm jetzt an Philipps Stelle die Vorschot. So machten sie sich wieder auf den Weg und setzten ihren Segeltörn fort.
Bei der nächsten Wende sagte Wibke voller Anerkennung zu Josephine: „Das machst du sehr gut, Josephine. Woher kannst Du das?“
Josephine antwortete: „Bei uns im Süden gibt es große Seen, auf denen man segeln kann. Mein Onkel hat ein Segelboot. Dort bin ich schon einige Male mitgesegelt.“
Wibke fuhr fort: „Warum hast du das nicht gesagt? Dann hätte ich dich gleich als Vorschotmann eingeteilt.“
Josephine lächelte zufrieden.
Philipp schmollte. Er hatte sich mit seinem unfreiwilligen Bad ein weiteres Mal vor allen blamiert und war nun zum Babysitter degradiert worden. Selbst Josephine und Hans-Georg konnten besser segeln als er. Er ärgerte sich auch über den unnötigen Streit mit Wibke über die Schwimmweste und Hans-Georg. Am liebsten wollte Philipp jetzt alleine sein, aber hier auf dem kleinen Boot konnte er sich nirgendwohin zurückziehen. Wie er so trübsinnig dasaß und grübelte, fiel ihm auf, dass Wibkes Pullover, der ihn jetzt wärmte, angenehm duftete. Es war ein merkwürdiger Geruch, der nicht zu beschreiben war. Er hielt sich den Ärmel vor die Nase und sog den Duft ein.
Sie kreuzten noch einige Male und fuhren danach mit dem Wind an Land zurück. Kurz vor Mittag erreichten sie den Strand.
Wibke sagte zu Philipp: „Am besten erzählst du niemandem, dass du über Bord gegangen bist, Philipp. Möglicherweise lässt mich mein Vater sonst nicht mehr mit euch segeln.“
Sie bat ebenfalls die anderen Kinder, nichts von Philipps Missgeschick zu erzählen.
Philipp nahm sein nasses T-Shirt und lief damit rasch in sein Zimmer. Dort wollte er trockene Kleidung anziehen, da auch seine Badehose noch etwas feucht war. Bei dem Wind auf See hatte er gar nicht bemerkt, wie schön das Wetter inzwischen geworden war. Es war sehr warm und sonnig. Daher zog er sich seine Bermudashorts und ein buntes Shirt an. Seine nassen Sachen legte er auf die Fensterbank zum Trocknen und beeilte sich, zum Essen zu gehen. Er kam gerade noch rechtzeitig zum Mittagessen in den Speiseraum. Die anderen Kinder waren bereits alle dort.
Philipps Mutter fragte besorgt: „Wieso kommst du so spät?“
„Ich hatte noch etwas Wichtiges zu erledigen“, antwortete Philipp ausweichend.
Nach