Wohlstand, Demokratie und weiter?. Robert Kiauka
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Wohlstand, Demokratie und weiter? - Robert Kiauka страница 8
Wie gesagt, irgendwann kommt eben der Punkt, wo es nicht mehr weiter geht, die Häuserpreise steigen nicht mehr, es finden Zwangsräumungen und -Verkäufe statt, zuerst bei den Schuldnern, die ihre Raten gar nicht bezahlen können. Und aufgrund des somit steigenden Angebotes fallen die Immobilienpreise weiter. Irgendwann trifft es dann auch eigentlich solvente Schuldner, z. B. weil jetzt weniger Whirlpools verkauft werden und deswegen jemand weniger Gehalt bekommt oder insbesondere auch, weil die Baubranche wieder schrumpft und Arbeitskräfte entlässt, es entsteht eine Abwärtsspirale, die Blase platzt. Während für Insider dies schon länger abzusehen war, haben z. B. einige deutsche Landesbanken noch sehr spät zugegriffen und hielten damit die faulen Kredite, als der Schneeball kollabierte. Diesen Punkt markierte in der Öffentlichkeit der Zusammenbruch von Lehman Brothers. Aus dem schlechten Abschneiden der Landesbanken wurde in Deutschland gerne gefolgert, dass der Staat eben nicht der bessere Banker sei. Andererseits wurden die Sparkassen, die auch staatliche Geldhäuser sind, als Beispiel für gute Banken gesehen, schließlich waren die kaum in die Subprime-Blase verstrickt. Ein Widerspruch? Nicht wirklich, denn beide Argumente sind etwas oberflächlich. In den Landesbanken hatte man einfach irgendwann das Dollarzeichen in den Augen und entschied sich daher, das eigentliche Geschäftsmodell zu erweitern und so Gewinn zu machen. Der Durchblick fehlte dort offensichtlich, aber andererseits haben die Landesbanken die Blase auch nicht so aktiv und teilweise sehenden Auges angeheizt wie die Investment-Banken, die die toxischen Kredite zu Paketen gebündelt und weitergereicht haben. Die Deutsche Bank spielte dabei ganz vorne mit: 2007 belegte sie Platz 3 unter den größten Ausstellern von verbrieften Immobilienkrediten. Schuster bleib bei deinem Leisten wäre den Landesbanken wohl gut bekommen. Letzteres beherzigten wiederum die Sparkassen, für die das Geschäft mit den US-Immobilien-Krediten wohl einfach eine Nummer zu groß war. Ein Ausbund an Tugend waren und sind sie deshalb noch lange nicht, denn auch dort standen die eigenen Provisionen häufig genug im Vordergrund und gemessen an ihren Bilanzen haben dort manche Vorstände besser verdient als etwa Deutsche Bank-Chef Ackermann seinerzeit25.
Es versteht sich von selbst, dass hier eine Unzahl von Details unberücksichtigt blieb, mir war wichtig, das Wesentliche herauszustellen, ohne so viele Einzelheiten aufzuführen, dass der Blick für das Ganze verloren geht. Mittlerweile sind wir bei den eingangs des Abschnitts erwähnten Ereignissen angekommen:
Subprime: die Folgen
Schon infolge der Lehman-Insolvenz kam es zu Wirtschaftseinbrüchen. Jetzt sind die Banken über eine Unzahl verschiedener Finanzinstrumente miteinander verstrickt und faule Kredite gab es nicht nur bei Lehman. Damit war klar, dass es zu einer gewaltigen Wirtschaftskrise kommen würde, wenn man sich nicht etwas einfallen lassen würde. Das hat man getan und heraus kamen neben Notkrediten der Zentralbanken Stützungen durch die Staaten, die Garantien für notleidende Wertpapiere wie die Verbriefungen übernahmen. Oder indem marode Banken gleich ganz verstaatlicht wurden, wie die Hypo Real Estate (HRE), für die jeder Einwohner in Deutschland im Schnitt mit etwa 1400 Euro bürgte. In den USA wurden zur Rettung der AIG insgesamt 182 Milliarden Dollar bereitgestellt, wovon die Deutsche Bank 2,6 Milliarden erhielt26. Darüber hinaus hörte man nicht mehr häufig, welche Bank denn nun welche Hilfen erhielt. Das hing mit dem SoFFin zusammen, der in Deutschland mit einem Volumen von 480 Milliarden Euro eingerichtet wurde. Unter dem Druck der drohenden Krise beschloss der Bundestag dazu 2008 das notwendige Gesetz, in dem er die Verwendung des Geldes nicht nur ermöglichte, sondern sich selber auch jeder weiteren Kontrollmöglichkeit beraubte. Heißt: Welche Bank welche Hilfen oder Bürgschaften zu welchen Konditionen bekam, entschieden Teile der Regierung und hielten es geheim. Es wurde nur ein Ausschuss des Parlamentes informiert, ohne Mitspracherecht und ohne Recht, die Informationen weiter zu geben27. Begründet wurde die Geheimhaltung mit einer ansonsten befürchteten Destabilisierung der betroffenen Banken. Die Politik stand damals mit dem Rücken zur Wand. Besonders deutlich wurde das, als Finanzminister Steinbrück und Kanzlerin Merkel gemeinsam an die Öffentlichkeit gingen und versprachen, der Staat garantiere die Einlagen der Bürger. Damit niemand einen Euro verliere, so Steinbrück. Das war schon bemerkenswert. Jetzt sollten die Bürger neben den Banken also auch noch sich selber retten, denn nichts anderes hieß das ja eigentlich. Tatsächlich ging es aber nicht wirklich um die Garantien der Spareinlagen, sondern darum, einen sogenannten Bankenrun zu verhindern. Gemeint ist, dass nicht alle Leute aus Angst um ihr Geld sich ihre Kontoguthaben in bar auszahlen lassen sollten, denn das hätte unweigerlich zum Zusammenbruch der Banken geführt. Warum? Dazu machen wir eine kleine Exkursion in unser Geldsystem:
Das Schuldgeldsystem
Vielleicht haben Sie schon einmal Monopoly gespielt? Besonders während meiner Studienzeit habe ich gerne mit solchen Brettspielen meine Freizeit verbracht und üblicherweise haben wir uns dabei an die beiliegenden Regeln gehalten. Im Falle von Monopoly heißt das: Entweder hat man genug von dem Papierspielgeld für eine Aktion, oder man kann sie eben nicht ausführen. Wenn man jetzt aber neben dem mitgelieferten Papierspielgeld auch Zahlungsversprechen in Form von Schuldscheinen zulässt, kann man das Spiel ganz ordentlich tunen: Vielleicht möchten Sie von einem Mitspieler die Schlossallee haben. Er fordert dafür die Poststraße und 20 000 Euro. So viel Spielgeld haben Sie gerade nicht, bieten ihm aber dafür das schriftliche Versprechen, ihm das Geld zu geben, sobald Sie wieder bei Kasse sind. Deal! Zurück zum Thema: Bis vor einigen Jahren hatte ich noch die Vorstellung, dass Geld, also Euro bei uns, dem Spielgeld bei Monopoly nach den beiliegenden Regeln entspricht. Das heißt, entsprechend, wie die Bank bei Monopoly Papierspielgeld ausgibt, welches dann im Umlauf ist, gibt die Zentralbank Geld aus, sei es als Banknoten oder elektronisch auf Konten, welches so in den Umlauf kommt. Dieses Geld kann gespart, ausgegeben oder auch verliehen werden. Banken leihen sich dann Geld zu geringen Zinsen von Kunden in Form von Spareinlagen oder auch von der Zentralbank und verleihen es als Kredite zu höheren Zinsen weiter. So weit die Vorstellung, die nicht nur ich hatte, wie ich aus diversen Gesprächen weiß. Tatsächlich läuft es eher so, wie mit den Schuldscheinen. Geld, das ein Kunde auf seinem Bankkonto hat, ist nur ein Zahlungsversprechen, für das die Bank nur die sogenannte Mindestreserve von derzeit 1 % in Europa auf ihrem Konto bei der Zentralbank halten muss28. Wenn Sie bei der Bank einen Kredit über, sagen wir mal 10 000 Euro, aufnehmen, stellt sie Ihnen auf Ihrem Konto so ein Zahlungsversprechen aus. Das kann die Bank einfach so, ohne dafür irgendwoher anderes Geld zu nehmen. Sie muss lediglich 1 % von 10 000 Euro, also 100 Euro, dafür auf ihrem Zentralbankkonto aufweisen oder hinterlegen. Sie können sich die 10 000 Euro jetzt in bar auszahlen lassen, wahrscheinlicher aber ist es, dass sie das Geld irgendwem, sagen wir einem Händler, überweisen. Hat der Händler sein Konto auch bei Ihrer Bank, wandert das Zahlungsversprechen jetzt einfach auf dieses Konto und fertig. Hat der Händler sein Konto bei einer anderen Bank, überweist Ihre Bank der Bank des Händlers 10 000 Euro vom eigenen Zentralbankkonto auf das Zentralbankkonto der Händlerbank, wofür Ihre Bank dort dieses Geld auch benötigt. Dafür kommen mehrere Möglichkeiten in Betracht: Im einfachsten Fall überweist jemand umgekehrt die gleiche Summe von einem Konto der Händlerbank auf ein Konto Ihrer Bank. Dann gleichen sich beide Forderungen aus und ihre Bank hat die 10 000 Euro für ihren Kredit neu geschöpft. Ebenso,