Die STERNENKÖNIG - Saga. P.K. Stanfay
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II
Fünf Tage dauerte die Belagerung, in denen die Verteidiger wahre Heldentaten vollbrachten. Aber schließlich mussten sie sich der Übermacht geschlagen geben und Batok konnte endlich in Astragol einziehen.
In der Stadt tobten noch die letzten kleinen Scharmützel, als er sich, geschützt von seiner Leibgarde, den Weg zum Königspalast bahnte. Wie immer trug er seine schwarze Rüstung und den Helm mit den gebogenen, schwarzmagischen Hörnern, der ihn unverwundbar machte. Zusätzlich zu seinem Schwert war an seinem Gürtel noch die berühmt, berüchtigte Feuerpeitsche befestigt, eine Waffe, die alles und jeden in Flammen aufgehen lassen konnte. Im Gegensatz zu seiner Garde ritt er lieber auf einem Pferd statt auf einem Canuiden. Diese „stinkenden Aasfresser“, wie er sie nannte, waren ihm einfach zuwider. Er zügelte seinen Rappen auf dem Hof des Palastes und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die vielen toten Dracs und Barbaren, die sich hier zu wahren Hügeln türmten. Die letzten Verteidiger hatten ihr Leben wirklich so teuer wie möglich verkauft.
Aus dem Palast kam ein Echsenköpfiger geeilt. Batok erkannte in ihm Krr, den Anführer der Dracs.
„Wir haben ihn“, rief er schon von weitem. Er ließ sich demütig vor ihm auf ein Knie nieder. „König Capron issst tot, mein Gebieter“, zischte er etwas atemlos.
„Wieso tot? Ich wollte ihn lebend“, grollte der Dunkle Lord.
„Die Barbaren, Herr. Ich konnte sssie nicht sssurückhalten. Ihre Wut über ihre grosssen Verlussste war sssu grosss“, kam die entschuldigende Antwort.
„Diese Schmeißfliegen sollen lernen, besser zu kämpfen“, brummte Batok ungehalten und stieg ab. „Zeigt ihn mir.“
„Sssehr wohl, mein Herr.“ Krr wieselte eifrig vor ihm her in Richtung Palast.
Im Thronsaal von Astragol hatte der STERNENKÖNIG seinen letzten Kampf gefochten. Zusammen mit einigen Getreuen der Palastwache lag er von vielen Pfeilen durchbohrt zwischen zahlreichen toten Barbaren.
Angewidert stieg Batok über die Körper, trat zu dem Leichnam Caprons und betrachtete ihn.
„Sssieht ausss wie ein Igel, nich?“ kicherte Krr.
„Halt dein dummes Maul“, raunzte ihn der Dunkle Lord an. Mitleid war zwar für ihn ein Fremdwort, aber doch empfand er so etwas wie Respekt für den Toten. „Ich wäre froh, wenn ich solche Krieger in meinen Reihen hätte“, murmelte er. Dann bückte er sich und sah sich das Schwert, das neben der Hand des Toten lag, genauer an.
Vorsichtig berührte er es mit dem Zeigefinger. Nichts geschah. Er nahm es ganz in die Hand, erhob sich und hielt es in die Luft.
„Was meinst du“, wandte er sich an Krr, „ist das ein magisches Schwert?“
„I - ich weisss nich“, stammelte der überrascht.
„Natürlich weißt du nichts“, sagte Batok abschätzig und warf die Waffe wieder zu Boden. „Das ist jedenfalls keines.“
Er sah sich noch einmal um. „Habt ihr schon alles durchsucht?“
„Wir hatten noch nicht die Ssseit“, entschuldigte sich der Echsenköpfige verlegen.
„Dann fangt damit an. Ich will die Kinder und diese magischen Waffen!“ Er wandte sich zum Gehen. „Und räumt das hier auf“, sagte er noch kalt und deutete auf die Toten.
Die beiden Trupps der Echsenköpfigen und Barbaren, die diese Aufgabe übernehmen mussten, hatten dabei eine merkwürdige Erscheinung.
Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine Gestalt in einem kobaltblauen Umhang auf. Noch ehe man reagieren konnte, breitete sie ihn über den toten König aus - ein kurzes Flirren - und beide waren verschwunden.
Nach einer kurzer Beratung beschloss man, lieber nichts davon zu melden. Denn das würde nur wieder für unnötigen Ärger mit ihren Vorgesetzten sorgen. Und den wollten sie lieber vermeiden, denn keiner von ihnen hatte Lust, mit der Feuerpeitsche Batoks Bekanntschaft zu machen.
Als der Abend hereingebrochen war, saß der Dunkle Lord auf dem Herrschersitz des ehemaligen Thronsaals der STERNENKÖNIGE und starrte missmutig in den halbvollen Becher Wein in seiner Hand. Er war unzufrieden, denn er hatte die Befehle Zathors, seines Herrn und Meisters, nur teilweise erfüllen können. Astragol war zwar jetzt in ihrer Hand und Capron tot, doch obwohl man den ganzen Palast auf den Kopf gestellt hatte, hatte man weder die Kinder des Königs noch die magischen Waffen gefunden.
Er stellte den Becher auf einem kleinen Tisch neben sich, nahm seinen Helm ab und hängte ihn auf eine der Armstützen. Ratlos strich er sich über seinen bleichen, haarlosen Schädel, der in einem krassen Kontrast zu seinen schwarzen, glühenden Augen stand. Dann stand er auf, stieg die drei Stufen des Podestes herunter und ging zu den Fenstern des Thronsaals. Er öffnete eines, beugte sich etwas hinaus und ließ die frische Nachtluft über sein Gesicht streichen.
Was sollte er jetzt tun?
Sein Blick wendete sich Richtung Norden. Wäre nicht der Glanz der Sterne gewesen, man hätte Onar, den ersten Mond, gar nicht bemerkt - denn Dunkelheit hatte ihn umfangen. Dann schaute er nach Osten und drehte mit einer Verwünschung seinen Kopf sofort weg, denn Tunar, der zweite Mond, schickte seine weichen, gelblichen Strahlen ungehindert zur Erde. Gespannt blickte er nun geradeaus, Richtung Westen, wo der Nachthimmel von dunklen Wolken bedeckt war. Doch plötzlich rissen sie auf und Drenar, der dritte Mond, erstrahlte in hellem, silbernem Licht.
Mit einem unterdrückten Aufschrei schloss er geblendet die Augen,
riss den linken Arm vor sein Gesicht und flüchtete zurück in den Schatten der Halle. Voller Wut und die hässlichsten Verwünschungen vor sich hin murmelnd ließ er sich wieder auf den Thron fallen und leerte seinen Becher mit einem Zug.
Da ertönte ein unterwürfiges Zischen vom Eingang des Saales. Batok blickte auf und erkannte Krr.
„Ich hoffe, du bringst gute Nachrichten“, knurrte er ihn an.
Demütig näherte sich der Echsenköpfige. „Diesssesss Mensssenpack issst ssstur und dickköpfig“, zischelte er. „Aber dank der ‚Überredungssskünssste’ meiner Leute“, dabei verzog sich sein Maul zu etwas, das man ein Grinsen nennen konnte, „haben wir erfahren, dasss kursss vor der Belagerung drei Männer und eine Frau mit sssechs Pferden die Ssstadt in Richtung Sssüden verlassen haben.“
„Na und? Flüchtlinge“, sagte Batok lapidar.
Krr schüttelte den Kopf. „Nicht, wenn sssie von Kommandant Angron angeführt wurden.“
„Was du nicht sagst!“ Der Dunkle Lord wurde hellhörig. „Das war doch aber nicht alles, oder?“
„Nein, mein Gebieter. Sssie hatten auch zzzwei Bassstkörbe dabei“, sagte der Echsenköpfige.
„Na endlich!“ Batok sprang wie elektrisiert auf. „Das ist endlich unsere Spur!“
„Ssspur?