Die STERNENKÖNIG - Saga. P.K. Stanfay

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Die STERNENKÖNIG - Saga - P.K. Stanfay

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Sieht aus wie ein Bastkorb.“

      Jetzt sah ihn auch Karra. „Schnell“, sagte sie, „du musst ihn rausholen bevor er die Wasserfälle erreicht.“

      „Moment mal“, protestierte Kratos. „Seit wann sind mir Flossen gewachsen?“ Und bereute diesen Satz sogleich, als sich Karra erbost vor ihm aufbaute.

      „Und s e i t w a n n versagt der König der Großen Grauen Wölfe jemandem seine Hilfe, wenn er in Not ist?“ knurrte sie leise und schüttelte enttäuscht den Kopf. „Und das vor den Augen deiner Kinder.“

      „Ist ja schon gut“, brummelte er mit Verzeihung heischendem Blick. „Du hast ja Recht.“ Dann setzte er sich in Bewegung und trabte über die Wiese zum Fluß hinunter.

      „Beeil dich, bitte“, rief sie ihm hinterher.

      Während seines Weges nach unten hatte Kratos den Bastkorb keine Sekunde aus den Augen gelassen und ihm wurde klar, das er sich schnell etwas einfallen lassen musste. Er war zwar ein guter Schwimmer und es stand auch außer Zweifel, das er den Korb erreichen würde. Doch angesichts der immer stärker werdenden Strömung und mit der zusätzlichen Last würde er es nie und nimmer rechtzeitig ans rettende Ufer schaffen.

      Als er den Fluß erreichte, war der Bastkorb schon an dieser Stelle vorbeigeschwommen. Er hetzte ihm über dem steinigen Uferstreifen hinterher und als sie endlich auf Augenhöhe waren, musste er feststellen, das der Korb immer schneller wurde, da er selber sein Lauftempo stetig erhöhen musste. Die Strömung wurde immer stärker und wenn ihm nicht bald eine rettende Idee kam, würden all seine Bemühungen umsonst gewesen sein.

      Während er noch verzweifelt hin und her überlegte, entdeckte er in einiger Entfernung vor sich einen umgestürzten Baum. Der letzte Sturm musste die mächtige Kiefer entwurzelt haben und sie war glücklicherweise so gefallen, das sie beide Flussufer wie eine Brücke verband.

      Blitzartig wusste Kratos, was er zu tun hatte und verdoppelte seine Anstrengungen. Doch viele größere und kleinere Felsbrocken, die von einer kürzlich zu Tal gegangenen Gerölllawine stammten, versperrten ihm den Weg, so das er keinen großen Vorsprung gewinnen konnte. Seine letzten Reserven mobilisierend erreichte er den Stamm, jagte auf die Baummitte zu und in buchstäblich letzter Sekunde schlossen sich seine kräftigen Kiefern um den Henkel des Korbes. Er riss ihn aus dem Wasser und in Sicherheit.

      Erschöpft, aber mit stolz geschwellter Brust hatte Kratos den Korb vor seine Frau gestellt, um sich dann erst einmal hinzulegen und zu verschnaufen.

      Neugierig beäugte Karra das Menschenkind, das in diesem Augenblick wieder zu schreien anfing.

      „Du machst ihm Angst“, knurrte Kratos.

      „Unsinn“, sagte sie. „Warum sollte es Angst haben? Es hat noch nie einen Wolf gesehen. Nein, ich denke, es hat einfach nur Hunger.“ Sie stieg vorsichtig mit den Hinterbeinen über den Korb und bot dem Säugling ihre immer noch prall gefüllten Zitzen an. Ein lautes Schmatzen zeigte deutlich, wie recht sie gehabt hatte.

      Als das Kind seinen Hunger gestillt hatte, zog sie sich zurück und legte sich neben Kratos.

      Jetzt kamen auch die vier Welpen herangetapst, allen voran Korros, der Mutigste von ihnen. Zuerst beschnüffelte er den Korb von allen Seiten und dann, mit allem gebotenen Respekt, steckte er seine Schnauze ins Innere, um zu sehen, wer oder was da so gierig auf die Milch seiner Mutter war. Vielleicht waren es seine Barthaare, die kitzelten, oder sein Atem. Jedenfalls zuckten die Ärmchen des Kindes und ein ordentlicher Nasenstüber ließ ihn erschrocken drei Sätze zurück machen, wo er sich duckte und mit gesträubtem Fell ärgerlich anfing zu knurren.

      „Jetzt ist aber gut, Korros“, herrschte ihn Karra streng an.

      „A - aber Mama, es hat mich doch geschlagen“, verteidigte der sich vorwurfsvoll.

      „Das war doch nur ein Stups und dazu noch ohne Absicht“, grollte sie. „Wenn dieses Menschenkind einmal erwachsen geworden ist und dir dann noch einmal auf deine vorwitzige Nase schlagen sollte, wirst du den Unterschied schon merken. Und jetzt geh wieder spielen.“

      „Phhh“, maulte Korros. „Ich werd mal so groß und stark sein wie Vater und dann soll er mal kommen.“ Dann trollte er sich wieder zurück zu seinen Geschwistern.

      „Ja, ja.“ Karra schüttelte amüsiert den Kopf und wandte sich wieder an ihren Mann. „Apropos groß und stark. Was soll denn nun aus ihm werden?“ Und sie deutete auf den Korb.

      Kratos schaute sie durchdringend an. Die Antwort, die ihm auf der Zunge lag, schluckte er lieber wieder herunter. Ein intakter Hausfrieden war ihm wichtiger. Statt dessen fragte er: „Was hast du dir denn vorgestellt?“

      „Nun ja“, begann Karra vorsichtig, „wir könnten es doch bei uns aufziehen.“

      „Nein!“ Kratos sprang auf. „Deine Muttergefühle in allen Ehren, aber das würde gegen die uralten Gesetze der Meute verstoßen!“

      „Aber ...“, setzte Karra wieder an.

      „Ich habe gesagt - nein!“ donnerte er. „Und das ist mein letztes Wort!“ Er wandte sich von ihr ab. „Lass mich nachdenken“, knurrte er und fing an, hin und her zu laufen.

      Karra kannte ihn genau und wusste, das sie ihn jetzt in Ruhe lassen musste.

      Ihre Blicke folgten ihm und bald merkte sie, das er sich wieder beruhigt hatte und wieder zu dem besonnen Wolf wurde, den sie kannte und liebte.

      Schließlich blieb er stehen.

      „Ich werde es nach Berror bringen und König Ragador übergeben“, sagte er entschlossen. „In der augenblicklichen Lage ist das wohl der sicherste Platz für so einen kleinen Schreihals. Und außerdem“, er blinzelte ihr aufmunternd zu, „kannst du ihn dort auch jederzeit besuchen.“

      Sie lächelte dankbar zurück.

      „Schaff also die Kinder nach Hause und sage dem weisen Terros, das er in meiner Abwesenheit die Meute anführen soll. Ich werde so schnell wie möglich wieder zurück sein.“

      „Aber es sind wenigstens zwei Wolfsmärsche bis nach Berror“, wandte Karra ein. „Wie willst du das Kind unterwegs ernähren? Ich denke, du wirst mich mitnehmen müssen.“

      Kratos überlegte kurz. „Du hast Recht. Wir bringen die Kleinen zusammen zurück und brechen dann gemeinsam nach Berror auf.“

       II

      Die Wälder der Lupoden umschlossen die gesamte Nordflanke des Mossoc-Gebirges wie ein Gürtel. Ihre westliche Grenze war der Astron, während etwa nach zwanzig Tagesmärschen in östlicher Richtung die ehemaligen Gebiete der Waldmenschen begannen. Nach Norden hin wurden die Bäume immer öfter von Sträuchern und Gras abgelöst, bis sie schließlich ganz verschwunden waren und die weite Ebene von Astragol begann, wo sich Angrons Schicksal erfüllt hatte.

      Etwa auf halber Höhe des Mossoc-Gebirges hörten die Wälder der Lupoden urplötzlich auf und der Blick wurde frei auf eine tiefe und sehr breite Schlucht. Wie von dem gewaltigen Axthieb eines sagenhaften Riesen geschlagen, zog sie sich, etwas oberhalb der Wasserfälle von Pales beginnend, fast um den gesamten Nordhang. Doch wie man auch lief und suchte, es gab nur einen einzigen Übergang. Ein von den Launen der Natur geschaffenes, etwa zwanzig Meter breites, gewaltiges Felsviadukt war die einzige

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