Sinja und die Zaubergeige. Andreas Milanowski

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Sinja und die Zaubergeige - Andreas Milanowski

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sind, falls wir es nicht schaffen sollten, in die `Fermata´ zu gelangen.“

      Emelda nickte zustimmend und so machte sich Amandra sofort daran, eine Botschaft an `Jambus´ zu verfassen. Die Nachricht wurde um das rechte Beinchen des `Glissando´ gewickelt und der Vogel damit auf die Reise geschickt. Mittlerweile war schon einige Zeit ins Land gegangen und der Sonnentanz soweit fortgeschritten, dass die Dämmerung bevorstand.

      Es würde nicht mehr lange hell sein. Darauf hatten die Elfen gehofft.

      Die Moroks auf ihren Gifhars waren nicht ganz so schnell vorangekommen, wie sie sich das erhofft hatten, aber immerhin schon so nah, dass Amandra und Emelda einzelne Figuren unterscheiden konnten. Die Staubwolke, die sie hinter sich herzogen, kam immer näher und wurde immer größer.

      Das Gruselige an Angriffen der Morendianer war die absolute Stille, in der sie stattfanden. Egal, ob die Naurons mit ihren dunklen Reitern, die Gifhars oder die Moroks angriffen, alles fand immer ohne einen Ton oder ein Geräusch statt, solange sie in Reichweite des `Unerhörten´ waren und unter seiner telemagischen Kontrolle standen. Erst, wenn sie sich aus dem unmittelbaren Machtbereich ihres Herrschers entfernten, waren Geräusche überhaupt möglich. Bis dahin gab es weder Schreie noch Hufgetrappel, kein Surren von Pfeilen, kein Wiehern oder Schnauben, nichts, was man hätte hören können, allenfalls ein `tschak´, wenn ein Pfeil irgendwo einschlug oder stecken blieb. Alles ansonsten Hörbare wurde durch die Telemagie des `Unerhörten´ aufgesogen, wie von einem Schleier bedeckt und damit unhörbar gemacht. Das gab den Attacken etwas Gespenstisches. Weil man es nicht hören konnte, wollte man nicht glauben, dass etwas kam, solange bis es da war. Dann war es zu spät.

      Amandra und Emelda hatten allerdings schon so oft gegen Trupps der Moroks kämpfen müssen, dass sie sehr genau wussten, was kommen würde und sie bereiteten sich darauf vor. Bald würde der Sturm über sie hereinbrechen.

      15 Ranguun - Spione in der Dunkelheit

      Bis obenhin bepackt und mit schweren Schritten machten sich die drei auf den Weg. So, wie der Baum sie willkommen geheißen hatte, indem er Sinja und Cichianon Stufen bereitete, so verabschiedete er die drei Wanderer jetzt. Sie wurden mit ihrem Gepäck am Stamm hinunter geleitet und sicher am Boden abgesetzt.

      "Wow!", entfuhr es Sinja, "das ist mal ein Service!"

      "Ooooouuuuuuuf Wüüüüderrrrsööööööhäääään!", brummte der Baum.

      Sinja fühlte den Klang seiner tiefen Stimme als leises Zittern in ihrem ganzen Körper. Kaum, dass dies geschehen war, schloss sich die Eingangspforte und der Baum sah aus, wie ein ganz normaler Baum, der hier schon immer gestanden hatte. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass er bis eben noch bewohnt war von Lebewesen, die erheblich größer waren, als Vögel. Auf diese Weise lebten die Elfen und Pflanzen des Waldes seit den alten Zeiten zusammen, zu gegenseitigem Nutzen. Die Elfen hatten Schutz und eine Bleibe und die Pflanzen, vor allem die Bäume wussten, dass sie gut behandelt würden. Niemals hätte ein Elf grundlos einen Baum verletzt und selbst wenn es notwendig war, eine Botschaft oder Nachricht in seine Rinde zu ritzen, fragten die Elfen vorher um Erlaubnis. Das war für die Bäume keine große Sache. Sie waren von den Menschen viel Schlimmeres gewohnt.

      Es war eine Frage des Respekts, den die Elfen den anderen Waldbewohnern entgegenbrachten.

      "Auf Wiedesehen", sagten auch Ferendiano und Gamanziel.

      Nach dem Abschied kämpften sich die drei den Abhang hinauf, schauten sich noch einmal um, sagten auch dem See leise und wehmütig `Auf Wiedersehen´ und begaben sich auf die nächste Etappe der Reise.

      Der Weg auf dieser Seite des Waldes war bei weitem nicht so komfortabel wie einige Zeit vorher bei der Anreise. Der Pfad war enger und dichter bewachsen und Sinja, die auf Allegros Dienste verzichten musste und außerdem das Marschieren mit Gepäck nicht gewöhnt war, musste immer wieder aufpassen, dass sie nicht in einem Gestrüpp hängen blieb und stürzte. Einmal hingefallen, wäre das Aufstehen mit ihrer Last ohne Hilfe nicht mehr möglich gewesen.

      „Warum ist dieser Weg so komplett anders als auf der anderen Seite des Sees“, wunderte sich Sinja.

      „Wir gehen gerade auf die Flussseite zu und von dieser Seite her haben die Moroks sich schon das eine oder andere Mal in den Wald getraut“, erklärte Ferendiano, „weil sie sich da geschützter fühlten und sich schnell an das Flussufer zurückziehen konnten, wenn es zum Kampf kam. Die Moroks haben normalerweise im Wald gegen uns Elfen keine Chance, aber wenn sie Deckung haben oder ganz schnell ans Ufer flüchten können, dann sind sie schon mal mutig. Wir haben also diesen Teil des Waldes, sagen wir mal.... ein wenig begrünt und hatten schon viel Freude, wenn sich ein Spähtrupp beim Anschleichen im dichten Unterholz oder in unseren hübschen Schlingpflanzen hier verheddert hat. Es sieht sehr lustig aus, wenn vier wütende Moroks versuchen, sich aus dem Gestrüpp zu befreien. Das sieht dann aus, als würden sie tanzen wie Rumpelstilzchen ums Feuer. Wir waren dann manchmal vor lauter Lachen nicht mehr imstande, sie ordentlich zu verprügeln, aber ich glaube, dass wir sie ausgelacht haben, hat sie mehr geschmerzt, als wenn wir sie erschlagen hätten.“

      „Aha!“, sagte Sinja, „dann ist das sozusagen eine Schutzmaßnahme. Verstehe! Aber warum müssen wir dann jetzt auch da durch. Wenn ich das richtig gesehen habe, könnt ihr doch eigentlich ganz gut mit dem Wald. Wäre es dann nicht möglich, den Weg für uns ein kleines bisschen freier zu machen?“

      Sinja hatte zu dieser Frage ihr charmantestes Lächeln aufgesetzt, zu dem sie in diesem Moment in der Lage war. Sie klimperte noch ein wenig mit den Augen dazu und hoffte, dass Ferendiano es trotz der Dunkelheit noch sehen würde. Er hatte es gesehen, musste auch ein wenig schmunzeln, aber es half nichts.

      „Das fände ich auch wunderbar, Sinja, es würde vieles vereinfachen.

      Wir wissen aber nicht, wer uns folgt“, erklärte er, „auch wenn das jetzt etwas lästig und anstrengend ist, ist es für uns sicherer, das Gestrüpp um uns herum zu haben. Du wirst dich allmählich daran gewöhnen, glaube mir.“

      „Wenn du es sagst“, antwortete Sinja und rollte genervt die Augen. „Ich habe mich ja auch daran gewöhnt, die Berufene zu sein. Wie du siehst, bin ich äußerst anpassungsfähig.“

      Sinja lächelte zu diesem Satz etwas gequält und jetzt musste sogar Gamanziel lachen. Insgeheim bewunderte sie Sinja, die vor einiger Zeit noch nicht das Geringste von der Existenz Dorémisiens geahnt hatte. Jetzt war sie, unter höchster Gefahr, Teil einer Unternehmung, von der sie eigentlich fast nichts wusste. Sie glaubte einfach nur, dass es richtig sei und folgte ihrem Herzen.

      „Ja, das bist du, Sinja Wagemut – und noch viel mehr. Ich hoffe, du weißt mittlerweile, dass wir deinen Einsatz für unsere Sache sehr schätzen.“

      „Wenn ich nur endlich wüsste, wofür ihr ausgerechnet mich braucht, aber mittlerweile glaube ich, dass es seine Richtigkeit hat, dass ich hier bin.“

      Von diesem Moment an gingen sie schweigend weiter. Sie hatten Sinja in die Mitte genommen und liefen so hintereinander her. Hier und da knackte ein Ast oder raschelten ein paar Blätter. Ab und zu streifte ein leichter, kühler Wind durch die Büsche und Bäume. Gelegentlich fiel etwas Kleines, Leichtes vom Baum, vielleicht eine Eichel oder Buchenecker oder eine andere Frucht oder etwas ganz Anderes?

      Wenn man nachts im Wald unterwegs war und nichts oder wenig sehen konnte, war alles, was man hörte mindestens doppelt so laut wie am Tag. Das wusste Sinja von einer Nachtwanderung, die sie einmal mit ihren Klassenkameradinnen unternommen hatte und trotzdem

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