Sinja und die Zaubergeige. Andreas Milanowski

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Sinja und die Zaubergeige - Andreas Milanowski

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schaute in eine unermesslich weite Ebene, die sich bis zum Horizont erstreckte. Nichts als Wiesen und Wälder, in der Ferne von einem ruhigen, tief dunklen Fluss durchzogen.

      Gelandet waren sie auf einer schmalen Anhöhe, hinter einem Felsvorsprung weit oberhalb der Ebene. Sinja suchte mit ihren Augen nach dem Tunnel, durch den sie eben so wild nach unten gepurzelt waren. Er war verschwunden. Es war, als hätte er nie existiert.

      Aus den Felsen hinter ihnen sprudelte kristallklares Wasser, das sich als kleiner Wasserfall ins Tal ergoss. Das Gras der Wiesen in der fernen Ebene war grün, soweit man das von hier aus beurteilen konnte, doch die Blätter der Bäume waren alles andere als das. Sie leuchteten pinkfarben, violett, beigebraun, gelb und orange. Keine Spur von Grün. Zudem hatten die meisten rötlich braune Stämme mit ganz dünnen weißen Streifen in der Rinde.

      „Bäume mit Nadelstreifen“, kicherte Sinja leise in sich hinein und fragte sich im selben Moment:“ Wo bin ich?“

      Mit einem Mal konnte sie auch den Grund für die enorme Helligkeit erkennen, die hier herrschte. Es gab zwei Sonnen am Himmel, eine große und eine etwas kleinere, die einander zu umkreisen schienen und dabei Lichtbögen abgaben, die denen ähnelten, an denen die Elfen über Sinjas Geige herumgeturnt waren. Es sah aus, als tanzten die Sonnen miteinander über den Wolken.

      Als Sinja noch etwas kleiner war, hatte ihr Vater sie einmal auf den Arm genommen und war im Walzerrythmus mit ihr durchs Wohnzimmer getanzt. Damals hatten sie in einer großen Wohnung gelebt, wo das möglich war.

      1-2-3, 1-2-3…..

      Die Bewegung der zwei Sonnen erinnerte sie an diesen Tanz.

      Es sah leicht aus und weckte in Sinja freudige Erinnerungen an unbeschwerte Zeiten.

      Als sie ihren Blick ein wenig nach links wandte, sah sie im Dunst der Ferne die Türme und Befestigungen einer großen Stadt. Mitten in der Stadt, soviel konnte sie sogar aus dieser Entfernung erkennen, lag ein riesiger Palast.

      „Das da hinten, ist das euer Disneyland?“ fragte sie ihre drei Begleiterinnen.

      „Nein, das ist Fasolânda, die Hauptstadt von Dorémisien“, antwortete Amandra lächelnd und flog in einem Halbkreis um Sinja herum.

      „Es gibt noch ein paar kleine verstreute Siedlungen in der Nähe“, erklärte die Elfe, „aber im Großen und Ganzen findet das Leben von Dorémisien vor allem in Fasolânda, in den Wäldern und in den Bergen statt – und dort drüben“, Amandra senkte ihre Stimme „wo du diese dunkle Wolke siehst,.... aber das ist eine andere Geschichte. Davon wirst du noch früh genug erfahren.“

      „Und was genau ist Dorémisien? Wo bin ich denn hier gelandet? Ich wäre euch wirklich dankbar, wenn ihr mich langsam mal aufklären würdet. Das ist alles ziemlich stressig für mich und ihr redet die ganze Zeit um den heißen Brei herum und tut so geheimnisvoll.“

      „Dorémisien“, setzte Gamanziel fort, die auf einmal viel freundlicher und entspannter schien, „Dorémisien entstand vor langer, langer Zeit als die Menschen begannen, zu singen, Musik zu machen, zu tanzen und Instrumente zu spielen. Die Klänge, die Rhythmen und die Energie der Musik schufen in den Köpfen der Menschen neue Ideen, neue Bilder, Fantasien und Träume. Daraus wurde nach und nach unser Land.“

      „Dann ist dieses Land, all das hier aus Musik entstanden?“, wunderte sich Sinja und ließ ihre Hand mit einer ausholenden Bewegung über die weite Ebene gleiten.

      „Ja, das alles hier ist aus der Musik entstanden, die die Musiker eurer Welt geschaffen haben. Deswegen waren sie auch alle hier. All eure Musikgenies kannten und kennen das Land Dorémisien. Für jeden sah es natürlich ein wenig anders aus, weil es sich ja durch jede Komposition und jedes Spiel verändert. Aber sie haben es alle gesehen. Euer verrückter Mozart war hier. Der hat hier vielleicht einen Zauber veranstaltet. Wollte immer `Verstecken´ spielen der kleine Wolfgang und hat uns den ganzen Tag durchs Gelände gescheucht. Keine ruhige Minute hatten wir mit dem. Oder der Herr Beethoven, der mürrische Kerl. Ständig schlecht gelaunt und hat die ganze Zeit geguckt, als hätte er ein Päckchen Reißnägel verschluckt. Bis zum Schluss hat er uns unsere Geschichte nicht geglaubt.

      Ich vermute, der hatte nur sein ta-ta-ta-taaaa im Kopf, du weißt schon.

      Aber der absolute Kracher war Richard Wagner. Kaum, dass er sich nach seiner Abfahrt durch den Tunnel berappelt hatte (er ist ziemlich hart auf seinen Allerwertesten geknallt), fragte er, wo es hier zum König geht und ob man ihm einen Wagen bereitgestellt hätte.

      Er hätte schließlich zu tun und außerdem benötige er eine gewisse Summe Geldes usw. Ein unerträglicher Mensch, aber ein genialer Komponist und da wir ihnen allen schließlich unsere Existenz verdanken, wollen wir mal milde sein und nicht zu kritisch. Im Übrigen war der Herr Wagner einer, der keinen Moment Zweifel hatte, dass es mit all unserem Zauber, uns Elfen und der magischen Welt seine Richtigkeit hat. Er hat daran geglaubt. Ein echter Romantiker eben.

      Louis Armstrong war hier, der Jazztrompeter Miles Davis, Janis Joplin, die Beatles, Bach, Brahms, Elvis Presley und Michael Jackson. In letzter Zeit habe ich auch Carly Rae Jepsen hier gesehen und Helene Fischer. Auch Ernst Mosch und die vier von ABBA sind mal vorbeigekommen. Und jetzt du…..“

      „Ja, ich“, brummte Sinja ungläubig, „was mache ich hier? Ich bin doch nicht so ein Musikgenie wie Mozart oder Beethoven und all die anderen…“

      „Glaubst du denn“, fragte Gamanziel zurück, „dass diese ganzen Genies von Anfang an so toll waren, wie du sie in euren Geschichten kennengelernt hast? Das waren ganz normale Menschen, nur eben eine Winzigkeit anders.

      Der alte Leopold Mozart, der Vater vom kleinen Wolfgang war selbst ein sehr guter Musiker und ein superstrenger Lehrer. Der hat seinen Wolfgang Amadeus stundenlang Tonleitern rauf und runter üben lassen, auf der Geige und auf dem Klavier und glaube nicht, dass unserem kleinen Wolli das Spaß gemacht hat. Der wollte eigentlich viel lieber mit seinen Kumpels auf der Straße spielen. Manchmal ist er ausgebüchst. Dann gab’s mächtig Prügel, wenn er nach Hause kam.

      Meistens kriegt man solche Dinge ja nicht so mit, weil man von den Leuten immer erst hört, wenn sie schon richtig berühmt sind, aber glaube mir, die haben genau so oder so ähnlich angefangen wie du, nämlich mit üben.

      Weißt du noch, was vorhin mit dir und deiner Geige passiert ist?“

      Blöde Frage – natürlich wusste Sinja das noch.

      So langsam begann sie, zu glauben, dass ihr da wirklich etwas Besonderes gelungen war.

      In diesem Moment sprang Emelda hinter einem kleinen Felsvorprung hervor.

      „So, meine Lieben“, meldete sie sich zurück, „genug der Geschichten jetzt. Wir haben eine lange, anstrengende Reise vor uns und müssen ein wenig ruhen und uns vorbereiten. Es wird jetzt langsam Ernst!“

      Sinja war so beschäftigt gewesen mit sich selbst und Gamanziels Erzählung, dass sie Emeldas Abwesenheit gar nicht bemerkt hatte. Die Elfe hatte in der Zwischenzeit die Umgebung erkundet und berichtete jetzt kurz von den Eindrücken, die sie gesammelt hatte.

      Sie hatte das Outfit gewechselt und war in die Kleidung der Waldläufer geschlüpft, wie sie sie nannte. Mit ihrem, über der Hüfte geschnürten hellbraunen Lederdress, dass bis etwa zehn Zentimeter oberhalb der Knie ging und dem Bogen, den sie jetzt über der Schulter trug, wäre sie als kleine Schwester von Robin

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