Die Kinder Paxias. Laura Feder

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Die Kinder Paxias - Laura Feder

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„wir dürfen nicht bleiben. Die Paxianer könnten uns sehen. Gib Kaeli das Baby. Arn hier, aus dem Reich des Feuers, wird dich tragen. Du brauchst keine Angst zu haben, aber im Gegensatz zu mir, wirst du bei ihm nicht frieren. Du bist unterkühlt und brauchst Wärme.“

      Wenn irgendjemand über ihre Anweisungen erstaunt war, ließ er es sich nicht anmerken. Die Entschiedenheit ihrer Stimme duldete keinen Widerspruch. Und so beeilten sie sich, Folge zu leisten.

      Cassia nickte nur schwach, als Kaeli ihr das winzige Bündel aus den Armen nahm, dessen Tiefschlaf davon keine Unterbrechung erfuhr, und überließ sich Arns behutsamen Händen. Als dieser die Kälte des Kindes spürte, wickelte er es eilig aus der Decke, damit es näher an seine Körperwärme gelangte, und legte die Decke abschließend um sie beide, so dass sich seine Hitze stauen konnte. Cassias einzige Reaktion war ein wohliges Seufzen, mit dem sie sich vertrauensvoll an seine Schulter kuschelte.

      Dann machte sich die kleine Gruppe eilig auf den Weg.

      Sie ließen das Fischerdorf hinter sich und kehrten zurück zu dem Wiesenhügel, von dem aus sie zuvor das Geschehen beobachtet hatten. Auf dessen anderer Seite befand sich ein kleiner Waldhain, der sie vor Entdeckung schützte und ihnen die Möglichkeit eines Lagerfeuers gab, welches Cecil eilig entfachte.

      Kaeli, die zwar über keine Erfahrung in der Behandlung von Säuglingen verfügte, aber auch keine Berührungsängste kannte, entkleidete das Baby eilig und wickelte es in eines von Cecils Ersatzhemden.

      Saya verfuhr mit Cassia im Schutz von Arns Wärme ebenso, so dass die beiden Paxianer in kurzer Zeit trocken und gut beheizt in ihrer Mitte weilten.

      Nun endlich war Cassia in der Lage zu sprechen.

      „Ich danke euch“, waren ihre ersten leisen Worte. In ihrer Stimme lag ein zittriger Unterton, sonst wirkte sie erstaunlich gefasst – was jedoch auch eine Nachwirkung des Schocks sein konnte.

      In Erinnerung an ihre letzte Begegnung, bei der sie das kluge, vernunftbegabte Kind und seine Fähigkeit, in einer Stresssituation besonnen zu handeln, kennengelernt hatte, verwarf Saya diesen Gedanken. Gleichzeitig war sie taktvoll genug, das Kernthema behutsam anzusprechen.

      „Kannst du über das Geschehene reden?“

      Cassia nickte, suchte aber Kaelis Hand, die sie ihr nicht verwehrte.

      „Es hat ein großes Feuer gegeben.“ Ihre Worte klangen belegt und rau, und sie räusperte sich mühsam. „Unser Haus ist verbrannt, uns war nichts mehr geblieben.“

      „Ein Brand?“ Entsetzen kroch in Arn hervor, Übelkeit … Er war erstaunt, dass sie nicht vor ihm zurückgewichen war. Cassia wandte sich ihm kurz zu, ihre dunklen Augen verharrten in der Beobachtung der zuckenden Flammen in seinen Pupillen, aber es schien sie nicht abzustoßen. Vielmehr wirkte sie abgelenkt in der Faszination ihrer Betrachtung.

      Ihre nächsten Ausführungen erklärten ihre mangelnde Ablehnung.

      „Ein Blitzschlag. Die ständigen Unwetter hatten bereits den Stall und unsere Ernte zerstört. Das Boot meines Vaters ist bei einem Orkan aus seiner Vertäuung gelöst und aufs Meer getragen worden. Und schließlich hatten wir auch unsere Bleibe verloren.

      Meine Eltern entschlossen sich zur Flucht auf diese Seite Paxias.

      Unser Schiff war das letzte verbliebene, welches zwischen den Kontinenten pendelte. Dies sollte seine letzte Fahrt werden, da die Wetterbedingungen nicht länger vorhersehbar waren.

      Unsere neue Heimat war bereits in Sicht, als der Sturm begann.

      Binnen Momenten bildeten sich schwarze Wolken, sammelten sich über uns, als wären wir das Ziel. Wellen erhoben sich – wir hatten keine Aussicht, diesen Kampf zu gewinnen.

      Als der Regen einsetzte, flutete er das Deck – es war zu rutschig, um darauf zu laufen. Die Rettungsboote liefen voll und krachten aus ihren Befestigungen – zerschellten am Bug des Schiffes.

      Die ersten Wellen schlugen über uns zusammen, rissen viele in die Fluten.

      Mich eingeschlossen.

      Ich weiß kaum, wie es mir gelungen ist, an die Wasser­oberfläche zu gelangen, die ganze Zeit schien es, als zerre es mich zurück in die Tiefe.

      Aus der Entfernung beobachtete ich, wie das Schiff auseinanderbrach – es war ohrenbetäubend.

      Es gelang mir, an ein großes Stück Treibholz zu kommen, an dem ich mich festklammerte.

      Dann war plötzlich alles still.

      Mir kam alles wie ein böser Traum vor: Ich trieb schaukelnd im Wasser, es war völlig windstill. Wäre der Schaum an der Oberfläche überall nicht gewesen, ich hätte geglaubt, einfach nur aufwachen zu müssen und alles wäre gut.

      In der Ruhe hörte ich schließlich das jämmerliche Schreien des kleinen Kerlchens hier. Wie durch ein Wunder hielt er sich strampelnd über Wasser. Ich nahm ihn an mich, und kurze Zeit später hörte ich das Rufen der Männer dieses Dorfes. Sie kamen, um Überlebende zu bergen.

      Viele gab es nicht.“ Cassia sah in die schweigend lauschende Runde, in die mitfühlenden und betroffenen Mienen der Gefährten, schlug dann die Augen zu dem Baby in ihrem Arm nieder.

      „Er ist zur Waise geworden – ebenso wie ich.“

      Ihre letzten Worte waren kaum zu verstehen, dennoch blickten Saya und Kaeli sich in nachdenklicher Sorge an.

      Maya und Cedric – die beiden Paxianer kamen ihnen sofort in den Sinn.

      Es gab niemanden, der geeigneter war, sich um die verlassenen Kinder zu kümmern. Sie würden es tun, da waren sich beide sicher.

      Doch sie lebten auf Paxias anderer Seite, abseits der Brennenden Berge – unweit Cassias ursprünglicher Heimat. Sie würden die Kinder unmöglich auf gleichem Weg zurückschicken können. Weder schien es ein weiteres Schiff zu geben, welches diese Fahrt noch wagen würde, noch konnten sie so kurz nach dem erlebten Grauen von Cassia verlangen, wieder an Bord zu gehen und das Wagnis einer Fahrt auf sich zu nehmen, welche nicht weniger gefährlich war und ebenso schrecklich enden konnte. Leider war die Wahrscheinlichkeit eines Schiffbruchs durch die launische Willkür des Meeres sehr hoch.

      Was immer die Ursache für die anhaltenden Katastrophen war – sie schienen zielgerichtet auf Chaosverbreitung und Unglück, und Saya war immer überzeugter, dass es einen Feind geben musste.

      Diese Häufung von Kontrollverlust, gefolgt von Tod, Trauer und Leid, konnte einfach nichts sein, was Paxias Hände über sie aussähten.

      Es war grausam.

      Und Grausamkeit war nichts, was die Natur Paxias ihnen gab.

      Dies alles durfte nicht in ihrer Absicht liegen.

      Darauf vertraute Saya.

      Aber nun galt es, eine Lösung für Cassia und den kleinen Jungen zu finden.

      Da auch der Weg durch die Brennenden Berge keine Option barg, mussten sie sich etwas anderes einfallen lassen.

      „Gibt es jemanden, der Anspruch auf dich oder deinen kleinen Gefährten erhebt?“ Kaeli stellte diese Frage zögernd, ihre Gedanken hatten einen

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