Die Kinder Paxias. Laura Feder

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Kinder Paxias - Laura Feder страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Kinder Paxias - Laura Feder

Скачать книгу

die vorsichtige Andeutung der Freundin direkter. Sie verstand das Dilemma der Gefährten, plötzlich mit der Verantwortung für zwei paxianische Kinder konfrontiert zu werden – mochte sie auch noch so freiwillig übernommen worden sein.

      Auf Kaelis Nicken antwortete sie ehrlich, aber spürbar bemüht, ihnen die Last ihrer Gegenwart nicht aufzubürden. Und das, obwohl deutlich war, dass sie sich bei ihnen sicherer fühlte als in dem unbekannten Fischerdorf, welches ihre Eltern ihnen als neue Heimat bestimmt hatten.

      „Ich habe keine Verwandten – nirgendwo. Meine Eltern waren bereits verwaist, als sie sich kennenlernten. Unsere kleine Familie war alles was existierte.

      Und von dem kleinen Jungen hier weiß ich weder den Namen noch zu wem er gehörte. Ich sah ihn im Wasser das erste Mal.

      Allerdings gab es auch keinen im Dorf, der sich seiner angenommen hatte. Alle gingen wohl davon aus, dass er mein Bruder wäre. Und das ist es, was er von heute an sein wird.

      Ich glaube aber, dass wir im Dorf bleiben können. Sicher werden wir von einer Familie aufgenommen, wenn ich um Hilfe bitte.“

      Warum Cassia dies noch nicht getan hatte, war allen klar.

      Ihr Selbsterhaltungstrieb, der sie vor Schaden bewahren sollte, hatte es ihr instinktiv unmöglich gemacht.

      Wie könnte sie es auch ertragen, jeden Tag aufs Neue an den tragischen Verlust ihrer Eltern erinnert zu werden? Sei es, indem sie aufs Meer sah und bei jeder hohen Welle ihren eigenen Überlebenskampf neu erlebte, oder indem sie auf den Strand blickte, der die letzte Ruhestätte ihrer toten Eltern sein würde, und immer wieder ihre leblosen, starren Gesichter sehen würde.

      Cassia sollte trauern – sie würde diese Phase brauchen, um Vergangenes zu verarbeiten und ihren Schicksalsschlag hinter sich zu lassen. Aber es musste eine gesunde Form der Trauer sein.

      Im Augenblick war sie am Ende ihrer Kräfte. Ihr Körper und Geist hatten einen Nothalt eingelegt, der ihr Fassung und bewundernswerte Klarheit gab.

      Doch es würde andere Zeiten geben.

      Zeiten, in denen sie unbeschreibliche und unkontrollierbare Wut spüren würde, Traurigkeit, überwältigende Sehnsucht, grenzenlose Einsamkeit und viel – sehr viel Verzweiflung.

      In diesen Zeiten sollte sie Abstand haben von diesem Ort und dem Meer. Die Konfrontation mit ihren eigenen Emotionen würde ausreichend an ihren Kräfte zehren – die Belastung, ständig diesen Küstenabschnitt mitsamt des Dorfes vor Augen zu haben, sollte nicht dazugehören müssen.

      Außerdem würde Cassia einen Halt brauchen, eine oder mehrere Bezugspersonen, denen sie vertraute und mit denen sie ihr Leid teilte.

      „Maya und Cedric“, wiederholte Kaeli ihre kreisenden Gedanken murmelnd. Sie fühlte sich ratlos und hilflos in dem Wissen um die perfekte Lösung, ohne die Möglichkeit diese umzusetzen. Sie blickte nochmals zu Saya, ein stummes Flehen in den Augen.

      Doch Saya hob langsam die Schultern.

      „Schwimmen, gehen, fliegen – es gibt keinen Weg. Resus ist uns versperrt.“

      In ihrer Stimme lag das gleiche Bedauern, das Kaelis Haltung ausdrückte. Bei diesen endgültigen Worten sackte sie noch weiter in sich zusammen.

      Dann mischte Arn sich ein. „Was ist mit Biran?“

      „Biran?“ Durch Saya ging ein Ruck. Auch Kaeli richtete sich hoffnungsvoll auf und suchte Arns Blick.

      „Ja.“ Er nickte mit der Andeutung eines Lächelns. „Wenn ich euch richtig verstanden habe, seid ihr davon überzeugt, dass sie bei Maya und Cedric ein neues Zuhause finden würden. Doch von jener Seite Paxias sind wir den Ereignissen zufolge abgeschnitten.

      Also bleibt uns nur dieser Kontinent.

      Nun, Sanjo und Gareth sind Freunde Mayas und Cedrics. Und auch wenn sie keine Paxianer sind, sind sie doch liebende Eltern.

      Da Cassia offensichtlich in unsere Existenz eingeweiht ist, wird sie keinen zusätzlichen Schaden erleiden beim Anblick der elfischen Bewohner. Und auch ihr Weltbild wird nicht in seinen Grundfesten erschüttert.

      Was also sollte dagegen sprechen, sie zu ihnen zu bringen?

      Ich bin sicher, Sanjo und Gareth werden sie bereitwillig aufnehmen und zu gegebener Zeit, wenn Paxias Gleichgewicht wiederhergestellt und die Wege wieder sicher passierbar sind, nach Resus bringen.“

      „Das ist die perfekte Lösung!“, entfuhr es Kaeli begeistert. Sie gab Arn einen lauten Kuss auf die Wange und drückte Cassia an sich, um ihr leise zu erklären, was Arns Vorschlag für sie bedeutete.

      „Ich werde dich nicht so überschwänglich überfallen“, begann Saya mit deutlichem Respekt in der Stimme und einem Schimmern in den Augen, das man nur als Erleichterung interpretieren konnte. „Aber auch ich danke dir für deine Weitsicht. Ich finde keine Schwächen in deiner Idee, die so einfach ist, dass es mich ärgern würde, nicht selbst auf den Gedanken gekommen zu sein, wenn es hierbei nicht um das Wohl der beiden Kinder gehen würde.“

      Die Gefühlstiefe, die Sayas Worte verriet, verblüffte die anderen. Fast ungläubig betrachteten sie die Gelehrte, als sähen sie eine ganz andere Person.

      Doch dann schüttelte Saya den Kopf.

      „Ich muss mich korrigieren“, stellte sie voller Grimm und mehr zu sich selbst fest. „Ich bin wütend, dass mir etwas so Naheliegendes nicht eingefallen ist.“

      Das erstickte Geräusch Cecils ähnelte verdächtig einem belustigten Glucksen, und Saya blickte irritiert auf. Einigermaßen skeptisch traf sie auf die Wärme Arns Blick, dem ihr Ärger nicht standhalten wollte.

      „Ich habe meine Intelligenz erheblich höher eingeschätzt, als ich heute unter Beweis gestellt habe“, gab sie zu, mit sich selbst äußerst unzufrieden und in kaum unterdrückter Aggression.

      „Du warst zu involviert“, erklärte Arn sanft und erntete Unverständnis. Sein Blick glitt bedeutsam von Cassia zu Saya.

      „Das Schicksal dieser Kinder ist dir nicht gleichgültig. Du hast heute bewiesen, dass Cassias Existenz und ihr Wohlergehen eine Bedeutung für dich hat, die groß genug ist, dass du dich eher ihrer annimmst und sie unter deinen Schutz stellst, als sie dem guten Willen Unbekannter zu überlassen. In dir war also überzeugte Hoffnung, dass du eine bessere Alternative finden würdest.

      Es war dieser Anspruch an dich selbst, der deine Überlegungen blockierte. Das ist ganz normal und heißt auch nicht, dass du diese Blockade nicht überwunden hättest, um dieselbe Idee zu entfalten. Du hättest lediglich etwas länger gebraucht.“

      „Ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Entwicklung gefällt“, murmelte Saya, gespalten zwischen Grimm und Nachdenklichkeit.

      „Grenzen finden und sie durchbrechen braucht Zeit und Geduld“, erinnerte er sie behutsam an ihr Gespräch vor wenigen Tagen, bei dem er ihr den Rat gegeben hatte, aus sich herauswachsen zu lernen.

      „Ich fürchte, Geduld ist ebenfalls eine meiner Grenzen.“

      Diesmal war es Arn, der leise lachte.

      „Wie werden wir nun weiter vorgehen?“, brachte sich Cecil in die Situation ein

Скачать книгу