Die Kinder Paxias. Laura Feder

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Die Kinder Paxias - Laura Feder

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konnte sie mindestens ebenso gezielt arbeiten wie Cecil.

      Endlich spürte auch sie Linderung, ihre Gedanken klarten sich allmählich wieder, und ihr Körper entspannte sich zunehmend. Im Gegensatz zu Kaeli, wandte sie die Technik auch während der Wanderung an, was nicht besonders bequem, aber äußerst effektiv war. Es dämpfte vor allem die permanenten Schläge ihrer Schritte in ihrem Kopf und löste den inneren Druck ihres Schädels erheblich.

      Diese reduzierte Qual war einfacher zu ertragen, und nun gelang ihr auch ausreichend Konzentration, sich ihrer Fähigkeiten zu besinnen und die Schmerzen in einen anderen Teil ihres Bewusstseins zu verlagern.

      Sie lenkte sich ab, indem sie die vergangenen Tage im Geiste noch einmal durchlief.

      Die Erleichterung als Cassia in Biran liebevoll aufgenommen worden war.

      Sanjo und Gareth hatten sie nicht enttäuscht – es war nicht einmal notwendig gewesen, ihnen ihre Pläne für die beiden Kinder zu erläutern.

      Nachdem das Paar die Geschichte vernommen hatte, waren sie selbst auf die Idee gekommen, Maya und Cedric in die Verantwortung zu nehmen. Sie hatten es nicht ausgesprochen, doch die Tatsache, dass die beiden Paxianer zur Kinderlosigkeit verdammt waren, schwelte unterschwellig im Raum. Sie waren überzeugt, dass die beiden gerne die Elternschaft für die verwaisten Kinder übernehmen würden, und hofften, dass sie ihnen diese bald bringen konnten.

      Dazu hatte Lyle sich sehr gern erboten.

      Der junge Mann hatte sich sofort Cassia angenommen und mit seiner warmherzigen, ruhigen Art Zugang zu ihrem Wesen gefunden.

      Es war unfassbar, wie schnell sie sich ihm erschlossen hatte, aber Saya und Arn waren viel zu froh gewesen, dass sie sich endlich ihrer Trauer ergab, als dass sie sich darüber hatten wundern wollen. Denn mit der Traurigkeit waren auch die nötigen Tränen geflossen, das Begreifen um ihren Verlust und somit die Möglichkeit, ihr tröstend beizustehen.

      Von Lyle hatte sie diesen Trost angenommen, und er war ohne Weiteres bereit gewesen, ihr diesen zu bieten – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wie ein Schatten war er an ihrer Seite geblieben, hatte sich sogar erboten, vorübergehend in das Kinderzimmer der beiden zu ziehen.

      Gareth und seine Gemahlin waren zu Recht voller Stolz auf ihren mitfühlenden Sohn, dem das Schicksal der Kinder so nahegegangen war, dass er es nicht über sich brachte, sich von ihnen zu trennen.

      Arn und Saya hatten guten Gewissens die Kinder zurückgelassen und waren zum Treffpunkt zurückgekehrt, an dem Cecil und Kaeli auf sie gewartet hatten.

      Im Fischerdorf war nach dem Verschwinden Cassias und des Babys alles ruhig geblieben. Cecil hatte nicht eingreifen müssen. Ihm zufolge waren die Bewohner überzeugt, dass die Kinder mit Verwandten gegangen waren. Nach ihrer Bergung war noch alles so chaotisch gewesen, dass niemand dazu gekommen war, Cassia nach ihrer Herkunft und ihren Eltern zu fragen, so dass sie davon ausgegangen waren, dass das Mädchen und ihr kleiner Bruder abgeholt worden waren. Es gab keinen, der gewusst hatte, dass Cassias Eltern unter den Opfern zu finden waren.

      Kaeli dagegen hatte weniger Genugtuung empfunden.

      Ihre Bemühungen waren erfolglos geblieben. Es gab keine Spur Angehöriger ihres Reiches. Wenn sie aus dem Meer hatten fliehen müssen, so waren sie sicher nicht auf dieser Seite Paxias zu finden.

      Ihre Unwissenheit war also unverändert.

      Sie hatte sich darüber etwas bedrückt gezeigt, aber nicht mutlos. Zu sehr glaubte sie an die Stärke ihres Volkes und ihrer Familie.

      Es war früher Nachmittag, als sie die ersten Bäume des Verbotenen Waldes erblickten.

      Eine schmale Landbrücke trennte sie von dem Baummassiv, das unähnlich der anderen Wälder, die Saya auf ihrem Weg bereits gesehen hatte, übergangslos von mit Sand durchzogenen Gräsern zu dunkler moosiger Tiefe wurde und in der Breite keine andere Begrenzung als das Meer kannte.

      Hoch ragten die Baumkronen empor, in überwältigend dichtem Grün der Nadel- und Laubbäume, die seit Anbeginn paxianischen Lebens existierten.

      Zahlreiches Buschwerk zwischen den ersten dicken, mit Kletterpflanzen umrankten Stämmen verwehrte ihnen aus ihrer Entfernung den Einblick. Es gab keinen offensichtlichen Weg hinein.

      Sie verharrten einen Moment, in den Anblick dieses gewaltigen Naturwerks Paxias versunken.

      Zuerst verspürten sie ein leises Vibrieren unter ihren Füßen, gefolgt von einem leise ächzenden Knarren und Knirschen, als ob irgendwo sehr viel Spannung ausgeübt wurde.

      Das Meer rechts und links von ihnen waberte vor dem flachen Ufer.

      „Was geschieht hier?“ Unsicher sah Kaeli zu ihren Gefährten, deren Wachsamkeit ebenso geweckt war.

      „Ein Erdbeben?“, schlug Cecil vor, wirkte aber wenig überzeugt.

      Arns Aufmerksamkeit galt dem Verbotenen Wald. „Ein Empfang? Es ist uns nicht erlaubt, hier zu sein. Vielleicht sind wir schon zu nahe und dies ist die erste Warnung, Abstand zu bewahren.“

      Saya hatte mit zunehmendem Beben den Boden im Auge behalten. Sie sah den ersten feinen Riss entstehen.

      Und handelte instinktiv.

      „Vergesst den Abstand – lauft!“ Mit einem kräftigen Stoß zwang sie Cecil und Arn in Bewegung und folgte ihnen, Kaelis Hand packend. Zu irritiert zum Widerspruch, gehorchten die Männer blind.

      Es war eine weise Reaktion.

      Krachend entstand eine tiefe Erdspalte, wo zuvor Sayas Fuß den kaum wahrnehmbaren Riss berührt hatte. Die gewaltige Erschütterung raubte ihnen das Gleichgewicht, unsanft stürzten sie zu Boden.

      Arn kämpfte sich mühsam in eine halb sitzende Position, die Erde bebte unverändert, der Lärm brechender Landmassen war ohrenbetäubend. Er versuchte den Zustand der Gefährten zu erkennen.

      „Jemand verletzt?“, rief er gegen die Wucht des wütenden Elementes. Staub verhinderte klare Sicht.

      „Keine Zeit!“ Mit Entsetzen beobachtete Saya, wie sich Risse netzartig unter ihnen ausbreiteten, überall war Sand in Bewegung, rieselte in neu gefundene Tiefen.

      Rauschend füllte das Meer den großen Spalt, verschlang weitere Stücke brüchigen Landes.

      Es näherte sich ihnen mit unaufhaltsamer, bedrohlicher Macht. Als Saya sich auf die Beine rappelte, trat sie mit einem Fuß ins Leere. Geistesgegenwärtig brachte sie ihr Gleichgewicht auf die andere Seite. Doch sie landete auf wankendem Grund, der ihrem Gewicht nicht gewachsen war. Durchzogen von unzähligen Mikrorissen, gab er unter ihr nach.

      Saya sprang.

      Arn packte ihren Arm und zerrte sie zu sich.

      Saya machte sich nicht die Mühe, den Absturz des Erdbrockens zu verfolgen, dessen Schicksal in den Tiefen des Meeres sein Ende finden würde. Eindringlich blickte sie Arn in die Augen.

      „Wir müssen fliehen!“

      „Ich für meinen Teil habe nicht vor, jetzt eine Diskussion zu beginnen“, war seine erstaunlich trockene Entgegnung, mit der er ihre Hand ergriff und losrannte. Gemeinsam nahmen sie die Verfolgung Cecils und Kaelis auf, die bereits bei

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