Die Kinder Paxias. Laura Feder

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seinen Kindern Gewalt antat oder Zwang zumutete.

      Zu ihrem Bedauern halfen auch die Bäume nicht zur Orientierung weiter. Sie waren so dicht mit zahllosen blühenden und rankenden Grünpflanzen umwuchert, dass sie vergeblich nach moosigen Spuren suchte.

      Moos wuchs nur vereinzelt in der Nähe kleiner Quellen und Bachläufe oder an den zahlreichen Findlingen, die in der Nähe der klaren Gewässer zu finden waren. Andere Möglichkeiten, die Himmelsrichtung herauszufinden, kannte sie nicht.

      Die hilflosen Mienen ihrer Gefährten verrieten ihr, dass es ihnen nicht anders erging.

      Also mussten sie sich auf die Elfe und ihre Ergebenheit dem Wald gegenüber verlassen.

      An eine geschickte Täuschung glaubte Saya zu ihrer eigenen Verwunderung nicht. Ihre sonst gerne misstrauische und wachsame Gesinnung hielt der unverhohlenen Art, in der die Elfe ihren unwilligen Ärger bekundete, nicht stand. Ihr Instinkt sprach keine Warnung oder eine Mahnung zur Achtsamkeit aus, die sie unweigerlich in Kampfbereitschaft versetzt hätte. Und das, obwohl sie mehr in der Elfe vermutete als die Fähigkeit, einen Pfeil in einen Baumstamm zu versenken – erheblich mehr. Sie besaß eine fast greifbare Aura des Wissens. Und Wissen konnte alles bedeuten – auch und vor allem Stärke und Macht.

      War sie eine gewöhnliche Waldelfe?

      Saya konnte es sich nicht vorstellen. Doch inwiefern war sie anders?

      Saya wusste es nicht. Sie kannte nur die wenigen Waldelfen Birans aus kurzen Begegnungen und konnte keine Vergleiche anstellen. Gareth als Grundlage dafür zu nehmen, war keine Option. Er war als Sohn und Nachfolger der Herrscherin der Elfen und Gemahl der Herrscherin der Dämonen zu besonders, um als Vergleichsobjekt zu dienen.

      Andererseits war diese Elfe mit großer Wahrscheinlichkeit eine der erwählten Hüter des Verbotenen Waldes, die Gareth erwähnt hatte, und als solche sicher nicht gleichzusetzen mit den gewöhnlichen Bewohnern des Waldes.

      Es war eine winzige Veränderung – kaum zu erkennen, aber sie weckte augenblicklich Sayas Aufmerksamkeit und lenkte ihre Gedanken von der Elfe hin zur Umgebung. Auf der permanenten Suche nach Möglichkeiten, die Umgebung zu charakterisieren, mit dem Ziel eigene Orientierungsmerkmale zu finden, blieben nicht einmal Grashalme verborgen.

      Und eben diese hatte sie entdeckt.

      Zunächst wuchsen sie nur vereinzelt zwischen den kleinblütigen und rundblättrigen Bodendeckern, auf deren kissenartiger Oberfläche sie bisher gewandert waren. Dann übernahmen sie nach und nach die Vorherrschaft, bis sie eine dichte Wiese inmitten des Waldes bildeten.

      Dieser Anblick war unerwartet.

      Saya hatte zwar bisher nicht viele Wälder durchquert, doch eine Wiese war ihr darin nicht begegnet. Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass diese doch sehr zierlichen Halme einen Weg durch die großmulchige Bodenbeschaffenheit fanden – ganz zu schweigen von dieser Masse.

      Gleichzeitig schien es ein wenig heller um sie herum zu werden, obwohl der frühe Abend bereits angebrochen sein musste – ein mehrstündiger Weg lag nun hinter ihnen. Auch die wuchtigen Baumkronen an dieser Stelle des Waldes ließen nicht mehr Licht durch.

      Dann erblickten sie es.

      Es wirkte völlig ausgestorben und doch war es eindeutig.

      Das Dorf der Waldelfen.

      Sprachlos vor Staunen betrachteten sie die Szenerie, die sich ihnen eröffnete.

      Was immer ihre Fantasie ihnen eingegeben hatte, nichts davon konnte sich mit der Realität messen.

      Die intensivere Helligkeit erklärte sich durch eine kleine Lichtung im Zentrum des Dorfes, die, der breiten Feuerstelle nach zu schließen, Versammlungsort der Bewohner war. Statt Wiese und Pflanzen bedeckten an dieser Stelle Kies und Sand den Boden, schützten den Wald vor einem zerstörerischen Brand.

      Ein schmaler, aber sehr lebendiger Fluss schlängelte sich zwischen den Bäume des Dorfes hindurch und mündete in einem ansehnlichen, von glatten Felsen eingefassten See, der die Wasserversorgung ausreichend sicherte.

      Zwischen See und Lichtung ragte ein majestätischer Baum empor, dessen dunkler Stamm sich in seiner Breite mit einem Berg messen konnte. Zahllose weitere Grünpflanzen und blühende Obstranken wurzelten tief unter seiner Rinde und umwuchsen ihn in allen Farbschattierungen. Seine eigenen Wurzeln, dicker als alle Bäume des Waldes Birans, durchdrangen wie ein breites Netz Boden und See. An den niedrigsten Ästen baumelten Seile und Netze herab, die den Bewohnern Hilfestellung beim Erklimmen leisten sollten. In eine der Wurzeln direkt am Stamm waren treppenartige Vertiefungen eingearbeitet worden und ihm im Laufe der Generationen zur Natur geworden.

      Diese führten zu einer plattformartigen Wucherung, auf der Stamm und viele kleine Häuser miteinander verschmolzen. Fenster im Stamm verrieten, dass die Behausungen im Inneren des Baumes fortgesetzt wurden. Auch weiter oben gab es immer wieder Bereiche, in denen Häuser wie Erker herauszuwachsen schienen.

      Dort schien ein Großteil der Elfen zu leben.

      Weitere Unterkünfte existierten auch noch viel weiter oben in anderen Bäumen, die den Riesen umgaben und zu dessen Ästen mit Brücken verbunden waren. Diese Unterkünfte jedoch befanden sich auf gebauten Plattformen in den Baumkronen, die Stämme unverändert. Wer die Brücken nicht nutzen wollte, dem standen Lianen, Seile und Netze zur Verfügung, die an jedem dickeren Ast befestigt waren.

      Auf Grund gebaut war nur ein einziges, einsames Gebäude – welches gleichzeitig ihnen am nächsten war.

      Es stand am Rand des Dorfes, abseits der Stellen, die das Leben ausmachten, und wirkte dadurch etwas fehl am Platz.

      Auch Form und Material wirkte ungewöhnlich im Vergleich zu den aus leichten Holzbrettern und Reisig gefertigten Hütten oder den Stammwohnungen.

      Es war um einiges größer als die anderen Behausungen, besaß zwei Stockwerke – das obere mit einem kleinen Balkon – und hatte die Form einer Meeresschneckenschale. Sein Grundgerüst bestand aus einem ungeordneten Wirrwarr verschiedener Wurzeln, die sich ineinander verschlungen hatten. Um diese zu Wänden zu verbinden, waren heller Ton, Äste und Unmengen Rinde verwendet worden, die das Dachmaterial bildete. Einige fensterartige Aussparungen an den Seiten ließen Licht ein, ohne die surrealistische Wirkung zu schwächen. Unterhalb des Balkons gab es einen flach eingezäunten Bereich, in dem die verschiedensten Pflanzen wuchsen – ein Kräutergarten war eine naheliegende Vermutung. Außerdem hingen und standen in wahlloser Anordnung Tonkübel mit weiteren blühenden Gewächsen am Haus. Ein wenig entfernt schließlich sahen sie auch noch einen sorgfältig gepflegten Obst- und Gemüsegarten, der aber zu klein war, um das Dorf ausreichend zu versorgen. Wahrscheinlich gab es irgendwo noch weitläufigere Anlagen von Nahrungsbepflanzung.

      Um vom Dorfkern zu diesem Gebäude zu gelangen, musste eine kleine gebogene Brücke überquert werden, da an dieser Stelle der Bach Wald und Dorf trennte.

      Und genau darauf steuerte die Elfe zu.

      Ähnlich wie das Dorf wirkte es seltsam verlassen, und Saya fragte sich, wohin die Bewohner alle verschwunden waren.

      Waren sie über ihre Ankunft informiert worden und geflohen?

      Verbargen sie sich vor ihnen?

      Oder war ihnen etwas zugestoßen, von dem ihre Führerin nichts wusste?

      Aber

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