Blutgefährtin 2. Thomas M Hoffmann

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Blutgefährtin 2 - Thomas M Hoffmann

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reibt sich grinsend die Stelle, auf die ich ihn geschlagen habe. Ich beende meinen Gang, während ich auf Rache sinne. Pierre kennt mich inzwischen sehr genau und macht sich immer wieder lustig über meine sehr traditionellen Vorstellungen von Liebe und Treue. Eigentlich hat er genau dieselbe Einstellung, aber als Vampir und mit seiner Lebenserfahrung hat er natürlich schon alles Mögliche erlebt. Ihn kann kaum noch etwas schockieren, ganz im Gegenteil zu mir.

      Nur mit reiner Willenskraft schaffe ich es, eine zweite Portion des Nachtischs abzulehnen, den mir Charles aufdrängen will. Satt und beinahe zufrieden lehne ich mich in meinem Sitz zurück. Pierre beugt sich vor und streichelt meine Hände, während wir entspannt plaudernd unseren Rotwein austrinken. Schließlich beende ich mein Glas mit einem entschlossenen Schluck.

      «Charles hat meine Abendgarderobe für morgen nach oben gebracht. Möchtest du mal sehen?»

      «Klar.»

      Zusammen stehen wir auf und gehen nach oben. Pierres Schlafzimmer ist geräumig, wie fast alle Räume in dem Chateau und sehr gemütlich eingerichtet. Das Doppelbett ist so groß, dass außer Pierre und mir leicht eine dritte Person darin schlafen könnte, was mich wieder an meine noch unerfüllte Rache erinnert. Es gibt sogar einen großen Spiegel, obwohl Pierre sich darin gar nicht sehen kann. Er hat mir mal erzählt, dass der Spiegel noch ein Überbleibsel aus der Zeit ist, als er mit Mireille, seiner ersten Frau, verheiratet gewesen war. Sie ist vor fast acht Jahren bei einem Autounfall gestorben und Pierre hat noch um sie getrauert, als wir zusammengekommen sind. Ich war es, der ihn dann ins Leben zurückgeholt hat. Jetzt benutze ich den Spiegel für mich und überlege dabei immer, was Mireille wohl angezogen hat. Ich will keine Kopie von ihr sein, ich bin schließlich ich, aber sie kannte Pierre viel länger und besser als ich. Also wusste sie wohl auch, was ihm gefällt und genau das möchte ich auch für Pierre tun. Als ich das Abendkleid erblicke, das gut verpackt an unserem Kleiderschrank hängt, fällt mir eine Rache für Pierres Streich von eben ein. Wir haben das Schlafzimmer betreten, also stoße ich die Tür zu.

      «Willst du mal sehen, wie es aussieht?» frage ich unschuldig.

      «Natürlich will ich das» erwidert Pierre und lächelt erwartungsfroh.

      «Gut, aber du sollst mir beim Anziehen nicht zuschauen. Augen zu und nicht pfuschen.»

      Gutmütig lässt sich Pierre auf das Spiel ein und nachdem ich geprüft habe, dass er tatsächlich nicht schaut, ziehe ich mich bis auf den Slip aus. Ich mache dann zwar die Folienhülle des Abendkleides auf und hole es heraus, aber ich ziehe es nicht an. Stattdessen hänge ich das Kleid in den Schrank und greife nach zwei Sommersachen, die ich hier aufbewahre, weil sie zu gewagt sind, um sie anzuziehen, wenn Großvater zusieht.

      Zuerst ziehe ich den ledernen Minirock an, so ein Minirock der Marke „eine Nummer kleiner wäre nackt“. Er ist so eng und knapp, dass sich mein Po ziemlich deutlich darunter abzeichnet und mein recht knapp geschnittener Slip verschwindet gerade so eben unter dem Rand des Rocks. Insgesamt enthüllt dieser Minirock wesentlich mehr als er verhüllt. Über den Rock ziehe ich ein T-Shirt, das so hergestellt ist, dass es löchrig und zerrissen aussieht. Die Löcher sitzen an strategisch geschickten Stellen, damit es den Anschein hat, als würde jeden Augenblick mein Busen herausfallen, während tatsächlich alle wesentlichen Teile bedeckt sind. Eigentlich hatte ich mir gedacht, zu dem T-Shirt einen engen BH anzuziehen, aber angesichts der Situation spare ich mir den.

      Früher hätte ich solche aufreizende Kleidung niemals angezogen. Aber seitdem ich mit Pierre zusammen bin, habe ich öfter das Bedürfnis, sexy und begehrenswert auszusehen. Diese Sachen hatte ich mir gegen Ende der letzten Semesterferien gekauft, als ich mir mit Chloé und Inès, meinen alten Schulfreundinnen, einen Mädels Abend gemacht hatte. Kann auch durchaus sein, dass ich zu dem Zeitpunkt schon ein wenig angeheitert war. Seitdem habe ich es aber nicht gewagt, damit in die Öffentlichkeit zu gehen.

      «Du kannst jetzt schauen», sage ich und stelle mich in Pose.

      Lächelnd macht Pierre die Augen auf. Doch als er mich sieht, fällt ihm das Lächeln aus dem Gesicht, als hätte es ihm jemand mit einem Besen weggefegt. Stattdessen werden seine Augen so groß, wie Suppentassen, und sein Gesicht zeigt einen Ausdruck des Entsetzens.

      «Du kannst doch unmöglich so angezogen zu einer…»

      Pierre stockt, weil ich ein Grinsen nicht verhindern kann. Ich brauche einen Moment, um mich zu fangen und eine Schnute zu ziehen.

      «Gefällt dir etwa meine Abendgarderobe nicht?», frage ich so süß und unschuldig wie möglich.

      Aber Pierre hat schon gemerkt, was Sache ist. Er schaut mich mit gelb blitzenden, zusammengekniffenen Augen an.

      «Du ungehöriges Biest. Wenn du damit zu einer Party gehst, müsste ich sämtliche Männer ermorden, die dich lüstern anstarren und das würden alle sein, denen wir begegnen.»

      Ich trete an Pierre heran und schmiege mich in seine Arme.

      «Ich möchte doch nur, dass du beneidet wirst.»

      «Sie würden alle vor Neid vergehen.», flüstert Pierre und streicht mir mit seinen Händen über das T-Shirt, dass mir ganz heiß wird. «Das Shirt ist ja schon kaputt, es wird also nichts ausmachen, wenn ich es dir vom Leib reiße.» raunt mir Pierre ins Ohr.

      «Untersteh dich, du glaubst gar nicht, wie teuer diese Löcher waren.» gebe ich mit rauer Stimme zurück.

      Also findet Pierre einen anderen Weg, um mich meines T-Shirts zu berauben. Er drängt mich gegen den Kleiderschrank und bedeckt meine Brüste mit Küssen. Die Wellen des Begehrens, die er damit in mir erzeugt, machen mich schwindlig. Ich presse mich gegen seinen nun gar nicht mehr kalten Körper und alles, woran ich noch denken kann, ist, wie ich es schaffe, Pierre ohne Kleidung vor mich zu bekommen.

      Pierre kann das echte Abendkleid dann doch noch am späten Nachmittag begutachten, allerdings ist es so spät geworden, dass ich es nicht mehr vorführen kann. Aber was er sieht, findet seine Zustimmung. Schnell mache ich mich fertig, um zum Weingut zu fahren.

      «Ich komme morgen am frühen Nachmittag vorbei, um mich hier zurecht zu machen.» meine ich, bevor ich losziehe.

      «Ist in Ordnung. Was willst du deinem Großvater sagen, wohin wir gehen?»

      «Du bist doch Mitglied in diesem Verband der südfranzösischen Weinhändler. Wir sagen einfach, dass die den Empfang organisieren. Netzwerkbildung und so.»

      «Ja, das ist gut. Der Empfang beginnt um sieben Uhr abends, wir sollten hier also gegen halb sechs starten.»

      «Dann werde ich gegen zwei da sein.»

      Pierre gibt mir einen sanften Abschiedskuss und ich fahre los. Großvaters Weingut liegt etwas außerhalb von Lorgues, aber mit dem Auto ist das lediglich eine Fahrt von ein paar Minuten. Als ich in den Vorhof einbiege, fällt mir wieder diese wunderschöne und wild romantische Bauweise des Gebäudes auf. Erst seit ich nicht mehr täglich hier bin, weiß ich das zu würdigen.

      Soviel ich weiß, ist das Hauptgebäude mindestens 200 Jahre alt, wurde aber von den Vorbesitzern immer wieder restauriert, so dass es heute innen sehr modern eingerichtet ist. Nur bei der Fassade wurde der ursprüngliche Stil beibehalten, die Wände sind mit wildem Wein bedeckt und die Fensterläden sind rot gestrichen. Als wir vor nunmehr fast acht Jahren hier eingezogen sind, mussten wir fast nichts modernisieren, lediglich die üblichen Innenarbeiten waren zu machen. Sollte ich das Weingut dereinst einmal übernehmen, will ich auf jeden Fall dafür

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