Blutgefährtin 2. Thomas M Hoffmann

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Blutgefährtin 2 - Thomas M Hoffmann

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Es geht hier ausschließlich um Pierre.»

      «Ich bin seine Blutgefährtin. Wo Pierre hingeht, werde ich auch hingehen.»

      Germaine lächelt leicht.

      «Das ehrt dich, Trish. Ich hoffe immer noch, dass es nicht so weit kommt. Komm, lass uns mit ein paar der anderen langjährigen Gefährten sprechen.»

      Während ich mich von Germaine durch diesen Empfang führen lasse, stelle ich fest, dass trotz der Liberalisierung immer noch keine Gleichheit zwischen Vampiren und Menschen erreicht ist. Die jeweiligen Gruppen bleiben fast nur unter sich. Zwischen einer theoretischen Gleichheit und einer tatsächlich gelebten Gleichheit ist eben noch ein gewaltiger Unterschied. Bei manchen Vampiren kann ich spüren, wie sie mich scharf ins Auge fassen, vermutlich weil sie wissen, wer ich bin. Aber ich bemühe mich, meine Augen zu senken und niemanden zu provozieren.

      Ich bekomme auch Madame Leblanc zu Gesicht, eine schlanke, ernst dreinblickende Vampirin, die einen gewissen Hochmut ausstrahlt. Sie redet gerade mit Pierre, allerdings ohne Worte zu benutzen. Das zeigt bereits, welche Einstellung sie hat. Ich will die Diskussion nicht schwierig machen, indem ich mich aufdränge, also wende ich mich wieder der Gruppe der langjährigen Blutgefährten zu.

      Germaine ist dabei die weitaus älteste. Die meisten sind nur wenige Jahre älter als ich, manche sind so Mitte vierzig. Seit Gregori getötet wurde, ist auch die Gruppe der Menschen nicht mehr zweigeteilt. Bei jenem ersten Empfang damals musste man als Mensch aufpassen, nicht mit den falschen Gefährten zu reden, sonst konnte man der Spionage bezichtigt werden. Eigentlich ist die Situation in Frankreich durch den Tod von Gregori unter der Führung von Louis viel besser geworden.

      Wir Menschen diskutieren ganz zwanglos verschiedene allgemeine Themen, nur menschliche Politik ist so gut wie nicht darunter. Eigentlich ist das komisch, denn wir sind ja Menschen, aber wenn man mit der übernatürlichen Welt verbunden ist, dann werden die Unterschiede zwischen menschlichen Gruppen irgendwie unbedeutend. Wieso sollte es denn wichtig sein, ob die Sozialisten oder die Konservativen im Elysee-Palast regieren, wenn wir wissen, dass die eigentlichen Herren dieser Welt die Vampire sind. Was interessieren uns die Gesetze zu Familienplanung, zur Arbeitslosigkeit oder zur Ausländerintegration, wenn wir sowieso keine Kinder bekommen können, von unseren Vampiren versorgt werden oder mit Werwölfen und Gestaltwandlern noch wesentlich fremdere Wesen kennen, als Afrikaner oder Asiaten.

      Vampirische Politik wird allerdings auch nicht diskutiert, denn die ist Sache der Vampire. Nur Germaine hat hier einen Einfluss, der von Bedeutung ist. Aber ich habe das Gefühl, dass die meisten Menschen ihrer neuen Bedeutung in der Gesellschaft noch nicht trauen. Sie sind es nicht gewohnt, sich in die Angelegenheiten der Vampire zu mischen und haben es daher wohl verlernt, sich darum zu bemühen.

      Etwas anderes, das ich feststellen kann, ist, dass meine Beziehung zu Pierre auch etwas Besonderes ist. Viele Blutgefährten sind ihren Partnern in Liebe zugetan, aber so gleichberechtigt, wie Pierre meine Wünsche berücksichtigt, macht das fast keiner der Vampire. Erst aus diesem Kontrast heraus kann ich ermessen, wie sehr Pierre mich achtet und liebt. Unwillkürlich setze ich mich von den Menschen ab und suche die Nähe von Pierre. Ich mische mich nicht in seine Gespräche ein, aber kaum stehe ich neben ihm, fühle ich seine Hand auf meiner Hüfte.

      Ich weiß nicht genau, wieviel Zeit bereits vergangen ist, als Louis ein Zeichen gibt. Bei jeder Vampirparty ist der Programmpunkt „Festessen für die Vampire beginnt“ fest eingeplant. Da Vampire nur eines als Essen akzeptieren und das Trinken von Blut immer mit gewissen intimen Handlungen verbunden ist, ist dieser Programmpunkt ein wenig delikat. Aber wie in einer vornehmen Gesellschaft üblich, hat man für jeden Geschmack etwas vorgesehen. Da ich keinerlei Lust habe, an einer wilden Orgie teilzunehmen, ziehe ich mich mit Pierre in eines der bereitstehenden Zimmer zurück.

      6. Der Anschlag

      Zufrieden schmiege ich mich an Pierre. Ich fühle mich müde und würde am liebsten einschlafen, aber so viel Zeit haben wir nicht. Also bleibt mir nur ein Moment der Träumerei. Ich kann gar nicht beschreiben, wie verrückt ich nach diesem Mann bin. Es ist egal, ob das die normalen, menschlichen Dinge sind, wie wenn ich ihm bei seinem Shop helfe oder wie wenn wir über die besten Methoden diskutieren, unsere Weinstöcke zu pflegen, oder die eher speziellen Momente, wie die körperliche und intime Nähe. Ich fühle eine so tiefe Verbundenheit mit ihm, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass das jemals endet. Natürlich weiß ich, dass ich alt werde und Pierre nicht, aber das wird sich erst in ein paar Jahren bemerkbar machen. Warum sollte ich schon jetzt darüber nachdenken?

      Ich denke an das zurück, was mir Germaine damals gesagt hat, dass wir Menschen diejenigen sind, die die Vampire an ihre vergangene Menschlichkeit binden. Es fällt mir schwer zu glauben, dass sich Pierre, wenn er mich nicht hätte, in eines dieser machtgierigen, mordlüsternen Monster verwandeln würde, die ich in der Vampirgesellschaft schon zu oft gesehen habe. Er ist einfach nicht so, aber trotzdem gefällt mir die Vorstellung, Trish, die Wächterin des Guten, die Beschützerin der ahnungslosen Menschen zu sein. Unwillkürlich muss ich lächeln, eine schöne Vorstellung.

      Doch dann fällt mir wieder die Tatsache ein, dass ich alt werde. Wie viele Jahre mir wohl noch bleiben? Irgendwann muss ich eine Entscheidung treffen, will ich mich verwandeln lassen oder will ich ein Mensch bleiben? Eigentlich will ich nicht sterben, das Einzige, was mich davon abhält, schon jetzt den Weg in die übernatürliche Welt zu suchen, ist meine Sehnsucht nach Pierre. Würde ich zum Vampir, bräuchte ich einen menschlichen Partner, von dem ich leben könnte und Pierre müsste sich eine andere Frau suchen. Das will ich nicht, er gehört mir und ich werde ihn niemals teilen. Nicht nur ich binde Pierre an seine Menschlichkeit, Pierre bindet mich seinerseits an meine Menschlichkeit. Und so soll es auch bleiben.

      Ich muss doch an den Rand des Schlafes geraten sein, denn plötzlich schrecke ich hoch, weil mich jemand vorsichtig über das Gesicht streichelt.

      «Es ist Zeit», meint Pierre mit sanfter Stimme.

      Ich schaue ihn kurz an, wie er mich mit lächelnden, liebevollen Augen ansieht, und ergreife dann Besitz von seinem wundervollen Mund. Wie gut, dass wir den intimen Teil schon hinter uns haben, sonst wären wir mit Sicherheit nicht aus dem Bett und zu spät gekommen. Lachend löst sich Pierre.

      «Trish, du böses Mädchen. Es gehört sich nicht, seine Gastgeber warten zu lassen, nur weil du nicht genug bekommen kannst.»

      Ich boxe ihn gegen den Arm, wie immer ohne jeden sichtbaren Erfolg.

      «Dazu gehören aber immer zwei und ich habe das Gefühl, dass du bei einer Verzögerung auch mitwirken würdest.»

      «Bevor ich mich schlagen lasse», murmelt Pierre und nähert sich für einen weiteren Kuss. Doch da hat er die Rechnung ohne mich gemacht. Wenn ich ihn jetzt erneut küsse, komme ich nie raus. Also tauche ich unter ihm weg und schlüpfe aus dem Bett.

      «Du benimmst dich wie ein frischverliebter Jugendlicher. Wie alt bist du jetzt? 87? Da solltest du wissen, dass man seinen Gastgeber nicht warten lässt.»

      Ich versuche, vorwurfsvoll zu klingen, aber irgendwie gelingt mir das nicht angesichts der hochgezogenen Augenbrauen von Pierre. Eigentlich sind seine Augen sowieso verführerisch und wenn er diesen Gesichtsausdruck aufsetzt, dann könnte ich wirklich schwach werden. Mit einem Ruck wende ich mich ab und dem Waschbecken zu. Einer muss schließlich vernünftig sein. Nachdem ich mich ein wenig frisch gemacht, meine Haare geordnet und mich angezogen habe, drehe ich mich wieder zu Pierre und lande genau in seinen Armen. Er ist inzwischen ebenfalls aufgestanden, hat sich zurechtgemacht und nur darauf gewartet, dass ich fertig werde.

      «Aufgeschoben ist nicht

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