Blutgefährtin 2. Thomas M Hoffmann
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Читать онлайн книгу Blutgefährtin 2 - Thomas M Hoffmann страница 16
Ich stelle meine Sachen zunächst im Flur ab und gehe in Richtung Wohnzimmer und Küche, um Catherine und Großvater zu begrüßen. Großvater kommt mir am Eingang zum Wohnzimmer schon entgegen. Seine Haare sind mittlerweile schlohweiß und sein Gang bedächtig. Eigentlich ist Großvater noch nicht so alt, aber seit dem Tod von Großmutter ist er sichtbar älter und fragiler geworden. Ich hatte sogar darüber nachgedacht, meine Pläne mit dem Studium zu verschieben, um bei ihm bleiben zu können, aber das hat Großvater nicht zugelassen.
«Hallo Großvater» sage ich, umarme ihn und gebe ihm zwei dicke Küsse auf seine rauen Wangen.
«Hallo Trish, mein Schatz» erwidert er und drückt mich. «Wie war die Fahrt?»
«Vor Montpellier gab es ein paar Staus, aber der Rest der Strecke war frei.»
«Hast du bei Pierre zu Mittag gegessen?»
«Ja, habe ich. Schöne Grüße von ihm.»
«Danke. Komm rein, ich spreche gerade mit Jules über die kommende Lese.»
Jules ist unser Knecht und hat sich in den letzten Jahren zur rechten Hand von Großvater entwickelt. Er führt die körperlich anstrengenden Tätigkeiten durch, die Großvater nicht mehr schafft, und leitet die Mitarbeiter und Saisonarbeiter an, die wir benötigen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Gerade die Zeit der Weinlese, die vor der Tür steht, ist besonders stressig. Früher habe ich nach Kräften mitgeholfen, aber seit ich studiere, ist das auch weniger geworden. Großvater konzentriert sich mehr auf die Büroarbeit und den finanziellen Kram.
Ich folge Großvater ins Wohnzimmer, begrüße Jules und gehe dann in die Küche, wo Catherine bereits vor sich hin werkelt. Sie scheint mich gar nicht zu bemerken, so konzentriert schneidet sie Gemüse. Aber ich bin sicher, dass sie mich gehört hat, also umarme ich sie einfach von hinten.
«Hallo Catherine. Wie viel Zeit habe ich noch bis zum Abendessen?»
Catherine dreht sich zu mir und drückt mich kurz, wobei sie darauf achtet, mich nicht mit ihren nassen Händen zu berühren.
«Hallo Trish. Es wird etwas später werden, noch so etwa eine Stunde. Ich weiß doch, dass du dich immer bei diesem Butler vollstopfst.»
Ich muss grinsen, denn eigentlich findet Catherine Charles sehr nett. Aber in punkto Kochkunst hat sich zwischen den beiden eine Art Wettbewerb entwickelt, weil Catherine nicht verwinden kann, dass ein Mann besser kocht als sie. Das Opfer bin allerdings ich, weil ich die besten Gerichte von zwei Seiten angeboten bekomme, was meiner Figur nicht unbedingt gut tut.
«Heute war ich tapfer. Ich habe keine zweite Portion Nachtisch genommen.»
Darauf zieht Catherine lediglich die Augenbrauen hoch. Ich überlasse ihr die Küche, bringe meine Sachen auf mein Zimmer rauf und gebe die Schmutzwäsche in den dafür bereitstehenden Korb, um sie zum Ende des Wochenendes sauber wieder mitnehmen zu können. Der Rest ist schnell ausgepackt. Danach gehe ich ins Wohnzimmer, um Jules und Großvater bei der Planung der Weinlese zu helfen.
5. Der Empfang
Es ist bereits halb drei Uhr nachmittags, als ich endlich zum Chateau aufbrechen kann. Obwohl ich nicht lange geschlafen habe, war der Vormittag gefüllt mit Aktivitäten wie Wäsche waschen, Großvater bei der Auswahl der zusätzlichen Arbeiter helfen, die wir für die Lese benötigen, das Lesen und Beantworten von Post und sogar einem kurzen Besuch bei Morelle, meinem Ex-Pferd. Früher habe ich regelmäßig geritten, wobei Morelle bei unseren Nachbarn untergestellt war. Aber seit Beginn meines Studiums hat es sich nicht mehr gelohnt, Morelle zu behalten. Also haben wir es an unsere Nachbarin verkauft, bei der Morelle sowieso zuhause war. Ich schaue nur regelmäßig vorbei, um mit der Nachbarin zu schwätzen und mich bei meinem ehemaligen Pferd in Erinnerung zu bringen.
Als ich im Chateau das Wohnzimmer betrete, sitzt Pierre gerade in einem der Sessel und telefoniert.
«… Glaubst du denn, dass diese Spannungen irgendetwas mit der heutigen Einladung zu tun haben?»
Interessiert setze ich mich neben ihn auf die Lehne des Sessels und lege meinen Arm um seine Schulter. Er lächelt mich an, formt mit seinem Mund lautlos das Wort „Anna“ und richtet seine Konzentration wieder auf das Gespräch. Offensichtlich ist Tante Anna am anderen Ende der Leitung.
«Gut, wenn Louis für unsere Sicherheit garantiert, dann mache ich mir keine Sorgen. Er ist erledigt, wenn uns etwas zustößt. Trish ist gerade gekommen, willst du sie noch sprechen? Ich rufe dich an, wenn der Empfang vorbei ist. Auf Wiederhören, Anna.»
Damit reicht mir Pierre das Telefon.
«Anna will noch mit dir sprechen.»
Ich übernehme den Hörer.
«Hallo Tante Anna.»
«Hallo Trish, mein Liebling. Wie geht es dir? Hast du doch noch Bedenken wegen des Empfangs bekommen?»
«Nein, alles in Ordnung. Ich habe mir ein tolles, neues Abendkleid gekauft und Pierre meint, das sähe hinreißend aus. Allerdings findet Pierre alles hinreißend, was ich anziehe.»
Tante Anna lacht.
«Er liebt dich eben. Freue dich darüber. Ich habe inzwischen ein paar Dinge erfahren, die offensichtlich dazu geführt haben, dass dieser Empfang stattfindet. Die alten Gefolgsleute von Steffan und Gregori versuchen wohl, wieder Einfluss zu bekommen.»
Von Steffan habe ich nur durch Erzählungen von Tante Anna gehört, er war mal der führende Vampir in Europa gewesen und hatte sich König genannt. Aber als er aktiv versuchte, die menschlichen Regierungen in Europa zu stürzen, um eine vampirische Revolution zu beginnen, hat ihn Vlad Dracul beseitigt. Gregori war einer seiner Anhänger gewesen und hat danach die Führung übernommen, zumindest in Frankreich.
«Geht es wieder darum, die Menschen zu unterdrücken?»
«Nein, zumindest nicht offiziell. Sie stören sich an mir. Ihre Handhabe scheint diesmal die europäische Unabhängigkeit zu sein. Sie versuchen, Louis dazu zu bringen, sich stärker gegen mich und meine Position auszusprechen.»
«Und warum dann der Empfang?»
«Louis scheint zu denken, dass wenn man sich kennt und miteinander redet, die Gegensätzlichkeiten überwunden werden können. Daher seid ihr auch dabei. Ihr seid meine Vertreter.»
«Wäre es nicht besser, so etwas wie eine Botschaft einzurichten?»
«Ich habe schon angefangen, darüber nachzudenken. Bisher waren Vampire ausschließlich auf sich oder ihren Clan konzentriert. Die Idee einer Nation oder gar einer internationalen Blockbildung ist ziemlich neu.»
«Und du bist sicher, dass wir das hinbekommen? Ich bin Weinbäuerin und Pierre ist Weinhändler. Wir sind keine Politiker. Ich will nicht irgendjemanden beleidigen, nur damit der einen Grund hat, einen Krieg vom Zaun zu brechen»
«Ich habe vollstes Vertrauen in euch, ihr bekommt das schon hin. Ich habe Louis gegenüber betont, dass eure Anwesenheit inoffiziell ist und von mir nur aus Höflichkeit akzeptiert wird. Das heißt aber auch, dass es seine Verantwortung ist, euch aus irgendwelchen peinlichen Situationen herauszuhalten.»
«Na gut, Tante Anna. Ich bin mal