Die Geschwister Bourbon-Conti - Ein fatales Familiengeheimnis. Bettina Reiter

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Die Geschwister Bourbon-Conti - Ein fatales Familiengeheimnis - Bettina Reiter

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Bergfried, von dem sie ihrer Freundin schon bei ihrem Kennenlernen erzählt hatte, war genau der richtige Ort, um zur Ruhe zu kommen. Einträchtig stiegen sie bis ins vierte Geschoss hinauf. Jeanne keuchte, als sie oben ankamen und blickte sich um. An der gegenüberliegenden Mauer stand die Schatztruhe aus Zedernholz.

      „Du hast nicht übertrieben. Ein zauberhafter Ort“, äußerte sich Jeanne. Henriette steckte die Fackel in die dafür vorgesehene Befestigung an der Wand. Die Flamme loderte, da aufgrund der Maschikulis ständig Luftzug herrschte. „Was ist da drin?“ Noch ehe Henriette antworten konnte, war Jeanne bei der Truhe. Plötzlich bekam sie einen Hustenfanfall und hielt sich die Hände vor den Mund. Henriette eilte an ihre Seite und wusste in ihrer Hilflosigkeit nichts anderes zu tun, als ihr unbeholfen auf die Schulter zu klopfen.

      „Du erschlägst mich“, brachte Jeanne mühsam hervor und beruhigte sich allmählich. Als wäre nichts gewesen, hob sie den Deckel der Truhe an und lehnte ihn gegen die Wand.

      Henriette erschrak zutiefst. „Da ist Blut an deinen Händen.“

      Mit unbeteiligter Miene blickte Jeanne darauf. Im nächsten Moment nahm sie das braune Leinentuch heraus, das Henriettes Schätze verdeckte, und wischte sich damit ab. „Das habe ich von Zeit zu Zeit. Bisher konnte mir kein Arzt helfen, aber seitdem ich auf Mutters Rat hin eine Milchkur mache, bessert sich mein Zustand. Huch, wer um alles in der Welt ist dieser gutaussehende Grandseigneur?“ Jeanne ließ das Tuch auf den Boden fallen und griff zu Lucs Bild, das inzwischen in einem filigranen goldenen Rahmen steckte, den Henriette in den Umzugskisten gefunden hatte.

      Staunend hob Jeanne das Portrait heraus, stellte sich nahe zur Fackel und besah es sich. „Hast du das gemalt?“

      „Ja.“

      „Diesen Mann würde ich sofort in mein Bett lassen“, verkündete sie, blickte aber gleich schuldbewusst zu Henriette. „Entschuldige, natürlich würde ich dir nie einen Mann abspenstig machen. Wer ist er, und vor allem, wo lernt man einen griechischen Gott wie ihn kennen?“

      „Im Zweifelsfall wächst man mit ihm auf.“ Henriette trat neben sie. „Das ist Luc. Mein Bruder.“

      „Etwas Charles’ Freund? Himmel, warum hat mir keiner gesagt, dass er so attraktiv ist?“ Jeanne lächelte verträumt. „Also verfolgst du keinerlei Absichten?“

      „Wo denkst du hin? Wie gesagt, er ist mein Bruder.“ Henriette hörte selbst, wie mürrisch sie klang. Jeannes Schwärmen passte ihr ganz und gar nicht.

      Ihre Freundin drückte sich das Bild an die Brust. „Hoffentlich sieht dein Cousin Luc ähnlich.“

      Henriette runzelte die Stirn. „Welchen Cousin meinst du?“

      „Ich spreche von Ludwig XV.“

      „Ludwig? Unser König? Was hast du mit ihm zu tun?“

      „Im Augenblick noch nichts, doch das wird sich ändern“, tat Jeanne geheimnisvoll, schloss den Deckel und setzte sich auf die Truhe. „Bisher konnte mir nämlich kein Mann widerstehen.“ Ein entschlossener Zug lag um ihren Mund. Louis’ Aussage kam Henriette in den Sinn. Was Männer betraf, hatte er vermutlich doch ins Schwarze getroffen. Ihre Freundin schien keine Heilige zu sein, die sie aber abgesehen davon nach wie vor bewunderte, denn Jeanne kletterte lieber auf Bäume und pflückte die Äpfel, statt darauf zu warten, dass sie herunterfielen. Nebenbei bildete sie sich unermüdlich weiter, liebte den Tanz und konnte dem Clavichord wunderbare Töne entlocken. Als wäre dem nicht genug, schien sie Schönheit und Liebreiz für sich gepachtet zu haben. Die braunen Augen funkelten und hoben sich im ovalen Gesicht wie zwei glänzende Edelsteine ab. Ihre Augenbrauen wirkten gleichmäßig geschwungen, als hätte sie ein Maler gekonnt verewigt. Selbst einige Pusteln am Kinn konnten dem Ebenmaß nichts anhaben. Und dann war da noch ihr blondes Haar, das sich über die Stirn auftürmte. Mit wertvollen Silberkämmen war es seitlich hochgesteckt, während sich die ungebändigte Lockenpracht über ihren Rücken ergoss. „Ich bereite mich Tag für Tag auf Ludwig vor.“

      Henriette war wie vor dem Kopf gestoßen. „Wie bitte?“

      „Versprich mir, dass niemals ein Sterbenswort deine Lippen verlässt“, verlangte Jeanne und Henriette nickte zaghaft. Wollte sie überhaupt eingeweiht werden? Lächelnd ordnete Jeanne die Falten ihres eierschalenfarbenen Kleides mit Brüsseler Spitze am Ausschnitt. „Als ich neun Jahre alt war, hat mich Mutter zu einer Wahrsagerin mitgenommen. Madame Lebon ist weitum bekannt für ihre Weissagungen.“ Jeanne schaute wieder auf Lucs Bild, bevor sie es sich auf den Schoß legte. „Auch mir sagte sie die Zukunft voraus.“

      „Und die hat mit Ludwig zu tun“, kombinierte Henriette misstrauisch.

      „Du zweifelst an der Hellsichtigkeit von Madame Lebon?“

      „Erzähl weiter.“ Henriette wollte ihre Freundin nicht verletzen. Sie schien fest daran zu glauben.

      „Nun ja, sie teilte mir mit, dass ich das Herz des Königs im Sturm erobern und es bis zu meinem Lebensende besitzen werde.“

      „Aha.“ Henriette setzte sich neben Jeanne auf die Truhe.

      „Sogar Mutter und mein Vormund sind davon überzeugt, dass es eines Tages genauso geschehen wird.“

      „Ist euch nie in den Sinn gekommen, dass ihr auf eine Schwindlerin hereingefallen seid?“, konnte sich Henriette nun doch nicht zurückhalten. „Wieviel Geld hat sie verlangt?“

      „Was spielt das für eine Rolle?“ Jeanne machte ein beleidigtes Gesicht. „Dass ausgerechnet du daran zweifelst, wundert mich wirklich. Du, die jedes Märchen für bare Münze nimmt.“

      „Das war einmal. Jetzt bin ich erwachsen.“ Langsam wurde es Henriette zu bunt. Scheinbar dichtete ihr alle Welt Realitätsverlust an. Bloß, weil sie Märchen mochte.

      „Wie auch immer, ich halte viel von Madame Lebon. Davon abgesehen habe ich dir viel von meinem Vormund erzählt. Insbesondere, dass er sehr gebildet und intelligent ist. Wenn er daran glaubt, mache ich es erst recht und warum denkst du, finanziert er meine umfassende Bildung, die im Übrigen ein Vermögen kostet? Aus Jux und Tollerei? Mit Sicherheit nicht.“

      „Willst du damit sagen, dass er alles tut, um dich und Ludwig … aber dein Vormund ist der Onkel von Charles. Noch dazu bist du eine Bürgerliche!“

      „Meine Herkunft wird kein Hindernis sein und ja, mein Vormund unterstützt mich. Er nennt mich sogar ´Reinetteˋ. Die kleine Königin muss die letzte Hürde allerdings ohne seine Hilfe schaffen, doch früher oder später wird Ludwig meinen Reizen erliegen. Das ist so sicher wie das Amen im Gebet.“ Jeanne schürzte ihre Lippen, als würde sie Ludwig bereits im Geiste küssen.

      „Du bist verheiratet“, wandte Henriette ein.

      „Und ich bekomme ein Kind.“

      „Was?“, entfuhr es Henriette. „Trotzdem spinnst du diese verrückten Pläne weiter?“

      „Sieh mal.“ Jeanne machte eine bedeutungsvolle Pause. „Mir wurde mein Schicksal vorausgesagt und damals war ich so weit von Ludwig entfernt, wie man es nur sein kann. Doch dank meines Vormundes stieg ich in der Gesellschaft auf, bin aufgrund meiner Heirat finanziell gut situiert und besitze durch Charles ein Anwesen, das sich in der Nähe des Waldes von Sénart befindet.“

      „Ludwigs Jagdgebiet“, murmelte Henriette und rieb sich das Gesäß.

      „Das

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