Die Geschwister Bourbon-Conti - Ein fatales Familiengeheimnis. Bettina Reiter

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Die Geschwister Bourbon-Conti - Ein fatales Familiengeheimnis - Bettina Reiter

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hat er es für seine Mätresse gekauft.“

      „Mätressen“, wurde Henriette sogleich berichtigt. „Momentan hat er zwei.“ Sie war besser informiert als Henriette, die etwas bestürzt war. Das hätte sie Ludwig nicht zugetraut. „Jedenfalls habe ich in meiner Kutsche Ludwigs Wald erkundet. Leider hat es mir die jüngere seiner Mätressen bis auf weiteres verboten, aber ihr vehementes Auftreten ist die beste Bestätigung, die ich bekommen kann. Sie sieht eine Gefahr in mir. Wer, wenn nicht eine Mätresse, kennt den Geschmack des Königs besser?“

      Henriette musterte ihre Freundin und dachte an Élisabeths Standpunkt über die Liebe. Auch Karolina geisterte durch ihren Kopf. Eine Frau, die Henriette sehr schätzte. Was war nur los auf dieser Welt? Bekam niemand mehr den Hals voll? Genügte sich niemand selbst?

      „Worum geht es dir im Eigentlichen? Um finanzielle Besserstellung oder bist du in Ludwig verliebt?“ Sie wollte wenigstens versuchen, Jeanne zu verstehen.

      „Hast du mir nicht zugehört? Wir sind uns noch nie begegnet. Und Liebe …“, äußerte sich Jeanne abfällig, aber ihre Züge wurden sofort weicher, als sie Lucs Bild betrachtete. Beinahe zärtlich fuhr sie mit den Fingerspitzen darüber. Wieder erfasste Henriette ein ungutes Gefühl. Sollte sie mit Ludwig machen was sie wollte, aber Luc stand nicht zur Debatte. Denn so gern sie Jeanne hatte, in Bezug auf Männer klafften ihre Ansichten erheblich auseinander, wie sie wiederholt feststellen musste. „In deinen Bruder könnte ich mich verlieben. In diese Augen, das markante Gesicht. Er wirkt sensibel und stark, energisch und sanft. Der spöttische Zug um seinen Mund ist sehr reizvoll, auch die kleine Kerbe am Kinn.“ Henriette verscheuchte das Bild, wie Luc von Jeanne geküsst wurde. „Du hast ihn so lebensecht gemalt, dass man das Gefühl hat, er würde vor einen stehen.“ Sie schien sich kaum sattsehen zu können!

      „Mein Cousin sieht tausendmal besser aus als Luc“, log Henriette, „das Volk nennt Ludwig sogar den schönsten Mann Frankreichs. Aber das wirst du bestimmt wissen.“

      „So ist es, doch solange ich mich nicht selbst davon überzeugen kann, geht es in erster Linie nur darum, sein Herz zu gewinnen.“

      „Und was ist mit deinem? Spielt Liebe keine Rolle? Geht es jedem heutzutage nur um Macht und Reichtum?“ Henriette erhob sich, nahm Lucs Bild an sich und verbarg es hinter ihrem Rücken.

      „Ich bin enttäuscht, dass du mich derart verkennst“, sprudelte es aus Jeannes kleinem Mund, der immerzu schimmerte. Auch sie stand auf und ging einige Schritte. „Ich bin kein schlechter Mensch. Aber ein Mensch mit vielen Ideen, die ich in der Kleinbürgerlichkeit meines Lebens keinesfalls umzusetzen vermag. Mit einem König an meiner Seite wäre es anders, denn ich interessiere mich für vieles. Ob Politik oder Kunst, Wissenschaft oder Porzellan. Ich möchte etwas verändern. In meinem Leben und für Frankreich. Sogar den Soldaten fühle ich mich verbunden und ihren verwaisten Familien. Und natürlich möchte ich meiner eigenen mehr bieten, als uns zur Verfügung steht.“ Jeanne blieb stehen. Sie hatte Tränen in den Augen.

      „Was soll ich dazu sagen? Es ist dein Leben“, gab Henriette nach. Das Gespräch würde unweigerlich zum Streit führen, weil ihr nach wie vor das Verständnis fehlte. Jeanne hatte Charles. Außerdem war sie in anderen Umständen. Trotzdem konnte sie sich scheinbar nichts Schöneres vorstellen, als die Geliebte des Königs zu werden. Doch wer wusste schon, ob ihre Saat tatsächlich aufgehen würde? „Du bist anders als ich, Jeanne, aber weil mir unsere Freundschaft wichtig ist, werde ich vergessen was du mir soeben erzählt hast.“ Henriette öffnete die Truhe und legte Lucs Bild vorsichtig hinein.

      „So wie ich vergessen werde“, kam es leise zurück, „wie du das Portrait deines Bruders gemalt hast und es jetzt betrachtest.“

      Henriette richtete sich abrupt auf. „Wie denn?“ Ihre Wangen brannten.

      „Beides spricht von tiefer Liebe.“

      „Er ist mein Bruder. Wieso sollte ich ihn nicht lieben?“

      „Natürlich, du hast recht. Doch da ist noch etwas anderes. Ich sehe meinen Bruder jedenfalls nicht auf diese Weise an. Aber keine Angst, ich schweige wie ein Grab. Mir ist ohnehin nichts fremd auf dieser Welt.“

      Henriettes Herz hämmerte regelrecht gegen die Brust. „Was reimst du dir da zusammen?“

      „Verzeih“, Jeanne hob beschwichtigend die Hände, „ich bin zu weit gegangen. Doch wie du den Platz an Lucs Seite verteidigt hast und sein Bild …“

      „Das höre ich mir nicht länger an!“, fuhr Henriette ihr über den Mund. All die aufgestaute Wut brach aus ihr heraus. Hastig hob sie ihr Kleid an und lief die Stufen hinunter. Jeannes Rufe schallten durch das Gewölbe, aber sie rannte weiter, denn sie hatte die Nase voll von Anspielungen jeglicher Art. Sei es von Jeanne, Philippe oder der Großtante.

      Demonstrativ schlug sie die Tür hinter sich zu. Genauso würde sie es mit dem heutigen Abend tun!

      Henriette zog sich die Decke über den Kopf. Sie hatte schlecht geschlafen und schaffte es kaum die Augen zu öffnen, da die Müdigkeit bleiern auf ihnen lag. Wie spät es wohl sein mochte?

      Pferde wieherten, laute Stimmen dröhnten vom Innenhof herauf. Schritte hallten eilig durch den Gang. Jemand schleifte etwas hinter sich her. Eine Truhe? Womöglich brachen die ersten Höflinge zur Heimfahrt auf.

      Lustlos schlug sie die Decke zurück und rieb sich die Augen, bevor sie zu den verstaubten grünen Vorhängen schaute. Ein schmaler Lichtstreifen drang durch den Spalt und teilte den Holzboden. Nahe dem Bettpfosten wurde er von einem waagrechten Streifen gekreuzt. Wie ein Kruzifix. Henriette schüttelte sich, aber nicht deswegen, sondern weil ihr die Unterhaltung mit Jeanne in den Sinn kam. „So etwas Absurdes“, flüsterte sie, verbat sich jedoch jeden weiteren Gedanken daran und verließ das Bett. Dann zog sie die Vorhänge auf. Sonnenlicht drang herein und tauchte die Kammer in grelles Licht. Sie wollte gerade zum Wasserkrug hinter der Waschschüssel greifen, als sie aufhorchte. Die laute Stimme der Großtante schallte durch den Gang. Gleichzeitig hörte sie Dianas, die nicht viel leiser sprach. Offensichtlich stritten sie sich.

      Schnell schlüpfte Henriette in die Pantoffeln, streifte sich den sandfarbenen Morgenmantel über das zarte Spitzennachthemd und lief hinaus.

      Diana stemmte erbost die Hände in die Hüften und schaute die Großtante zornig an. Élisabeth, selbst noch im Morgenrock, war sichtlich mit der Situation überfordert.

      „Du wirfst mich allen Ernstes aus dem Schloss?“ Françoise lachte affektiert. „Dazu hast du kein Recht!“ Henriette beschleunigte ihre Schritte.

      „Nachdem ich hinter deine ungeheuerliche Machenschaft gekommen bin, habe ich jedes erdenkliche Recht dazu. Also pack gefälligst deine Sachen, Mutter, und verschwinde aus unserem Leben!“

      „Selbst wenn ich das täte, würde es nicht das Geringste ändern. Und falls du auf Lottis oder Babettes Schützenhilfe zählst, vergiss es. Sie werden keinen Finger rühren.“

      „Bitte, hört auf“, mischte sich Élisabeth ein, neben der Henriette nun stand, und hielt Françoise am Arm fest. Mit einem Ruck befreite sich die Großtante, ordnete die Falten ihres Kleides und wischte sich über den Ärmel, als würde es sie vor Élisabeths Berührung ekeln.

      „Kann mir mal jemand sagen, warum ihr euch streitet?“, fragte Henriette und blickte zu Françoise. Dabei zog sie den Gürtel ihres Morgenmantels enger und stellte sich demonstrativ an Dianas Seite, die rotgeweinte Augen hatte.

      „Meine

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