Tod in der Ville Close. Jean-Pierre Kermanchec

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Tod in der Ville Close - Jean-Pierre Kermanchec

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gefahren ist.“

      „Das kann nicht sein, Ewen“, schaltete Paul sich in das Gespräch ein.

      „Wir haben seinen Wagen gegenüber der Ville Close gefunden.“

      „Stimmt, das hast du mir schon gesagt, als ich heute Morgen eingetroffen bin.“

      „Nun gut, das ist dann wirklich nicht so viel, Dustin, ich habe gehofft, dass wir etwas mehr erfahren würden. Danke jedenfalls, bis demnächst.“

      Ewen und Paul verabschiedeten sich von Dustin und gingen wieder in ihr Büro.

      Paul kümmerte sich sofort um die Adresse von de Rochefort. Es dauerte auch gar nicht lange, bis er sie in Händen hielt. Sein Erstaunen war groß. Er stand von seinem Schreibtisch auf und ging ins Büro von Ewen.

      „Ich habe eine traurige Nachricht für dich, Ewen“, meinte er, als er ins Büro trat.

      „Wir können nicht nach Paris fahren.“

      „Warum denn das? Hast du Nourilly bereits gefragt?“

      Nourilly, der OPJ, war er der Chef der police judiciaire. Ewen war der Meinung, dass diese Officiers de police judiciaire, im Zuge der Sparmaßnahmen die die Regierung plante, abgeschafft werden könnten, ohne einen Verlust der Polizeiarbeit befürchten zu müssen. In seinen Augen bestand die Hauptaufgabe von Robert Nourilly, dem OPJ, vorwiegend darin, Pressekonferenzen einzuberufen, zu denen er Ewen jedes Mal hinzubat.

      „Nein, Ewen, ich habe soeben die Adresse von Alain de Rochefort erhalten. Er hat seinen Wohnsitz in Paris in einen Zweitwohnsitz verwandelt und ist nach…“, Paul machte eine Kunstpause, um Ewen raten zu lassen.

      „Nach Concarneau gezogen?“

      „Stimmt genau, er hat seinen Erstwohnsitz hierher nach Concarneau verlegt. Er wohnt am Place Duquesne, in der Passage Lanriec. Deswegen auch der Strafzettel dort. Wahrscheinlich hat sein Wagen mehrere Tage auf dem Parkplatz gestanden. Seine Wohnung liegt genau gegenüber der Ville Close.“

      „Dann lass uns sofort nach Concarneau, beziehungsweise zur Passage Lanriec fahren, und uns die Wohnung ansehen. Seit wann wohnt er denn dort?“

      „Der Abmeldung von Paris ist zu entnehmen, dass er bereits vor vier Wochen weggezogen ist.“

      „Mal sehen, was uns dort erwartet.“

      Kapitel 4

      Ewen und Paul brauchten nicht lange für die Strecke von Quimper nach Concarneau. Nach der Abfahrt von der Voie Express zur Passage Lanriec passierten sie das centre ville von Concarneau, oder kreiz kêr, wie die Bretonen sagen und überquerten die Brücke über den Moros. Der Moros, der sich aus dem Zusammenfluss der beiden Bäche Le Moros und Le Val gebildet hatte, floss am Hafen von Concarneau in den Atlantik. Ein Teil des Flusses war gestaut und diente als Trinkwasserreservoir. Die Brücke überspannte den Moros in einer Höhe von ungefähr dreißig Metern. Erst vor einigen Wochen war ein LKW-Fahrer mit seinem Fahrzeug durch das Brückengeländer eingebrochen und hinabgestürzt. Der Fahrer war auf der Stelle tot gewesen. Den Schaden an der Brücke konnte Ewen immer noch sehen als sie jetzt daran vorbeifuhren. Über Tage war es ein Thema in dem Ouest France gewesen. Gleich an der zweiten Ampel nach der Brücke bogen sie zweimal nach rechts ab und erreichten schließlich den Place Duquesne.

      Ewen stellte seinen Dienstwagen ab und überquerte mit Paul den Platz. Beim Aussteigen war ihm aufgefallen, dass man von hier aus einen schönen Blick auf die Altstadt von Concarneau hatte. Von dieser Seite sah die Ville Close ganz anders aus.

      Paul, der sich den Schlüsselbund von de Rochefort eingesteckt hatte, probierte die einzelnen Schlüssel durch. De Rochefort hatte zahlreiche Schlüssel an dem goldenen Anhänger. Der vierte Schlüssel passte und Paul öffnete die Tür zu dem Haus. Schon im Hausflur erkannten sie, dass der Bewohner noch nicht sehr lange hier weilte. Zahlreiche Umzugskartons stapelten sich im Gang. Ewen und Paul stiegen die Treppe nach oben. Die eigentliche Wohnung lag auf den beiden Etagen darüber. Das Wohnzimmer lag gleich rechts neben der Treppe. Es war geräumig und die Fenster gaben den Blick frei auf den Hafen und die Ville Close. Bis auf die leeren Regalböden schien das Zimmer fertig eingerichtet zu sein. Zum Auspacken der Bücher war de Rochefort wohl noch nicht gekommen. Paul ging in die Küche und sah sich dort um, während Ewen das Wohnzimmer einer genaueren Inspizierung unterzog.

      Das Notizheft neben dem Telefon erregte seine Aufmerksamkeit. Er schlug die erste Seite auf und sah, dass Alain de Rochefort seine ganzen Kontakte hier alphabetisch eingetragen hatte. Noch jemand, der lieber mit dem Bleistift umging als sich auf die Elektronik zu verlassen. Für Ewen war ein Smartphone eine Arbeitserschwernis und keine Erleichterung. Es dauerte ihm viel zu lange, wenn er in einem Handy anfangen musste, nach einer dort abgespeicherten Adresse zu suchen. Ihm war schon bewusst, dass es an ihm lag, an seinem Verhältnis zu den neuen Kommunikationsmitteln und an seiner Abneigung der Elektronik gegenüber. Wenn die Batterie sich ihrem Ende zuneigte, war man aufgeschmissen. Das gute alte Notizheft funktionierte immer und brauchte keinen Strom. Er stand mit dieser Auffassung ziemlich alleine im Kommissariat. Auch für Paul gab es nur noch diese multifunktionalen Apparate, die anscheinend alles konnten. Als er vor einigen Monaten mit Paul unterwegs gewesen war, hatte der zu seinem Telefon gegriffen, um die Rollläden in seiner Wohnung zu schließen, weil sich ein Sturm angebahnt hatte. Ewen wollte zuerst nicht glauben, dass das möglich sein sollte. Paul versicherte ihm aber, dass er keine Witze mache, er könnte mit dem Handy seine Rollläden schließen und wieder öffnen.

      Als sie dann später in einem Restaurant saßen, einen Cidre tranken und sich ihre Crêpes schmecken ließen fragte Ewen Paul, ob es wohl möglich wäre, mit dem Handy auch die Flasche zu öffnen. Der Wirt hatte vergessen den Korken zu entfernen. Paul sah ihn verstört an, es dauerte einige Sekunden bis er merkte, dass Ewen ihn auf den Arm nahm.

      Ewen blätterte langsam die einzelnen Seiten durch. Er las die Namen und betrachtete die Telefonnummern. Alles schien völlig normal zu sein. Kein Eintrag erregte seine Aufmerksamkeit, wenn man davon absah, wessen Adressen hier zu finden waren. Für Ewen stand fest, dass so mancher bereit gewesen wäre, für dieses Notizbuch Geld zu bezahlen. Es enthielt die privaten Anschlüsse des Präsidenten, die Telefonnummern von allen Ministern und Staatssekretären und von zahlreichen gut situierten Personen aus der Wirtschaft. Darüber hinaus befanden sich die Verbindungsdaten der wichtigsten Abgeordneten aus den Reihen der PS in dem Heft.

      Ewen nahm das Heft an sich, es könnte vielleicht noch an Bedeutung gewinnen. Dann suchte er nach weiteren brauchbaren Spuren.

      Auf dem kleinen Sekretär neben dem Fenster lag ein weißes Blatt Papier, das wohl als Unterlage gedient hatte, denn es waren darauf durchgedrückte Buchstaben zu erkennen. Ewen sah sich nach einem Bleistift um. Im Sekretär fand er einen kleinen Zinnbecher, der verschiedene Schreibutensilien enthielt. Neben Kugelschreibern, einem Füllfederhalter und einem Drehbleistift entdeckte er auch einen einfachen Bleistift. Er nahm den Bleistift und strich mit der flachen Seite der Spitze über die eingedrückten Stellen. Langsam wurde das Geschriebene sichtbar.

       MD, jf

       12 MJ M

       14 PG

       14 SB

       12 CR

      Es war die Liste, die sie auf dem kleinen Notizzettel gefunden

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