DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings
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Sie verschloss das Haus, ging in ihr Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Sie wimmerte wie ein verletztes Tier.
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Walter und Liliana begrüßten Graf und Kinzel mit großer Herzlichkeit.
Graf schaute sich um.
Walter lebte in einer geräumigen Wohnung, von der aus man einen herrlichen Blick auf die Strände von Miraflores hatte. Im Norden sah man die Insel San Lorenzo vor der Hafenstadt Callao im feinen Dunst der Gischt der sich brechenden Wellen des tiefblauen Pazifischen Ozeans.
Graf schätze, dass die Wohnung über mindestens 400 Quadratmeter verfügte, eher mehr. Allein das Wohnzimmer hatte eine bis zum Boden reichende Fensterfront von sicherlich fünfzehn Metern Länge zur Terrasse hin.
Die Einrichtung war geschmackvoll, mit überwiegend hellen Möbeln und Teppichen und mit Ölgemälden offenbar zeitgenössischer peruanischer Künstler.
Vom Wohnraum aus sah Graf durch zwei weit geöffnete Schiebetüren in ein Esszimmer, an dessen Tisch insgesamt zwölf Stühle standen. Auch das Esszimmer hatte eine Fensterfront zur Terrasse hin. Über sämtlichen Fenstern waren gelb-weiß gestreifte Markisen herabgelassen, die verhinderten, dass sich die Räume bei der intensiven Sonneneinstrahlung zu sehr aufheizten.
Auf der Terrasse standen, im Schatten der Markisen, voluminöse Sitzmöbel aus naturbelassenem Korbgeflecht mit dicken Polstern, deren Bezüge ebenfalls gelb-weiß gestreift waren. Es gab ferner mehrere Liegestühle mit bequem aussehenden Kissen im gleichen Bezug. Entlang des Geländers standen Pflanzenkübel mit üppig wucherndem Grün, Bananenstauden und Palmen.
Liliana de Fernandez bot Getränke an. Graf entschied sich für ein Glas frischgepressten Orangensaft, Kinzel für Whisky und Walter für ein Glas Sherry. Liliana gab die Bestellung an das Dienstmädchen weiter, das wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Alle ließen sich auf den weißen Sofas nieder. Bis das Mädchen die Getränke servierte, erging man sich im Austausch von Höflichkeiten.
Liliana bewunderte insgeheim die Kleidung Grafs. Er trug einen ganz leichten, seidig glänzenden dunkelgrauen Einreiher, dazu ein hellblaues Hemd. Seine dunkelrote Krawatte war hellblau gepünkelt. Sie fand Graf ausgesprochen elegant.
Sie stellte weiterhin fest, dass er am rechten Handgelenk einen goldenen Armreif trug und am linken Handgelenk eine Armbanduhr von Cartier.
Um Punkt ein Uhr ertönte eine melodische Türglocke, und Walter stand auf und ging hinaus, um den Ankömmling zu begrüßen.
Graf hörte aus dem Flur Stimmengemurmel, dann schob Walter Admiral Rogerio Chavez vor sich her ins Wohnzimmer.
`Mein Gott´, dachte Graf. ´Kommt der Kerl tatsächlich im vollen Wichs!´
Admiral Chavez trug eine weiße Sommeruniform. Die vier goldfarbenen Sterne auf seinen Schulterklappen glänzten. Auf seiner Brust prangten eine Ordensspange sowie die Abzeichen seiner bisherigen Verwendungen in der Marine. Der dicke Goldring mit hellblauem Stein am rechten Ringfinger wies ihn als Absolventen der Marineakademie aus.
Chavez machte einen durchtrainierten Eindruck, nicht sehr groß, aber zäh und drahtig. Sein Haar, trotz seiner Altersgleichheit mit Fernandez, war stahlgrau.
Nachdem Chavez Liliana mit Wangenküssen begrüßt hatte, wurden Graf und Kinzel von Walter vorgestellt.
Graf sagte:
"Mi Almirante, es ist mir eine große Freude und Ehre, Sie kennenzulernen."
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Roxana Torreblanca stand auf und trocknete vor dem Spiegel ihre Tränen. Sie nahm einige Eiswürfel aus dem Gefrierfach, wickelte sie in ein dünnes Handtuch und drückte sich dieses auf die verweinten Augen. Ihre linke Wange, auf die Garcia sie geschlagen hatte, tat zwar immer noch weh, war aber wieder abgeschwollen. Seine Schläge hatten Gottseidank keine sichtbaren Spuren hinterlassen!
Sie zog sich weiße Jeans über und eine Bluse, schlüpfte in ein Paar Sandaletten und zog die Augenlider mit einem Stift nach.
Dann verließ Roxana ihr Haus, nicht ohne sorgfältig die Tür abzuschließen, und ging zu ihrem Auto.
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Als Oberst Carlos Garcia schräg gegenüber von Walter Fernandez´ Haus im Schatten einer Palme parkte, war der Wagen von Kinzel noch nicht zu sehen. Es waren auch keine anderen Autos so geparkt, die ihn hätten vermuten lassen, dass sie zu Besuchern dieses Hauses gehörten. Nach zehn Minuten kam der Mercedes von Kinzel vorgefahren, Graf und Kinzel stiegen aus und verschwanden im Hauseingang. Nach einer weiteren Viertelstunde bogen ein schwarzer Toyota und ein schwarzer Dodge um die Ecke und hielten vor Fernandez´ Haus. Garcia glaubte, seinen Augen nicht zu trauen, als aus dem Toyota drei Marinesoldaten heraussprangen und mit den Augen die Umgebung absuchten. Sie trugen Waffen. Erst nach einer halben Minute sprang auch der Fahrer des Dodge aus dem Fahrzeug, ebenfalls in Marineuniform. Er lief um das Auto herum und riss die hintere rechte Tür auf und nahm Haltung an.
Garcia erkannte auf Anhieb den Mann in der blendend weißen Uniform, der jetzt mit festen Schritten auf die Haustür zuging. Er hatte ihn oft in Fernsehnachrichten, aber auch bei offiziellen Paraden gesehen.
Während Garcia beobachtete, wie Admiral Rogerio Homer Chavez, Jefe de la Armada Peruana, darauf wartete, dass sich die Tür öffnete, freute er sich, dass er den richtigen Riecher gehabt hatte.
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Auch Enrique Pato freute sich, dass seine Vermutung richtig gewesen war. Wenn Admiral Chavez in Fernandez Wohnung war, musste es tatsächlich um ein Marineprojekt gehen! Er lauschte über seinen Kopfhörer der Unterhaltung. Er hörte, wie Liliana de Fernandez fragte, was sie Rogerio zu Trinken anbieten könne, wie Chavez Sherry bestellte, und wie Chavez Graf fragte, ob er eine gute Anreise gehabt habe. Pato war erstaunt über das flüssige Spanisch bei Grafs Antwort. Dann wurde ein paar Minuten über die Weltpolitik gesprochen, über die derzeitige Situation in Deutschland, über den sich langsam abzeichnenden wirtschaftlichen Aufschwung in Peru. Man schien sich zuzuprosten, und es wurden Bemerkungen gemacht, wie nett es sei, hier zusammenzutreffen. Er hörte Lilianas Stimme, die sagte:
"Ich ziehe mich zurück, Ihr habt sicherlich etwas zu besprechen."
Er hörte Geräusche, die so klangen, als seien alle aufgestanden, als Liliana den Raum verließ, und das Schließen einer Tür.
Im nächsten Augenblick fluchte Enrique Pato laut auf.
Soeben hatte Graf gesagt:
"Señores, es ist ein so schöner Tag, wollen wir die Unterhaltung auf der Terrasse fortsetzen?"
Pato konnte hören, wie sich Schritte entfernten, und dann war nur noch etwas zu hören, was nur mit viel Optimismus als Stimmengemurmel hätte interpretiert werden können.
Pato betete, dass die Techniker der PIP mit ihren Computern hieraus noch würden etwas herausholen können.
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Roxana war heilfroh, dass Garcias Auto nicht