DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings
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Er rief seine Sekretärin.
"Wo ist Señorita Roxana?" herrschte er sie an.
"Sie hat sich Urlaub genommen, Señor Colonel," war die Antwort.
Garcia überlegte. Was konnte Roxana wissen? Eigentlich nichts. Er hatte ihr nur den Namen Rupert Grafs genannt. Wie konnte sie auf Kinzel gekommen sein? Eigentlich nur, wenn sie Graf persönlich kennengelernt hatte und er seine Arbeit für den Rhein-Ruhr-Stahl-Konzern erwähnt hätte. Das würde bedeuten, sie hätte ihn angelogen! Oder gab es eine andere Möglichkeit? Sie könnte an der Hotelrezeption gefragt haben, wer für Graf das Zimmer reserviert hatte. Unwahrscheinlich! Und wieso, wenn sie ihn nicht mal gesprochen hatte!
Garcia überlegte hin und her. War sie erst heute früh bei sich zuhause aufgetaucht? Garcia konnte sich nicht vorstellen, dass Roxana die Nacht mit Graf verbracht hätte. Aber sie verheimlichte, dass sie Graf getroffen hatte! Die Eifersucht tat ihm körperlich weh.
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"Señor Graf, darf ich Sie bitten, fortzufahren?" fragte Admiral Chavez. "Wir waren gerade bei einem wichtigen Punkt unserer Unterhaltung."
"Selbstverständlich, Señor Almirante." antwortete Graf. Sie hatten wieder auf der Terrasse im Schatten der Markise Platz genommen.
"Es gibt zwei Arten von Argumenten: Die rein sachlichen. Also, Beitrag zum Schutz des Landes, Beitrag zum Schutz und zur Überwachung Ihrer Gewässer, Unterbindung von Schmuggel und Raubfischerei, beides Vergehen, die Ihr Land viel Geld kosten. Interessanterweise wurden Lutz und ich eingeladen, noch heute Nachmittag ein Gespräch mit Ihrem Minister für Fischereiwesen zu führen."
Graf sah Fernandez an.
"Sollte dies bereits ein Resultat unseres Gespräches von gestern sein, Walter, dann darf ich meinen Respekt zum Ausdruck bringen."
Graf fuhr fort:
"Wir werden aber weitere Argumente benötigen wie anzubieten, peruanische Produkte zur Vermarktung in Europa zu kaufen, also, in Gegengeschäfte einzusteigen. Hierdurch würden Arbeitsplätze gesichert oder zusätzliche geschaffen. Wir können darüber nachdenken, zwei der vier Schiffe bei der Werft SIMA in Callao zu bauen. SIMA hat doch in den siebziger Jahren schon mal Fregatten gebaut. Hierdurch könnte der Schiffbau in Peru wiederbelebt werden. Diese Argumentation wäre politisch verkaufbar und würde das Interesse der Öffentlichkeit vom Kauf der Kriegsschiffe ablenken."
Chavez warf Fernandez einen anerkennenden Blick zu, aber der war mit seinen Gedanken beschäftigt.
„Das," fuhr Graf fort, „funktioniert aber nur, wenn Ihre Politiker, die für den Einkauf die Verantwortung übernehmen, sich engagieren. Und damit bin ich bei den weniger sachlichen Argumenten: Walter und ich haben gestern Abend bereits einen Gedankenaustausch geführt, wie er dieses Engagement erreichen will. Ich bitte um Verständnis, Señor Almirante, dass wir auf unserer Seite erst dann größere Summen in die Projektbearbeitung stecken, wenn wir sicher sein können, dass es dieses Engagement gibt."
Kinzel sah bewundernd zu Graf hinüber. Graf hatte kein einziges Mal die Worte ´Geld` oder ´Korruption´ gebraucht, trotzdem war klar, was er meinte.
"Das heißt, Señor Graf, wir haben Hausaufgaben zu machen?" fragte Chavez.
"Ja, Señor Almirante," antwortete Graf, "Ich würde mich gerne mit Ihnen auf einen Aktionsplan einigen, mit dem wir alle wenig Zeit verlieren. Heute Nachmittag gehen Señor Kinzel und ich zu Minister Bustamante, um zu hören, was er will. Das Ergebnis werde ich Sie wissen lassen. Ich möchte gerne vorschlagen, dass die Peruanische Marine uns offiziell zu Gesprächen über die Schiffe einlädt. Dabei wäre nicht schlecht, von vornherein das Interesse an einem möglichst preiswerten und rein defensiven Schiff, wie wir es vorhin diskutiert haben, zum Ausdruck zu bringen. Es wird hierzu reichen, wenn dieses Schreiben an das Büro von Herrn Kinzel gerichtet ist. Damit schaffen wir eine Aktenlage. Wir werden die Einladung annehmen und mit einer Gruppe von Technikern zu einer Präsentation unserer Schiffsentwürfe nach Lima kommen. Parallel dazu möchte ich Sie, Walter, bitten, im Sinne unseres gestrigen Gespräches weiter die Fühler auszustrecken, wie die notwendige Unterstützung erreicht werden kann."
Graf machte eine Pause.
"Sollten wir ein Zeichen bekommen, dass Ihre Beschaffungspläne, Señor Almirante, von der Regierung mitgetragen werden, dann kann alles zügig gehen. Einen passenden Schiffsentwurf, der an Ihre spezifischen Anforderungen angepasst werden müsste, haben wir. Die Ausarbeitung eines detaillierten Angebotes mit exakten Zahlen dürfte nicht länger als drei Monate dauern. Für den Aufbau einer Finanzierung rechne ich mit einem halben Jahr. Die Vertragsverhandlungen sollten ebenfalls nicht länger als drei Monate dauern, die Verhandlung der Kreditverträge nochmal denselben Zeitraum. Vielleicht lässt sich das eine oder andere straffen. Mit Glück und Unterstützung könnte in anderthalb Jahren ein Vertrag in Kraft sein."
Admira Chavez räuspertesich.Dann sagte er:
"Señor Graf, ich darf Ihnen für Ihre Ausführungen herzlich danken. Vor allem freue ich mich, dass Sie trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation, in der sich mein Land befindet, nicht von vornherein meinem Vorhaben keine Chancen einräumen. Insofern bin ich froh über die aufgezeigten Perspektiven. Ich möchte Sie und Señor Kinzel gerne, wenn Ihre Pläne es erlauben, für morgen in das Casino unserer Marine zu einem Mittagessen einladen, zu dem ich zwei meiner engsten Mitarbeiter hinzuziehe. Ich wäre dankbar, wenn Sie bei dieser Gelegenheit einige der heute geäußerten Gedanken noch einmal wiederholen wollten. Bitte gestatten Sie mir, mich zurückzuziehen. Es war ein sehr interessantes Gespräch!"
Chavez stand auf, und die drei anderen erhoben sich ebenfalls.
Bevor Chavez, begleitet von Walter Fernandez, zur Tür ging, sagte er noch:
"Ich möchte Ihnen noch sagen, dass mein Freund und Verwandter Walter mein volles und absolutes Vertrauen genießt, und zwar in allen, ich wiederhole, in allen Fragen. Hasta mañana, Señores."
`Aha´, dachte Graf.
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Enrique Pato hörte in seinem Kopfhörer, wie Chavez und Fernandez das Wohnzimmer betraten.
"Und? Bist du zufrieden?" fragte Fernandez.
"Ja, absolut. Vielen Dank, Walter. Ich denke, es war ein sehr gutes Treffen."
"Ich hatte heute früh ein Treffen mit Minister Bustamante. Ich wollte ihn motivieren, unser Projekt zu unterstützen und mit Scaloni darüber zu reden. Er hat mich praktisch rausgeschmissen. Und dann ruft er Graf an und will ihn heute noch sehen! Ich hoffe, ich habe keinen Schaden angerichtet."
"Bustamante? Es wäre nicht schlecht, ihn auf unserer Seite zu haben, gerade bei seiner engen Freundschaft mit Scaloni."
"Ja, hatte ich auch gedacht. Aber er wurde plötzlich völlig wild! Ich hoffe, dass das keine negativen Auswirkungen hat. Womöglich beschwert er sich bei dir über mich. Oder macht das Projekt kaputt. Dem traue ich alles zu."
"Walter, ich hab´ ihm neulich gesagt, dass ich neue Schiffe brauche, wenn ich seine Fischgründe schützen soll. Wo ist Liliana? Ich will mich von ihr verabschieden."
Die Schritte entfernten sich.
Pato konnte aus seinem Apartment