DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу DAS GESCHÄFT - TEIL 1 - Christoph Hoenings страница 18
Die Zahl.
Das konnte nur eine Zahl von Fernandez und Chavez sein!
Hier ging es darum, dass der Chef der Marine und Fernandez abkassieren wollten, ganz klar. Und was war mit der Unterstützung durch Minister Bustamante?
Enrique Pato hoffte, dass die Computer der PIP in der Lage wären, aus der Unterhaltung auf Fernandez´ Terrasse etwas herauszufiltern. Er beschloss, Nasini zu informieren.
Was verwirrte, war der Anruf der Frau, mit der Graf die Nacht verbracht hatte, in Kinzels Büro.
Was das sollte, konnte er überhaupt nicht nachvollziehen. Die war doch von Garcia auf Graf angesetzt! Was sollte dieser Anruf? Wollte Garcia wissen, ob Graf und Kinzel bereits unterwegs zu Fernandez waren? Wenn Garcia, wie Pato vermutete, Kinzels Gespräche abhörte, musste er gewusst haben, dass zur Zeit des Anrufs der jungen Frau Kinzel und Graf längst nicht mehr im Büro, sondern in Fernandez Wohnung sein würden! Oder hörte er Kinzel nicht ab? Etwas passte nicht zusammen!
Enrique Pato kam zu dem Schluss, dass er sich Oberst Garcia und Señorita Roxana Torreblanca näher ansehen müsste. Aber zunächst nahm er das Telefon und wählte eine hausinterne Nummer. Nach dreimaligem Klingeln wurde abgehoben.
„Onkel Maximo, hättest du ein paar Minuten Zeit für mich?"
"Komm rüber, mein Junge!"
----
Als Graf an der Hotelrezeption vorbeiging, kam der Portier mit einigen Briefumschlägen in der Hand auf ihn zugeeilt.
"Señor Graf, es sind Nachrichten für Sie angekommen!"
Graf bedankte sich und fuhr mit dem Aufzug zu seinem Zimmer.
Unter den Telefaxen, die überwiegend aus Deutschland kamen und ihn baten, verschiedene Dinge zu erledigen, Leute anzurufen, die nach ihm gefragt hatten, fand Graf auch eine handgeschriebene Nachricht.
In einer niedlichen Handschrift stand da über einer mehrstelligen Zahl:
"Bitte rufe mich dringend unter dieser Nummer an, egal wann Du kommst! Es ist wichtig! Bitte! In Liebe, Roxana"
Die Worte ´dringend´, ´wichtig´ und ´bitte´ waren unterstrichen.
Graf schaute auf die Uhr. Es war halb vier, also in Deutschland halb elf nachts. Zu dieser Zeit konnte er dort ohnehin niemanden mehr erreichen. Er wählte, auch weil er neugierig war, die von Roxana angegebene Nummer.
Es wurde sofort abgehoben.
"Rupert, vielen Dank, dass du anrufst. Ich muss dich sehen, wo bist du?"
"Im Hotel, Roxana. Warum diese Eile?"
"Du und dein Kollege, Kinzel, ihr werdet überwacht. Ich muss dir die Einzelheiten sagen. Bitte!"
Graf überlegte einen Moment. Woher kannte sie den Namen Kinzel? Und woher konnte sie das wissen? Todsicher nicht aus ihrer Kirchentätigkeit! Na, hier in Lima war was los!
"Roxana, ich werde um fünf Uhr zu einem weiteren Gespräch abgeholt. Wann kannst du hier sein?"
"In zehn Minuten."
"Ja, dann komm! Komm´ gleich in mein Zimmer."
Graf dachte nach. Außer der Frage, was er hier machte, und seiner flapsigen Antwort, war über seine Aufgaben hier gestern Nacht nichts mehr gesagt worden. Roxana hatte nicht weiter gefragt, weder nach den Leuten, die ihn begleitet hatten, noch nach der Dauer seines Aufenthaltes, nicht mal nach seinem Privatleben.
Naja, gleich würde er mehr hören.
Graf führte einige Telefonate mit Geschäftspartnern in den USA und in Argentinien. Da müsste er auch bald wieder hin.
Roxana. Ihre Arbeitsbeschreibung im Sozialdienst hatte nicht unglaubwürdig geklungen. Ein nettes Mädchen. Dass sie so schnell mit ihm ins Bett kam, wunderte ihn nicht. Junge Frauen waren heute überall in der Welt emanzipiert genug, ihre sexuellen Wünsche umzusetzen. Was Männern zugestanden wurde, sollte nach Grafs Meinung auch Frauen zustehen. Er hatte kein schlechtes Gewissen gegenüber seiner Freundin Petra in Deutschland. Sie kannten sich bereits seit Jahren und hatten von beiden Seiten die Beziehung offen gehalten.
---
Ein Klopfen an der Tür riss Graf aus seinen Gedanken.
Als er öffnete, hing Roxana sofort an seinem Hals.
"Rupert, Gottseidank!"
Graf führte Roxana zu der Sitzgruppe am Fenster und nötigte sie, sich zu setzen. Er knipste den Fernseher an und stellte ein Programm auf Zimmerlautstärke ein. Dann setzte er sich neben sie und streichelte ihr Handgelenk.
Roxana legte ihren Kopf an seine Brust.
"Was ist los?" fragte Graf.
Roxana schluckte. Es war so angenehm in seiner Nähe. Das Gefühl, wie er einfach ihr Handgelenk streichelte, mit seiner warmen Hand, war so wunderbar und so beruhigend!
"Rupert, ich habe dich gestern Nacht belogen. Ich arbeite für eine Geheimdienststelle, die sich mit Deutschland befasst."
Das Streicheln an ihrem Handgelenk war bei ihren Worten im gleichen Rhythmus weitergegangen, als ob sie über das Wetter gesprochen hätte.
"Mein Chef heißt Oberst Carlos Garcia. Er hatte mich hergeschickt, ich sollte dich kennenlernen und ausfragen, weil er nicht weiß, was du hier willst. Er überwacht auch einen Herrn Kinzel und einen Mann namens Walter Fernandez. Ich weiß nicht, warum. Und Garcia hat, obwohl sonst üblich und vorgeschrieben, keinerlei Akten oder Dateien über euch angelegt. Und ich habe mich in dich verliebt. So, jetzt ist es heraus."
Er spürte an ihrem Handgelenk die Schnelligkeit ihres Pulses.
"Ist das alles?" fragte er.
"Ja, wieso?"
"Dass ich in meinem Job alle möglichen Dienste anziehe, ist nicht ungewöhnlich. Das ist normal, wenn es um große Beschaffungsvorhaben geht, in die staatliche Stellen eingeschaltet sind. Wahrscheinlich wird sogar diese Unterhaltung mitgehört. In manchen Ländern kann man keinen Schritt tun, ohne dass man überwacht wird. Manchmal ist es kaum zu merken, manchmal ist es sehr offensichtlich. Garcia, ist das so ein kleiner, dicklicher, einigermaßen kahl, und einem Gesicht wie ein Hamster?"
"Ja, genau. Hast du ihn schon gesehen?"
"Ja, gestern, einmal hier im Hotel, und später beim Abendessen. Aber dir ist klar, dass es für dich unangenehm werden kann, wenn du dich einmischst. Wir sollten uns besser nicht mehr treffen."
Das war das Letzte, was Roxana wollte!
"Rupert, Garcia hat mich heute früh bedroht. Ich habe mir daraufhin ein paar Tage Urlaub genommen und bin zu einer Freundin gezogen. Ich möchte so gerne bei dir bleiben!"
Graf überlegte einen Moment.
"Was passiert, wenn er uns zusammen sieht?"
"Es gibt Theater!